Themenfonds kommen der Neigung von Beratern und Fondsmanagern zum Story-Telling entgegen. Spannende Themen in Fondsgestalt wecken die Phantasie der Anleger – und kommen sie oft teuer zu stehen. Das Researchhaus Morningstar warnt in einer marktbreiten Studie vor Themenfonds.
Zeitgewichtete versus geldgewichtete Rendite
Themenfonds decken Bereiche ab, die gesellschaftliche und politische Relevanz haben – ob KI, der demographische Wandel, Klimawandel. Die Fondsbranche zaubert laufend Produkte aus dem Hut, die durch Investments in Nvidia, Seniorenheime oder Windkraftanlagenhersteller zumindest eine Partizipation an einem Wachstumstrend versprechen – manchmal sogar nichts weniger als die Rettung der Welt in Aussicht stellen. Das Researchhaus Morningstar warnt in der Studie „The Big Shortfall“ vor Themenfonds und macht auf ein wichtiges Problem aufmerksam: Anleger zerstören sich die Performance selbst.
Dieses Problem entsteht so: Themenfonds decken in der Regel volatile Märkte ab. Diese werfen mitunter spektakuläre Renditen ab. Danach kommt ein bekanntes Muster zum Tragen: Angelockt von der Performance in der Vergangenheit investieren Anleger in die Fonds. Doch weil der beste Teil der Performance dann oft gelaufen ist, ist das Kurspotenzial der Fonds begrenzt, und oft folgt dann auch ein Absturz. Das spiegelt sich dann in der Anlegerrendite besonders deutlich wider.
Eine Analyse von Aktienfonds in den USA und Europa hat ergeben, dass die Anlegerrendite bei Themenfonds häufig deutlich schlechter ausfällt als die Anlegerrendite von nicht-thematisch investierenden Aktienfonds.
Die Anlegerrendite berechnet den Einfluss der Geldflüsse in Fonds und beantwortet die Frage, wie die Erfahrung des durchschnittlichen Anlegers über die Zeit ausfällt. Demgegenüber misst die zeitgewichtete Rendite die Erfahrung des Anlegers, der eine Buy-and-Hold-Strategie über den gesamten Zeitraum gefahren hat. Die Lücke zwischen zeitgewichteter Rendite und Anlegerrendite wird auch als Renditelücke bezeichnet.
Kommen wir nun zur Morningstar-Studie. Sie hat folgendes ergeben: Während die Renditelücke bei herkömmlichen Aktienfonds in den vergangenen fünf Jahren bei nur 0,5 Prozentpunkten lag, belief sie sich bei Themenfonds auf sehr hohe 4,9 Prozentpunkte. In den vergangenen fünf Jahren brachten Themenfonds pro Jahr für Buy-and-Hold-Anleger im Schnitt 7,3 Prozent. Dagegen hat Morningstar berechnet, dass die geldgewichtete Rendite nur ein Plus von 2,4 Prozent pro Jahr ergibt. Anleger haben also durch ihr Trading-Verhalten viel Geld verloren.
Morningstar: ETFs sind die riskanteren Themenfonds
Doch es gibt noch schlechtere Nachrichten: Mit steigendem thematischen Fokus wird die Erfahrung der Anleger immer schlechter. Die Renditelücke ist bei breit anlegenden Themen relativ niedrig, dagegen haben volatile, enger begrenzte Themen Anlegern mitunter eine verheerende Bilanz beschert. Am schlechtesten schnitten Fonds für alternative Energien ab. Wer vor fünf Jahren in Clean Energy Fonds einstieg und investiert blieb, machte ein Plus von 14 Prozent pro Jahr. Weil die Masse der Anleger allerdings erst dann Fonds kaufte, nachdem die Performance 2019 und 2020 gelaufen war, lag die Anlegerrendite bei nur 2,1 Prozent. Wie die untere Grafik zeigt, lieferte keine der Themenfonds-Gruppen Anlegern eine schlechtere Erfahrung.
Den Schlusspunkt setzt die Morningstar-Untersuchung mit einem Vergleich zwischen Themen-ETFs und aktiv verwalteten Themenfonds in der identischen Kategorie. Das Ergebnis fiel eindeutig zugunsten der aktiv verwalteten Fonds aus. ETF-Anleger handeln taktischer und häufiger, was besonders viel Performance vernichtet. Weil ETFs häufig ein volatileres Verhalten an den Tag legen und das Timing von Anlageentscheidung tückisch ist, liegen die vermeintlich passiven Anleger zu viel Hektik an den Tag – mit gravierenden Folgen für die Rendite. Explizit hervorgehoben wird dabei der iShares Global Clean Energy ETF, den wir bereits ausführlich analysiert haben und der Anlegern in den vergangenen Jahren eine besonders schlechte Erfahrung bereitet hat.