Die Sorglosigkeit bekommt einen Schuss vor den Bug
Die vergangenen beiden Tage haben die Anleger wachgerüttelt und der Seligkeit schwankungslos steigender Aktienkurse ein jähes Ende gesetzt. Was bedeutet dieser Mini-Crash für die Märkte und worauf müssen sich Anleger einstellen?
Die Entwicklung der letzten Tage weist aus unserer Sicht auf eine besorgniserregende Entwicklung hin: Offensichtlich sind an den Kapitalmärkten heute sehr viele Anleger riskanter investiert, als sie es sich eigentlich langfristig leisten können oder leisten sollten. Immer weiter fallende Zinsen auf risikoarme Anlagen haben institutionelle wie private Anleger dazu veranlasst, ihr Risiko immer weiter zu erhöhen. Die Konsequenz: Bereits eine kleine Eintrübung der Stimmung kann eine regelrechte Panik inklusive Käuferstreik auslösen. Kurse fallen dramatisch, ohne daß sich an den Fundamentaldaten irgend etwas geändert hätte.
Grund zur Panik besteht jedoch nicht. Die Weltwirtschaft wächst weiter stabil und die Unternehmensgewinne steigen. Selten zuvor befanden sich weltweit mehr Länder gleichzeitig im konjunkturellen Aufschwung. Solange sich dieses Bild nicht wesentlich ändert oder die langfristigen Zinsen regelrecht explodieren werden die globalen Aktienmärkte eine solide fundamentale Unterstützung genießen.
Gleichzeitig sollte sich aber jeder Anleger darüber bewusst sein, daß der nunmehr bald 10 Jahre anhaltende konjunkturelle Aufschwung nicht ewig anhalten wird. Sobald die Unternehmensgewinne aber nicht mehr steigen kann es tatsächlich ungemütlich an den Märkten werden.
Anleger sollten daher kritisch überprüfen, ob ihre aktuelle Portfoliostruktur auch tatsächlich zu ihrer Risikoneigung passt. Angesichts der hervorragenden Performance der meisten Aktien- und Rentenmärkte und weitgehend ausgereizter Bewertungen sind antizyklische Reduzierungen des Portfoliorisikos sicher keine gänzlich unangebrachte Maßnahme.
An Gewinnmitnahmen ist noch niemand gestorben, an antizyklischen Risikoanpassungen erst recht nicht.