Gut 15 Jahre nach dem Startschuss für Bitcoin rücken Krypto-Assets immer mehr in den Mainstream der Welt der Kapitalanlage. Die Tenbagger-Krypto-Bros sind zwar immer noch präsent, doch immer häufiger findet man Berechnungen darüber, welche Rolle Bitcoin und Co. in Portfolios spielen können. Ein Quäntchen Bitcoin kann nicht schaden, so die Leisetreter. Dabei werden die Stimmen lauter, die vom Renditekick Krypto für klassische Aktien-Anleihe-Portfolios schwärmen. Das erinnert mich an das Jahr 2021, als ein Hamburger Investmenthaus erstmals über den Bitcoin-Turbo-Effekt bei Mischportfolios berichtete. (Im nachfolgenden Krypto-Winter 2022/23 waren solche Stimmen tatsächlich nicht mehr zu hören.)
Doch bei aller Euphorie lohnt sich die Feststellung, dass die Krypto-Welt nichts anderes ist als ein modernes Casino. Bitcoin wird nach wie vor kaum als Zahlungsmittel genutzt, trotz wachsender Akzeptanz bei Dienstleistern. Die extreme Volatilität macht Bitcoin als Währung schlicht unbrauchbar – das Gros der Anleger setzt auf spektakuläre Preissteigerungen, nicht auf Zahlungsfunktionen. Wenn etwas nach Spekulation aussieht und nach Spekulation riecht, sollte man bei der Basisannahme bleiben, dass Kryptos pure Spekulation sind.
Und das Casino-Rad dreht sich immer schneller. Wir schildern heute das Geschäftsmodell von Strategy (früher: MicroStrategy) und den immer zahlreicher werdenden Nachahmern. Immer mehr Unternehmen haben ihren Geschäftszweck in der Bitcoin-Hamsterei gefunden. Bitcoin-Käufe werden durch immer neue Schulden finanziert. Solange der Bitcoin-Kurs steigt, dreht sich das Rad munter weiter. Doch wehe, es gerät ins Stocken – dann droht das gehebelte Kartenhaus einzustürzen. Das erinnert frappierend an ein Schneeballsystem.
Wann wird die Krypto-Blase platzen? Ich weiß es nicht. Die große Tulpenspekulation des 17. Jahrhunderts dauerte Jahrzehnte, bis im Februar 1637 die Blase platzte. Angesichts der technologischen Turbo-Beschleunigung der Moderne würde ich jedoch nicht darauf wetten, dass wir uns erst am Anfang der Krypto-Manie befinden. Im Zweifel sollten sich Anleger fernhalten – und zusehen, dass sie ihr Portfolio möglichst krypto-crashsicher aufstellen. Schneebälle können zu Lawinen mutieren, und zwar schneller, als man FTX sagen kann.
Autor
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Ali Masarwah ist Fondsanalyst und Geschäftsführer von envestor. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Fonds und ETFs, zuletzt als Analyst beim Research-Haus Morningstar.
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