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Unheiliger Amumbo – warum Hebel-ETFs keine guten Investments sind

Wie viel haben Fondsanleger und Investoren in Meme-Aktien, Kryptos und Hebelprodukte gemein? Zunächst scheinbar wenig. Zumeist gehören die beiden Gruppen unterschiedlichen Alterskohorten an, und wir wissen, dass der Umgang zwischen Generationen so seine Herausforderungen mit sich bringt. Fondsanleger gehören oft zur Generation 50-plus, die jüngere Generation ist eher mit Krypto-Investments unterwegs. Doch sie haben mehr Berührungspunkte, als es scheint. Mögen die einen die FAZ lesen, Fondsmanager aus Fleisch und Blut interessant finden und wegen der Erfahrung mit Aktien-Crashs (2000–03; 2008–09) mehr auf Sicherheit bedacht sein, letztlich wollen auch sie Rendite. Genau wie jüngere Anleger, die ihre Informationen aus Social Media ziehen, von Kapitalmarktkrisen weniger geprägt wurden und folglich risikoreicher investieren.

Die beiden Anlegerwelten werden von ETFs zusammengebracht. Börsengehandelte Indexfonds ziehen klassische Fondsanleger und jüngere Investoren an, weil alle inzwischen wissen, dass Diversifikation, eine stabile Vermögensaufteilung und niedrige Kosten der Weg zum Anlageerfolg sind – es ist dabei einerlei, ob sie „Machst du auch den MSCI World?“ dazu sagen oder „Investieren Sie auch in ETFs?“. Und so füttern die Jungen wie die Alten ETFs – die einen mit Sparplänen, die anderen mit Einmalanlagen – jeder nach seinen Möglichkeiten. Beiden Gruppen gemein ist auch, dass sie zumeist gute Erfahrungen mit ETFs gemacht haben, genauer gesagt: mit MSCI-World-ETFs.

Ich habe immer wieder über die Schwächen dieses Index geschrieben, aber die Kritik am MSCI World wird durch eine vermeintliche Produktinnovation in den Schatten gestellt: die Einführung eines Hebel-ETFs auf diesen beliebten Index. Der Fondsanbieter Amundi hat Ende August einen zweifach gehebelten ETF auf den MSCI World aufgelegt. Es ist der erste seiner Art. Hebel-ETFs versprechen maximal die doppelte Rendite des zugrunde liegenden Index. Sie bescheren Anlegern in der Realität aber leider bestenfalls einen ineffizienten Marktzugang, schlimmstenfalls finanziellen Schiffbruch. 

Im Hebel mag für manche die Würze liegen, er bringt vielen Anlegern schmerzliche Verluste – bis hin zum Totalschaden – mitunter auch, wenn der zugrunde liegende Markt längerfristig nach oben und damit in die gewünschte Richtung strebt. Das liegt daran, dass der Hebel jeden Tag „glattgestellt“ wird. Hebel-ETFs haben keine „Erinnerung“. Sie rechnen jeden Tag aufs Neue mit dem aktuellen Kurswert und nicht mit dem Einstiegskurs des Anlegers. Das führt bei Schwankungen zu besonders hohen Abweichungen vom Basiswert. Die BaFin hat in einer lesenswerten Untersuchung bereits im Jahr 2020 nachvollziehbar die negativen Effekte des sogenannten Volatility Drags berechnet. Weil die meisten Anleger diese Produkte länger als einen Tag lang halten, setzen sie Hebel-ETFs falsch ein.

Leider sind Hebel-ETFs mit zunehmender Dauer der Hausse der letzten 15 Jahre immer beliebter geworden. Ein Hebel-ETF auf den MSCI USA wurde von der Reddit-Community bereits als „Heiliger Amumbo“ geadelt. Die Wortkreation basiert auf der Kombination aus „Amundi“, dem Fondsanbieter, und „Jumbo“, der erhofften Turbo-Performance. In diesem ETF steckt inzwischen mehr als eine Milliarde Euro – wie auch im nur unwesentlich kleineren Hebel-ETF auf den Index Nasdaq 100, ebenfalls ein Produkt des Hauses Amundi. Dass die Franzosen nun Alt und Jung mit einem Hebel-ETF auf den MSCI World beglücken wollen, sollte beide Gruppen erneut zusammenführen: in der gemeinschaftlichen Ignorierung dieses Unfugs. Es gibt da draußen viele gute ETFs – Hebel-Produkte gehören nicht dazu.

Autor

  • Ali Masarwah ist Fondsanalyst und Geschäftsführer von envestor. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Fonds und ETFs, zuletzt als Analyst beim Research-Haus Morningstar.

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