Die besten ETFs am Markt: Wo Indexfonds mit Performance punkten

ETF sind im Anleger-Mainstream angekommen. Im Vergleich zu aktiv verwalteten Fonds bestechen Indexfonds durch niedrige Kosten, oft durch Diversifikation und häufig auch durch eine gute Performance. Aber nicht immer. In manchen Märkten sind ETFs gut, in anderen nicht. Im ersten Teil einer vierteiligen Serie zur ETF-Qualität blicken wir zunächst auf die Frage, wo sich die besten ETFs finden.

Gut 23 Jahre ist es her, dass ETFs die große Börsenbühne in Deutschland betraten. Im April 2000 lancierte die Deutsche Börse ein spezielles Handelssegment für ETFs. Das war der Startschuss für eine europaweit rasante Wachstumsgeschichte. Damals gab es nur eine Hand voll ETFs am Markt. Inzwischen finden sich über 10.000 börsennotierte Anlagevehikel (einschließlich ETNs und ETCs) mit einem Vermögen von 1,4 Billionen Euro an den Märkten Europas. Mit über 960 Milliarden Euro sind Aktien-ETFs das wichtigste Segment, aber mit gut 300 Milliarden Euro sind ETFs für Anleihen in den vergangenen Jahren auch stark gewachsen. ETF-Anbieter versprechen niedrige Kosten, Diversifikation und eine bessere Performance als aktiv verwaltete Fonds.

Dieses Leistungsversprechen wollen wir in einer vierteiligen Serie auf den Prüfstein stellen: The Good, the Bad, the Beautiful und the Ugly. Im Einzelnen greifen wir folgende Fragen auf: In welchen Fondskategorien gibt es die besten ETFs, in welchen die schlechtesten, wo sich die ETF-Ratings absehbar verbessern und wo verschlechtern werden. Im ersten Teil gehen wir auf die besten ETFs am Markt ein.

Die besten ETFs im Rating-Spiegel

Als Messlatte für den Erfolg verwenden wir die beliebten Morningstar Sterne Ratings. Sie bilden die risikoadjustierte Performance von Fonds ab, ausgedrückt in einem Rating. Die Morningstar Sterne Ratings sind ein quantitatives, relatives Maß, das Fonds einer Kategorie vergleicht. Sie werden in Form von Sternen (1-5) vergeben. Der Vorteil dieses Ratings ist, dass die Vergangenheits-Rendite ins Verhältnis zum Abwärtsrisiko gesetzt wird. Besonders riskante Fonds werden also tendenziell schlechter bewertet. Ein weiterer Vorteil dieses Ratings ist, dass es nach recht fein differenzierten Kategorien vergeben wird. Das stellt sicher, dass Äpfel mit Äpfeln verglichen werden. Dabei werden ETFs und aktiv verwaltete Fonds nach denselben Maßstäben innerhalb der Kategorien bewertet.

Zum Morningstar Sterne-Rating: Ein 5-Sterne-Rating wird den besten 10% der Fonds einer Kategorie vergeben, ein 4-Sterne-Rating bekommen die nachfolgenden überdurchschnittlichen 22,5% der Fonds; spiegelbildlich zählen Fonds mit einem 1-Sterne-Rating zu den 10% schlechtesten einer Kategorie, ein 2-Sterne Rating wird den unterdurchschnittlichen 22,5% vergeben, während 33,5% der Fonds ein durchschnittliches 3-Sterne-Rating bekommen.

Unserer Untersuchung liegt folgende Überlegung zugrunde: Weil die überwiegende Mehrzahl von Fonds einer Kategorie aktiv verwaltet wird und ETFs in der Minderzahl sind, gilt die Daumenregel, dass man anhand von ETF-Ratings ablesen kann, wo ETFs eine gute Wahl sind und wo nicht. Ein ETF, der ein 5-Sterne-Rating aufweist, wird eine bessere risikoadjustierte Performance hingelegt haben als die meisten aktiv verwalteten Fonds der identischen Kategorie. Ein 1-Sterne-Rating signalisiert dagegen, dass ETFs in einer Kategorie keine gute Lösung sind und dass Anleger mit aktiv verwalteten Fonds besser fahren.

In welchen Kategorien sich die besten ETFs finden

Durchschnittliches, ungewichtetes Morningstar Sterne Rating von ETFs der jeweiligen Fondskategorie, per 30.4.2023, Quelle: Morningstar

Gemischte ETFs: unwahrscheinliche Gewinner

Die obere Tabelle zeigt, dass ETFs in drei unvermuteten Kategorien eine hervorragende Bilanz haben: ausgerechnet bei Mischfonds! Man muss wissen, dass fast nur aktiv verwaltete Fonds Mischfonds bewirtschaften: Es gibt nur eine handvoll gemischter ETFs am Markt in Europa. Besonders gut schneiden defensive, ausgewogene und aktiennahe gemischte ETFs ab. Bei defensiven Produkten punkten der VanEck Multi-Asset Conservative Allocation und der Xtrackers Portfolio Income, die beide Bestnoten erhalten. Bei ausgewogenen Mischfonds finden sich zwei Lyxor-Misch-ETFs (segeln heute unter dem Amundi-Label), ein VanEck sowie ein weiterer Xtrackers Misch-ETF. Alle vier halten 4- oder 5-Sterne-Ratings, was im Ergebnis einen Durchschnitt von 4,5 Sterne-Ratings ergibt. 4,5 Sterne bekommen im Schnitt auch zwei Aktien-orientierte gemischte ETFs von Lyxor und VanEck.

Hier drängt sich die Frage auf, warum gemischte ETFs so gut punkten. Die Antwort ist einfach: gemischte ETFs sind günstig, investieren regelbasiert, begrenzen die Umschichtungen, weil sie sich bei den Portfolio-Transaktionen weitgehend auf das Rebalancing beschränken. Das geht gut, wenn der Algorithmus breite Marktsegmente abbildet.

Aber immer geht es natürlich nicht gut; auch bei ETFs gibt es ein Underperformance-Risiko. Denn auch Indizes sind nicht unfehlbar. Ausgewogene und defensive Misch-ETFs mussten im Jahr 2022 Federn lassen, was vor allem daran lag, dass die Anleihenseite heftig korrigierte. Viele aktive Manager hatten auf der Anleihenseite jahrelang die Durationsrisiken reduziert – in Erwartung einer Korrektur, die dann im vergangenen Jahr tatsächlich eintrat. Auf der Aktienseite leiden die Produkte seit Mitte 2022, weil darin Aktien aus den USA relativ zu aktiv verwalteten Fonds hoch gewichtet sind. Daher setzt sich die Underperformance auch im Jahr 2023 fort. Über die Zeit seit 2021 berichten wir etwas detaillierter im vierten und letzten Teil unserer Serie. Aber halten wir fest, dass bei gut bewerteten ETFs, die eine Unwucht aufweisen, das Glück eine Rolle bei der Bestimmung des Ratings spielt. Wenn die Risiken eintreten, haben diese ETFs ein Problem. Im oberen Beispiel wurden die Risiken lange Zeit nicht manifest. Aber das heißt nicht, dass sie nicht existieren. 

Bilanz der ETFs in den großen Kategorien

Aber verlassen wir die Exoten-Nische und gehen zu den großen Aktien- und Anleihenkategorien über. Zunächst zur Aktienseite: Mit einem Rating von 4,38 Sternen lieferten USA-Wachstums-ETFs eine fast makellose Bilanz. In dieser Kategorie finden sich ETFs auf den NASDAQ 100, US-Momentum-ETFs und ETFs auf Growth-Indizes. Während NASDAQ ETFs nur 4- und 5-Sterne-Ratings halten, waren USA-Momentum-ETFs eine schlechte Wahl: Der US-Markt verzeichnete über die vergangenen Jahre mehrere Trendbrüche, was Momentum-ETFs ausbremste. Nichts ist trister als die Performance von Trendfolgern in trendlosen Märkten.

Kommen wir zu ETFs für global anlegende Aktien, die typischerweise den MSCI World, FTSE All World oder MSCI ACWI abbilden. Global anlegende Aktien-ETFs bringen es auf Ratings von durchschnittlich 4,0 Sterne. Das ist ordentlich. Der typische ETF auf den MSCI World bringt es auf 4- oder 5-Sterne-Ratings. Die Bilanz von global anlegenden Aktien-ETFs wurde durch alternative Index-Konzepte wie Gleichgewichtungsstrategien, ESG-Screenings und Multifaktor-Modelle verschlechtert. Die überwiegend gute Bilanz steht nicht im Gegensatz zu unseren Warnungen vor einer zu unkritischen Haltung zum MSCI World als Investmentvehikel: Der Index ist zu stark in den USA und bei großen Tech-Werten konzentriert. Wie wir im weiteren Verlauf der Serie zeigen werden, könnte das Folgen für die künftigen Ratings haben.  

Gut halten sich auch ETFs für Eurozonen- und Standardwerte USA, die auf Ratings von durchschnittlich rund 3,8 Sterne kommen. ETFs auf den S&P 500 sind mit 4 und 5 Sternen bewertet; bei USA-ETFs belasten ETFs auf den DJ Industrial Average die Bilanz. Der kursgewichteter Index ist ein Überbleibsel der Rechenschieberzeit des 19. Jahrhunderts und ist längst kein Spiegel der US-Wirtschaft mehr.

Auch ETFs für deutsche Aktien bringen es mit 3,6 Sterne-Ratings auf eine überdurchschnittliche Bilanz. Während DAX-ETFs überwiegend auf 4-Sterne-Ratings kommen, haben breiter gefasste ETFs und deutsche Value-ETFs eine eher durchschnittliche Bilanz.

Anleihen-ETFs: Ein heterogener Haufen

Anleihen-ETFs mit überdurchschnittlichen Ratings finden sich überwiegend in der unteren Tabellenregion. Ausnahme sind Kurzläufer-Dollar-ETFs, die auf 4,5 Sterne kommen. Sie profitierten vor allem von den niedrigen Kosten – aber auch davon, dass sie nur auf sehr kurze Restlaufzeiten setzen, was im Umfeld steigender Zinsen die Verluste deutlich reduzierte. Aktive USA-Anleihen-ETFs hatten überwiegend längere Laufzeiten. Anders war das bei ETFs für US-Staatsanleihen, die auf 3,6 Sterne kommen, ETFs für Euro-Inflationsschutz wie auch ETFs für Schwellenländer-Staatsanleihen und Schwellenländer-Unternehmensanleihen (je 3,5 Sterne). Hier spiegeln die Ratings die langjährig gute Performance von Anleihen mit relativ langen Laufzeiten wider. Seit Ende 2021 haben diese Fonds Einbrüche verzeichnet, weil aktive Manager typischerweise die Laufzeitrisiken begrenzt haben.

Gerade Schwellenländer-ETFs kamen wegen der langen Laufzeiten 2022 unter die Räder. Auch in diesem Jahr waren die meisten in Hartwährungen denominierte Schwellenländer-Anleihen keine gute Wahl. Auch hierauf werden wir im weiteren Verlauf der Serie zu sprechen kommen.

Fazit: Die ETF-Perspektiven stehen in den Sternen

Unsere Übersicht über die besten ETFs am Markt zeigt, dass Indexfonds in wichtigen Kategorien punkten: Standardwerte USA, Europa, Eurozone, Deutschland, Großbritannien, Welt – hier zeigen ETFs ein überdurchschnittlich gutes Rendite-Risiko-Profil. Auch bei einigen Misch- und Anleihen-Kategorien kaufen ETFs aktiv verwalteten Fonds den Schneid ab. Alles auf ETFs, also? Das wäre etwas zu weit gegriffen: Ja, Anleger können in vielen großen Kategorien ETFs als Basisinvestments verwenden. Hier sind ETFs die Guten. Aber es gibt einige Fallstricke zu beachten.

Einmal die banale Feststellung: ETFs sind nicht immer und überall eine gute Wahl. Die lange Jahre mittelmäßige Performance von ETFs, die den DJ Industrial Average abbilden, zeigen, dass auch ETFs für US-Standardwerte-Aktien nicht immer performen. Und dann gibt es noch grundsätzliche Bedenken gegen ETFs in manchen Fondskategorien. Märkte, in denen es eine hohe Konzentration an der Spitze gibt, weisen Klumpenrisiken auf. Das ist ein Risiko. das kann, muss aber nicht manifest werden. Ein gutes Beispiel wäre der NASDAQ 100. Die fünf größten Aktien in diesem Index kommen auf knapp 50 Prozent des Indexgewichts. Weil Big Tech derzeit outperformt, haben ETFs auf den NASDAQ 100 Best-Ratings. Aber was passiert, wenn Microsoft, Apple, Amazon oder NVIDIA underperformen und kleinere Wachstumswerte reüssieren? Dann werden ETFs auf den NASDAQ 100 recht zügig Rating-Federn lassen. Wer sich heute mit seinem NASDAQ ETF wie ein Sonnenkönig fühlt, sollte bedenken, dass die Outperformance des Tech-Index kein Selbstläufer ist – siehe den Dot-Com-Crash 2000 bis 2003.

Zudem sollten Anleger auch Rating-basierten Bilanzen berücksichtigen, dass Ratings die Vergangenheit widerspiegeln. Veränderungen in der Performance drücken sich nicht unmittelbar aus, da die meisten Fonds-Ratings relativ träge auf Veränderungen am Markt reagieren. Die Korrektur bei US-Aktien und Wachstumswerten ab Ende 2021 schlagen sich nur nach und nach in den Ratings von USA- und Welt-ETFs nieder, ebenso wie die schwere Anleihenkorrektur 2022, die sich bei Standard-Renten-ETFs stärker bemerkbar gemacht hat als bei vielen aktiv verwalteten Anleihenfonds, die häufiger die Durationsrisiken besser im Griff hatten. Wir versuchen diese Rating-Trägheit etwas zu mindern, indem wir die Rating-Dynamik berücksichtigen. Das folgt in Teil 3 und 4 unserer Serie. 

Über den Autor

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Ali Masarwah

Ali Masarwah ist Fondsanalyst und Geschäftsführer von envestor. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Fonds und ETFs, zuletzt als Analyst beim Research-Haus Morningstar.
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