Der Nasdaq 100 Index gilt nach einer Phase gigantischer Performance als Wunderindex. Aber er ist ein wundersamer Wanderer zwischen den Welten, weshalb ETFs auf diesen Index schwer zu greifen sind. Fünf Fragen zu einem prominenten Index, um den sich auch skurrile Legenden ranken
Der Nasdaq 100 Index ist der Star unter den amerikanischen Aktienbarometern. Vor einer Ewigkeit galt der Dow Jones Industrial Average als das Maß der Dinge in Sachen US-Aktien. Er wurde vom S&P 500 abgelöst, der aber seit einigen Jahren wiederum vom Nasdaq-Auswahlindex in den Schatten gestellt wird. Seinen Promi-Status verdankt der Nasdaq 100 einer herausragenden Performance. Was Sie über Nasdaq 100 wissen wollten, aber sich möglicherweise nicht trauen zu fragen.
Ist der Nasdaq 100 ein Tenbagger?
Das kommt auf den Zeitraum an. Man definiert “Tenbagger” als Rendite-Verzehnfacher. In diesem Jahrtausend hat der Nasdaq 100 bisher aus Sicht von Euro-Anlegern ein Plus von 345 Prozent erzielt – und zwar unter Wiedereinrechnung der ausgeschütteten Dividenden.
Nimmt man einen kürzeren Zeitraum, dann war der Nasdaq durchaus ein Tenbagger. Wer vor 15 Jahren ein fiktives Investment von 10.000 Euro in den Index getätigt hätte, hätte heute gut 134.000 Euro auf der Habenseite. Das entspricht einem Plus von gut 1.220 Prozent. Damit war der Nasdaq ein Tenbagger par excellence! Entsprechend halten ETFs auf diesen Index die besten Ratings unter US-Growth-Fonds.
Die höchst unterschiedlichen Ergebnisse zeigen, dass die Rendite von Nasdaq ETFs – wie die von anderen Aktieninvestments – stark vom betrachteten Zeitabschnitt abhängt. Korrekturen haben einen großen Einfluss auf das Geschehen. Der große Unterschied zwischen der Nasdaq-Performance zwischen 2000 und heute und zwischen 2008 und heute liegt darin, dass die erste Periode zwei Mega-Crashs beinhaltete, die zweite nur einen. Fun Fact: In diesem Jahrtausend lagen deutsche Anleihen bis weit ins Jahr 2019 vor dem Nasdaq 100. Wer Anfang des Jahrtausends in den Nasdaq investierte, hätte sogar bis ins Jahr 2015 warten müssen, um wieder im Plus zu landen. Das Platzen der Dot-Com-Bubble hat Anlegern also die Performance zwischen 2000 und 2015 verhagelt. Für manche Anleger war der Nasdaq ein Rohrkrepierer, für andere ein Superstar.
Performance kumuliert seit dem 1.1.2000, in Prozent (in Euro gerechnet), Daten per 21.9.2023, Quelle: Morningstar
Ist der Nasdaq 100 ein Technologie-Index?
Nein. Es mag überraschen, aber der Nasdaq ist kein Tech-Index. Dass er als solcher bezeichnet wird, liegt an einem skurrilen Missverständnis. In den Medien und im Volksmund wurde der Nasdaq-Index lange Zeit als „Computer-Börse“ bezeichnet. Daraus wurde nach und nach ein „Technologie-Index“ gemacht. Diese Metamorphose nahm ihren Anfang im Jahr 1971. Damals wurde der Marktplatz „National Association of Securities Dealers Automated Quotations“ ins Leben gerufen, kurz Nasdaq. Es war die erste vollelektronische Handelsplattform weltweit, eine Computerbörse also. Aber gerade kein Markt, an dem nur Computer- oder Technologiewerte gehandelt werden. In den 1990-er Jahren verwendete man „Technologie-„ und „Computer-Unternehmen“ synonym, was dieses Missverständnis fortschrieb.
Es ließen sich zum Nasdaq-Start vor allem Wachstumsunternehmen dort listen, weil sich dieses Marktsegment Growth-Unternehmen verschrieben hatte, was eine gute Voraussetzung galt, um erfolgreich Anleger anzuziehen. Hier spielte also das Marketing eine große Rolle. Das zahlte sich langfristig aus: Der Erfolg von Growth-Unternehmen lockte andere Growth-Unternehmen an. Und weil beim Nasdaq das Gewichtungsprinzip die (frei handelbare) Marktkapitalisierung ist, haben Tech-Unternehmen wegen ihrer Outperformance nach 2010 nach und nach ein immer größeres Gewicht im Index bekommen. Heute machen Tech-Unternehmen knapp 50 Prozent des Indexgewichts aus.
Aber Apple, Microsoft, Amazon und NVIDIA dominieren doch den Nasdaq 100 Index?
Richtig ist, dass diese Aktien rund ein Drittel des Nasdaq 100 ausmachen. Das ist ein großer Anteil. Die sogenannten Fabulous Seven machen sogar einen noch größeren Anteil aus. Aber dann gibt es noch Unternehmen wie Tesla, Costco, PepsiCo, Netflix, T-Mobile, Amgen, Honeywell, Starbucks und Mondelez, die auch zu den größeren Aktien im Index zählen.
Beim Nasdaq handelt es sich um einen Growth-Index und nicht um eine Tech-Benchmark. Hierfür gibt es spezielle Indizes wie etwa der S&P US Technology Index, wo die Fab Seven noch stärker gewichtet sind. Im Nasdaq 100 sind dagegen andere Branchen ebenfalls stark vertreten, etwa Telekoms mit einem Anteil von 16 Prozent, zyklische Konsumwerte mit 15 Prozent und Gesundheitsaktien mit sieben Prozent.
Welche Aktien werden in den Nasdaq 100 aufgenommen?
Der Auswahlindex des Nasdaq Composite spiegelt die Performance der 100 größten Aktien außerhalb des Finanzsektors wider, die an der gleichnamigen US-Börse gelistet sind. Damit kommen wir zu einem Manko des Index: Er ist nicht gut diversifiziert. Er schließt Banken aus. Energie-, Rohstoff- und Immobilienaktien sowie Industriewerte sind nicht bzw. allenfalls in homöopathischen Dosen gewichtet. Der Nasdaq 100 Index ist auf Sektorebene nicht diversifiziert genug für einen repräsentativen Index. Umgekehrt ist er zu konzentriert, um als marktbreite Benchmark durchzugehen. In den USA wird seit Jahren darüber debattiert, ob die klassischen Indizes wie der S&P 500, der MSCI USA oder Russell 1000 nicht zu viel Tech-Werte aufweisen. Für den Nasdaq 100 gilt das allemal.
Welche Funktion soll der Nasdaq 100 im Portfolio haben?
Das ist eine schwierige Frage. Weil er große Teile des US-Markts außen vor lässt, kommt er bestenfalls als Beimischung in Frage. Wobei auch diese Rolle in Frage steht, seitdem die Fabulösen Sieben auch in Indizes wie dem S&P 500 oder MSCI USA ein großes Gewicht haben.
Bedenkt man, dass Indizes wie der Russell 1000, S&P 500 oder MSCI USA alles Standardwerte-Benchmarks darstellen, dann sollten Anleger eine dieser Benchmarks als Kern-US-Investment dem Nasdaq 100 vorziehen, da er deutlich schlechter diversifiziert ist. Das klingt angesichts der gigantischen Performance des Nasdaq 100 komisch, und inzwischen stecken europaweit rund 25 Milliarden Euro in ETFs auf diesen Index. Aber wer mehr vorhat, als der Vergangenheits-Performance nachzujagen, sollte ein solideres Kern-USA-Investment wählen.
Anleger sollten neben einem breit diversifizierten Standardwerte-Investment dem großen Nebenwerte-Segment des US-Aktienmarkts mehr Beachtung schenken. US-Nebenwerte sind zu Unrecht im Zuge des Tech- und Nasdaq-Hypes der letzten 15 Jahre ins Hintertreffen geraten.