Wahlbausteine Aktienrente

Wahlprüfsteine 2025 – was die Parteien zur Aktienrente planen

Wenige Tage vor der Bundestagswahl legen wir die Wahlprüfsteine 2025 vor. Was planen die wichtigsten Parteien in Sachen Aktienrente? Was sagen Sie zur privaten und betrieblichen Altersvorsorge? Welche Rolle soll der Kapitalmarkt spielen? Eine Analyse der Parteiprogramme zeigt deutliche Unterschiede, aber auch überraschende Gemeinsamkeiten.

Aktienrente: Vom Bürgerfonds bis zum Junior-Spardepot

Die private Altersvorsorge wird von den meisten Parteien als wichtige Ergänzung zur gesetzlichen Rente gesehen. CDU/CSU und AfD setzen auf frühen Vermögensaufbau: Die Union plant eine „Frühstart-Rente“ mit staatlichen Einzahlungen für 6- bis 18-Jährige, während die AfD ein „Junior-Spardepot“ mit monatlich 100 Euro Staatszuschuss bis zum 18. Lebensjahr vorschlägt. Beide Konzepte setzen auf kapitalgedeckte, privatwirtschaftlich organisierte Modelle. 

Die FDP geht mit ihrem „Altersvorsorgedepot“ einen ähnlichen Weg und will steuerfreie Kapitalanlagen in Fonds und Wertpapiere ermöglichen. Die im Spätsommer vorgelegte Reform der privaten Vorsorge, inklusive Umbau der Riester-Rente, stammt in weiten Teilen aus der Feder der FDP. Die Gesetzesvorlage, die keine Chance hatte, in der letzten Phase der Ampelkoalition realisiert zu werden, gilt als der detaillierteste Vorschlag der Bundesparteien zur Stärkung der privaten Vorsorge. Auch wenn er nicht realisiert wurde, ist er für die marktwirtschaftlich orientierten Parteien eine als Blaupause und Fundus, aus dem neue Vorschläge für Aktienrente und Co. gezogen werden dürften.

Bündnis 90/Die Grünen setzen auf einen öffentlich verwalteten Bürgerfonds als Riester-Ersatz, der in nachhaltige Indexfonds investiert. Die SPD plant, die private Vorsorge stärker zu fördern, besonders für Geringverdiener, und will die staatliche Förderung auf neue Produkte mit transparenten und gedeckelten Kosten konzentrieren. Im Gegensatz dazu lehnt die Linke die private Altersvorsorge grundsätzlich ab und schlägt vor, bestehende Riester-Verträge in die gesetzliche Rente zu überführen.

Betriebliche Vorsorge: Mehr Aktien, weniger Garantien

Im Bereich der betrieblichen Altersvorsorge zeichnet sich ein Trend zu mehr Kapitalmarktorientierung ab. Die SPD will Angebote ohne Beitragsgarantie, aber mit höherer Renditeerwartung fördern und die steuerliche Förderung für Geringverdiener ausbauen. Die FDP strebt höhere Aktienanteile an und möchte die reine Beitragszusage allen Betrieben zugänglich machen. Die Grünen planen, die betriebliche Vorsorge für alle Beschäftigten zu öffnen, mit Opt-out-Möglichkeit.

CDU/CSU wollen besonders kleinere und mittlere Arbeitgeber beim Abschluss von Betriebsrenten unterstützen. Die Linke sieht die betriebliche Altersversorgung lediglich als Ergänzung zur gesetzlichen Rente und fordert, dass Arbeitgeber mindestens 50 Prozent der Beiträge für Betriebsrenten finanzieren sollen. Die AfD macht keine konkreten Vorschläge zur betrieblichen Vorsorge.

Gesetzliche Rente: vorsichtige Reform bis radikale Neuerung

Die gesetzliche Rente bleibt der Kern der Altersvorsorge, doch die Ansätze zur Finanzierung divergieren stark. Die FDP schlägt eine „Gesetzliche Aktienrente“ vor, bei der ein Teil der Rentenbeiträge in einem Fonds angelegt wird. Die Grünen wollen eine „Bürger*innenversicherung“ einführen, in die alle einzahlen.

Die SPD setzt auf eine moderate Stärkung des bestehenden Systems: Sie will das Rentenniveau bei mindestens 48 Prozent stabilisieren und lehnt eine Anhebung des Renteneintrittsalters ab. Zudem plant die SPD, mehr Erwerbstätige, zunächst alle Selbstständigen, in die gesetzliche Rentenversicherung einzubeziehen.

Die Linke hingegen fordert eine radikalere Umgestaltung: Sie will das Rentenniveau auf 53 Prozent anheben, die Beitragsbemessungsgrenze verdoppeln und eine „solidarische Mindestrente“ einführen. Im Gegensatz zur SPD, die eine Ergänzung durch private und betriebliche Vorsorge befürwortet, lehnt die Linke jegliche Privatisierung der Altersvorsorge strikt ab.

Die CDU/CSU erwähnt keine spezifischen Pläne zur Reform der gesetzlichen Rente, während die AfD sich für eine Stärkung der kapitalgedeckten Vorsorge ausspricht, ohne konkrete Vorschläge für die gesetzliche Rente zu machen.

Knackpunkt Aktienrente: Die Rolle des Kapitalmarkts

Unsere Wahlprüfsteine 2025 zeigen, dass der Kapitalmarkt als Finanzierungsquelle für die Altersvorsorge die Parteien spaltet. Während FDP, Grüne und teilweise CDU/CSU und AfD auf verschiedene Formen der Kapitaldeckung setzen, lehnen  Linke solche Modelle weitgehend ab. Die Debatte um die richtige Balance zwischen Umlageverfahren und Kapitalmarktbeteiligung wird die Rentenpolitik in den kommenden Jahren prägen.

Die engeren Pläne der Parteien zur Aktienrente haben wir den Wahlprogrammen von Union (CDU/CSU), SPD, Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke und AfD entnommen. Weiter unten finden sich die Links auf die Wahlprogramme. 

Weitergehende Aussagen zu finanzpolitischen Themen hat mein Kollege Steffen Gruschka in der unteren Tabelle zusammengefasst. 

Wahlbausteine Aktienrente

Quelle: eigene Recherche

Wahlprogramm der CDU/CSU
Wahlprogramm der SPD
Wahlprogramm von Bündnis 90/Die Grünen
Wahlprogramm der AfD
Wahlprogramm der FDP
Wahlprogramm der Linke

Autor

  • Ali Masarwah ist Fondsanalyst und Geschäftsführer von envestor. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Fonds und ETFs, zuletzt als Analyst beim Research-Haus Morningstar.

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Ali Masarwah

Ali Masarwah ist Fondsanalyst und Geschäftsführer von envestor. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Fonds und ETFs, zuletzt als Analyst beim Research-Haus Morningstar.
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