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DWS Top Dividende – Klassiker mit Manövrierschwierigkeiten

Der DWS Top Dividende ist einer der bekanntesten Aktienfonds in Deutschland. Er hat sich mit seiner konservativen Strategie über Jahrzehnte das Vertrauen vieler Anleger verdient. Doch die Performance hat in den vergangenen Jahren zu wünschen übrig gelassen. Vor allem ein Aspekt wirft für Anleger Fragen auf. Unser Analyse-Update.

DWS Top Dividende: Fondsstrategie und Manager

Der DWS Top Dividende verfolgt eine Dividendenstrategie, die auf drei Pfeilern steht: Dividendenrendite, Dividendenquote und Dividendenwachstum. Wie bei vielen klassischen Dividendenansätzen steht die Dividendenrendite im Vordergrund. Doch es geht längst nicht nur darum, Anlegern eine hohe Ausschüttung zu liefern: Die Minimierung von Verlustrisiken spielt eine entscheidende Rolle, weshalb das Management um Thomas Schüssler regelmäßig Cash (teils bis zu zehn Prozent) und Anleihen als Sicherheitsanker ins Portfolio nimmt. Im Zuge der sehr hohen Mittelzuflüsse bis 2023 wurde das Anlageuniversum erweitert – 23 Milliarden Euro sind kein Pappenstiel! Das hohe Vermögen beschränkt die Aktienauswahl auf sehr große Unternehmen. Sogenannte Mega Caps sind aber nicht immer die besten Dividendenzahler. Zudem wurde in den vergangenen Jahren die Titelauswahl auf Branchen ausgedehnt, die mutmaßlich nicht zu den Favoriten eines Dividendenmanagers gehören. Auch wenn der Fonds seit 2024 rund 1,5 Milliarden Euro an Abflüssen hinnehmen musste, bleibt der DWS Top Dividende ein Tanker.

In den letzten Jahren ist eine zunehmende Bewegung in Richtung zyklischer Werte zu beobachten: Die langjährige Übergewichtung von Versorgern, Konsumgütern und Pharma wurde zugunsten von Finanz-, Energie- und Rohstofftiteln reduziert. Zudem hat die DWS im Rahmen ihrer ESG-Orientierung Tabakwerte vollständig abgestoßen. Der Wandel zeigt sich auch in Gold-Investments: Neben Goldminenaktien wurde physisches Gold via ETCs gekauft. Das steht im Widerspruch zur Dividendenlogik, da Gold bekanntermaßen keine Erträge abwirft. Mit der Herausforderung der schieren Größe reagiert das Team Schüssler auf, nun ja, kreative Weise.

Mit Schüssler ist ein erfahrener Manager für den DWS Top Dividende verantwortlich. Die Fonds-Rating-Agentur Morningstar sieht personelle Wechsel in seinem Team kritisch, aber für Anleger nicht als Show Stopper. Der größte Unsicherheitsfaktor bei dem Fonds ist jedoch das hohe Vermögen und damit die künftige Flexibilität der Strategie.

Portfolio-Analyse

Das Portfolio des DWS Top Dividende manifestiert seine Value-Orientierung: Laut Morningstar-Daten liegt das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis bei 14,5 (Kategorie der globalen Dividendenfonds: 16,4), die durchschnittliche Dividendenrendite beträgt 3,77 Prozent gegenüber 3,39 Prozent für die Fondskategorie. Die Sektorgewichte zeigen einen Schwerpunkt bei Finanzwerten (25,5 Prozent), gefolgt von Gesundheit (14,2 Prozent), Energie (10,5 Prozent) und Rohstoffen (9 Prozent). Technologie und konsumorientierte Titel sind unterdurchschnittlich besetzt. Auffällig ist der nach ESG-freundlicheren Prinzipien umgestellte Mix – zum Beispiel der vollständige Tabak-Ausstieg oder die Reduzierung klassischer defensiver Sektoren. Die Konzentration auf Large Caps sticht ins Auge, wie auch eine gewisse Verwässerung der Quality-Komponente (Stichwort: Dividendenwachstum) zugunsten zyklischer Unternehmen.

Unter den größten Positionen (Stand Mai 2025): Agnico Eagle Mines (4,4 Prozent), TSMC (2,9 Prozent), Shell (2,7 Prozent), TotalEnergies (2,3 Prozent), AXA (2,2 Prozent), Hannover Rück (2,2 Prozent), DNB Bank (2,1 Prozent), Nestlé (2,0 Prozent), Deutsche Telekom (2,0 Prozent), Enbridge (2,0 Prozent). Die zehn Top-Werte bündeln 38 Prozent des Fonds, das entspricht dem Profil der Kategorie der global anlegenden Dividendenfonds.

DWS Top Dividende: Die Performance

In Abwärtsjahren überzeugt der DWS Top Dividende unverändert durch begrenzte Verluste, bei Marktaufschwüngen hinkt er jedoch der Peer Group und dem Index regelmäßig hinterher. Das Ziel, Risiken zu minimieren, wurde zwar erreicht – die Downside-Capture-Ratio liegt bei 63 Prozent (Kategorie: 81 Prozent), die Upside-Capture jedoch nur bei 59 Prozent (Kategorie: 86 Prozent). Die Sharpe Ratio der letzten drei Jahre beträgt 0,34 (Kategorie: 0,59). Das bedeutet, dass risiko-adjustierte Rendite relativ schwach ist. So manche Abflüsse der vergangenen zwei Jahre dürften dem Umstand geschuldet sein, dass auch konservative Anleger Renditeansprüche haben. Über 15 Jahre lag der Fonds mit 6,4 Prozent Rendite pro Jahr klar hinter MSCI World (9,0 Prozent) und dem High Dividend Index (7,4 Prozent) zurück.

DWS Top Dividende Tabelle

Performance in Euro und Prozent, per 30.7.2025, Quelle: Morningstar.

Die Performance-Bilanz über die vergangenen Jahre war gemischt bis schwach. Seit 2019 lag der Fonds laut Morningstar fast durchgängig im vierten, also schwächsten, Quartil globaler Dividendenfonds – nur 2022 schaffte es der DWS Top Dividende unter das beste Viertel der Vergleichsfonds. Auch in diesem Jahr liegt der Fonds im ersten Quartil. Damit ist er – im Gegensatz zur Performance 2020 – seinem Ruf als Volatilitätsdämpfer gerecht geworden.

Risiko

Der DWS Top Dividende drückt das Aktienrisiko spürbar: Die Volatilität beträgt über drei Jahre 8,2 Prozent (Kategorie: 10,3 Prozent, Index: 11,7 Prozent). Der maximale Drawdown in diesem Zeitraum lag bei –8,46 Prozent; Kategorie und Index brachen mehr als doppelt so stark (–15,73 Prozent bzw. –15,82 Prozent) ein. Das Beta, also die Marktsensitivität, ist mit 0,74 klar unter dem Kategorie-Niveau. Es gibt auch ESG-Risiken: Nachhaltigkeitsfans mögen den schwachen Morningstar-Carbon-Score von 8,49 vor allem wegen des hohen Rohstoff-Exposures bemängeln, doch wer in den DWS Top Dividende investiert, wird schwerlich einen ESG-Champion erwarten. Wichtiger ist für die meisten Anleger, dass auch Ausbleiben einer auskömmlichen Performance ein Risiko sein kann.

Kosten

Die laufenden Kosten liegen bei 1,45 Prozent pro Jahr. Der Durchschnitt der Vergleichsgruppe liegt bei jährlichen Kosten von 1,57 Prozent. Die Kosten sind für einen aktiv gemanagten Fonds insofern wettbewerbsfähig, wenn auch nicht herausragend günstig. Morningstar-Analysten haben wiederholt bemängelt, dass nach dem starken Vermögenswachstum die Skaleneffekte nicht an Anleger weitergegeben wurden. Doch es gibt gute Nachrichten: Bei envestor wird grundsätzlich kein Ausgabeaufschlag fällig. Vor allem reduziert jedoch der envestor-Cashback die Gebühren deutlich. Jedes Quartal erhalten Kunden von envestor die Bestandsprovisionen, die die Manager aktiv verwalteter Fonds an den Vertrieb zahlen, zu 100 Prozent zurück. (Es fällt eine Servicegebühr an.) Wie hoch die Cashbacks genau sind, ermitteln Sie unter Eingabe der ISIN im envestor Cashback-Rechner.

Perspektiven

Der DWS Top Dividende bleibt für vorsichtige Anleger eine solide Investmentoption – defensive Stabilität, breite Diversifikation und ordentliche Ausschüttungen sichern die Rolle als Einstiegsfonds für risikoaverse Anleger. Die Schwächen des Fonds sind die Kehrseite der Sicherheitsmedaille: In starken Bullenmärkten, besonders in Rekordjahren bei Tech und Growth, bleibt der Fonds deutlich zurück.

Kritisch ist das hohe Fondsvermögen, das auch eine Rolle bei der zunehmenden Verbreiterung des Portfolios und der stärkeren Ausrichtung auf zyklische Aktien gespielt haben dürfte. Zugleich beschränkt das Vermögen von 23 Milliarden Euro das Anlageuniversum auf große Unternehmen. Das Investment in physisches Gold dürfte viele Dividendenfans ebenfalls kritisch sehen. Im aktuell unsicheren Umfeld – Stichwort Trump-Chaos – kann der DWS Top Dividende punkten – vorausgesetzt, es gelingt, die Größe zu managen. Risikoaverse Anleger mag das genügen – aber Performance-Wunder sollte man hier nicht erwarten.

Autor

  • Ali Masarwah ist Fondsanalyst und Geschäftsführer von envestor. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Fonds und ETFs, zuletzt als Analyst beim Research-Haus Morningstar.

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