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Themen ETFs Performance

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Themen-ETFs Performance 2023: von Pyrrus-Siegen und Rendite-Desastern

Themen-ETFs haben im vergangenen Jahr in der allgemeinen Wahrnehmung ein rauschendes Performance-Fest gefeiert. Angetrieben vom Krypto-Aktien-Comeback waren auch dreistellige Renditen drin. Themen-ETFs, ein Wunderding? Weit gefehlt, wie die Story hinter der Performance zeigt.

Wohl dem, der Anfang 2023 in den VanEck Crypto & Blockchain Innovation ETF investierte. Ende 2023 stand eine Performance von atemberaubenden 263 Prozent unter dem Strich, kein Tenbagger, aber schon Meme-Stock-würdig, und für einen Investmentfonds schon spektakulär.  Auch beim Global X Blockchain ETF lief es mit einem Plus von 255 Prozent nicht schlecht. Der Gewinn von 113 Prozent beim WisdomTree Blockchain ETF mutet dagegen fast schon bescheiden an.

Vermeintliche Reichmacher bringen nur Schmerzensgeld

Immer wieder machen Themen-ETFs von sich reden; sie machen Schlagzeilen und regen die Fantasie und die Gier von Anlegern an. Doch leider sollten sie andere Schlagzeilen als die „Reichmacher“-Aufmacher produzieren. Denn in Wahrheit ist die Performance dieser Produkte einmal nicht beeindruckend, und zum anderen ist auch eine beeindruckende Performance in Wahrheit oft nur ein Schmerzensgeld für erlittene Verluste. Schlimmer noch: Die Erfahrung des einzelnen Anlegers ist im Schnitt noch schlechter, als es die Performance-Zahlen vermuten lassen.

Wie eine Übersicht der Fonds-Research-Agentur Morningstar zeigt, gibt es eine Kehrseite der Themen-ETF-Medaille. Wer Anfang 2023 nicht auf Blockchain-Aktien setzte, sondern, sagen wir auf E-Auto-Infrastruktur oder Wasserstoff-Technologie, landete bei Verlusten von rund 40 Prozent. Der größte Themen ETF am Markt, der iShares Global Clean Energy ETF, immerhin knapp 3,5 Milliarden Euro schwer, brach 2023 um gut 23 Prozent ein. Die von Morningstar erfassten 148 Themen-ETFs am europäischen Markt erwirtschafteten im Schnitt ein Plus von 18,2 Prozent im vergangenen Jahr. Das klingt gut, ist aber weniger als Anleger mit deutlich weniger Risiko mit ETFs auf den MSCI World hätten erwirtschaften können. Der Welt-Index legte um gut 19,5 Prozent zu. Im Schnitt war die Performance von Themen-ETFs also alles andere als beeindruckend.

Zum Einstandskurs fehlten fast 400 Prozent

Doch es kommt noch schlimmer: Auch die ETFs, die im Jahr 2023 die Lichter ausgeschossen haben, lieferten Anlegern, die schon in der Vorperiode investiert waren, oftmals nur ein bescheidenes Schmerzensgeld.

Stichwort Krypto-ETFs: Kommen wir zu unserem Star der Manege zurück, dem VanEck Crypto & Blockchain Innovation ETF. Der ETF war im Jahr 2022 um 85 Prozent eingebrochen. Das Plus von sensationellen 263 Prozent 2023 war also längst nicht genug, um Anleger für das Jahr 2022 zu kompensieren. Um die Verluste von 2022 auszugleichen, hätte der ETF 2023 eine Rendite von knapp 650 Prozent hinlegen müssen. Es fehlten also knapp 400 Prozent. Die untere Tabelle zeigt die Gewinner und Verlierer des Jahres 2023 und ihre Bilanz 2022 – soweit vorhanden.

Gebühren (p.a.) und Performance in Prozent, alle Rendite-Angaben in Euro, Daten per 11.1.2024, Quelle: Morningstar

Themenfonds sind aber noch größere Performance-Fallen, als es die oberen Zahlen vermuten lassen. Denn es handelt sich bei der ausgewiesenen Rendite um die zeitgewichtete Rendite. Sie spiegelt die Erfahrung eines Anlegers wider, der zu Beginn der Periode kauft und die Fondsanteile bis zum Ende der gemessenen Periode hält. Diese Buy-and-Hold-Anleger gibt es sicherlich, aber viele Anleger steigen kurzfristig ein und aus. Sie haben eine ganz andere Erfahrung – typischerweise eine schlechtere. Gerade bei volatilen Investments steigen Anleger erst ein, wenn die Performance bereits spektakulär war. Sie nehmen dann den oft nachfolgenden Abschwung „mit“, der bei solchen Vehikeln mehr die Regel ist als die Ausnahme.

Gute Beispiele für die sogenannte „Rendite-Lücke liefern sehr oft Themen-ETFs. Morningstar hat in einer Untersuchung ermittelt, dass die Anleger-Rendite beim oben bereits erwähnten iShares Global Clean Energy erschreckend schwach war. Wer Mitte 2018 in den Fonds einstieg und bis Mitte 2023 hielt, machte ein Plus von 14 Prozent pro Jahr. Das war eine sehr gute Rendite. Aber sie gilt eben nur für den Buy-and-Hold-Anleger. Weil aber die Masse der Mittelzuflüsse in diesen ETF erst nach der spektakulären Performance – 2020 waren es 120 Prozent plus – zustande kamen, lag die kapitalgewichtete Fünf-Jahres-Rendite bei nur bei 2,1 Prozent pro Jahr.

Die vielen Fallstricke bei Themen-ETFs

Anleger begeben sich bei Themen-ETFs auf eine unsichere Reise. Einmal müssen sie auf das richtige Thema setzen, dann müssen sie wegen der Volatilität ziemlich viel Mut und Können aufbringen, um den richtigen Einstiegszeitpunkt zu erwischen. Und schließlich müssen sie sicher sein, dass der ETF das gewählte Thema in der optimalen Form abbildet. Denn jeder ETF-Anbieter kocht sein eigenes Süppchen. Die ETFs für KI-Aktien, Robotics oder Clean Energy unterscheiden sich mitunter deutlich von einander. Manche sind konzentriert, andere diversifiziert, und sie arbeiten mit unterschiedlich eingestellten Filtern und Grenzwerten, die schlussendlich die Zusammensetzung des Portfolios bewirken.  

Die vielen Imponderabilien von Themen-ETFs machen sie eher zum Witwen-Macher von Portfolios. Reichmacher sind sie nur für die wenigen Anleger, die in der Lage sind, die Tragfähigkeit des Themas zu erfassen, den Stand des Zyklus zu ermitteln, mutig genug sind, antizyklisch vorzugehen und die Ausdauer haben, Abwärtsphasen durchzustehen.

Autor

  • Ali Masarwah ist Fondsanalyst und Geschäftsführer von envestor. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Fonds und ETFs, zuletzt als Analyst beim Research-Haus Morningstar.

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