Die besten Fonds und ETFs 2021: Nichts für Nachahmer

Alle Jahre wieder werden kurz nach Neujahr die Rankings der besten Fonds und ETFs des Vorjahres veröffentlicht. In manchen Anlegermagazinen werden solche Investments mitunter als „Reichmacher“ bezeichnet. Korrekt müsste es aber heißen: „Das hätten Ihre Reichmacher rein theoretisch sein können“. Denn kaum jemand erwischt a priori die Fonds oder ETFs, die zwölf Monate später die Performance-Rennlisten anführen. Doch diese Rankings sind nur auf den ersten Blick eine Übung in Sinnlosigkeit. Wer die Highflyer-Ranglisten richtig liest, kann aus ihnen durchaus einen Nutzen ziehen. Daher bringen wir – strengstens editiert! – die Rankings der besten Fonds und ETFs 2021 im Frage-Antwort-Format.

Was waren die besten Fonds 2021?

Die besten zehn aktiv verwalteten Fonds kommen aus höchst exotischen Marktsegmenten, wie die untere Tabelle zeigt. Es handelt sich, das ist kein Wunder, um Aktienfonds. Nur bei Aktien gibt es derart volatile Kursausschläge, die zu hohen Performance-Ergebnissen führen (Hebel-Instrumente werden hier nicht thematisiert und auch keine Zertifikate). Der beste Fonds 2021 war – eine Ironie angesichts der Debatte um die Rolle von Atomstrom in der EU-Taxonomie – der Uranium Resources Fund. Er legte 2021 um sage und schreibe 94,5 Prozent zu. Der Fonds setzt auf alle möglichen Unternehmen mit Bezug zum Uransektor – solche, die den strahlenden Rohstoff fördern, abbauen, produzieren, verarbeiten, anreichern, transportieren und – hüstel – entsorgen. Angesichts des sehr niedrigen Fondsvermögens von 35 Millionen Euro ist nicht zu erwarten, dass viele Anleger ob dieser Performance gestrahlt haben.

Exotisch geht es weiter: Durch die Decke gegangen sind im vergangenen Jahr zahlreiche weitere Rohstoff- und Energiefonds. Aber auch Fonds für Aktien aus Indien und Vietnam sowie Private-Equity-Aktienfonds vervollständigen die Riege der Top-Performer, die 2021 allesamt Renditen von zwischen 51 und 65 Prozent erzielen konnten (alle Performance-Angaben in diesem Artikel sind in Euro gerechnet.)

Die besten Fonds 2021

Die besten aktiv verwalteten Fonds 2021
Performance in Prozent, in Euro und per 31.12.2021, Quelle: Morningstar

Soll ich in die besten Fonds 2021 jetzt noch investieren?

Das ist nicht zu empfehlen. Natürlich ist es möglich, dass sich der Ölpreis, sagen wir, bis Anfang 2023 auf gut 170 Dollar pro Barrel verdoppelt, wovon auch Energie-Aktienfonds profitieren würden. Angesichts der Elastizität am Ölmarkt und dem gigantischen Basiseffekt 2021 – wir erinnern uns, dass der Rohölpreis an den Futures-Märkten im Frühjahr 2020 auf unter null Dollar fiel – ist das eher nicht zu erwarten.

Geht es nicht etwas konkreter? Muss ein Investment in die besten Fonds 2021 scheitern?

Zunächst einmal der Hinweis, dass nichts unmöglich ist. Aber ein Blick auf die hohe Volatilität der Top-Flyer Fonds und das Schicksal vergangener Highflyer, wären wir sehr, sehr vorsichtig. Die Gewinner der Vergangenheit erleiden häufig in der Zukunft Schiffbruch. Um es konkreter zu machen: Die untere Grafik zeigt die besten Fonds des Jahres 2020 und ihr Schicksal im Jahr 2021. 2020 standen Umweltfonds stark im Fokus. Fonds wie der Luxembourg Selection Active Solar, der Green Benefit Global Impact Fund oder der BNP Energy Transition legten um zwischen 165 und 174 Prozent zu.

Manche dieser Fonds durchlebten 2021 ein tiefes Tal der Tränen, mit Verlusten von zwischen sieben und gut 18 Prozent. Auch Tech-Fonds wie der BIT Global Internet Leaders oder der Nikko ARK Disruptive Innovation, der die ARK-Strategie von Tech-Investorin Cathie Wood repliziert, waren die großen Gewinner 2020, keinesfalls aber die großen Gewinner des vergangenen Jahres.

Wie sich die besten Fonds 2020 im Jahr 2021 entwickelten

Die besten Fonds 2020 und was 2021 passierte
Performance in Prozent, in Euro und per 31.12.2021, Quellen: Envestor, Morningstar

OK, Warnhinweis vernommen. Wie sieht es mit den besten ETFs 2021 aus?

Weil das Beta, sprich: der Markt, bei ETFs und aktiven Fonds nach den identischen Regeln wirkt, sah es bei den besten ETFs im vergangenen Jahr ähnlich aus wie bei Fonds. ETFs für Öl-Aktien schossen 2021 die Lichter aus, etwa der iShares Oil & Gas Exploration and Production ETF, der um 82 Prozent zulegte. Gewonnen haben auch Sektor-ETFs für Private Equity, Infrastruktur oder Immobilien, die alle über 51 Prozent zulegten.

Die besten ETFs 2021

Die besten ETFs 2021
Performance in Prozent, in Euro und per 31.12.2021, Quelle: Morningstar

Vermutlich haben diese ETFs nichts mit den besten ETFs 2020 zu tun?

Ganz richtig. 2020 standen auch bei ETFs Clean Energy Themen-Produkte ganz weit oben in den Performance-Rankings. So legte der iShares Global Clean Energy ETFs um 120 Prozent zu. Auch die Themen Cloud Computing oder ETFs für die Anbieter von Video-Spielen oder AI waren die großen Gewinner 2020. Zwar konnten einige dieser ETFs auch 2021 ordentlich performen, etwa AI-Themen-ETFs, aber die Performance war insgesamt deutlich niedriger als 2020. Einige – an vorderster Front der iShares Clean Energy – gerieten regelrecht unter die Räder, und Anleger, die Ende 2020 dort eingestiegen waren, erlitten 2021 heftige Verluste, wie die untere Grafik illustriert.

Was aus den besten ETFs 2020 im Jahr 2021 wurde

Die besten ETFs 2020
Performance in Prozent und in Euro, Stand: 31.12.2021, Quellen: Envestor, Morningstar

Einige der Gewinner 2020 haben aber 2021 gar nicht so schlecht performt. Ist es wirklich ausgeschlossen, dass die besten Fonds eines Jahres nicht auch danach gewinnen?

Doch, natürlich ist das möglich! Es gibt durchaus Beispiele von Fonds, die nicht nur ein, sondern auch über zwei, drei oder mehr Jahre spektakuläre Renditen erzielten. Unter den besten Fonds 2021 zählt beispielsweise der Structured Solutions Next Generation Resources Fund. Er investiert in Unternehmen, die sogenannte Zukunftsrohstoffe herstellen, etwa Lithium, Kobalt oder Grafit. Diese werden bei der Herstellung von Elektrofahrzeugen und ihren Komponenten verwendet. Das ist ein langjähriger Trend; dieser Fonds lief 2020 sogar noch besser als 2021. 2020 stieg er um 147 Prozent, 2021 um „nur“ 64 Prozent. Aber je höher die Kurse steigen, desto stärker wird auch die Rückschlaggefahr. Und keiner kann sagen, wann ein Markt reif für eine Korrektur ist. Der Autor Burton Malkiel hat in einem wunderbaren Buch die Entwicklung von Aktienpreisen mit einem „Random Walk“ verglichen. Ein Betrunkener taumelt ziellos durch die Straßen, keiner weiß, wohin es ihn verschlägt – möglicherweise fällt er in seinem Rausch unter einen Bus?

Also soll ich nur noch in Standardwerte-Fonds und ETFs investieren?

Nicht unbedingt. Wir sind der Meinung, dass man – allerdings in sehr begrenztem Umfang – etwas „Spielgeld“ einsetzen kann, um in favorisierte Themen und Trends zu investieren. Anlegen sollte möglichst emotionsfrei erfolgen, aber dem Spieltrieb kann man durchaus ein wenig Raum verschaffen. Wenn ein Thema ins Portfolio passt, kann man auch begrenzt in volatile Exoten investieren – von mir aus auch in Clean Energy ETFs! Wichtig ist aber, ein Thema gut zu recherchieren, die Investment-Ziele vorweg klarzumachen – und sich nicht zu unüberlegtem Handeln verleiten lassen, wenn die Investment-These einmal nicht sofort aufgeht. Und – nicht zuletzt deshalb haben wir diesen Beitrag verfasst – Anleger müssen die Boom- und Bust-Zyklen an den Märkten verstehen. Ein Thema kann noch so sexy sein: Wenn man zu spät kommt, kann ein Trend zum Investment-Grab werden.

 

 

 

Über den Autor

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Ali Masarwah

Ali Masarwah ist Fondsanalyst und Geschäftsführer von envestor. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Fonds und ETFs, zuletzt als Analyst beim Research-Haus Morningstar.
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