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Warum der Run auf Deutschland-ETFs nicht immer effizient ist

ETFs graben aktiv verwalteten Fonds immer mehr das Wasser ab. Europa folgt dem US-Trend, insbesondere bei Aktienfonds. Doch nicht in jeder Fondskategorie ist der Einsatz von ETFs vorteilhaft, wie das Beispiel des Runs auf Deutschland-ETFs zeigt.

Die Analyse von Mittelflussstatistiken von Fonds ist ein ziemlich nerdiges Thema. Ob und wie stark ein Fonds nachgefragt wird, hat oft keinen unmittelbaren Einfluss auf die Performance und ist somit nicht besonders relevant für Anleger. Die Absatzstatistiken zu Fonds sagen allerdings einiges über die Struktur des Marktes und seine Entwicklung aus.

Weil ich bei Morningstar als Projektmanager ziemlich tief in die Analyse dieser Daten eingestiegen bin, schaue ich mir noch immer ab und zu aus alter Verbundenheit die Nachfrage nach Fonds an. Besonders spannend ist der Kontrast zwischen den Mittelflüssen in aktiv verwalteten Fonds und Indexfonds.

Per Ende Juni zeigt sich, dass der langjährige Trend, nämlich die Flucht aus aktiv verwalteten Fonds und die Umschichtung in ETFs, weiter anhält. Aktuell sind 42 Prozent aller Gelder in Aktienfonds, die in Europa aufgelegt sind, in ETFs und anderen Indexfonds investiert. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres gingen Aktien-Indexfonds in Europa 140 Milliarden Euro netto zu. Unterdessen wurden aus aktiv verwalteten Fonds knapp 15 Milliarden Euro abgezogen. Diese Entwicklung zieht sich durch so gut wie alle Kategorien, ganz gleich, ob es sich um große Kategorien wie Standardwerte USA oder Standardwerte Europa handelt oder um Nischenmärkte wie Schwellenländer-Aktienfonds oder Fonds für europäische Nebenwerte.

Diese Entwicklung ist verständlich. Jahrzehntelang haben die Anbieter aktiv verwalteter Fonds die Interessen von Privatanlegern vernachlässigt. Die Gebühren waren hoch, die Performance eher mäßig. Und somit ist es kein Wunder, dass der Trend, der in den USA seinen Anfang genommen hat – dort gibt es sehr viel mehr Bogle-Fans als in Europa! – auch hierzulande eine beachtliche Dynamik entwickelt hat. Doch was verständlich und nachvollziehbar ist, muss nicht immer den besten Interessen der Anleger entsprechen.

Nehmen wir dafür das Beispiel von Fonds für deutsche Aktien: Aktiv verwaltete Produkte mussten 2025 bisher Abflüsse in Höhe von 350 Millionen Euro hinnehmen. ETFs für deutsche Aktien sammelten dagegen in den ersten sechs Monaten knapp sechs Milliarden Euro ein. Der beachtliche Run auf deutsche Aktien in diesem Jahr ist also komplett an aktiv verwalteten Fonds vorbeigegangen. Besonders stark ist die Nachfrage nach MDAX-ETFs. Doch hier schütten die Anleger das Kind mit dem Bade aus: Die Renditebilanz von Indexfonds ist bei Nebenwerten nicht besonders gut; egal, ob langfristig oder kurzfristig betrachtet: MDAX-ETFs haben eher eine unterdurchschnittliche Performance erwirtschaftet. Der verständliche Run auf Indexfonds führt also nicht immer zu guten Renditen. Ein Trend hin zu bestimmten Anlageprodukten mag eine immense Wucht entfalten, hinterfragt werden kann und sollte er aber dennoch.

Autor

  • Ali Masarwah ist Fondsanalyst und Geschäftsführer von envestor. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Fonds und ETFs, zuletzt als Analyst beim Research-Haus Morningstar.

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