DWS Top Dividende: Neuer Hang zur Sportlichkeit?

Der DWS Top Dividende ist der emblematische Aktienfonds für deutsche Sparer. Fondsmanager Thomas Schüssler agiert vorsichtig, konservativ und minimiert die Verlustrisiken – koste es an Rendite, was es wolle. Wie lange noch? 

DWS Top Dividende: Die Strategie

Der DWS Top Dividende, inklusive seiner Luxemburger Variante, zählt mit einem Fondsvermögen von gut 23 Milliarden Euro zu den Flaggschifffonds der DWS. Zugleich ist er mit Abstand Deutschlands größter Aktienfonds, der in so gut wie allen Banken und Vertrieben – auch bei envestor – zu den Top-Fonds zählt.

Dass in den 20 Jahren seines Bestehens derartig viel Geld zusammengekommen ist, liegt daran, dass der DWS Top Dividende den Nerv der Anleger in vielerlei Hinsicht trifft. Es geht Fondsmanager Thomas Schüssler (seit September 2005) auch, aber nicht nur darum, Top-Dividendenzahler zusammenzubringen. Dazu kommen qualitativ hochwertige Unternehmen, die aufgrund ihrer Bilanzstärke das Zeug haben, die Ausschüttungsquote hoch zu halten. Der Hang zu  Qualitätsaktien wird durch einen Fokus auf Unternehmen abgerundet, die in der Lage sind, ihre Dividende kontinuierlich zu steigern. Allerdings wird diese Qualitätsstrategie zuweilen vom Ziel überlagert, Verluste in Abwärtsphasen zu minimieren. Das Ziel verfolgt das Team um Schüssler auch durch den Einsatz von Cash und Anleihen, die bis zu 10% des Fondsvermögens ausmachen können, wenn sich die Märkte von ihrer unfreundlichen Seite zeigen.

Traditionell war der Fonds so konservativ aufgestellt, dass er in der Lage war, auch die größten Pessimisten für ein Aktieninvestment zu gewinnen. In der Praxis war der Fonds überwiegend in wenig konjunktursensitiven Unternehmen, also Versorgern, defensiven Konsumgüterherstellern und Pharma-Werten investiert. Allerdings haben Schüssler und sein Team in den vergangenen Jahren die Basis verbreitert und vermehrt in zyklische Aktien investiert. Dafür gab es einige Gründe. Zum einen schraubt die DWS bekanntlich an ihrem Nachhaltigkeitsprofil. Im Zuge dessen wurden ab 2021 Tabak-Aktien abgestoßen. Ein weiterer Grund für die Verlagerung von defensiven zu zyklischen Branchen waren offenbar auch die steigenden Bewertungen bei defensiven Konsumgütern. Energie-Aktien geben dem Fonds einen weiteren zyklischen Touch. 

Zuletzt wurde auch der Anteil an Rohstoffwerten erhöht, was allerdings nur teilweise zyklischen Unternehmen zugutekam. Aktuell misst das Fondsmanagement dem Thema Gold eine starke Bedeutung zu, was sich nicht nur im Kauf von Goldminenaktien wie Newmont und Agnico Eagle Mines manifestierte, sondern auch in Investments in physisches Gold in Gestalt von Gold ETCs, also besicherten Zertifikaten. Die DWS begründet dies technisch mit Liquiditätsbeschränkungen: Eine 23 Milliarden Euro Strategie kann nur in die ganz großen Unternehmen am Markt investieren; Minenaktien aus der zweiten Reihe zählen nicht dazu. Daher der Umweg über ETCs. Wer möchte, kann dies als Widerspruch zur Dividendenstrategie des Fonds sehen, da Gold bekanntermaßen keine Ausschüttungen leistet. 

DWS Top Dividende: Performance und Risiko

Die konservative Linie des Fondsmanagements ist, setzt man das Ziel voraus, einen risikoreduzierten Zugang zum Aktienmarkt zu schaffen, in den vergangenen Jahrzehnten aufgegangen. Im Vergleich zum MSCI World, der globalen Aktien-Benchmark schlechthin, hat der DWS Top Dividende in Abwärtsmärkten deutlich weniger Verloren. Am besten zeigt das die Downside-Capture-Ratio. Diese Risikokennzahl besagt, um wie viele Einheiten ein Investment bei einem Marktabschwung nach unten „mitgeht“. Für jede 100 Verlust-Einheiten des MSCI World nahm der DWS Top Dividende seit 2013 nur 65 Einheiten „mit“. Die Downside-Ratio gegenüber dem MSCI World High Dividend Yield ist mit 77 immer noch ordentlich. In den vergangenen Jahren lag der maximale Verlust bei 17 Prozent, verglichen mit minus 19,8 Prozent beim MSCI World und minus 20 Prozent beim MSCI World High Dividende Yield Index (auf Euro-Basis).  Auch die Volatilität beim DWS Top Dividende war bisher niedriger als bei beiden Indizes.

Auch wenn die Risikokontrolle beim DWS Top Dividende erfolgreich war: sie ging auf Kosten der Performance. In den vergangenen 15 Jahren legte der Fonds jährlich um 6,4 Prozent zu, während der MSCI World um 9,0 Prozent und der MSCI World High Dividend Yield um 7,4 Prozent pro Jahr zulegten. Entsprechend fällt die Risiko-adjustierte Rendite in Gestalt der Sharpe Ratio beim Fonds mit 0,34 schwächer als beim breiten MSCI World (0,56) und beim MSCI Dividenden-Index (0,44) aus. Im Vergleich zu Konkurrenzfonds lag der DWS Top Dividende in den vergangenen 15 Jahren im 64. Performance-Perzentil. Das ist mittelmäßig, und die kurzfristigere Bilanz fällt noch schwächer aus.

Fazit: Konservativer Typ mit sportlichen Ambitionen?

Der DWS Top Dividende hat sein Minimalziel in den vergangenen Jahren in jedem Fall erreicht: Er war deutlich weniger riskant als die relevanten internationalen Aktienindizes und auch andere Dividendenfonds. Insofern dürfte er genau den Nerv risikoscheuer Anleger getroffen haben, denen er einen Einstieg in Aktien ermöglicht hat. Die Performance mag unterdurchschnittlich gewesen sein, aber wer mit dem DWS Top Dividende pro Jahr in den vergangenen zehn, 15 Jahren ein Plus von 6,5 bis 7,0 Prozent pro Jahr an Rendite erzielt hat, wird seinen finanziellen Zielen deutlich näher gekommen sein als Anleger, die auf Sparkonten, Anleihen- oder Geldmarktmarktfonds gesetzt haben.

Der Idee nach hat der DWS Top Dividende in den nächsten Jahren sogar bessere Performance-Perspektiven als in der Vergangenheit. Denn die Inflation dürfte in den nächsten Jahren deutlich über dem Niveau der Vergangenheit liegen – wie auch die Zinsen. Das bedeutet, dass Cashflow-starke Unternehmen, die sich oft in defensiven Branchen finden, bessere Perspektiven haben als Unternehmen mit schwankenden Erträgen. Die stärkeren Investments in zyklische Sektoren und die recht hohe Quote an physischem Gold könnte ein Risiko darstellen. Mutmaßlich ist das inzwischen sehr hohe Fondsvermögen auch ein Grund, warum Fondsmanager Schüssler das Anlageuniversum in den vergangenen Jahren ausgeweitet hat. Es wäre schade, wenn der Fonds durch hohe Zuflüsse Opfer seines Erfolgs würde. Es wäre zu wünschen, dass die DWS die Zuflüsse in den Fonds begrenzt, um dies zu verhindern. Bis auf weiteres eignet sich der Fonds weiterhin als Basisinvestment für risikoschaue Anleger, wobei wir die Folgen der Umschichtungen der letzten Zeit im Blick behalten.

DWS Top Dividende: Envestor Cashback senkt die Gebühren deutlich

Mit jährlichen Gebühren von 1,46 Prozent (die Luxemburger Variante ist kostet 1,57 Prozent) bewegen sich die Kosten des DWS Top Dividende im Rahmen des Üblichen. Es fällt keine Performance Fee an. envestor macht den DWS Top Dividende attraktiver. Beim Kauf fällt bei envestor kein Ausgabeaufschlag an, und wer keine Beratung benötigt, profitiert vom envestor Cashback. Die besten Konditionen bietet bei diesem Fonds die FIL Fondsbank (FFB) – 0,08 Prozent des Fondsvermögens erhalten Anleger, die den Fonds dort verwahren lassen, jedes Jahr von uns zurück. Bei einer Investitionssumme von 10.000 Euro und einer angenommenen jährlichen Rendite von 6 Prozent entspräche das 911  Euro nach zehn Jahren. So viel erstattet envestor Anlegern an Vertriebsgebühren zurück, die sie anderswo – nicht nur bei Filialbanken – bezahlen müssen.

Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah

Ali Masarwah ist Fondsanalyst und Geschäftsführer von envestor. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Fonds und ETFs, zuletzt als Analyst beim Research-Haus Morningstar.
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