Risiko-Assets haben die Märkte im September gepusht. Doch die großen Gewinner und das insgesamt hohe Momentum verursachen immer mehr Anlegern Kopfschmerzen. Unsere Performance-Analyse der Aktien- und Rentenmärkte im abgelaufenen Monat.
Die Märkte haben sich im September erneut von ihrer starken Seite gezeigt. Durch die Bank konnten Risikoanlagen ordentliche bis hohe Renditen erzielen und an die August-Performance anknüpfen. Zunächst das große Bild: Der MSCI World stieg im September um 3,2%. Weil dieser Index allerdings überwiegend aus Dollar-Anlagen und anderen Fremdwährungen besteht, die gegenüber dem Euro abwerten, blicken Euro-Anleger nur auf ein Plus von 2,8% zurück. Kommen wir nun zu den Details.
Aktien: Seid umschlungen, AI-Risiken
Im abgelaufenen Monat konnten auf der Aktienseite vor allen Dingen Wachstumsaktien profitieren, und hier genauer gesagt Tech-Werte mit AI-Bezug. Einerseits, andererseits konnten auch einige günstig bewertete Märkte überproportionale Gewinne erzielen, die allerdings auch oft mit AI-Themen zu tun haben. Zunächst zum offensichtlichsten Trend: Technologieaktien legten besonders stark zu. So konnte zum Beispiel der CSI China Internet um knapp 13% im September zulegen. Auch Indizes für Halbleiter, IT-Hardware und sonstige Technologiebarometer stiegen im September ebenfalls zweistellig.
Weitere Gewinner waren Schwellenländer-Aktien, genauer gesagt: Die China-Rallye beziehungsweise -Erholung schreitet weiter voran. Der MSCI China stieg (in Hongkong-Dollar) um 9,5%. Auch der FTSE China 50 legte ähnlich stark zu. Das hohe China-Gewicht in Schwellenländer-Märkten führte wiederum dazu, dass der MSCI Emerging Markets sein Industrieländer-Pendant, den MSCI World, im September deutlich übertraf. Der breite Schwellenländer-Index stieg auf Dollar-Basis um 7%, indes legte der MSCI World nur um 3,2% zu. Es zeichnet sich ab, dass der MSCI Emerging Markets den MSCI World auch in diesem Jahr übertreffen wird. Über die Ursachen haben wir bereits an anderer Stelle berichtet.
Der MSCI World wurde vor allem von amerikanischen Aktien gestützt. Der S&P 500 legte auf Dollar-Basis um 3,7% zu. Noch besser entwickelte sich der technologielastige NASDAQ 100 Index, der im vergangenen Monat um 5,5% zulegte. Damit konnte sich der Index auch aus Sicht von Euro-Anlegern in diesem Jahr in positives Terrain bewegen. Auf Dollar-Basis liegt der NASDAQ 100 über 18% im Plus, aus Sicht von Euro-Anlegern stieg er aufgrund der September-Gewinne auf nunmehr 4% Plus im Jahr 2025. Dies reflektiert die AI-Hype, die sich inzwischen als fast einziger Träger des Wirtschaftswachstums in den USA zeigt und auch die Aktienmärkte in den USA stützt.
Dies hat zu hohen Bewertungen geführt, die vielen Anlegern Bauchschmerzen bereiten. Der NASDAQ 100 weist ein durchschnittliches Kurs-Gewinn-Verhältnis von 33 auf Basis der vergangenen 12 Monate aus. Auch der breiter gefasste S&P 500 zeigt ein KGV von 28 und ist damit um gut zehn Punkte teurer, als es dem historischen Durchschnitt entspricht. In einer interessanten Auswertung hat im September der Deutsche Bank-Analyst Jim Reid gezeigt, wie sehr niedrig künftige Renditen nach Erreichen von Rekord-Bewertungen ausfallen. Ist es dieses Mal aufgrund der AI-Revolution und der davon erhofften Produktivitätsgewinne und Effizienzsteigerungen anders?

Neben den unmittelbaren Trägern der AI-Revolution gibt es weitere Gewinner des KI-Annexbetriebs: So konnten Versorger im September deutlich zulegen. Der S&P Utilities stieg im September auf Dollar-Basis um 4%. Der Stromhunger der AI-Wirtschaft macht die ehemals langweiligen Versorger zu neuen Wachstumsstars!
Indes mussten Europa-Aktien im September – relativ gesehen – eine Pause hinlegen: Der MSCI Europa legte nur um 1,7% zu. Zu den wenigen Verlierern zählten das Schweizer Börsenbarometer, deutsche Aktien, vor allem der DAX sowie US-Regionalbanken. Auch globale Nebenwerte sowie amerikanische Small- und Mid-Caps verloren leicht beziehungsweise verzeichneten nur unterdurchschnittliche Gewinne. Schwellenländer aus der zweiten Reihe (Frontiermärkte) entwickelten sich ebenfalls unterdurchschnittlich. Es war auch kein Monat für Value. Auch wenn die meisten Barometer für Substanzaktien leicht stiegen, so war ihr Anstieg doch deutlich unterdurchschnittlich – verglichen mit großen Aktien.
Die untere Tabelle gibt eine Übersicht über ausgewählte Märkte im September – Gewinner und Verlierer in absteigender Reihenfolge.

Renditen in Basiswährung der Indizes und in Euro, per 30.9.2025, Quelle: Morningstar
Märkte im September: Anleihen und Rohstoffe
Gespiegelt wurde der Hunger nach Risiken im September auf der Anleihenseite von hohen Renditen bei Schwellenländer-Anleihen, vor allem bei lokalen Währungen. Auch Katastrophenanleihen konnten ordentlich zulegen, wie auch hybride Bonds. Auch längerfristige Anleihen verbuchten im September Kursgewinne. Die Risiken von Staatsanleihen infolge explodierender Defizite in den USA und Europa wurden möglicherweise beiseitegeschoben. Allerdings könnten die fallenden Renditen auch Ausdruck der Erwartungen an sinkende Wirtschaftsleistungen in den USA und Europa sein. Auch wenn infolge des Shutdowns in den USA wichtige Arbeitsmarktdaten Anfang Oktober nicht veröffentlicht werden konnten, deuten die Daten von Zahlungsdienstleistern auf eine merkliche Abkühlung des US-Arbeitsmarkts im September hin. Schwächelt die Konjunktur, steigt die Aussicht auf Zinssenkungen und davon profitieren zumeist langlaufende Staatsanleihen. Auch der Bond-Markt gibt Anlegern also Rätsel auf.
Der immer schneller nach oben strebende Goldpreis zählt zu einem der wenigen klaren Warnsignale. Im September stieg der Goldpreis um 11,7% auf Dollar-Basis. Das ist nicht weniger als sensationell. Wer Gold kauft, verzichtet auf Zinserträge und Dividenden und erwirbt stattdessen eine Versicherung gegen „Unfälle“ an den Märkten. Folgerichtig konnten auch Goldminenaktien als Hebel auf den Goldpreis zweistellige Renditen im September erzielen. Wer diese Aktien kauft, zählt freilich zu den Anlegern, die klar auf Momentum spekulieren. Auch wer auf Armageddon-Szenarien setzt, will nicht zwingend auf Performance verzichten.
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Autor
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Ali Masarwah ist Fondsanalyst und Geschäftsführer von envestor. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Fonds und ETFs, zuletzt als Analyst beim Research-Haus Morningstar.
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