ETF Markt Deutschland

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ETF-Markt Deutschland: Harte Fakten und ihre Analyse

Erstmals haben wir es schwarz auf weiß: Deutschland ist Europas erster ETF-Markt. Was uns die Fakten sagen, warum diese nur eine erste Bestandsaufnahme sind – und was dieses scheinbar nerdige Thema für Anlegende bedeutet. Teil eins unserer ETF-Serie: Fakten und ihre Analyse.

Die Überschrift der Analyse des Fondsverbands BVI ist unauffällig und nüchtern formuliert: „BVI startet Research-Serie zum deutschen ETF-Markt“, hieß es in der vergangenen Woche aus Frankfurt. Doch was buchhalterisch daherkommt, konkretisiert die schleichende Revolution am deutschen Fondsmarkt der vergangenen 15 Jahre – zuvor kursierten allenfalls Schätzungen über die Reichweite von ETFs in den Depots deutscher Privatanleger. Der BVI hat mit Clearstream in einem Mammutprojekt, das bereits seit einigen Jahren läuft, untersucht, wie hoch das Vermögen von ETFs in Depots von Anlegenden in Deutschland ist. Bisher gab es nur aggregierte Daten zum europäischen Fondsmarkt. Jetzt haben wir „deutsche“ Zahlen, und zwar schwarz auf weiß.

Im ersten Teil unserer Serie zu ETFs am deutschen Fondsmarkt stellen wir die Fakten der BVI-Untersuchung vor, erklären in fünf Punkten, warum diese nicht das ganze Ausmaß der ETF-Revolution darstellen und warum dieses scheinbar nerdige Thema für Anlegende hochrelevant ist.

ETF-Markt Deutschland: 25 Prozent in 25 Jahren

Aktuell steckt laut der BVI-Clearstream-Auswertung jeder vierte Euro der Fonds, die Anlegende in Deutschland besitzen, in ETFs. Das entspricht einem Vermögen von 500 Milliarden Euro. Dafür, dass ETFs erst seit 25 Jahren in Deutschland über die Börse gehandelt werden, sehr ordentlich, zumal man bedenken muss, dass in den ersten zehn Jahren kaum ein Vertrieb bereit war, ETFs aktiv an den Mann oder die Frau zu bringen. „ETFs sind nur etwas für institutionelle Anleger, die sind nicht für Sie geeignet“, war eine der typischen Aussagen, mit denen interessierte Anleger in Banken und Sparkassen abgewimmelt wurden. Das hat sich gründlich geändert: Nicht nur Neo-Banken (Trade Republic, Scalable und Co.) vertreiben ETFs. BlackRock-Zahlen aus dem Jahr 2024 zufolge besaßen schon damals 10,5 Millionen Personen in Deutschland ETFs.

Besonders rasant war das Wachstum in den vergangenen Jahren. Zwischen Juni 2023 und Juni 2025 stieg das für deutsche Anleger verwaltete Vermögen von 309 auf 500 Milliarden Euro. Doch das ist nicht das ganze Ausmaß: Die Deutsche-Börse-Tochter Clearstream ist nicht die einzige Zentralverwahrstelle für Wertpapiere; es liegen ebenfalls ETFs bei der Brüsseler Euroclear. Zählt man die ETFs, die dort für deutsche Kunden verwahrt werden, hinzu, dürfte das deutsche ETF-Vermögen bei mindestens 600 Milliarden liegen. Und auch dann wäre das Bild nicht vollständig. Funktional gibt es keinen Unterschied zwischen offenen Indexfonds und ETFs. Europaweit ist das Vermögen, das in offenen Indexfonds investiert ist, nur unwesentlich kleiner als das, das in ETFs steckt. Anbieter wie Vanguard führen auch für Privatanleger eine ähnlich große Auswahl nicht-börsennotierter Indexfonds wie ETFs.

Die Envestor-Analyse: Die Revolution ist noch längst nicht zu Ende. Der Marktanteil von ETFs wird weiter auf Kosten aktiv verwalteter Fonds steigen, und ein Ende dieses Trends ist nicht absehbar. Der Grund ist naheliegend: Anlegende achten immer stärker auf die Kosten, und hier sind die Gebühren von ETFs konkurrenzlos günstig.

ETFs sind Aktiengeschöpfe

Von den rund 500 Milliarden Euro, die laut BVI und Clearstream in deutschen Depots stecken, machen Aktienfonds 82 Prozent des Vermögens aus. Nur 14 Prozent sind in Renten-ETFs investiert, gefolgt von Geldmarkt-ETFs (3 Prozent), und „Sonstige“, das sind vor allem Rohstoffprodukte, kommen auf die restlichen 1 Prozent. Das ist ein europäischer Trend. Laut Schätzungen des Research-Hauses Morningstar ist mittlerweile fast jeder zweite Euro in Aktienfonds passiv angelegt. Im bisherigen Jahresverlauf sammelten Aktien-Indexfonds europaweit 175 Milliarden Euro ein, während aktiv verwaltete Aktienfonds Abflüsse von 25 Milliarden Euro hinnehmen mussten.

Die Envestor-Analyse: Aktien-ETFs dominieren aus verschiedenen Gründen: Sie sind leichter abzubilden als Anleihen-Indizes, geschweige denn Rohstoffkörbe. Zudem sind Aktien-ETFs für Privatanleger vertraut. Auch Laien dürften aus dem Stand etwas mit Indexnamen wie „DAX“, „MDAX“, „Nasdaq“ oder „MSCI World“ anfangen können. Hinzu kommt, dass Anleihen-ETFs erst recht spät, ab etwa 2010, in großem Umfang an den deutschen Markt gebracht wurden. Der wichtigste Grund: Immer mehr Anlegende haben verstanden, dass niedrige Kosten ein wichtiger Indikator für den Anlageerfolg sind. Je günstiger ein Fonds ist, desto besser. (Es ist erstaunlich, dass dieser triviale Fakt so lange gebraucht hat, um ins Anlegerbewusstsein zu dringen.)

Wenn Fonds, dann ETFs!

Nimmt man die aktuelle Nachfragesituation, dann geht es am deutschen Markt (fast) nur noch um ETFs: „Beim Netto-Mittelaufkommen hängen börsengehandelte Fonds klassische Publikumsfonds ab: Insgesamt flossen fast 90 Prozent der zwischen Juni 2023 und Juni 2025 neu in Publikumsfonds angelegten Gelder in ETFs“, heißt es in der BVI-Auswertung. Damit zählt Deutschland zu den besonders dynamischen ETF-Märkten in Europa.

Im laufenden Jahr verbuchten Indexfonds und aktiv verwaltete Fonds in Europa laut Morningstar in etwa gleich hohe Zuflüsse. 2024 sammelten Indexfonds in Europa knapp 300 Milliarden Euro ein, 2023 waren es 220 Milliarden, und 2022 130 Milliarden Euro netto. Aktiv verwaltete Fonds mussten dagegen 2022 und 2023 Abflüsse von 236 Milliarden bzw. 152 Milliarden Euro hinnehmen. 2024 schlossen aktiv verwaltete Fonds beim Absatz deutlich zu Indexfonds auf: 163 Milliarden Euro gingen im vergangenen Jahr aktiv verwalteten Fonds zu.

Die Envestor-Analyse: Dass aktiv verwaltete Fonds in den vergangenen zwei Jahren im Vertrieb nicht komplett untergingen, liegt an der hohen Nachfrage nach aktiv verwalteten Rentenfonds, die deutlich stärkeren Zuspruch bei Anlegern bekommen als Renten-ETFs. Das ist auch gut so, wie wir weiter unten, vor allem jedoch in Teil II der Auswertung, zeigen werden.

Deutschland ist ETF-Meister in Europa

Deutschland ist ETF-Meister! Jedenfalls in Europa. „Unseren Erkenntnissen zufolge ist Deutschland der wichtigste europäische Absatzmarkt für ETFs“, schreibt der BVI und konkretisiert, dass in deutschen Depots 23 Prozent des europäischen ETF-Vermögens schlummert. Auch hier ist freilich eine Relativierung angesagt: Rechnet man nicht-börsengehandelte Indexfonds hinzu, dürfte Großbritannien deutlich vor Deutschland liegen mit Blick auf das Indexfonds-Vermögen, aber in Zeiten, in denen uns die Exportweltmeister-Krone verloren gegangen ist, sollten wir uns über alle Titel freuen, die wir einheimsen können.

Die Envestor-Analyse: Da man sich vom Deutschmeister-Titel wenig kaufen kann, hier zwei wichtigere Trends, die Morningstar für Europa ermittelt hat, die aber auch für Anleger in Deutschland relevant sind. ETF-Anlegende setzen bei Aktien bevorzugt auf Standardwerte-Indizes. In ETFs auf den S&P 500 stecken aktuell rund 400 Milliarden Euro. In solche auf den MSCI World sind gut 290 Milliarden Euro angelegt. ETFs auf den MSCI Europe kommen auf etwa 70 Milliarden Euro. Der zweite Trend: Aktive und semi-aktive ETFs sind Schattengewächse: Nur zwei Prozent des ETF-Vermögens in Europa steckt in aktiven ETFs, Smart-Beta-ETFs haben einen Anteil von rund fünf Prozent am ETF-Markt. Für die meisten Anlegenden sind also auch Value-, Growth-, Dividenden- oder Low-Volatility-ETFs kein Thema. Auch 25 Jahre nach Auflage des ersten Smart-Beta-ETFs, übrigens auf den DivDAX, bleiben Anleger lieber bei klassischen Index-Trackern.

Die ETF-Revolution: Lohnt sie sich für Anleger?

Revolution hin oder her, am Ende steht die Frage, ob sich die Sache für Anleger ausgezahlt hat. Auf der Aktienseite im Großen und Ganzen schon, und das auch risikoadjustiert. Wenn wir die drei oben erwähnten Indizes nehmen, dann kommen wir auf ein kombiniertes Vermögen von rund 750 Milliarden Euro, die in ETFs auf den S&P 500, MSCI World und MSCI Europe investiert sind. Der typische ETF, der diese Indizes abbildet, kommt auf Morningstar-Ratings von vier oder fünf Sternen. Das steht für eine überdurchschnittliche Bilanz. Weitet man den Blick, dann stecken 64 Prozent des verwalteten Vermögens in Aktien-ETFs in Produkten mit überdurchschnittlichen Vier- oder Fünf-Sterne-Ratings von Morningstar.

Anders sieht es dagegen bei Renten-ETFs aus: Nur 18 Prozent der Gelder, die in Renten-ETFs investiert sind, stecken in Produkten mit Morningstar-Ratings von vier oder fünf Sternen, knapp 50 Prozent sind indes nur Durchschnitt, 11 Prozent sind unterdurchschnittlich oder schwach (20 Prozent der Assets sind in nicht gerateten ETFs investiert).

Die Envestor-Analyse: Im Einzelnen liefern ETFs höchst unterschiedliche Ergebnisse, man sollte also nicht alles über einen Kamm scheren. Aber halten wir fest, dass Anleger bei Aktien-ETFs auf viele der großen Märkte insgesamt gut gefahren sind. Bei Anleihen überzeugen ETFs dagegen nicht. Der Blick in die Glaskugel zeigt freilich nicht so viel Klarheit: Sollte die US-Dekade an den Aktienmärkten vorbei sein, würde das Anlegenden in ETFs auf den S&P 500 und MSCI World zunächst keine guten Ergebnisse bringen. Das birgt viel Enttäuschungspotenzial für Anleger. Angesichts der Komplexität des Rentenmarkts werden sich Anleihen-ETFs mutmaßlich nicht mit Heldentaten auszeichnen. Aber angesichts der fallenden Renditen weltweit muss es bei Renten-ETFs nicht auf eine Neuauflage des Desasters 2022 hinauslaufen, und das ist ja schon mal etwas.

Im zweiten Teil der Serie blicken wir genauer auf den ETF-Markt Deutschland: In welchen Fondskategorien lohnen sich ETFs, in welchen nicht?

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Autor

  • Ali Masarwah ist Fondsanalyst und Geschäftsführer von envestor. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Fonds und ETFs, zuletzt als Analyst beim Research-Haus Morningstar.

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