MSCI World Weltportfolio

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MSCI World kontra das echte Weltportfolio – wie es Anleger besser machen können

Der MSCI World sollte nicht das Maß aller Dinge für Anlegende sein. Wir zeigen zunächst, wie die Investment-Realität bei MSCI-World-ETFs aussehen kann. Danach stellen wir zwei einfache Weltportfolios vor, mit denen Aktienanleger ihre Portfolios besser diversifizieren können.

Im ersten Teil unserer aktuellen Serie zum MSCI World haben wir argumentiert, dass Anleger nicht auf ETFs auf diesen Index als Ein-Produkt-Lösung setzen sollten. In diesem Zusammenhang haben wir uns mit den Argumenten von Experten auseinandergesetzt, die genau das empfehlen. Es ist uns vollkommen unverständlich, wie man wider besseres Wissen MSCI-World-ETFs als „One-Stop-Shop“ Anlegenden nahelegen kann. Der Grund: Der MSCI World Index bietet kein ausreichend diversifiziertes Anlageuniversum.

Im zweiten Teil unserer Serie wollen wir Butter bei die Fische geben und einmal zeigen, wie die Anlegererfahrung mit dem MSCI World langfristig aussehen könnte – und welche einfach umsetzbaren Alternativen es gibt. Wem auch das unterkomplex erscheint, findet hier differenzierte Do-it-yourself-Lösungen für ETF-Anleger.

MSCI World – immer ein Reichmacher?

Typischerweise argumentieren MSCI-World-Fans mit der langfristigen Performance-Bilanz. Die Story geht in etwa so: Wer Ende 1969 ein (hypothetisches) Investment von 10.000 Euro in den MSCI World getätigt hätte, könnte per 28.11.2025 auf ein Vermögen von knapp 727.000 Euro blicken. Das entspricht einem Plus von 7.170%. Auf den ersten Blick sind derartige Bilanzen beeindruckend. Auf den zweiten finde ich sie ärgerlich. Ich kenne keinen Menschen, der 56 Jahre ununterbrochen in ein und denselben Fonds investiert hat. Oder auch 40 oder 30 Jahre. Auch Anlageperioden von zehn Jahren sind heute eher die Ausnahme als die Regel.

Rendite in Euro und Prozent, per 28.11.2025, Quelle: Morningstar.

Investments werden immer wieder unterbrochen werden: Wir machen eine Einmalanlage, lösen diese nach fünf Jahren auf, weil wir etwas Rentierlicheres ausgemacht haben, fallen auf die Nase, machen ein paar Jahre Pause, fangen dann wieder mit einem neuen Fonds oder ETF an. Zwischendurch gibt es noch den einen oder anderen Sparplan, und immer wieder einmal werden Fonds außerplanmäßig liquidiert, was dazu führt, dass wir den Liquiditätserlös erst einmal auf dem Konto liegen lassen (was unsere Opportunitätskosten in die Höhe treibt). Die Investment-Wirklichkeit da draußen ist komplex und mitunter ziemlich messy!

Halten wir also fest, dass in der Praxis Fondsanlagen viel kürzer sind als die idealtypischen Szenarien. Aber wie könnte die Bilanz aussehen? Es kommt ganz auf den Anlegenden an. Wir stellen zwei hypothetische Vertreter vor, nennen wir sie Hans Maier und Silke Müller. Beide sind inzwischen 85 Jahre alt und blicken auf eine lange Anlagekarriere zurück. Sie investieren in globale Aktien, also in hypothetische MSCI-World-ETFs, kurz: MSCI-World-ETFs. Alle Performance-Angaben sind in Euro und enthalten keine Kosten.

Hans Maier mag es taktisch

Fangen wir mit Hans Maier an. Er investiert seit 1970, ist aber eher kurzfristig orientiert. Heißt: Er hält MSCI-World-ETFs nur fünf Jahre am Stück. Wie sähe seine Bilanz über die Jahre aus? Die Grafik unten zeigt die rollierenden Fünfjahresrenditen beim MSCI World (Euro) seit 1970. Zwischen 1970 und heute hat Herr Maier so manche Investments getätigt.

Beinahe wäre es nicht zur langen Anlegerkarriere gekommen. Gleich am Anfang erlitt er Schiffbruch: Zwischen Februar 1973 und Januar 1978 brach sein MSCI-World-ETF infolge der Verwerfungen der Ölkrise 1973/74 und der hohen Inflation ein: Minus 9,1% verlor Herr Maier – und zwar im Schnitt jedes Jahr. Das war die schlechteste Fünfjahresserie des MSCI World seit 1970!

Zum Glück rappelte sich Herr Maier auf. Er versuchte es nach zwei Jahren Pause erneut – und wurde belohnt. Zwischen März 1980 und Februar 1985 legte sein ETF jedes Jahr um 26,8% zu. Doch die Enttäuschung folgte auf dem Fuß: Zwischen Oktober 1987 und September 1992 büßte der ETF jedes Jahr 2,8% ein. Weil er frustriert war, entging Herrn Maier die beste Fünfjahresbilanz des MSCI World seit 1970: Zwischen Mai 1995 und April 2000 wäre ein jährliches Plus von 27,9% zu holen gewesen! Immerhin entging Herrn Maier auch die zweitschlechteste MSCI-World-Bilanz seit 1970: Minus 9% pro Jahr zwischen Mai 2000 und April 2005. Nach Hauskauf und Ehescheidung traute sich Hans Maier erst wieder im November 2016 an den Markt zurück. Jährlich 14,2% waren es bis Oktober 2021.

Halten wir also fest: Bei Fünfjahresperioden war beim MSCI World zwischen 1970 und November 2025 fast alles drin: Verlustphasen von minus 9,1% pro Jahr und Gewinnphasen von plus 27,9% jährlich.

Rollierende, annualisierte Fünfjahresrenditen seit 1970, 30-Tage-Intervalle, in Euro, Daten per 28.11.2025, Quelle: Morningstar.

Silke Müller mag es langfristig

So weit Hans Maier. Aber was ist mit Silke Müller? Frauen sind bekanntlich langmütiger und geduldiger als Männer – und daher mithin die besseren Investorinnen. Silke Müller hat in ihrer Anlegerkarriere nur Zehnjahresperioden mit MSCI-World-ETFs. Die lange Haltedauer wurde in den ersten 20 Jahren oft nicht honoriert. Zwischen Juni 1972 und Mai 1982 sprangen überaus magere 0,9% pro Jahr aus dem MSCI-World-Investment heraus. Real, also nach Abzug der Inflation, verlor unsere Musteranlegerin jedes Jahr Geld. Indes wurde sie von Januar 1975 bis Dezember 1984 reich belohnt – mit einem Plus von 15,7% jedes Jahr!

Die beste Performance machte Silke Müller zwischen Dezember 1979 und November 1989: Plus 19% pro Jahr! Deutlich mauer sah die Sache zwischen Februar 1994 und Januar 2004 aus: Mehr als magere 5,5% jährlich waren beim MSCI World nicht drin. Die mieseste Zehnjahresbilanz lieferte die Zeit zwischen April 1999 und März 2009: Zwischen Dotcom-Bubble und dem Ende der Finanzkrise verlor Silke Müller mit dem MSCI World jedes Jahr 4,2%. Halbwegs versöhnt war sie mit der Welt in den Zehnerjahren: Zwischen Oktober 2011 und September 2021 legte ihr MSCI-World-ETF um jährlich 14,3% zu.

Halten wir fest: Silke Müller ist die bessere Anlegerin. In Zehnjahresperioden werden die Renditen stärker geglättet als in Fünfjahresperioden. Die Performance schwankte in den Zehnjahresperioden seit 1970 zwischen maximal 19% pro Jahr und minus 4,2%. Hans Maier mag in einzelnen Fünfjahresphasen mehr erwirtschaftet haben, verlor aber in schwachen Phasen mehr als seine Altersgenossin.

Rollierende, annualisierte Zehnjahresrenditen seit 1970, 30-Tage-Intervalle, in Euro, Daten per 28.11.2025, Quelle: Morningstar.

Gute und bessere Weltportfolios

So weit, so gut. Doch die bisherigen Daten haben nicht die Frage beantwortet, ob es bessere Alternativen zum MSCI World gibt. Wir kommen zu zwei Weltportfolios. Das erste Weltportfolio kombiniert ETFs auf den S&P 500, den MSCI Europe, den Topix aus Japan sowie einen ETF auf die MSCI Emerging Markets. Diese vier ETFs haben wir gleichgewichtet; jeder ETF macht also 25% des Gesamtportfolios aus. Das zweite Weltportfolio berücksichtigt zusätzlich Nebenwerte für Schwellenländer (MSCI Emerging Markets Small Cap) sowie kleinere amerikanische (Russell 2000) und europäische (MSCI Europe Small Cap) Unternehmen.

Weil von Silke Müller lernen „Outperformance lernen“ bedeutet, investieren wir mit dem Weltportfolio immer in Zehnjahresperioden. Weil die gemeinsame Historie der Indizes nur bis 1995 zurückreicht, sind unsere Anlageperioden zeitlich eingeschränkter. Alle Ergebnisse lauten auf Euro.

Die untere Grafik zeigt die rollierenden Zehnjahresperioden, die ihre Startpunkte zwischen 1995 und 2015 haben. Es ist ein zweigeteiltes Bild. Wer zehn Jahre lang in das einfache Weltportfolio investierte, konnte bei Startperioden zwischen 1995 und 2002 bessere Renditen erzielen als mit dem MSCI World. Beim Weltportfolio plus ergaben zehnjährige Investments in den Startjahren sogar zwischen 1995 bis Anfang 2009 bessere Ergebnisse als beim MSCI World. Diese Phase ist durch die senkrechte rote Linie markiert. Eindeutig vorn liegt der MSCI World in den Zehnjahresperioden zwischen 2009 und 2015 (rechte Seite der Grafik). Das ist die Zeit, in der die Giga-Outperformance entstand, die den MSCI World zum Maß aller Dinge gemacht hat.   

Rollierende, annualisierte Zehnjahresrenditen seit 1995, 30-Tage-Intervalle, in Euro, Daten per 28.11.2025, Quelle: Morningstar.

Zusammengefasst: In 14 von 20 möglichen Startjahren, also zwischen 1995 und 2015, wäre eine Zehnjahresanlageperiode mit einem global gestreuten Portfolio eine bessere Alternative als der MSCI World gewesen. So gesehen ist die eindeutige Outperformance der US-Standardwerte gegenüber den nicht-amerikanischen Anlageregionen seit 1995 eher die Ausnahme als die Regel. Dass eine Underperformance der USA auch heute vorkommt, haben wir in diesem Jahr gesehen: Dollar-Schwäche und die schwache Performance der Aktien haben dazu geführt, dass sogar der oft geschmähte DAX den MSCI World outperformen konnte. Inzwischen liegt der DAX sogar in der Vierjahres-Bilanz vor dem Star-Index MSCI World, wie die untere Grafik zeigt.

Rendite zwischen 29.11.2021 und 28.11.2025, in Euro und Prozent, Quelle: Mornignstar.

Fazit: Weltportfolios diversifizieren besser

Halten wir zunächst fest, dass mit MSCI-World-ETFs in der Vergangenheit in realistischen Haltedauern höchst unterschiedliche Ergebnisse zutage kamen. Finanz- und Wirtschaftskrisen haben die Kurse auch über Jahre massiv nach unten gedrückt, Erholungs- und Aufschwungphasen haben Aktieninvestments zu höchst lukrativen Angelegenheiten gemacht. Das wird auch in Zukunft nicht anders sein. Langfristig steigt alles, aber langfristig sind wir alle tot, und wer tot ist, investiert mutmaßlich nicht mehr. Das sollte jeder bedenken, der vor der Frage steht, ob er sich für langfristige Kurvenverläufe begeistern sollte.

Das zweite Ergebnis unserer Umschau: Anleger lagen mit diversifizierten Strategien in den letzten 30 Jahren über weite Strecken besser als mit einem MSCI-World-ETF. Wer zwischen 1995 und 2009 zehn Jahre lang investierte, machte mit dem Weltportfolio plus eine bessere Performance als der MSCI World. Wer dagegen zwischen 2009 und 2015 ein zehnjähriges Investment startete, wäre mit dem MSCI World besser bedient gewesen.

Doch das ist alles Schnee von gestern. Wir wissen ja, dass vergangene Renditen nicht indikativ für künftige Performance sind. Das bringt uns zu dem Ding mit der Diversifikation zurück. Wer anerkennt, dass er nicht weiß, was morgen ist, wird sein Risiko streuen und nicht nur in einen MSCI-World-ETF investieren. Wer dagegen heute bedingungslos für den MSCI World plädiert, der weiß nicht, dass er nicht weiß, was die Zukunft bringt. MSCI-World-Fanboys und -Fangirls müssten daher wieder die Schulbank drücken und das kleine Einmaleins des Investierens hundertmal aufschreiben.

Weil wir nicht wissen, was die Zukunft bringen wird, wäre eine Strategie, die auf das heißeste Segment an den Aktienmärkten setzt, auch langfristig ein Risiko – zumal mit Blick auf die realen Renditen in Zeiten wiederkehrender Inflationsschübe.

Weil wir wissen, dass wir nichts wissen, diversifizieren wir. Wer ein einfaches Weltportfolio aus Japan, USA, Europa und Schwellenländern baut, schafft die Voraussetzungen dafür, dass sein Portfolio ausgewogenere Renditen erzielen wird als ein Portfolio, das Tech-Aktien aus den USA hoch gewichtet. Noch bessere Renditen winken beim vorgestellten Weltportfolio plus, das auch kleinere Unternehmen aus den entwickelten Märkten und Schwellenländern berücksichtigt. Hoffen wir also, dass möglichst viele Anleger als Fazit aus diesem Stück mitnehmen: Vae victis denen, die nicht wissen, dass sie nicht wissen – und deswegen auf den MSCI World setzen.

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Autor

  • Ali Masarwah ist Fondsanalyst und Geschäftsführer von envestor. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Fonds und ETFs, zuletzt als Analyst beim Research-Haus Morningstar.

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