Hinweis: Wir versenden keine E-Mails, in denen wir zur Passwortänderung auffordern oder auf ein Ablaufdatum Ihres Passworts hinweisen. Aktuell sind betrügerische Phishing-Mails im Umlauf – klicken Sie keinesfalls auf dort enthaltene Links.

Lateinamerika Aktien

Cashback. ETF-Portfolios. Beratung.
Envestor hilft Ihren Finanzen auf die Sprünge!
HIER TERMIN VEREINBAREN

Mauerblümchen Lateinamerika-Aktien: Chancen in der Pampa

Die Aktienmärkte der Schwellenländer werden von China, Indien und Taiwan dominiert – das gilt auch für die Fondsallokationen. Lateinamerika-Aktien wirken wie ein Appendix; oft vernachlässigt oder ganz ausgeklammert. Doch es gibt viele spannende Unternehmen, die die Region interessant machen. Wird das Mauerblümchen zum Rendite‑Star?

Asien dominiert – in Indizes wie in Fonds

Ein Blick auf die Länderverteilung zeigt: Asien beansprucht den Großteil der Schwellenländer-Allokationen, sowohl im Index als auch in der durchschnittlichen Allokation aktiv gemanagter Fonds. Konkret entfallen 79,5 Prozent der Gewichtung im Index auf Asien – angeführt von China, Indien, Taiwan und Südkorea. Die durchschnittliche Allokation von Schwellenländer-Fonds liegt mit 76 Prozent nur leicht darunter, was den strukturellen Fokus auf den asiatisch-pazifischen Raum bestätigt. Die Folge: Für andere Regionen bleibt kaum Platz in Fonds und ETFs – insbesondere Lateinamerika fällt systematisch zurück.

Lateinamerika-Aktien nur noch Mauerblümchen

Die Region Lateinamerika bringt es im Index auf lediglich 7,0 Prozent im MSCI Emerging Markets IMI  – es geht im Wesentlichen um Brasilien, Mexiko und Chile. Länder wie Kolumbien oder Peru sind nur homöopathisch vertreten, Argentinien fehlt vollständig. Die durchschnittliche Allokation über alle aktiv gemanagten Fonds liegt mit 9,6 Prozent leicht über klassischen EM-ETFs. Doch selbst das steht in keinem Verhältnis zur wirtschaftlichen und demografischen Bedeutung Lateinamerikas innerhalb der Schwellenländer: Die Region stellt rund 11 Prozent der Bevölkerung und etwa 14 Prozent des BIP der Emerging Markets. Die geringe Indexgewichtung ist damit kein Abbild ökonomischer Realität, sondern Ergebnis technischer Kriterien wie Handelsvolumen und Marktkapitalisierung. An der Bewertung kann die Vernachlässigung von Lateinamerika-Aktien auch nicht liegen. Der MSCI EM Latin America weist ein Forward-PE von 9,4 auf, für den MSCI EM zahlt man das 12,7-fache des Gewinns der kommenden 12 Monate. Die Dividendenrendite beläuft sich bei Lateinamerika-Aktien auf gut 5,4 Prozent, verglichen mit nur 2,6 Prozent für den gesamten Schwellenländermarkt und 1,8 Prozent für den Welt-Aktienmarkt in Gestalt des MSCI ACWI.

Als Fondsmanager des EM Digital Leaders habe ich mir diese Diskrepanz sehr genau angesehen – und sie ist einer der Gründe, warum wir im von mir beratenem Fonds bewusst gegen den Trend positioniert sind. Genau dort, wo der Index Lücken lässt, eröffnen sich Chancen für aktives Management: bei digitalen Plattformunternehmen mit skalierbaren Geschäftsmodellen, die trotz makroökonomischer Unsicherheiten nachhaltig wachsen können.

Brasilien: Der Riese mit strukturellen Hindernissen

Brasilien ist das mit Abstand größte Land Lateinamerikas – wirtschaftlich, demografisch und auch mit Blick auf die Marktkapitalisierung. Im Index liegt das Gewicht bei 4,3 Prozent, in der durchschnittlichen Fondsallokation bei 6,0 Prozent. Die hohe Inflation, volatile Währung und ein oft unberechenbares regulatorisches Umfeld schrecken viele internationale Investoren ab. Dennoch ist Brasilien die Heimat einiger der spannendsten Digitalunternehmen der Region: Nubank, MercadoLibre, Zenvia oder XP Inc. sind in São Paulo ansässig oder dort stark aktiv.

Mexiko: Nähe zum US-Markt und Schwächen

Mexiko ist geografisch privilegiert und profitiert strukturell von der Re-Industrialisierung Nordamerikas. Dennoch liegt die Indexgewichtung nur bei 1,9 Prozent, die durchschnittliche Allokation bei 2,8 Prozent. Das digitale Ökosystem Mexikos hinkt Ländern wie Brasilien oder Indien deutlich hinterher. Die Zahl wirklich investierbarer digitaler Wachstumsunternehmen bleibt überschaubar. Für Fintechs wie Nubank ist Mexiko dennoch der zweitwichtigste Expansionsmarkt – und genau hier liegt für aktive Manager eine Chance: Wer auf Plattformunternehmen setzt, die Mexiko erfolgreich miterschließen, investiert in den Standort, ohne auf lokale Titel angewiesen zu sein.

Chile: Stabilität mit begrenztem Anlageuniversum

Chile steht mit 0,5 Prozent Indexgewichtung für wirtschaftliche und politische Stabilität – im Vergleich zu Nachbarn wie Argentinien oder Peru ein verlässlicher Standort. Doch gerade diese Berechenbarkeit geht mit einer gewissen Trägheit einher. Der Markt ist klein, die Innovationskraft im Tech-Bereich begrenzt. Die wenigen börsennotierten Unternehmen sind oft rohstoffnah oder klassisch defensiv aufgestellt. Entsprechend niedrig ist auch die durchschnittliche Allokation der Fonds (0,4 Prozent). Für digitale Strategien bleibt Chile weitgehend irrelevant – es sei denn, man investiert in Plattformen, die dort operativ aktiv sind, aber aus Brasilien oder den USA gesteuert werden.

Argentinien: Kein Indexland – aber Hoffnungsträger

Argentinien ist im MSCI Emerging Markets Index nicht vertreten, da Kapitalverkehrskontrollen und unklare Marktbedingungen das Land über Jahre uninvestierbar machten. Doch seit dem Amtsantritt von Präsident Javier Milei hat sich die wirtschaftliche Dynamik grundlegend gewandelt. Im April 2025 stieg das Bruttoinlandsprodukt um 7,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr – das stärkste Wachstum seit drei Jahren. Gleichzeitig sank die monatliche Inflation im Mai auf nur noch 1,5 Prozent, den niedrigsten Wert seit 2017. Für das Gesamtjahr 2025 rechnen Ökonomen mit einer Inflationsrate unterhalb von 30 Prozent, nach über 200 Prozent im Vorjahr.

Mileis Regierung hat innerhalb weniger Monate tiefgreifende fiskalische und geldpolitische Reformen durchgesetzt – darunter ein harter Sparkurs, der Abbau von Subventionen und die Freigabe von Wechselkursen. Der IWF spricht von einer „bemerkenswerten Stabilisierung“ und unterstützt Argentinien mit einem erweiterten Kreditprogramm. Damit wird das Land, das lange Zeit als strukturell instabil galt, plötzlich wieder als Investitionsziel ernst genommen. Gerade weil Argentinien in gängigen Indizes fehlt, ergeben sich für aktive Investoren Chancen – insbesondere in exportorientierten Tech- und Finanzunternehmen wie MercadoLibre oder Grupo Financiero Galicia, die längst über nationale Grenzen hinaus operieren.

EMDL: Unterwegs in unterschätzten Märkten

Der EM Digital Leaders setzt gezielt auf Regionen und Geschäftsmodelle, die in klassischen Indizes unterrepräsentiert sind – und nutzt die strukturelle Vernachlässigung Lateinamerikas als aktives Differenzierungsmerkmal. Zum Stichtag 10. Juli 2025 liegt die Allokation in der Region bei 14,4 Prozent – mehr als doppelt so viel wie im Index.

Im Fokus stehen operative Leistungskennzahlen: Skalierbarkeit, Marktführerschaft und technologische Wettbewerbsfähigkeit. Entscheidend ist nicht die Länderzuordnung, sondern die Fähigkeit der Unternehmen, sich unabhängig vom lokalen Zyklus durchzusetzen.

Nu Holdings – Digitalbank für den gesamten Kontinent

Mit 4,0 Prozent ist Nu Holdings die größte Einzelposition in Lateinamerika. Das Unternehmen mit Sitz in São Paulo betreibt vollständig digitale Bankdienstleistungen – von Kreditkarten über Sparkonten bis zu Investments. Es zählt über 100 Millionen Kunden und expandiert aktiv in andere Länder der Region, insbesondere Mexiko und Kolumbien. Nubank steht exemplarisch für den Paradigmenwechsel im Finanzsektor: weg von Filialnetzen, hin zu datengetriebenen, mobilen Plattformen.

MercadoLibre – Der Infrastrukturanbieter für E-Commerce

Der in Argentinien gegründete, aber in Brasilien dominierende Konzern ist mit 3,9 Prozent gewichtet. MercadoLibre ist mehr als ein Online-Marktplatz: Das Unternehmen betreibt eigene Logistikzentren, bietet Zahlungs- und Finanzierungslösungen an und hat sich in weiten Teilen Südamerikas als technologische Infrastruktur etabliert. Die Wachstumsdynamik bleibt hoch – zuletzt trugen auch Geschäftsfelder wie Werbung und Fintech überdurchschnittlich zur Profitabilität bei.

Zenvia – Kommunikation als Service für Unternehmen

Mit 3,0 Prozent gehört Zenvia zu den größeren Midcap-Positionen im Portfolio. Die brasilianische Plattform bietet Unternehmen Werkzeuge zur automatisierten Kommunikation: von SMS- und WhatsApp-Integrationen bis hin zu intelligenten Chatbots und SaaS-Lösungen. Zenvia bedient vor allem kleine und mittlere Unternehmen, die ihre Kundenansprache digitalisieren wollen – ein Trend, der durch Künstliche Intelligenz weiter verstärkt wird.

Grupo Financiero Galicia – Innovativer Traditionsplayer 

Der argentinische Finanzkonzern ist mit 1,5 Prozent vertreten. Galicia zählt zu den etabliertesten Banken des Landes – und hat in den letzten Jahren stark in mobile Anwendungen und digitale Services investiert. Besonders bemerkenswert ist die Kundenbindung über eigene Apps, die teils mehr Funktionen bieten als internationale Vergleichsprodukte. Trotz des makroökonomischen Umfelds gelingt es dem Unternehmen, profitabel zu wachsen.

Banco BBVA Argentina – Globaler Konzern, lokale Adaption

Die Tochter des spanischen BBVA-Konzerns ist mit 1,4 Prozent gewichtet. Anders als viele international geführte Banken hat BBVA Argentina früh auf technologische Eigenständigkeit gesetzt. Die Bank betreibt moderne Mobile-Banking-Plattformen, integriert digitale Tools in den Kreditvergabeprozess und erreicht mit ihren Apps eine wachsende Zahl junger Kunden. Das Unternehmen profitiert zudem vom Know-how der Konzernmutter, ohne in zentralisierte IT-Strukturen eingebunden zu sein.

XP Inc. – Der digitale Anlageberater Brasiliens

XP ist mit 0,8 Prozent die kleinste der sechs Lateinamerika-Positionen im Fonds – aber strategisch relevant. Das Unternehmen hat das klassische Broker-Modell in Brasilien aufgebrochen und bietet eine intuitive Plattform für Investments, Beratung und Finanzplanung. Über Partnerschaften mit Banken und unabhängigen Vermögensverwaltern erreicht XP eine zunehmend breite Kundenschicht – auch außerhalb der Metropolen.

Fazit: Lateinamerika-Aktien auf dem Sprung?

Während Asien fast monopolartig die Schwellenländer-Portfolios dominiert, bleibt Lateinamerika im Index weitgehend unberücksichtigt – und wird auch von vielen Fonds nur am Rande berücksichtigt. Der EM Digital Leaders geht bewusst einen anderen Weg: Mit über 14 Prozent Gewicht setzen wir ein aktives Zeichen für antizyklisches Investieren in strukturell unterrepräsentierte Regionen. Dort, wo der Index nicht hinschaut, positionieren wir uns fokussiert – bei digitalen Plattformunternehmen mit nachhaltiger regionaler Relevanz.

Die envestor-Expertise für Sie: Jetzt Info-Termin buchen!

Sie sind neugierig geworden, wie wir bei envestor Anlegerportfolios konstruieren und wetterfest machen? Sie möchten sich über unsere Portfolio-Beratung, unsere ETF-Portfolios oder über den envestor-Cashback für aktiv verwaltete Fonds informieren? Hier können Sie ein unverbindliches Gespräch vereinbaren. Mehr über den envestor Cashback, der investieren günstiger macht, als es Ihre Bank erlaubt, erfahren Sie hier.



Autor

  • Steffen Gruschka ist CFO und Co-Geschäftsführer von Envestor. Er ist seit über 25 Jahren Fondsmanager für Emerging-Markets-Aktien, zunächst bei der DWS, heute bei Pyfore Capital, wo er als Berater für den Emerging Markets Digital Leaders verantwortlich zeichnet.

    Alle Beiträge ansehen
Warenkorb
Nach oben scrollen