Der Acatis Value Event Fonds zählt zu den langfristig erfolgreichsten Mischfonds am Markt. Die hervorragende Performance beruht auf einer robusten Strategie und günstigen Marktbedingungen. Weil sich letztere verändern, sind die Erfolgsaussichten nicht so rosig, wie man es erwarten könnte.
Acatis Value Event Fonds: Besonderheiten
Update vom 16.2.2024: Die Kapitalverwaltungsgesellschaft Acatis Investment GmbH, die bisher nur für Vertriebs- und Administrationsaufgaben beim Fonds Acatis Value Event verantwortlich war, hat mit der Kündigung des Vertrags mit dem Fondsberater Gané AG die Kontrolle über das Management des Fonds übernommen. Auch wenn Acatis angekündigt hat, dass die Strategie wie bisher weitergeführt werde, ist die die nachfolgende Analyse, die im Juli 2023 verfasst wurde, nur bis 31.3.2024 aussagekräftig. Dann läuft das Mandat der Gané AG auch offiziell ab.
Der Acatis Value Event Fonds trug bis September 2022 den Zusatz „Gané“ im Namen. Der ist entscheidend, denn hinter der Gané AG stehen die Macher des Fonds: Dr. Uwe Rathausky und J. Henrik Muhle. Sie sind Vorstände und Fondsberater und verantworten den Fonds seit seiner Auflage im Jahr 2008; die Frankfurter Fondsgesellschaft Acatis hat den Fonds mitinitiert, fungiert als administrative Kapitalverwaltungsgesellschaft und verantwortet auch den Vertrieb. Rathausky und Muhle sind seit 15 Jahren ein eingespieltes Team. Sie haben einen gemeinsamen Research-Background in den frühen Nuller-Jahren bei der DJE Kapital AG. Sie gründeten die Gané AG im Jahr 2007.
Der Zeitpunkt der Auflage ist ebenfalls von großer Bedeutung, denn aus ihm lassen sich die Renditeziele ableiten. 2008 waren die Kapitalmärkte in Aufruhr – insbesondere bei Anleihen gab es massive Fehlbewertungen, die Renditen auch von qualitativ hochwertigen Bonds waren locker zweistellig. In der Zeit dieser immensen Risikoaufschläge für faktisch nicht besonders große Risiken wurden die Anlageziele des Fonds formuliert: 6 Prozent p.a. auf der Anleihenseite; 10 Prozent p.a. auf der Aktienseite. In den ersten fünf Jahren zehrte der Fonds von dieser Bond-Bonanza. Diese Vorbemerkungen sind wichtig, weil sie die Funktion der Anleihen zeigen: hier geht es um Performance, nicht unbedingt um Sicherheit. Diese soll vielmehr durch Cash und Cash-Ersatz erreicht werden. Währungsrisiken werden in der Regel nicht abgesichert.
Warren Buffett steht beim Acatis Value Event Pate
Im Vordergrund steht bei Gané das Motto: stressfrei Investieren. Es werden aktienähnliche Renditen angestrebt, die mit weniger hohen Ausschlägen erzielt werden sollen. So sollen sowohl die Volatilität des Fonds und seinen Zusammenhang (Korrelation) mit dem Aktienmarkt begrenzt werden. Weil Derivate nicht eingesetzt werden, kommen der Kasse bzw. kasseähnlichen Instrumenten beim Risikomanagement eine große Bedeutung zu.
Entscheidend ist sowohl bei der Aktien- als auch bei der Anleihenseite der Fair Value Gedanke, der nicht mit einem reinen Value-Ansatz gleichzusetzen ist. Es geht vielmehr um die adäquate Vergütung von Risiken. Das bedeutet, dass die Renditeziele im Einklang stehen müssen mit den Risiken.
Auf der Bond-Seite war das Ziel im Niedrigzinsumfeld nicht darstellbar und wurde faktisch kassiert. Das ist durchaus löblich: Hätten Rathausky und Muhle versucht, dieses Ziel auszureizen, dann wäre das Risikoprofil des Fonds ein anderes – und die Performance mutmaßlich nicht so gut.
Auf der Aktienseite geht es darum, qualitativ hochwertige Geschäftsmodelle, die stabile, planbare Cashflows generieren, zu finden. Die Unternehmen sollen von einem guten Management geführt werden, das die Grundsätze der guten Unternehmensführung berücksichtigt. Aktien müssen zu einem Discount auf den fairen Wert zu haben sein. Damit outen sich Rathausky und Muhle als Warren-Buffett-Follower. Allerdings führt die Betonung auf Qualität dazu, dass die Bewertungen der Aktien im Fonds höher sind als bei vergleichbaren flexiblen Mischfonds.
Zusätzlich kommt der Faktor „Events“ zum Tragen. Unter diesem Begriff versteht das Management positive Katalysatoren, die die Attraktivität eines Unternehmens erhöhen und damit das Kurspotenzial steigern. Events können vielfältiger Natur sein und reichen von Aktienrückkäufen über Übernahmen bis zu einer veränderten Margendynamik, die eine Verbesserung der Kapitalrentabilität erwarten lässt. Die vier Elemente der Strategie (Business, Management, Bewertung, Event) fließen in ein Scoring-Modell ein, das Signale zum Kauf, Halten oder Verkauf gibt. Bei starken, kurzfristigen Events kann das fundamentale Scoring-Modell allerdings überstimmt werden.
Hinsichtlich der Umsetzung der Strategie lassen sich zwei Phasen unterscheiden. In den ersten Jahren lag die Anleihen-Quote bei bis zu 30 Prozent. Ab 2013 ging sie deutlich zurück und war ab 2018 häufig einstellig. Aktuell dominieren kurzlaufende Staatsanleihen, die das Management als Cashersatz sieht. Auch wenn die Renditen deutlich gestiegen sind, werden nach Einschätzung des Managements die Laufzeitrisiken nicht hinreichend vergütet. Tatsächlich lassen sich am kurzen Ende des Zinsmarkts bzw. am Geldmarkt deutlich höhere Renditen vereinnahmen als bei den typischen Benchmarkpapieren.
Spiegelbildlich pendelte die Aktienquote zunächst um die 50 Prozent, um dann Anfang 2016 auf über 70 Prozent zu springen. Diese Marke wurde bis 2023 selten unter-, aber häufig überschritten. Zum ersten Mal seit längerer Zeit ist die Aktienquote heute bei etwas unter 60 Prozent. Das reflektiert die inzwischen hohe Bewertung vor allem von Technologie-Aktien, deren Anteil deutlich reduziert wurden.
Es ist auffällig, dass Rathausky und Muhle stringent die Aktienquote in volatilen Marktphasen immer wieder antizyklisch erhöht haben. Das ist insofern beachtlich, weil im Asset Management Bekenntnisse zum antizyklischen Handeln nicht immer in letzter Konsequenz auch umgesetzt werden.
Glorreiche Vergangenheit - wie steht es mit der Zukunft?
Der Acatis Value Event Fonds blickt auf eine beeindruckende Historie zurück. In den vergangenen zehn Jahren zählt er zu den besten 6 Prozent der Fonds seiner Kategorie. In den vergangenen fünf Jahren findet er sich unter den besten 1 Prozent. Ein Blick auf die einzelnen letzten zehn Jahre in der Grafik weiter unten zeigt, dass der Fonds nur in zwei Jahren negativ abschnitt und nur im Jahr 2022 zur schlechteren Hälfte seiner Kategorie zählte. Das lag an der heftigen Korrektur vor allem bei Tech-Aktie wie Amazon, Alphabet und Microsoft, aber auch beim Healthcare-Titel Ryman. Im Gegensatz zu anderen flexiblen Mischfonds hatte der Value Event Fonds 2022 bei Anleihen kaum Verluste zu beklagen, da er fast ausschließlich auf Kurzläufer gesetzt hatte.
Die Renditen glänzen umso mehr, wenn man sie ins Verhältnis zu den meisten Risikokennzahlen sieht. Die Sharpe Ratio war in den vergangenen drei Jahren mit 0,51 deutlich über dem Niveau der durchschnittlichen Fonds der Kategorie der flexibel anlegenden Euro-Mischfonds und war höher als bei der Aktien-Renten-Benchmark. Auch der maximale Verlust sieht besser aus als bei Kategorie und Benchmark – dass die Volatilität erhöht ist, sollte Anleger dagegen nicht beunruhigen, da bei dieser Kennzahl auch die höchst erwünschten Aufwärtsschwankungen berücksichtigt sind.
Performance des Fonds (Investment) in Prozent vs. Kategorie der flexiblen Euro-Mischfonds (global) und vs. Morningstar Aktien-Renten-Index, in Euro, Daten per 20.7.2023, Quelle: Morningstar
Fazit: Regimewechsel am Markt wirft Fragezeichen auf
Wenn ein eingespieltes Fondsmanager-Team fast 15 Jahre über mehrere Börsenzyklen höchst erfolgreich eine Strategie bewirtschaftet, dann sollte man meinen, dass man investieren und auf Autopilot stellen kann. Das ist beim Acatis Value Event Fonds etwas anders. Die Historie des Fonds ist deckungsgleich mit der Zeit der großen Zinszauberei der Notenbanken. Ab 2008 profitierte der Fonds noch mehrere Jahre vom Fehlpricing vieler Anleihen während der Finanzkrise. Seit 2014 kommen die Renditen zum größten Teil von der Aktienstrategie. Dabei fiel nicht weiter auf (oder ins Gewicht), dass Gané das Renditeziel auf der Bond-Seite kassieren musste.
Seit 2022/23 befinden wir uns in einer neuen Ära: Der Zins ist zurück, ebenso wie die große Geopolitik als Unsicherheitsfaktor, und zugleich wurde die Inflation noch nicht gezähmt. Hatten Rathausky und Muhle 2014 noch einen „Silverbullet“ in Gestalt der Option auf Quality Growth Aktien, so stellt sich heute die Frage, mit welchen Risiken das Management noch Renditen vereinnahmen kann. Gibt es noch attraktive Asset-Klassen? Interessanterweise verneint Gané aktuell diese Frage implizit sowohl bei Anleihen als auch bei Aktien. Die Aktienquote wurde im Juni deutlich auf unter 60 Prozent gesenkt, und da das Management nur auf kurzlaufende Anleihen setzt, macht der Cash-Ersatz inzwischen über 40 Prozent des Portfolios aus.
Natürlich ist dies nur eine Momentaufnahme, und da am Geldmarkt bis zu 5 Prozent und mehr zu holen sind, tut die große „Parkposition“ kurzfristig nicht weh. Ein Stagflationsszenario wäre für Strategie allerdings unangenehm, da dies bedeuten würde, dass Anleihen nicht attraktiv genug, Aktien nicht günstig genug und der Geldmarkt real gesehen nicht rentierlich genug wäre. Insofern verdeckt die 15-jährige Historie, dass sich der Acatis Value Event Fonds mit einem für ihn neuen Umfeld arrangieren muss. Weil die Strategie robust ist und das Management erfahren, sollten Anleger nicht beunruhigt sein; allerdings kann es nicht schaden, die Erwartungen an die Performance zu moderieren.
envestor Cashback senkt die Gebühren deutlich
Mit laufenden Kosten von 1,8 Prozent zählt der Acatis Value Event Fonds zu den teuren flexiblen Mischfonds am Markt. Zudem fällt eine wenig ambitionierte Performance Fee an, die im aktuellen Marktumfeld besonders ungünstig für Anleger wirkt. Es wird eine Gebühr von 20 Prozent auf alle Erträge erhoben, die 6 Prozent pro Jahr übersteigen. Was in einem Nullzinsumfeld erträglich ist, gewinnt bei einem Zinsniveau von 4 Prozent und mehr einen bitteren Beigeschmack.
Auch Kunden von envestor müssen die Erfolgsgebühr schlucken, allerdings senken wir wegen des Cashback-Effekts die laufenden Gebühren. Beim Kauf fällt bei envestor kein Ausgabeaufschlag an, und wer keine Beratung benötigt, profitiert vom envestor Cashback. Die besten Konditionen bietet hier die Ebase – 0,15 Prozent des Fondsvermögens erhalten Anleger bei envestor zurück, die den Fonds dort verwahren lassen – und zwar jedes Jahr. Bei einer Investitionssumme von 25.000 Euro und einer angenommenen jährlichen Rendite von sechs Prozent pro Jahr entspräche der Wert des envestor Cashbacks bei der umgehenden Wiederanlage in den Fonds nach zehn Jahren 2.885 Euro.
Quelle: envestor