Vordergründig zählt der Aberdeen Frontier Markets Bond Fund zur Gruppe der global anlegenden Schwellenländer-Rentenfonds. Doch der Fonds ist ein heißer Reifen. Er investiert in Länder aus der zweiten Reihe. Das macht ihn zu einer Art Aktiensurrogat – aber nur fast, was ihn wiederum für einen nicht ganz so kleinen Anlegerkreis interessant macht.
Eine Ägypten-Anleihe mit einem Kupon von 24 Prozent und einer Fälligkeit im Dezember 2027? Check! Ein Usbekistan-Papier mit 15,5 Prozent Zinskupon mit Fälligkeit im Februar 2028? Check! Eine Uganda-Anleihe mit mageren 14,25 Prozent Ausschüttung p.a.? Geht gerade noch so. Die Liste der Emittenten im Aberdeen Frontier Markets Bond Fund liest sich wie eine IWF-Restrukturierungshistorie und nicht wie die Holdings in einem Rentenfonds, der dem breiten Anlegerpublikum vermarktet wird. Wird er aber. Tatsächlich ist dieser Fonds dennoch auch unter Schwellenländer-Rentenfonds ein Exot.
Die meisten Schwellenländer-Rentenfonds investieren in die klassischen Emerging Markets wie Brasilien, China, Südafrika oder Osteuropa. Schwellenländer-Bonds aus der zweiten Reihe erfordern Expertenwissen, das nicht viele Investmenthäuser vorhalten. Und weil es so wenige Frontiermärkte-Fonds gibt, halten Fonds-Rating-Häuser wie Morningstar keine eigene Kategorie vor. Daher ist der Aberdeen-Fonds so eine Art Werwolf im Wolfspelz.
Fondsstrategie: Frontier-Märkte erfordern Mut
Schwerpunkt des Fonds sind Staatsanleihen aus den Frontiermärkten, die überwiegend in US-Dollar denominiert sind. Aktuell machen Staatsanleihen 87 Prozent des Fondsvermögens aus, der Rest besteht aus Unternehmensanleihen und Emissionen supranationaler Emittenten. Der Fonds ist flexibel: Während das Dollarrisiko auf der Währungsseite dominiert – 68 Prozent des Fondsvermögens entfallen auf den Greenback – können in anderen Marktphasen lokale Währungen ein höheres Gewicht haben. Aufgrund der langjährigen Dominanz von Hartwährungen findet sich die Haupttranche des Fonds allerdings in der Gruppe der Schwellenländer-Fonds mit Dollar-Fokus wieder. Doch es gibt eine sinnvolle Alternative für Anleger aus dem Euroraum.
Weil eine nachhaltige Schwächung des Dollars im heutigen Marktumfeld nicht abwegig ist, können Anleger in der Eurozone in die währungsgesicherte Euro-Tranche des Fonds investieren, was das Vermögen gegen Dollarschwankungen absichert. Wer das tut, muss für die Währungsabsicherung bezahlen – und das nicht zu knapp, eingedenk der Zinsdifferenz von 2,5 Prozent zwischen Dollar- und Euroraum. Langfristanleger mögen damit liebäugeln, sich diese Kosten zu sparen, für die meisten Anleger ist eine Absicherung empfehlenswert. Während die Dollar-Tranche des Fonds in diesem Jahr knapp 1,9 Prozent verlor, legte die Euro-Tranche um 9,6 Prozent zu.
Die Titelauswahl erfolgt auf Basis einer umfassenden Analyse, die makroökonomische Trends, Verschuldungsgrade, politische Risikofaktoren, Kreditratings und ESG-Aspekte einschließt. Für jede potenzielle Anleihe wird eine Bandbreite von Szenarien für den erwarteten Preis ermittelt – vom Best- bis zum Worst-Case –, um das Portfolio möglichst robust gegenüber unterschiedlichen Marktentwicklungen zu strukturieren. Die Gewichtung einzelner Anleihen im Fonds – aktuell sind es 111 verschiedene Emissionen – orientiert sich am Überzeugungsgrad des Teams und am Beitrag dieser Titel zur Gesamtstruktur des Fonds hinsichtlich Risiko und Ertrag. Ziel ist es, von den Ineffizienzen und der geringeren Aufmerksamkeit globaler Anleger in Frontier Markets zu profitieren.
Performance und Risiko
Sowohl die Performance als auch das Risiko des Aberdeen Frontier Markets Bond Fund sind hoch. Im Negativjahr 2022 verlor die Euro-Tranche des Fonds 18,7 Prozent, gefolgt von einem Plus von 15,5 Prozent 2023 und 12 Prozent in 2024. Über einen Zeitraum von fünf Jahren wurde eine jährliche Durchschnittsrendite von 3,7 Prozent erreicht. Ungeachtet der Outperformance des Euro in diesem Jahr legte die Dollar-Tranche aus Euro-Anlegersicht seit 2020 jedes Jahr um 5,8 Prozent zu.
Die Volatilität des Fonds beträgt über fünf Jahre sieben Prozent p.a. Der maximale Verlust zwischen 2020 und heute lag bei gut 28 Prozent. Der Absturz ab September 2021 erreichte im September 2022 sein Tief. Es dauerte bis September 2024, bis der Fonds wieder sein altes Hoch erreichte. Wegen der langjährigen Dollar-Stärke fiel der Verlust der ungesicherten Dollar-Tranche ab September 2021 deutlich niedriger aus – und war bereits im März 2024 wieder ausgeglichen. Bei wenig liquiden Märkten führen auch relativ niedrige Umsätze zu starken Kursschwankungen, die allerdings den Hang haben, „mean reverting“ zu sein, also zu ihrem langjährigen Durchschnitt zurückzukehren – bei Anleihen schneller als bei Aktien.
Das Risiko des Fonds ist allerdings auch ein handfestes Insolvenzrisiko: Gut 33 Prozent der Papiere sind mit einem schwachen „CCC“ (S&P) geratet, 40 Prozent liegen bei „B“, Investment-Grade-Bonds machen unter zehn Prozent des Vermögens aus, wobei nur 0,1 Prozent der Anleihen über das höchste „AAA“-Rating verfügen. Hier ist also Hochzins Programm.
Hier kommen wir zum großen Mehrwert des Fonds: Frontier-Märkte-Anleihen sind nur wenig korreliert mit globalen Aktien und Anleihen. Der Aberdeen Frontier Markets Bond Fund weist eine Null-Korrelation mit US-Anleihen auf, die Korrelation mit globalen Aktienindizes (Nasdaq 100, MSCI World) und Euroland-Rentenindizes liegt bei unter 0,6. Die Korrelation mit globalen Emerging-Markets-Aktienindizes ist indes größer, beläuft sich aber immer noch auf unter 0,8.
Kosten und Cashback
Die laufenden Kosten liegen bei 1,68 Prozent pro Jahr. Das macht den Fonds zu einem der teuren Fonds in der Kategorie der Schwellenländer-Rentenfonds. Expertise in der Nische hat ihren Preis. Immerhin gibt es keine Performance Fee. Kunden von envestor profitieren gleich doppelt: Es fällt bei uns kein Ausgabeaufschlag an. Zudem gibt es Cashback satt: Die Bestandsprovisionen, die wir erstatten, variieren je nach Depotbank. Bei der FNZ/ebase bekommen Anleger 0,64 Prozentpunkte pro Jahr erstattet, bei der Comdirect sind es sogar 0,79 Punkte.

Daten per 30.6.2025, Quelle: envestor
Management und Gesellschaft
Das Fondsmanagement wird von Kevin Daly und Anthony Simond verantwortet, beide verfügen über langjährige Erfahrung mit Frontier Markets und steuern den Fonds kontinuierlich. Indessen hat die Fondsgesellschaft Aberdeen eine längere Phase der Restrukturierung nach mehreren Führungswechseln durchlaufen. Das Managementteam erhält von Morningstar eine durchschnittliche Bewertung („People Pillar“), während die Prozessqualität anerkannt hoch bleibt.
Ein Fonds für ein „anderes“ Aktienrisiko
Der Aberdeen Frontier Markets Bond Fund richtet sich an erfahrene Anleger, die hohe Kreditrisiken außerhalb klassischer Emerging Markets suchen und dabei von einer offensiven Strategie profitieren möchten. Die Duration ist mit 3,9 Jahren relativ moderat. Auch wenn die Volatilität und der maximale Verlust an Aktienrisiken erinnern, ist die Zeit, die der Fonds braucht, relativ kurz. Zu beachten ist, dass die geringe Liquidität in Krisenzeiten punktuell hohe Verluste mit sich brachte, die aber in der nachfolgenden Erholungsphase zügig aufgeholt wurden – nicht zuletzt auch wegen der hohen Kupons, die aktuell bei 8,5 Prozent liegen.
Die aktienähnlichen Risiken sind nicht wegzudiskutieren, und wem Aktienrisiken zu heiß sind, der sollte auf konservativere Produkte zurückgreifen, die es auch bei EM-Anleihen in Hülle und Fülle gibt. Wer allerdings risikobereit ist, sollte den Aberdeen Frontier Markets Bond Fund als Teil seines Aktienportfolios ansehen und darauf setzen, dass es „andere“ Aktienrisiken sind. Der geringe Zusammenhang mit den meisten Aktienmärkten trägt dazu bei, global angelegte Portfolios sinnvoll zu diversifizieren.
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Autor
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Ali Masarwah ist Fondsanalyst und Geschäftsführer von envestor. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Fonds und ETFs, zuletzt als Analyst beim Research-Haus Morningstar.
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