Wer hat die besten Fonds am Markt?

Auf Basis der populären Sterne-Ratings von Morningstar haben wir ermittelt, welche Fondsgesellschaften die besten Fonds in Europa haben. Im ersten Teil blicken wir auf die großen Fondsanbieter. Aktien-, Anleihen-, Mischfonds: Wer macht das Rennen? Und wo stehen die großen deutschen Häuser?* Im zweiten Teil werden wir uns die kleinen Fondsgesellschaften vornehmen.

Fondsgesellschaften haben ein großes Problem: Sie werden auf die Rendite ihrer Produkte reduziert. Und das zu Recht: Anleger brauchen Performance – für die Rente, den Konsum und auch für das unspezifische Sparen, etwa für den Notgroschen. Dieser Utilitarismus führt dazu, dass der Brand der Fondsgesellschaften für den Kauf eines Fonds keine große Rolle spielt. Im Gegensatz zu Luxuskonsumgütern geht es den Anlegern nicht um das „Image“ ihres Fonds. Es konkurrieren also Anbieter mit austauschbaren Produkten um die Aufmerksamkeit von Investoren.

Qualität im Spiegel der Morningstar Ratings

Der sperrige Begriff „Sondervermögen“ zeigt, worum es bei Fonds geht: Sicherheit, Diversifikation, Kapitalmarktorientierung – und natürlich um die Frage: Wie gut ist sind die Fonds, die diese Anbieter vorhalten, auch und gerade im Vergleich zu Konkurrenten, die ähnliche Fonds anbieten. Stichwort Angebot: Es gibt tausende Fonds am Markt, die sich im Zweifel stark ähneln. Ein Fonds mit Schwerpunkt deutsche Großkonzerne wird in erster Linie in 40 DAX-Unternehmen investieren, mit dem USP hakt es also mitunter. Womit wir wieder beim Thema wären: Wirklich abheben voneinander können sich Fondsanbieter nur durch die Qualität ihrer Fonds.

Das haben wir zum Anlass genommen, die Qualität der Fondsanbieter in Europa zu analysieren. Weil Rendite und Risiko zwei Seiten der Medaille sind, haben wir als Maßstab für die Messung der Fondsqualität das Morningstar Sterne Rating verwendet. Das Morningstar Sterne-Rating ist ein quantitatives Bewertungsmodell, das die Vergangenheits-Rendite eines Fonds ins Verhältnis zu seinem Abwärtsrisiko setzt, wobei das Rating immer die Güte eines Fonds im Vergleich zu Fonds der identischen Kategorie misst (Aktien Deutschland, Aktien Europa, Welt usw.). Die Skala reicht von 1 bis 5. Die besten Fonds ihrer Kategorie bekommen ein Fünf-Sterne-Rating; die schlechtesten ein Ein-Sterne-Rating.

Im ersten Teil unserer Auswertung haben wir uns die größten Fondsgesellschaften am Markt vorgenommen. Die Analyse deckt alle Fondsgesellschaften ab, die in Europa aktiv sind. Sie zeigt das ungewichtete Durchschnitts-Rating der Fonds der Gesellschaft. Erfasst sind Aktien-, Renten- und Mischfonds. Die Untersuchung umfasst nur aktiv verwaltete Fonds. Genaueres zur Analysemethode finden Sie weiter unten in diesem Artikel. Kommen wir jetzt zur Auswertung. Die Tabelle zeigt die besten Fondsanbieter in Europa in absteigender Reihenfolge ihres Morningstar-Sterne-Ratings. Einige interessante Details greifen wir unter der Tabelle auf.

Die besten großen Fondsanbieter in Europa (Auswahl)

Vermögen (in Mio Euro) und Sterne Ratings per 28.2.2023, Quellen: Envestor, Morningstar

Die obere Tabelle zeigt das Ranking der größten europäischen Fondshäuser. Die besten Fonds kommen vom britischen Haus Royal London. Das durchschnittliche Sterne-Rating liegt bei 4,07 von fünf Sternen. Angesichts der Tatsache, dass Royal London in 50 Fonds ein Vermögen von rund 70 Milliarden Euro verwaltet, ist dieses gute Rating für Generalisten ein sehr gutes Ergebnis. Leider sind die Fonds dieses Hauses nicht für Anleger in Deutschland erhältlich. Royal London ist in erster Linie auf die Verwaltung von Pensionsgeldern in Großbritannien konzentriert. Dennoch ist das Ergebnis für Anleger in Deutschland vielsagend: Die Produkte dieses Hauses zählen zu den günstigsten Fonds auf dem europäischen Kontinent.

Der Zusammenhang zwischen guten Fonds und günstigen Fonds wurde bereits häufiger festgestellt. Je günstiger ein Fonds ist, desto bessere Performance-Aussichten hat er. Diese Erkenntnis ist übrigens die Grundlage des wichtigsten Geschäftsmodells von envestor: Wir erstatten Anlegern, die keine Beratung benötigen, einen Teil der laufenden Fondsgebühren und machen damit aktiv verwaltete Fonds besser, als es die offizielle Fondsperformance vermuten lässt (mehr zum envestor Spareffekt hier).

Im weiteren Ranking stoßen wir in vertrautere Gefilde vor. Der für seine Indexfonds bekannte US-Anbieter Vanguard verwaltet auch quantitativ verwaltete Fonds, die von klassischen Indizes abweichen. Vanguard kommt auf einen Rating-Schnitt von 4,04 Sterne. Am deutschen Markt sind Vanguard-Fonds für Unternehmensanleihen, Emerging Markets Anleihen und US-Aktien vertreten, die alle Bestnoten aufweisen. Ein Großteil des Angebots aktiv verwalteter Vanguard-Fonds erstreckt sich indes auf Laufzeit- und sonstige Mischfonds, die in Großbritannien angeboten werden. Auch bei aktiv verwalteten Fonds bleibt sich Vanguard dem Motto treu: gut und günstig.

Flossbach von Storch: Erfolgsstory "made in Germany"

Auf Rang drei der besten Fondshäuser steht eine Erfolgsstory „made in Germany“. Flossbach von Storch, der bankenunabhängige Vermögensverwalter aus Köln, bringt es auf ein Durchschnitts-Rating von 3,82 Sternen. Am besten schneiden die FvS-Aktienfonds ab. Die Spezialität des Hauses sind Mischfonds, in denen 42 Milliarden des bewerteten Fondsvermögens von gut 48 Milliarden Euro steckt. Dieser Erfolg ist umso bemerkenswerter, als die Mischfonds, vor allem der FvS Multiple Opportunities, seit über 15 Jahren zu den erfolgreichsten Produkten am Markt zählen – auch wenn natürlich hin und wieder Schwächephasen aufgetreten sind. Wir haben die Mischfonds-Strategie des Hauses FvS erst vor wenigen Wochen besprochen.

Ansonsten liest sich unser Ranking der besten Fondsgesellschaften wie ein „Who’s who“ der internationalen Fondsszene: JPMorgan Asset Management, M&G, Dimensional, Nordea, BlackRock, DWS, Janus, Schroders, UBS, Threadneedle, Pictet, Fidelity und Jupiter sind vertreten. Auffällig ist, dass die meisten Anbieter ihre Stärken im Aktienbereich haben, während die Bilanz von Anleihenfonds eher schwächer ausfällt. Das gilt übrigens auch für den deutschen Branchenprimus DWS, das zweitbeste deutsche Fondshaus hinter FvS.

Stichwort: deutsche  Fondshäuser: Neben FvS (Rang 3) und der DWS (Rang 13) findet sich die Deka (16) noch im oberen drittel des Qualitäts-Rankings. Indes landen Allianz Global Investors abgeschlagen auf Rang 32 von 50. Besonders schwach schneiden die Fonds von Union Investment ab. Der genossenschaftliche Fondsanbieter landet auf Rang 41 von 50 weit abgeschlagen. Bei der Allianz-Tochter haben  viele Aktienfonds einen Fokus auf Growth-Strategien. Das hat in den vergangenen Jahren nicht geholfen, wie das unterdurchschnittliche Rating der Aktienfonds zeigt.

Vor allem Mischfonds von Union Investment enttäuscht

Bei Union Investment schneiden Mischfonds unterdurchschnittlich ab, was angesichts der Tatsache, dass in den Volks- und Raiffeisenbanken vor allem vermögensverwaltende Produkte vertrieben werden bitter für Anleger ist. Die Union-Fonds haben ein Problem. Sie sind nicht nur teuer, sondern oft auch bestenfalls durchschnittlich. Das betrifft vor allem das Flaggschiff-Produkt des Hauses, der 16 Milliarden Euro schwere PrivatFonds kontrolliert. Er kommt auf ein 3-Sterne-Rating, Tendenz absteigend. Mit 2,2 Prozent an jährlichen Kosten zählt er zu den teuersten Mischfonds am Markt. In den vergangenen zehn Jahren verlor der Fonds pro Jahr 0,7 Prozent, kumuliert entspricht das einem Verlust von 6,6 Prozent. Für Anleger gilt das Motto: Außer Spesen nichts gewesen. Der Fonds erlitt in 6 der vergangenen 10 Jahre einen Verlust. Kommt es doch einmal anders und gewinnt der Fonds in einem Jahr, müssen Anleger eine so genannte Performance-Gebühr von 25 Prozent berappen. Und zwar von der Gesamtrendite. Alles über null feiert Union Investment als Erfolg. Anleger dürften widerspechen: Sogar Geldmarktfonds bringen es heute locker auf Renditen von 2-3 Prozent.

Weitere Erkenntnis der Auswertung der großen Fondshäuser steht, dass auch die besten Fondsanbieter Schwächen aufweisen. Es handelt sich um Generalisten, die Strategien in allen möglichen Anlageklassen anbieten. Oftmals ist dann auf der Performance-Seite Schmalhans Küchenmeister. Dies wird, um im deutschen Beispiel zu bleiben, vor allem bei Union Investment deutlich. Investoren, die sich mit dem Gedanken tragen, bei der heimischen Volksbank Fonds zu kaufen, sollten sich dessen bewusst sein. In der nächsten Woche werden wir eine Auswertung der besten kleinen Fondshäuser veröffentlichen.

Hinweis zur Methodik: Die Auswertung basiert auf dem ungewichteten Morningstar Sterne-Rating per 28.2.2023. Das Rating auf Fondsebene ist das Ergebnis der kapitalgewichteten Ratings der Fondstranchen, die den jeweiligen Fonds ausmachen. Beim Rating wurden nur die bewerteten Assets einer Fondsgesellschaft berücksichtigt. Große Fondsgesellschaften umfassen das erste Größen-Quartil der Fondsgesellschaften in Europa mit einem bewerteten Vermögen von mindestens fünf Milliarden Euro. Nicht inkludiert sind virtuelle Fondstranchen. Nur aktiv verwaltete Fonds wurden berücksichtigt.

* Die Auswertung zu den besten großen Fondsgesellschaften erschien erstmals in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Über den Autor

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Ali Masarwah

Ali Masarwah ist Fondsanalyst und Geschäftsführer von envestor. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Fonds und ETFs, zuletzt als Analyst beim Research-Haus Morningstar.
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