FANGMAN und die Glorreichen Sieben: Perpetuum Mobile oder Pulverfass?

Die Aktienkurse digitaler Champions und anderer Anlegerlieblinge explodieren trotz Wirtschaftskrise. Ist diesmal wirklich alles anders oder droht ein epochaler Crash mit schwerwiegenden Folgen? Anleger sollten insbesondere das potenzielle Klumpenrisiko in ETFs und Fonds im Auge behalten.

FANGMAN ist in aller Munde. Die Abkürzung steht für die sieben wertvollsten Technologieunternehmen: für Facebook, Amazon, Netflix, Google, Microsoft, Apple und Nvidia. Die Marktkapitalisierung dieser sieben Unternehmen überstieg vor wenigen Tagen erstmals die Marke von 7 Billionen US-Dollar. Das sind in anderen Worten 7.000 Milliarden US-Dollar. Damit sind diese Aktien deutlich mehr wert als Wert die 250 wertvollsten Aktien in der Europäischen Union (MSCI EMU), die es gerade einmal auf rund 4 Billionen US-Dollar bringen. Und ihr Wert liegt auch deutlich höher als der Wert der 1.385 wertvollsten Unternehmen aus Schwellenländern, die im MSCI Emerging Markets zusammen gefasst sind und es aktuell auf rund 5,8 Billionen US-Dollar bringen. Selbst die fast 6.000 im MSCI All Country World Small Cap Index gelisteten Nebenwerte sind mit 6,1 Billionen US-Dollar deutlich weniger wert als die Glorreichen Sieben des FANGMAN-Index. Nie zuvor war globale Börsenkapitalisierung stärker konzentriert.

Gemeinsam haben die sieben FANGMAN-Aktien einen Wert von mehr als 7 Billionen US-Dollar.
Die Marktkapitalisierung dieser sieben Unternehmen überstieg vor wenigen Tagen erstmals die Marke von 7 Billionen US-Dollar (Quelle: Bloomberg, Stand: 11.07.2020).

FANGMAN: Die Mutter aller Klumpenrisiken

Wir hatten bereits vor einiger Zeit vor den Klumpenrisiken gewarnt, die sich in Fonds und ETFs aufbauen. Seitdem ist das Problem eher größer als kleiner geworden. FANGMAN stellt heute fast 17 Prozent des über 1.600 Unternehmen umfassenden MSCI World Index und über 25 Prozent des 616 Unternehmen umfassenden MSCI USA. Zwangsläufig wird die Performance der FANGMAN-Aktien die Performance dieser Indizes dominieren. Betrachtet man die Bewertungen der sieben Aktien, dann kann einem Angst und Bange werden: Einer Börsenkapitalisierung von über 7 Billionen US-Dollar steht ein kombinierter Jahresüberschuss von 163 Milliarden US-Dollar gegenüber. Dies ist isoliert betrachtet eine gigantische Zahl, übersetzt sich jedoch in eine Gewinnrendite von nicht einmal 2,5 Prozent oder ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von fast 43. Derartig luftige Bewertungen lassen keinerlei Raum für Enttäuschungen.

Nichts ist für die Ewigkeit

Wie wir bereits Anfang des Jahres beleuchtet haben, erscheinen die Bewertungen der sieben FANGMAN-Aktien insbesondere deshalb absurd, weil alle Firmen bereits im Besitz enormer Marktanteile sind und bereits gigantische Umsätze und Gewinne generieren. Von diesem Ausgangspunkt weiter massiv zu wachsen, ist beinahe unmöglich. Berücksichtigt man zusätzlich, dass alle sieben Firmen bereits zum Ziel von Kartelluntersuchungen wurden oder anderweitig mit Regulatoren oder Staaten aneinander geraten sind, dann wird schnell klar, dass mittlerweile nicht mehr die Chancen, sondern die Risiken überwiegen. Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass Quasi-Monopolen zumindest historisch keine Stabilität beschieden war. Eine Bewertung der sieben wertvollsten Unternehmen zum 40-fachen Jahresgewinn erscheint unter diesem Aspekt geradezu bizarr.

Zeichen einer Blasenbildung? Entwicklung der Google-Anfragen zu "Tech-Stocks"
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Booms go boom

Die sieben im FANGMAN-Index zusammengefassten Aktien sind allesamt hervorragende Unternehmen mit erfolgreichen und durchdachten Geschäftsmodellen. Dieser Umstand beflügelt die Phantasie der Anleger und die erzeugt die enormen Bewertungen. Dies ist jedoch kein neues Phänomen. Schon von jeher haben neue Technologien und die mit ihnen verbundenen Unternehmen die Euphorie der Anleger überschäumen lassen. Ganz gleich, ob Eisenbahn, Automobil, Radio, Transistoren oder Internet, jede große technologische Innovation hatte ihren scheinbar unaufhaltsamen Börsenboom. Und jeder Börsenboom hatte seine Stars. Der Autor Fred Schwed brachte in den 1930er Jahren treffend auf den Punkt brachte: „Booms go boom“. Höchstwahrscheinlich wird der FANGMAN-Boom keine Ausnahme sein. Anleger sind daher gut beraten, die aktuelle Euphorie zu hinterfragen, Klumpenrisiken zu analysieren und ihre Portfolios intelligent zu diversifizieren. Anleger in ETFs und Fonds sollten den FANGMAN-Boom genau beobachten.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah

Ali Masarwah ist Fondsanalyst und Geschäftsführer von envestor. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Fonds und ETFs, zuletzt als Analyst beim Research-Haus Morningstar.
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