Chance für deutsche Aktien? Europa steht vor einer wirtschaftlichen Transformation, geprägt durch massive Investitionsprogramme in Verteidigung und Infrastruktur. Die Märkte sind Mitte der Woche angesprungen: steigende Aktienkurse, erhöhte Anleiherenditen und ein stärkerer Euro. Unser Take.
Milliardeninvestitionen in Verteidigung und Infrastruktur
In Deutschland haben die konservative CDU/CSU und die SPD eine historische Einigung erzielt, die Schuldenbremse zu lockern, um die Verteidigungsausgaben zu erhöhen und einen 500-Milliarden-Euro-Infrastrukturfonds einzurichten. Friedrich Merz, Vorsitzender der CDU/CSU und designierter Bundeskanzler, betonte die Notwendigkeit dieser Maßnahmen, um die Wirtschaft zu stimulieren und die Verteidigungsfähigkeit zu stärken.
Parallel dazu hat die Europäische Kommission unter Präsidentin Ursula von der Leyen das 800-Milliarden-Euro-Programm “ReArm Europe” vorgestellt. Dieses umfasst 150 Milliarden Euro an neuen EU-Darlehen für gemeinsame Verteidigungsinvestitionen und ermöglicht es den Mitgliedstaaten, ihre Verteidigungsausgaben um durchschnittlich 1,5 % des BIP zu erhöhen, was über die nächsten vier Jahre einen finanziellen Spielraum von fast 650 Milliarden Euro schafft.
Diese kombinierten Investitionen zielen darauf ab, sowohl die Verteidigungsfähigkeit- als auch die Infrastruktur Europas zu stärken und die wirtschaftliche Stagnation zu überwinden. Ökonomen begrüßen diese Maßnahmen als dringend benötigten Impuls für die europäische Wirtschaft.
Deutsche Aktien im Aufwind, Anleiherenditen steigen deutlich
Die Ankündigung dieser umfangreichen Investitionsprogramme führte zu einer euphorischen Reaktion an den Finanzmärkten. Der deutsche Leitindex DAX stieg am Tag der Ankündigungen um 3,4 % auf über 23.081 Punkte. Der MDAX explodierte sogar regelrecht um 10,3 Prozent. Besonders Aktien von Rüstungsunternehmen wie verzeichneten deutliche Gewinne. Auch Infrastruktur-Werte profitieren von den angekündigten Ausgaben.
Gleichzeitig kam es zu einem signifikanten Anstieg der Renditen deutscher Staatsanleihen. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen stieg gegenüber der vergangenen Woche um rund 50 Basispunkte auf 2,9 %, was den schnellsten Anstieg seit den späten 1990er Jahren darstellt. Dieser Anstieg reflektiert die Erwartung höherer Staatsausgaben und einer möglichen Ausweitung des Haushaltsdefizits.
Der Euro gewann ebenfalls an Stärke und erreichte bei über 1,08 Dollar den höchsten Stand seit drei Monaten, was das Vertrauen der Investoren in die europäische Wirtschaft unterstreicht.
Ölpreisrückgang deutet auf europäische Dynamik
Gleichzeitig fiel der Ölpreis auf ein langjähriges Tief bei 68,3 Dollar pro Barrel (Brent). Dieser Rückgang steht im Gegensatz zu den steigenden Aktienmärkten und Anleiherenditen in Europa und könnte auf eine global schwächere Nachfrage hindeuten. Dies unterstreicht, dass die aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen vor allem europäisch geprägt sind und weniger auf globalen Trends basieren. In den USA fiel der West Texas Intermediate (WTI) sogar um mehr als 4 % auf 65,2 Dollar.
Folgen für europäische Aktien
Die geplanten Investitionen Deutschlands und der Europäischen Union in Höhe von insgesamt 1,3 Billionen Euro dürften erhebliche positive Effekte auf europäische Unternehmen haben. Ein entscheidender Faktor hierbei ist der sogenannte Multiplikatoreffekt von Militärausgaben. Laut einer Studie des Kiel Instituts für Weltwirtschaft könnten höhere Verteidigungsausgaben das Wirtschaftswachstum in Europa deutlich ankurbeln. Konkret könnte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,9 bis 1,5 Prozent jährlich steigen, wenn die EU-Staaten ihre Militärausgaben von 2 Prozent auf 3,5 Prozent des BIP erhöhen und dabei auf heimische Hightech-Waffen setzen.
Rüstungsunternehmen haben zuerst auf die erhöhten Verteidigungsausgaben reagiert:. Beispielsweise erreichte die Aktie von Rheinmetall kürzlich ein neues Allzeithoch über der 800-Euro-Marke. Auch der italienische Rüstungskonzern Leonardo verzeichnete Rekordstände. Diese Kursgewinne spiegeln die Erwartungen wider, dass erhöhte Verteidigungsausgaben direkt in Aufträge für diese Unternehmen münden. Zudem haben Rheinmetall und Leonardo ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet, das vom Bundeskartellamt genehmigt wurde. Dieses Joint Venture zielt darauf ab, moderne Kampfpanzersysteme für die italienischen Streitkräfte zu entwickeln, was die Marktposition beider Unternehmen stärkt.
Infrastrukturunternehmen profitieren von umfangreichen Bauprojekten: Die geplanten Investitionen in die Infrastruktur eröffnen erhebliche Chancen für europäische Bauunternehmen. Unternehmen wie Vinci, Hochtief und Strabag könnten von den umfangreichen Bauprojekten in Deutschland und der EU profitieren. Diese Projekte umfassen den Ausbau von Verkehrswegen, die Modernisierung von Energieinfrastrukturen und den Bau öffentlicher Einrichtungen, was zu einer erhöhten Nachfrage nach Bauleistungen führt.
Technologie- und Industrieunternehmen als Gewinner durch Investitionen in neue Technologien: Die verstärkten Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur erfordern den Einsatz modernster Technologien. Europäische Technologie- und Industrieunternehmen könnten daher von einer erhöhten Nachfrage nach innovativen Lösungen profitieren. Dies betrifft Bereiche wie Digitalisierung, Automatisierung und erneuerbare Energien, die für die Umsetzung der Investitionsprojekte essentiell sind.
Insgesamt bieten die umfangreichen Investitionen Deutschlands und der EU erhebliche Chancen für europäische Unternehmen in verschiedenen Branchen. Investoren könnten von diesen Entwicklungen profitieren, indem sie gezielt in Unternehmen investieren, die von den erhöhten Ausgaben in Verteidigung und Infrastruktur profitieren.
Europafonds mit Deutschland-Schwerpunkt
Wir glauben, dass es sich bei der Reaktion am deutschen Aktienmarkt nicht um ein Strohfeuer handelt. Auch mittelfristig sollte sich jetzt eine europäische “Wirtschaftswende” vollziehen, mit Deutschland und der EU als treibenden Kräften. Investoren sollten sich frühzeitig positionieren, um von dieser Entwicklung zu profitieren.
Angesichts dieser Entwicklungen sollten Investoren europäische Aktienfonds mit Schwerpunkt auf deutsche Unternehmen in Betracht ziehen. ETF-Anleger kommen bei Euroland-ETFs auf einen Anteil von unter 30 Prozent. Beim MSCI EMU entfallen 28 Prozent auf Aktien aus Deutschland, bei gesamteuropäischen Indizes wie dem MSCI Europe oder STOXX 600 sind es unter 15 Prozent. Etliche aktiv verwaltete Euroland-Fonds bringen es auf deutlich höhere Anteile. Wir haben drei Fonds ausgesucht, die einen hohen Deutschland-Anteil haben und zugleich ein Morningstar-Rating von mindestens vier Sternen haben. Das Beste an der Sache ist: Mit dem envestor Cashback können Sie sich einen mehr oder weniger großen Anteil an den Gebühren der Fonds zurückholen. Geben Sie dafür nur die Isin des jeweiligen Fonds in die Suchmaske des Cashback-Rechners auf unserer Homepage envestor.de ein und rechnen Sie auf Heller und Cent nach, bei welcher Depotbank Sie wie viel von den Fondsgebühren zurückbekommen.
DWS Qi Eurozone Equity DE0009778563: Dieser Fonds aus dem Hause DWS zählt langfristig zu den besten Fonds für Euroland-Aktien. Aktuell weist er das bestmögliche Fünf-Sterne-Rating von Morningstar aus. Er wird quantitativ verwaltet und hat das Kunststück geschafft, in den vergangenen 10 Jahren nur einmal nicht im besten oder zweitbesten Quartil der Euroland-Fonds zu landen. Er investiert vor allem in Standardwerte. Die Bewertungen sind im Vergleich zum Gesamtmarkt moderat, die Volatilität ist unterdurchschnittlich. Wie es bei vielen quantitativ verwalteten Fonds ist, zeichnet sich der Fonds nicht durch große Abweichungen auf Sektor- und Länderebene ab. Kernpunkt seiner Strategie ist die Auswahl der Einzeltitel. Der Top-Sektor sind Industrie-Titel, deutsche Aktien machen rund 27 Prozent des Fondsvermögens aus.
JPM Euroland Dynamic LU0679189919: Mit gut 36 Prozent Anteil Deutschlandaktien ist der von Fondsmanager Jon Ingram seit 2011 verwaltete Fonds deutlich stärker hierzulande unterwegs als die meisten anderen Euroland-Fondsmanager. Auch bei diesem Fonds kommen quantitative Screenings zum Tragen. Der Fonds setzt auf unterbewertete Qualitätsaktien, kauft aber auch Aktien mit einem positiven Momentum. Typischerweise landen bis zu 90 Aktien im Portfolio. Der Prozess bringt allerdings auch eine recht hohe Umschlagshäufigkeit von 150 Prozent des Portfolios mit sich. Der Fonds hält aktuell ein Morningstar-Vier-Sterne-Rating. Industrie-Titel sind aktuell mit einem Anteil von 18 Prozent leicht untergewichtet. Gegenüber anderen Eurolane-Fonds sind Finanztitel derzeit übergewichtet.
BGF Euro-Markets LU0093502762: Deutsche Aktien sind im BGF Euro-Markets mit gut 30 Prozent gewichtet. Der langjährige Fondsmanager Andreas Zoellinger verabschiedet sich in den nächsten Wochen in den Ruhestand. Auf ihn folgt Tom Joy., der seit 2019 Co-Manager des BlackRock-Fonds ist. Der BGF Euro-Markets wird ohne spezielle Präferenzen für Value oder Growth und wird entsprechend flexibel verwaltet. Im Fokus stehen Unternehmen mit einem guten Management, einer starken Wettbewerbsposition in ihrem jeweiligen Sektor sowie mit einer hohen Finanzdisziplin. Im Portfolio landen typischerweise zwischen 30 und 50 Namen. Der Vier-Sterne-Fonds weist ein höheres Risiko auf als der Durchschnitt der Wettbewerber, gewinnt aber in Aufwärtsphasen der Märkte typischerweise mehr als andere Euroland-Fonds. Aktuell fährt Joy ein hohes Übergewicht an Industrie-Aktien und auch der Technologie-Sektor ist gegenüber dem durchschnittlichen Euroland stärker vertreten. Kaum vertreten sind indes Energie-, Telekom- und Immobilienaktien. Die Top-Titel sind aktuell SAP, ASML, Schneider Electric, Safran und Siemens – entsprechend sind die Aktien im Fonds relativ hoch bewertet.
Unabhängig von der Qualität der Fonds ist es wichtig, dass die Fonds zu den individuellen Anlagezielen und Risikotoleranzen passen. Selbstentscheider unter den Investoren profitieren bei envestor vom Cashback und steigern so ihre persönliche Rendite. Anleger, die eine Beratung benötigen, sind bei envestor ebenfalls genau richtig. Auch sie profitieren von der Rückzahlung aller Bestandsprovisionen, was zumeist einen guten Teil unserer Beratungsgebühren kompensiert. Gerne können Sie uns bezüglich eines Informationsgesprächs kontaktieren. Buchen Sie gleich einen persönlichen Gesprächstermin auf unserer Homepage.
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Autor
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Steffen Gruschka ist CFO und Co-Geschäftsführer von Envestor. Er ist seit über 25 Jahren Fondsmanager für Emerging-Markets-Aktien, zunächst bei der DWS, heute bei Pyfore Capital, wo er als Berater für den Emerging Markets Digital Leaders verantwortlich zeichnet.
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