Envestor Interview: Don Amstad von Aberdeen Standard Investments zu China A-Shares

China A-Shares könnte man umgangssprachlich auch als chinesische Festlandsaktien bezeichnen. Dabei handelt es sich um Unternehmen, deren Aktien in Renmimbi an den Börsen Shanghai und Shenzen gehandelt werden. Insgesamt machen diese „Festlandsaktien“ etwa 70 Prozent des chinesischen Aktienmarktes aus. China A-Shares profitieren von einer steigenden Binnennachfrage und sind weniger stark abhängig von globalen Entwicklungen. Das hat – zumindest in der Vergangenheit – zu einer sehr niedrigen Korrelation mit den Aktienmärkten in Europa und den USA geführt hat.

Don Amstad im Interview mit Michael Weisz
Don Amstad von Aberdeen Standard Investments spricht im Interview mit Michael Weisz von Envestor über China A-Shares

Hallo Don, schön Sie mal wieder persönlich zu sprechen, wenn auch nicht bei Fish & Chips wie beim letzten Mal in London. Heute klappt es Corona-bedingt nur per Video-Konferenz nach Singapur. Kurze Frage vorab: Müssen Sie tatsächlich auch im Büro am Arbeitsplatz Masken tragen?

Don Amstad: Ja, in Singapur sind die Corona-Auflagen sehr hoch und man achtet darauf, dass die Hygiene-Regeln eingehalten werden.

Dagegen haben wir in Deutschland eher einen Lockdown light. Doch nun zum Thema: Aus gegebenem Anlass würde ich Sie gerne nach dem gerade erst beschlossenen Freihandelsabkommen RCEP fragen. Das ist immerhin das größte Freihandelsabkommen der Welt, in dem China eine maßgebliche Rolle spielt. Was denken Sie, wie sich das auf den chinesischen Aktienmarkt, insbesondere auf das Marktsegment der A-Shares auswirken wird?

Man muss ganz klar sagen, dass hier nicht nur die Aktienmärkte profitieren. Der Ausbau der Wirtschaft und auch der Infrastruktur trägt wesentlich dazu bei, dass sich auch Regionen entwickeln, die wir heute noch gar nicht berücksichtigen. Der chinesische Festlands-Aktienmarkt ist noch sehr unausgewogen und wird sich in den kommenden Jahren noch weiter konsolidieren.

Das heißt, Sie gehen von einem starken Wachstum des Binnenmarktes aus. Was bedeutet das für Ihren Fonds? Welche Branchen und Sektoren sind besonders prominent vertreten?

Finanzen, Konsum, Informationstechnologie und Healthcare sind die Bereiche die wir aktuell besonders fokussieren. Gerade durch Corona haben die beiden letztgenannten Sektoren in diesem Jahr eine besondere Entwicklung genommen.

Wenn man Ihren Fonds genauer anschaut, stellt man fest, dass er sehr konzentriert ist. Aktuell sind nur etwa 35 Aktien im Portfolio. Das gesamte Marktsegment besteht aus über 3.600 Titeln! Warum so fokussiert?

Der A-Aktienmarkt in China besteht nicht nur aus „Vorzeige-Unternehmen“. Bei den Besuchen und Meetings mit den jeweiligen Verantwortlichen stellen wir immer wieder Ungereimtheiten fest und kommen zu dem Schluss, dass viele Unternehmen nicht geeignet sind. Qualität ist aber für die Auswahl der Titel oberstes Gebot.

Das heißt auch, die Überprüfung der Governance bei Unternehmen spielt eine wichtige Rolle.

Absolut. Man sollte aber generell die Unternehmen in ihrer Gesamtheit prüfen und regelmäßig kontrollieren. Für uns als aktiver Asset Manager ist das grundlegend.

Das geht nicht ohne Research vor Ort. Wie decken Sie das Marktsegment auf der Research-Seite ab?

Wir sind seit Beginn der 1980er Jahre lokal in Asien tätig und haben nun acht Standorte mit über 40 Kollegen aufgebaut. In China sind wir direkt in Hongkong und Shanghai vertreten.

Ein derzeit leider unvermeidliches Thema ist die Corona-Pandemie. Rückblickend betrachtet sind China und auch der Aktienmarkt gut durch die Krise gekommen. Wie beurteilen Sie die aktuelle Lage?

Am Anfang des Jahres konnte sich niemand vorstellen, welche Entwicklung die Pandemie nehmen würde. Die chinesische Regierung hat durch konsequente Maßnahmen wie einen Lockdown und ein Paket unterschiedlicher Hygiene-Maßnahmen gleich dafür gesorgt, dass sich Corona nicht schneller ausbreiten konnte. Der anfängliche Rückgang der Wirtschaftsleistung wurde durch eine solide Erholung im Sommer wieder gestoppt und im Augenblick läuft es wieder hervorragend.

Das spiegelt sich ja auch in der Performance des Fonds wider. Er liegt auf Jahressicht über 25 Prozent im Plus. Jetzt das große Aber: Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von knapp 20 ist der Fonds nicht gerade auf Schnäppchen-Niveau. Wie schätzen Sie das Rückschlags-Potenzial ein?

Wir sind nach wie vor von einer langfristig positiven Entwicklung in China und Asien überzeugt. Die Unternehmen, auf die wir setzen, zum Beispiel Kweichow Moutai (Spirituosen-Hersteller, Anm. von Envestor), Ping An Insurance (Versicherung) oder auch Midea Group (Klimaanlagen, Haushaltsgeräte) sind jeweils Marktführer. Somit keine Geheimtipps. Die Nachfrage in China nach Dienstleistungen und Produkten dieser Hersteller bleibt hoch und somit sehen wir keine Probleme. Marktschwankungen sind aber natürlich möglich und werden den wirtschaftlichen Aufstieg auch weiter begleiten.

Michael Weisz (Envestor) im Interview mit Don Amstad (Aberdeen Standard Investments)
Michael Weisz (Frankfurt) mit Don Amstad (Singapur) im Call

Nun zur abschließenden Frage: Joe Biden wird neuer US-Präsident. Wie wird sich das aus Sicht von Aberdeen Standard Investments auf den Handelskonflikt zwischen den USA und China auswirken? Wird es einen erkennbaren Unterschied zur Ära Trump geben oder wird es eher das gleiche Spiel mit höflicheren Umgangsformen?

Wir gehen eher davon aus, dass Joe Biden und sein Team den Weg der Konfrontation weiter gehen werden. Die amerikanischen Unternehmen erwarten vom Präsidenten mehr Unterstützung und sehen die Pole Position als weltweit wichtigster Wirtschaftsstandort in Gefahr. Wahrscheinlich wird aber der Umgangston wieder diplomatischer.

Don – ich danke Ihnen ganz herzlich, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Bleiben Sie gesund und hoffentlich bis bald!

Don Amstad von Aberdeen Standard Investments

Donald Amstad ist COO Distribution & Head of Investment Specialists APAC bei Aberdeen Standard Investments in Singapur, wo er seit 2007 arbeitet. Er begann seine Karriere in London bei Nomura (1983-1987), bevor er zu JPMorgan (1987-2001), Bank of America (2001-2004) und JPMorgan Asset Management (2004-2007) wechselte. Don verfügt über mehr als 35 Jahre Erfahrung im Asset Management und lebt seit mehr als 20 Jahren in Asien. Er schloss sein Studium am Trinity College Oxford mit einem BA (Hons) in PPE ab.

Weitere Informationen zu dem im Interview erwähnten neuen Freihandelsabkommen RCEP erhalten Sie in diesem YouTube-Video: Neue Impulse für den Welthandel mit RCEP.

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Wichtige Hinweise: Der Fonds ist ein OGAW-Fonds unter Luxemburger Recht in Form einer Kapitalanlagegesellschaft mit variablem Grundkapital („SICAV“) und der Rechtsform einer Aktiengesellschaft Der Wert von Investitionen und die Erträge aus ihnen können sowohl steigen als auch fallen, und die Anleger erhalten unter Umständen weniger als den investierten Betrag zurück. Die hier enthaltenen Informationen sind nur von allgemeinem Interesse und sollten nicht als ein Angebot, eine Anlageempfehlung oder eine Aufforderung zum Handel mit Aktien von Wertpapieren oder Finanzinstrumenten betrachtet werden.

Über den Autor

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Ali Masarwah

Ali Masarwah ist Fondsanalyst und Geschäftsführer von envestor. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Fonds und ETFs, zuletzt als Analyst beim Research-Haus Morningstar.
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