Morningstar stellt drei Aktienfonds für die Defensive vor. Es handelt sich um Fonds, deren Managerinnen und Manager sich langfristig bewährt haben und denen das US-Researchhaus auch in Zukunft zutraut, in volatilen Zeiten einen kühlen Kopf zu bewahren.
Geopolitische Verwerfungen, ein drohender Handelskrieg, Rezessionsängste, der Ausverkauf am US-Aktienmarkt nach langanhaltender Dominanz, milliardenschwere Verschuldungsprogramme in Europa -derzeit überschlagen sich die Ereignisse nicht nur an den Finanzmärkten und die Unsicherheit ist hoch. Da ist es auch für Investoren ganz schön schwer, die Übersicht zu behalten. Umso wichtiger ist ein erfahrenes und umsichtig handelndes Fondsmanagement – eines der wesentlichen Kriterien, wenn unser Analystenteam bei Morningstar Fonds bewertet.
Brown Advisory Global Leaders
Dieser global investierende Aktienfonds vereint eine qualitätsorientierte, fundamentale Aktienauswahl („Quality Growth“) mit einer sorgfältigen Portfoliokonstruktion und einem ausgeprägten Augenmerk auf psychologische Faktoren und deren Einfluss auf Anlageentscheidungen. Die politischen und wirtschaftlichen Turbulenzen der letzten Monate dürften es Anlegern besonders schwer machen, rationale Entscheidungen zu treffen. Die erfahrenen Manager Mick Dillon und Bertie Thomson stehen hier seit Lancierung des Fonds im Jahr 2015 am Ruder. Die Manager legen Wert darauf, vergangene Anlageentscheidungen zu analysieren und aus Fehlern zu lernen. Sie beschäftigen sich mit der Psychologie von Anlageentscheidungen und wie sich Anlagefehler und vorgefasste Urteile vermeiden lassen, vor denen auch professionelle Investoren nicht gefeit sind. Mit Hilfe durch einen Coach haben sie darauf basierend Regeln zur Verbesserung der Entscheidungsfindung abgeleitet. Stürzt z.B. der Aktienkurs eines Unternehmens um mehr als 20% ab, erfolgt automatisch eine Überprüfung. Wenn die Anlagethese nicht gebrochen wird, müssen die Manager die Position aufstocken, andernfalls wird die gesamte Position verkauft. Die Manager konzentrieren sich auf ihre 30 bis 40 besten Ideen. Das Portfolio weist wichtige Qualitätsmerkmale auf, wie z. B. eine höhere Allokation in Unternehmen mit einem Economic Moat und Kapitalrenditen von mindestens 20%. Ungewöhnlich für einen Wachstumsfonds ist die Übergewichtung von Finanz- und Industriewerten und die Untergewichtung in US-Aktien. Zwar ist der Technologiesektor dennoch im Portfolio gut vertreten, aber nur zwei der sog. Magnificent Seven (Microsoft und Alphabet).
JPM US Select Equity Plus
Fondsmanagerin Susan Bao startete 1997 bei JPMorgan als Analystin und ist mit diesem Fonds seit 2005 betraut. JPMorgan verfügt über eines der besten Analystenteams für US-Aktien, und Susan Bao hat durch ihre langjährige Zusammenarbeit mit den Analysten besten Zugang zu deren Wissen. In diesem Fonds geht es darum, die Empfehlungen der Analysten beidseitig auszuschöpfen, mit Long-Positionen in den von den Analysten zum Kauf empfohlenen Werten, aber Bao geht zusammen mit ihrem Kollegen Steven Lee auch Short Positionen ein, um die Verkaufsempfehlungen der Analysten zu nutzen und damit eine zusätzliche Performance zu generieren. Dabei wichtig zu wissen: Das Nettoexposure zum Aktienmarkt liegt immer um die 100%. Es geht den Fondsmanagern nicht um Markttiming, sondern die Aktienauswahl steht im Mittelpunkt, ohne aber extreme Abweichungen von ihrer Benchmark einzugehen. Das Portfolio ist breit über rund 260 Titel gestreut und übermäßige Wetten auf Sektoren, Stile oder Makroeffekte werden vermieden. Die Erfolgsbilanz des JPMorgan U.S. Select Equity Plus Fund ist wirklich beeindruckend, da er sowohl die Konkurrenz als auch den breiten amerikanischen Aktienmarkt übertraf, was nur wenigen aktiv gemanagten Fonds gelingt. Er steht auf einen sehr soliden Fundament, so dass die Chancen gut sind, dass das auch in Zukunft gelingen sollte.
MFS Meridian Contrarian Value
Wie im Namen angedeutet, ist dieser globale Aktienfonds darauf ausgerichtet, gegen den Strom zu schwimmen. Die leitende Fondsmanagerin, Anne-Christine Farstad, kam 2005 als Aktienanalystin zu MFS und verdiente sich ihre Sporen durch ihren Beitrag zum MFS European Research Fund, einem durch die europäischen Analysten von MFS selbstverwalteten Portfolio. Sie entwickelte ab 2016 die Contrarian-Value-Philosophie, mit der sie den 2019 aufgelegten gleichnamigen Fonds steuert. Seit 2021 wird Farstad von Co-Manager Zahid Kassam unterstützt. Die Manager scheuen sich nicht, mit viel Disziplin und Geduld in kontroverse Unternehmen zu investieren, solange sie davon ausgehen, dass deren Performanceschwäche nur temporär ist. Dieser Ansatz, frühzeitig mutige, konträre Entscheidungen zu treffen und an ihren Überzeugungen festzuhalten, war ein entscheidender Faktor für den langfristigen Erfolg des Fonds. Damit dieser Ansatz aufgeht, achten die Manager bei Unternehmen auf eine ausreichende Sicherheitsmarge in der Bewertung, ein klar asymmetrisches Risiko-/Renditeverhältnis und ein überlebensfähiges Geschäftsmodell. Sie investieren zwar durchaus in Unternehmen, denen Morningstar keinen Economic Moat zuschreibt, doch meiden sie eine übermäßige Verschuldung, die es Unternehmen schwer machen würde, Stressphasen zu überstehen. Im Gegensatz zum zuvor vorgestellten Fonds stellen die Manager mit dem MFS Contrarian Value ein kompaktes Portfolio mit nur rund 50 Titeln zusammen, das sich von seiner Benchmark und der Konkurrenz klar unterscheidet, z.B. derzeit durch eine deutliche Untergewichtung von US-Aktien.
Anmerkung
Alle drei hier vorgestellten Fonds wurden durch Morningstars Analystenteam positiv bewertet, was ihr Fondsmanagement (People), den Anlageprozess (Process) und die Fondsgesellschaft (Parent) anbetrifft.
Dennoch sollten Fondsanlegerinnen und -anleger bei aktiven Fonds zusätzlich darauf achten, in Anteilsklassen mit möglichst günstigen Gebühren zu investieren, denn auch bei den besten fundamentalen Qualitäten kann der mögliche Mehrwert durch hohe Gebühren wieder aufgezehrt werden.
Autor
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Natalia Wolfstetter, studierte Volkswirtin, ist seit 2004 im europäischen Research-Team bei Morningstar als Fondsanalystin tätig.
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