Envestor nimmt sich die Qualität von Europas Fondsanbietern vor. Auf der Basis des beliebten Morningstar Sterne Ratings analysieren wir, welche Häuser die besten aktiv verwalteten Fonds am Markt haben. Teil I: Die größten Häuser am Markt und ihre Fonds-Ratings.
Aktiv verwaltete Fonds sind in der Defensive. Indexfonds sind im Vertrieb der Renner, und Fondsmanager geraten immer mehr ins Hintertreffen. Auch wenn die Qualität von ETFs in großen Anlageklassen überzeugen, werden aktiv verwaltete Fonds zu Unrecht ins Abseits gestellt. Wir haben ermittelt, dass aktiv verwaltete Fonds durchaus eine gute Bilanz aufweisen können, wenn die Kosten niedrig sind. Im vergangenen Herbst hat envestor in einer viel beachteten Untersuchung gezeigt, dass die Erstattung von Vertriebsgebühren (und deren umgehende Re-Investition) die Performance-Bilanz aktiv verwalteter Fonds signifikant verbessern kann.
Wer hat die besten Fonds in Europa?
Heute analysieren wir die Qualität aktiv verwalteter Fonds auf Ebene der Fondsgesellschaften (im folgenden KVG, Kapitalverwaltungsgesellschaften). Wir verwenden als Maßstab dafür das Morningstar-Sterne-Rating für Fonds (siehe dazu die Hinweise am Ende des Textes). Für diesen Zweck aggregieren wir das Rating auf Ebene der Fondsgesellschaften und ermitteln den Durchschnitt der bewerteten Fonds einer Gesellschaft. Um nicht nur die Qualität der Fondspalette insgesamt zu ermitteln, sondern auch differenziertere Aussagen zu einer Gesellschaft zu ermöglichen, haben wir das Rating unterteilt nach Aktien-, Misch- und Rentenfonds.
Im ersten Teil des envestor KVG-Ratings geben wir einen Überblick über die größten Anbieter aktiv verwalteter Fonds am Markt und deren Ratings. Im zweiten Teil stellen wir die besten großen Häuser, im dritten die besten kleinen Anbieter aktiv verwalteter Fonds vor. Fangen wir mit den Dickschiffen an. Die untere Tabelle gibt den oberen Ausschnitt des Größen-Rankings wider. Sie ist nach dem Vermögen der Gesellschaften in Fonds mit Morningstar-Sterne-Ratings sortiert. Die vollständige Tabelle können Sie als pdf herunterladen.
Bewertetes Fondsvermögen in Millionen Euro, alle Daten per 31.12.2023, Quelle: Morningstar
Wie aus der oberen Tabelle hervorgeht, hat Blackrock mit gut 206 Milliarden Euro europaweit das höchste Vermögen, das in Fonds mit Morningstar Sterne Ratings steckt. Das verwundert nicht, da BlackRock der weltgrößte Vermögensverwalter ist und eine große Präsenz in Europa hat. Bemerkenswert ist die Größe deshalb, weil BlackRock vor allem als ETF-Anbieter unter der Marke iShares hierzulande bekannt ist.
Mit einem Rating von 3,38 Sternen bringt es BlackRock bei aktiv verwalteten Fonds auf ein überdurchschnittlich gutes Rating. Risiko-adjustiert fällt die Performance von BlackRock-Fonds also besser aus als die Note 3,0. Besonders gut schneiden dabei die BlackRock-Aktienfonds ab, die im Schnitt auf ein Morningstar Rating von 3,61 Sterne kommen. Es folgen Anleihenfonds mit einem Rating von 3,23 Sternen, gefolgt von Mischfonds, die mit beinah durchschnittlichen 3,16 Sternen weniger überzeugen.
Das zweitgrößte Haus ist europaweit JPMorgan Asset Management mit einem bewerteten Vermögen von gut 182 Milliarden Euro. Das Gesamt-Rating fällt mit 3,51 Sternen besser ab als das von BlackRock. Besonders überzeugen die Aktienfonds von JPMorgan, gefolgt von Misch- und Rentenfonds.
Das drittgrößte Haus Nordea kommt wiederum auf durchschnittlich 3,44 Sterne, wobei hier die Mischfonds am meisten überzeugen.
Deutsche Häuser mit Licht und Schatten
Es folgen auf den Rängen vier und fünf kommen zwei deutsche Häuser, Union Investment und die DWS. Union Investment weist mit 176,5 Milliarden Euro das meiste Vermögen unter deutschen Anbietern auf. Anhand des Beispiels der genossenschaftlichen Union Investment zeigt sich, dass große Häuser oft mittelmäßig abschneiden. Das liegt einerseits deshalb in der Natur der Sache, weil Vollsortimenter nicht überall gleich gut sind. Hier tendieren die Ratings insgesamt Richtung Mittelwert – also dem Durchschnittswert 3,0.
Auffällig ist hier allerdings, dass Union Investment auf ein unterdurchschnittliches Rating von insgesamt 2,99 Morningstar Sternen kommt. Wer also eine Volksbank aufsucht und in Fonds investieren möchte, sollte bedenken, dass die Qualität der Fonds des hauseigenen Fondsmanagers der Volks- und Raiffeisenbanken im Schnitt unterdurchschnittlich ist. Besonders schwach sind die Rentenfonds von Union Investment, die im Schnitt auf nur 2,68 Sterne kommen.
Besser, aber nicht brillant, schneidet die Deutsche-Bank-Tochter DWS ab; deren Fonds kommen auf ein überdurchschnittlich gutes Rating von 3,28 Sternen, wobei vor allem die Mischfonds überzeugen. Fonds wie der DWS Multiple Opportunities oder der DWS Concept Kaldemorgen kommen – je nach Fondsklasse – auf gute bis sehr gute Ratings.
Die besten großen Fondshäuser - und die schlechtesten
Die besten großen Häuser, die wir uns in der kommenden Woche näher anschauen werden, sind die britische Royal London mit 4,0 Sterne-Ratings (nicht in Deutschland verfügbar), gefolgt von der Kölner Gesellschaft Flossbach von Storch. Das Banken-unabhängige Fondshaus kommt auf 3,94 Sterne im Schnitt. Am besten schneiden dabei interessanterweise nicht die bekannten Mischfonds ab, sondern die Rentenfonds. Der FvS Multiple Opportunities kommt auf ein Vier-Sterne-Rating, der flexibel investierende Rentenfonds FvS Bond Opportunities erreicht dagegen Bestnoten.
Auch die aktiv verwalteten Fonds des Hauses Robeco schneiden deutlich überdurchschnittlich ab. Besonders stark sind die Niederländer im Aktienbereich, wo die Durchschnitts-Ratings bei hervorragenden 3,75 Sternen liegen
Die schwächsten unter den großen Fondsanbietern in Europa sind die italienischen Anbieter Mediolanum und Eurizon sowie die spanischen Häuser Santander und CaixaBank. Deren Produkte sind hierzulande kaum bekannt und glücklicherweise oft nicht erhältlich. Südeuropäische Investmentfonds sind bekannt dafür, die höchsten Gebühren in Europa mit sich zu schleppen, was erkennbar die Rendite schmälert. Auch in Deutschland stark vertretene Anbieter wie Amundi, BNP Paribas, KBC und Franklin Templeton vermögen nicht zu überzeugen.
In den nächsten Wochen werden wir die besten großen sowie die besten kleinen Fondshäuser Europas beleuchten. Unser envestor KVG-Rating soll Anleger ermutigen, sich näher mit den Anbietern aktiv verwalteter Fonds auseinanderzusetzen.
Erläuterungen zur Methodik
Unserer Auswertung liegt das Morningstar Rating für Fonds zugrunde, das oft als Sterne-Rating bezeichnet wird. Es handelt sich um eine quantitative Bewertung der historischen Performance und des historischen Risikos von Fonds. Es wird auf einer Skala von 1 bis 5 Sternen vergeben. Dabei bekommen die zehn Prozent besten Fonds einer Fondskategorie ein Fünf-Sterne-Rating. Die nachfolgenden 22,5 Prozent erhalten vier Sterne, die schlechteren 35 Prozent erhalten drei Sterne, die nachfolgenden 22,5 Prozent bekommen ein Zwei-Sterne-Rating, und die schlechtesten zehn Prozent der Fonds einer Kategorie halten ein Ein-Sterne-Rating. Das Sterne-Rating ist streng genommen ein Ranking der risikobereinigten Rendite einer homogenen Fondsgruppe.
Für unsere Analyse haben wir im ersten Schritt auf Ebene der Fonds ein repräsentatives Rating ermittelt, indem wir die Ratings der einzelnen Fondstranchen kapitalgewichtet zu einem Rating zusammengefügt haben. Um die Qualität der Fonds einer Gesellschaft zu ermitteln, haben wir das einfache Durchschnitts-Rating pro Fonds verwendet. Wir haben ein Gesamt-Rating pro Fondsgesellschaft ermittelt wie auch das durchschnittliche Rating ihrer Aktien-, Renten- und Mischfonds. Stand der Daten ist der 31.12.2023. Wir haben alle Fondsgesellschaften im envestor KVG-Rating mit einem bewerteten Vermögen von über fünf Milliarden Euro berücksichtigt. Das oberste Größenquartil der insgesamt 200 ermittelten Fondsanbieter entspricht dem Rating der großen Häuser, die 150 nachfolgenden Häuser finden sich im Rating der kleinen Häuser wieder, die wir in den nächsten Wochen vorstellen.
In die Auswertung eingeflossen sind 75.079 Anteilsklassen mit Ratings, die 20.052 genuine Einzelfonds bilden. Sie decken einen großen Teil der in Europa domizilierten aktiv verwalteten Fonds ab. Nicht berücksichtigt sind Fonds, die noch keine drei Jahre alt sind, weil diese kein Sterne-Rating erhalten. Ausgeschlossen sind auch Fondsgruppen, die kein Rating erhalten, dazu gehören alternative Fonds, die auch auf der Ebene einzelner Fondskategorien nicht hinreichend homogen sind, aber auch Geldmarktfonds, bei denen die Unterschiede sehr oft kaum wahrnehmbar sind, offene Immobilienfonds, denen nicht mit herkömmlichen Rendite-Risiko-Kennziffern beizukommen sind. Ausgeschlossen sind ETFs und nichtbörsennotierte Indexfonds, auch dann, wenn sie aktiv verwaltet werden.
Autor
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Ali Masarwah ist Fondsanalyst und Geschäftsführer von envestor. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Fonds und ETFs, zuletzt als Analyst beim Research-Haus Morningstar.
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