Für Investoren, die mit ihrem Geld einen Unterschied machen wollen, ist der Ökofonds von Pictet ein empfehlenswerter Purist. Es gilt allerdings Fallstricke zu beachten, die Investments in Themenfonds mit sich bringen. Unser Take zum Pictet Global Environmental Opportunities.
Pictet Global Environmental Opportunities: Besonderheiten
Es handelt sich beim Pictet Global Environmental Opportunities um einen Themen-Aktienfonds, der sich auf Öko-Aktien konzentriert. Zu Beginn daher eine Klarstellung zu Themenfonds bzw. -ETFs. Diese Produkte sind bei Anlegern beliebt, weil sie verständliche und nachvollziehbare Stories erzählen. Das bedeutet allerdings, dass sie Aktien und Sektoren aufgreifen, die bereits von vielen Anlegern als interessant identifiziert wurden. Entsprechend sind die Bewertungen hoch und der Themenfokus oftmals konzentriert sind, sodass die Risiken überdurchschnittlich ausfallen. Zumal bei manchen Themen mit Blick auf den Wirtschafts- oder Produktzyklus der Zenit bereits erreicht ist. Diese Faktoren können im schlimmsten Fall das Investmentziel gefährden. Themenfonds waren in der Vergangenheit für Investoren oft wenig ertragreich.
Dieses Risiko ist bei Ökofonds nicht so akut wie bei anderen Themenfonds, weil das Thema einmal heterogen genug ist, um diversifizierte Portfolios aufzubauen. Zum anderen ist der Kampf gegen den Klimawandel längst noch nicht gewonnen. Viele Staaten und die EU erlassen Gesetze und Regeln, die privates Kapital mobilisieren werden, um den Klimawandel zu bekämpfen. In den nächsten Jahrzehnten stehen also hohe Kapitalinvestitionen in den verschiedensten Branchen an. Gleichwohl ist das Thema Aktienbewertungen auch für Ökofonds relevant, wie wir weiter unten anhand des Pictet Global Environmental Opportunities sehen werden.
Damit kommen wir zu einer Besonderheit des Pictet Global Environmental Opportunities. Er ist ein Öko-Themenfonds der besonders strengen Art. Er hat nicht nur das Ziel, in Unternehmen zu investieren, die den Klimawandel aufhalten und zum nachhaltigen Umbau der Wirtschaft beitragen. Vielmehr müssen diese Firmen selbst ebenfalls nachhaltig sein und ökologisch verantwortlich handeln. Das führt dazu, dass der Fonds viele Bereiche der Wirtschaft ausschließt und innerhalb der Branchen selektiv vorgeht. Man kann ihn also als „Öko-Fundi“, als Puristen, bezeichnen – auch innerhalb der Gruppe der Impact Fonds (Stichwort: Artikel 9 der EU-Offenlegungsrichtlinie SFDR).
Pictet Global Environmental Opportunities: Die Strategie
Die Aktien gelangen in mehreren Schritten ins Portfolio. Zunächst wird ein globales Universum von rund 40.000 Unternehmen auf etwa 4.000 Aktien mit einem quantitativen Screening eingedampft. Sie müssen in verschiedenen Sektoren einen positiven ökologischen Beitrag leisten. Maßstab ist ein Konzept, das quantitative („planetare“) Grenzen in neun Feldern definiert, innerhalb derer eine Weiterentwicklung der Menschheit ohne langfristige Umweltprobleme möglich ist. Es werden die Unternehmen ausgesucht, deren Lebenszyklus-Emissionen in einem als sicher definierten Bereich bleiben. Das entspricht in etwa dem „Do-no-signifikant harm-Prinzip“ der EU-Taxonomie für ESG Investments. Im Zuge dessen werden Unternehmen ausgeschlossen, die umstrittene Waffen herstellen und ökologische und/oder soziale Schäden verursachen.
In den nächsten Schritten werden verschiedene Themen-Segmente (nicht: Branchen) identifiziert, in denen Firmen Umweltlösungen herstellen bzw. vermarkten. Die Kandidaten für den Fonds müssen hier eine thematische Reinheit von 65 bis 70 Prozent aufweisen. Es bleiben rund 400 Unternehmen übrig, die mit den üblichen Finanzkennzahlen analysiert werden. Dabei werden Unternehmen mit Wettbewerbsvorteilen, hohen Kapitalrenditen, Geschäftsmodelle mit möglichst geringem Kapitaleinsatz sowie mit einem günstigen Verhältnis zwischen Bewertungen und Ertragsdynamik bevorzugt. Dabei hat die finanzielle Attraktivität ein besonders hohes Gewicht bei der Auswahl bzw. Gewichtung der Aktien. Es landen 50 bis 60 Unternehmen im Fonds; die Titel, in denen das Fondsmanagement die größte Überzeugung hat, werden am stärksten gewichtet.
Das Ergebnis ist ein relativ konzentriertes Portfolio, in dem großkapitalisierte Aktien mit einem Anteil von rund 60 Prozent die erste Geige spielen. Mittelgroße Unternehmen machen gut ein Drittel des verwalteten Vermögens aus. Small Caps spielen indes keine Rolle. In den frühen Jahren des Fonds machten Small Caps mitunter über 10 Prozent des Vermögens aus. Inzwischen weist der Fonds jedoch ein Vermögen von über 8 Milliarden Euro auf, was Investments in kleine Unternehmen einschränkt.
Wie sieht es mit den Konzentrationsrisiken aus? Sie sind nicht groß auf der Einzeltitelebene, da keine Aktie mehr als 4 Prozent des Fondsvermögens auf sich vereint. Auch die thematische Diversifikation sieht nicht bedenklich aus. Unternehmen aus den Bereichen Energieeffizienz sind mit 38 Prozent des Fondsvermögens gewichtet, gefolgt von dem Bereich dematerialisierte Wirtschaft, hinter dem Software/IT/Info-Tech-Unternehmen stehen, sowie Schadstoffkontrolle mit jeweils 17 Prozent. Es folgen erneuerbare Energien, nachhaltige Land- & Forstwirtschaft, Abfallmanagement und Recyling und Wassertechnologien.
Das sieht anders aus bei der Sektor- und Länderauswahl. Manche Branchen sind nicht vertreten, etwa Finanzen, Energie, defensive Konsumgüter oder Telecoms. Damit ist der Fonds auch im Vergleich zu anderen Ökofonds recht eng begrenzt. Hoch gewichtet sind Tech-Aktien, die über 35 Prozent des Vermögens auf sich vereinen – im Vergleich dazu liegt der Tech-Anteil bei anderen Ökofonds im Schnitt bei unter 25 Prozent. Leicht übergewichtet sind Healthcare- und Industrieaktien. Auf Länderebene sind die USA mit über 60 Prozent deutlich höher gewichtet als im Durchschnitt der Ökofonds-Kategorie. Entsprechend sind kontinentaleuropäische Aktien untergewichtet, Großbritannien ist derzeit nicht vertreten.
Im Ergebnis verwundert nicht, dass Wachstumsaktien stark vertreten sind, ebenso Momentum- und Quality-Aktien. Die Bewertungen sind deutlich höher als bei Konkurrenzfonds und auch bei globalen Aktienindizes wie dem MSCI World oder MSCI ACWI, egal, ob man das KGV, KBV oder Kurs-Umsatz oder die Kurs-Cashflow Ratio verwendet. (Spiegelbildlich ist die durchschnittliche Dividendenrendite relativ niedrig.). Im Ergebnis gibt sich der Pictet Global Environment Opportunities als Growth-Portfolio mit klaren Akzenten im Tech-Sektor zu erkennen – auch wenn die unterschiedlichen thematischen Schwerpunkte diese Unwucht etwas relativieren.
Performance: Alles eine Frage der Benchmark
Generell haben Themenfonds ein Benchmarking-Problem. Sie sind ziemlich eng auf bestimmte Bereiche des Kapitalmarkts beschränkt, sodass ein Vergleich mit einem marktbreiten Index wie dem MSCI World oder MSCI ACWI zwangsläufig hinken muss. Andererseits ist es das Ziel typischer Themenfonds, die auf Wachstumstrends ausgerichtet sind, den breiten Markt outzuperformen. Die allermeisten Themenfonds werden gegen den MSCI World oder den MSCI ACWI laufen gelassen und nicht gegen eine Öko-Aktien-Benchmark. Das ist auch beim Pictet Global Environmental Opportunities der Fall. Solche Fonds stehen in der Hausse oft gut da, weil Growth-Aktien in der Regel eine hohe Marktsensitivität haben. In der Baisse sehen solche Fonds mitunter alt aus, da High-Beta-Aktien typischerweise tiefer fallen als der breite Markt.
Die Langfristbilanz des Pictet Global Environmental Opportunities fällt positiv aus. Der MSCI ACWI wurde in den vergangenen 10 Jahren um gut 30 Basispunkte pro Jahr übertroffen – 10,81 Prozent vs. 10,47 Prozent. Den durchschnittlichen Öko-Aktienfonds ließ er sogar seit 2013 um über 200 Basispunkte pro Jahr hinter sich. Die Bilanz fällt auch in den vergangenen fünf Jahren positiv aus. Kurzfristig verhagelten jedoch die überdurchschnittlich hohen Verluste im Jahr 2022 die Bilanz gegenüber dem MSCI ACWI; der Fonds schlug sich indes gegenüber anderen Ökofonds wacker, da diese Fonds ebenfalls einen Growth-Bias haben. Die Performance-Bilanz ist in Summe langfristig beachtlich.
Die Outperformance findet ihre Entsprechung auf der Risikoseite. Gegenüber der Kategorie fallen zwar die Gewinne in Aufwärtsmärkten überdurchschnittlich hoch aus, aber in Verlustphasen geht der Fonds stärker nach unten „mit“, wie aus der Kennzahl Down-Capture Ratio hervorgeht. Zwar wurden die Verluste 2022 bereits nach sechs Monaten ausgeglichen, aber nicht immer schnellen die Märkte nach einer Korrektur so stark nach oben, wie das 2020 und 2022 der Fall war. Entsprechend ist die Volatilität erhöht; langfristig wie kurzfristig ist die renditeadjustierte Rendite in Gestalt der Sharpe Ratio niedriger als beim MSCI ACWI, aber mehr oder weniger deutlich höher als beim Schnitt der Ökofonds am Markt.

Obere Grafik: Was aus einem 10.000 Euro Investment nach zehn Jahren wurde, Performance des Fonds (Investment) gegenüber Kategorie und Index, in Euro und Prozent, Stand: 26.7.2023, Quelle: Morningstar
Fazit: Die Rolle im Portfolio ist entscheidend
Der Pictet Global Environmental Opportunities ist für Anleger geeignet, die auf einen „Öko-Fundi“ setzen möchten, um einen „Impact“ zu erzielen. Der Fonds investiert in Unternehmen, die den Klimawandel bekämpfen und dabei selbst „sauber bleiben“. Allerdings sollte der Fonds wegen seines konzentrierten Ansatzes als Beimischung und nicht als Kern-Investment eingesetzt werden. Für die Seriosität des Ansatzes von Pictet spricht auch die lange Historie des Fonds, der das Thema Klimawandel bereits seit dem Jahr 2014 adressiert. Es spricht viel für die Robustheit der Strategie, wenn auch das Jahr 2022 als Warnschuss verstanden werden sollte. Wenn sich das Marktumfeld wandelt, dann drohen konzentrierten Growth-Portfolios herbe Verluste im Vergleich zum breiten Markt.
Es stellt sich deshalb die Frage nach der Sinnhaftigkeit eines Vergleichs mit dem MSCI ACWI (oder dem MSCI World). Zielführender wäre der Vergleich mit einer reinrassigen Climate Change Benchmark wie dem FTSE Environmental Technologies oder MSCI ACWI Climate Change. Es gibt inzwischen genug Spezialbenchmarks – im Zweifel könnte sich Pictet Asset Management sogar eine spezielle Benchmark für seine Themenfonds maßschneidern lassen. Das hätte den Nachteil, weniger Marketing-Knalleffekte zu erzielen, wenn der Allerwelts-Index MSCI ACWI übertroffen wird; es würde die Mission des Fonds allerdings besser unterstreichen.
Sehr lobenswert ist die Begrenzung der Neuinvestments. Nachdem der Fonds auf über acht Milliarden Euro Vermögen angewachsen ist, hat Pictet weitere Zuflüsse begrenzt. Damit soll verhindert werden, dass die Strategie verwässert wird. Das schützt Bestandsanleger, ist aber ein Wermutstropfen für Interessenten. Es handelt sich allerdings um einen sogenannten Softclose, mit dem kleinere Investments und auch Sparpläne nach wie vor möglich sind.
envestor Cashback senkt die Gebühren deutlich
Mit laufenden Kosten von 2,0 Prozent jährlich zählt der Pictet Global Environmental Opportunities zu den teuren Ökofonds am Markt. Es fällt keine Erfolgsgebühr (Performance Fee) an. Kunden von envestor können die hohen Kosten deutlich senken. Beim Kauf fällt bei envestor kein Ausgabeaufschlag an, und wer keine Beratung benötigt, profitiert vom envestor Cashback. Die besten Konditionen bietet für diesen Fonds die FIL Fondsbank (FFB). Anleger, die den Fonds dort verwahren, bekommen 0,52 Prozent des Fondsvermögens von envestor zurück – und zwar jedes Jahr. Bei einer Investitionssumme von 25.000 Euro und einer angenommenen jährlichen Rendite von sechs Prozent pro Jahr entspräche der Wert des envestor Cashbacks bei einer umgehenden Wiederanlage in den Fonds nach zehn Jahren 3.891 Euro.

Stand der Daten: 28.2.2023, Quelle: envestor
Autor
-
Ali Masarwah ist Fondsanalyst und Geschäftsführer von envestor. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Fonds und ETFs, zuletzt als Analyst beim Research-Haus Morningstar.
Alle Beiträge ansehen