Die besten kleinen Fondsanbieter Europas in der Übersicht

Wir stellen die besten kleinen Fondsanbieter Europas vor. Die These, dass kleine Häuser die besseren Spezialisten sind, stimmt einerseits. Andererseits müssen Anleger die besonderen Umstände bei der Wahl kleiner Fondshäuser beachten. Teil zwei unserer Serie zu den besten Fondshäusern in Europa.

Nach den Generalisten kommen die Spezialisten

Im ersten Teil unserer Serie haben wir die großen Fondsgesellschaften mit der besten Quote an guten und sehr guten Morningstar Sterne-Ratings analyiert. Die Morningstar Sterne Ratings liefern eine risikoadjustierte Rendite-Bilanz von Fonds, die wir auf die Ebene der Anbieter gehoben haben. Wir haben dabei zwei Feststellungen getroffen: große Fondsgesellschaften tragen in der Regel einen dicken Bauchladen vor sich her, auf dem sich alle möglichen Fonds aus verschiedenen Anlageklassen finden. Das führt dazu, dass nur die wenigsten in allen Bereichen brillieren. Es gilt die Binse: Generalisten sind keine Spezialisten. Das zweite Fazit von Teil eins der Analyse: deutsche Fondsanbieter schneiden im internationalen Vergleich eher schwach ab. Von den großen Häusern überzeugt derzeit nur Flossbach von Storch mit der Qualität seiner Fonds. DWS, Deka kommen einigermaßen mit, Allianz Global Investors und – erst Recht – Union Investment weniger.

Heute blicken wir auf die zweite Reihe. Hier tummeln sich die Spezialisten, die oftmals nur in einer der großen Anlageklasse – Aktien, Anleihen oder Mischfonds – vertreten sind. Wir stellen die besten Spezialisten vor, von denen allerdings einige nicht in Deutschland aktiv sind. Wir konzentrieren uns naturgemäß bei der Darstellung auf die Häuser, deren Fonds für Anleger in Deutschland erhältlich sind. Erwähnen wollen wir zum Schluss, auf welchen Rängen sich die kleineren deutschen Häuser tummeln. Wer Näheres zur Methodik der Untersuchung erfahren will, scrollt bis zum Ende des Beitrags.

Die besten 20 kleinen Fondsanbieter in Europa

Morningstar Sterne Rating per 28.2.2023, Quelle: Envestor, Morningstar

Fundsmith führt das Ranking an

Die obere Tabelle zeigt das Ranking der besten kleinen Fondshäuser in Europa. Die besten Fonds kommen aus dem britischen Haus Fundsmith. Auch wenn derartige Analogien hinken, könnte man diese Londoner Boutique als britische Flossbach-von-Storch-Story bezeichnen. Die bankenunabhängige Gesellschaft wurde 2010 von Terry Smith, einem Investmentveteranen, der seine Karriere bereits in den 1970-er Jahren startete, gegründet. Fundsmith bewirtschaftet nur eine einzige Aktienstrategien. Der Fundsmith Equity investiert in qualitativ hochwertige, also: bilanzstarke, Unternehmen und konnte über die Jahre eine hervorragende Performance erzielen. Bereits seit Jahren halten die verschiedenen Tranchen des Fonds das bestmögliche Fünf-Sterne-Rating von Morningstar. Die Strategie gibt es auch in einer ESG-Variante.

Der langjährige Erfolg hat auch den Vertrieb beflügelt: In den kontinentaleuropäischen Fonds stecken rund neun Milliarden Euro. Bereits seit Jahren wird der Fonds auch in Deutschland in einer Luxemburger Variante vertrieben. Mischfonds findet man bei Fundsmith keine – eben weil Smith keine Anleihenstrategien im Köcher hat, sondern bei seinem Leisten bleibt.

Eleva Capital mit exotischem Finanz-Fokus

Eine spannende Geschichte erzählt auch der drittplatzierte Anbieter, Eleva Capital. Es handelt sich um einen Aktienspezialisten aus Frankreich, der von Eric Bendahan im Jahr 2014 gegründet wurde. Bendahan ist Eingeweihten gut bekannt. Er war zwischen 2005 und 2014 bei der Bank Syz tätig, wo er den Oyster European Opportunities erfolgreich managte. Anders als Fundsmith hält Eleva Capital mehrere Strategien vor: Aktien Europa, Aktien Euroland und europäische Nebenwerte. Insgesamt kommen die Fonds auf ein Rating von durchschnittlich 4,63 Morningstar Sterne Ratings. Auch die Eleva-Fonds sind in Deutschland zum Vertrieb zugelassen.

Algebris Investments ist ein Anbieter alternativer Strategien – Firmengründer Davide Serra (ehemaliger Morgan Stanley Bankenanalyst) wurde bei der Gründung 2006 vom bekannten Hedgefondsmanager Chris Hohn unterstützt. Das Haus zählt zu den Spezialisten für den Bankensektor und hat sich Meriten mit Aktien- und Anleihenfonds mit Schwerpunkt Financials erworben. Die Fonds werden auch in Deutschland angeboten. Bestnoten erreichen sowohl die Aktien- als auch Anleihen-Fonds.

Dodge & Cox zeigt das Risiko bei kleinen Häusern auf

Etwas aus dem Rahmen unseres Rankings fällt das US Haus Dodge & Cox. In Europa zählt Dodge & Cox mit einem bewerteten Fondsvermögen von rund acht Milliarden Euro zu den kleinen Häusern, weltweit verwaltet das Traditionshaus (gegründet 1930) aber über 320 Milliarden US-Dollar. In Europa gibt es drei Strategien: globale Anleihen, globale Aktien, US-Aktien.

Auch wenn die Ratings mit 4,07 Sternen gut ausfallen, zeigt sich bei Dodge & Cox die Kehrseite der Spezialisten-Medaille: Läuft es bei einer Kernstrategie nicht, dann zieht das die Gesamtbilanz des Hauses nach unten. Anbieter von Bauchläden, die einigermaßen das Niveau halten können, stürzen nicht ab, wenn es mit einer Strategie hakt. Dodge & Cox verfolgt eine sogenannte Contrarian Value Strategie. Es werden mitunter havariegefährdete Unternehmen gekauft, wenn das Management überzeugt ist, dass diese eine Chance haben, eine schwere Phase zu überleben. In Zeiten, in denen Wachstumsaktien stark nachgefragt waren, war die Performance Schwach. Die Risiken bei Dodge & Cox Fonds sind überdurchschnittlich hoch – die Manager gehen dorthin, wo es weh tut; etwa haben sie immer wieder Aktien aus den Sektoren Energie und Euro-Banken gekauft, als diese in einer Schieflage waren. Das lief in den vergangenen Jahren nicht immer gut und hatte Rating-Abstufungen zur Folge. 

Die meisten Häuser in der Liste der besten kleinen Fondsanbieter sind auch in Deutschland vertreten, etwa der Emerging Markets Spezialist First Sentier, Orbis, Veritas, Candriam, Wellington, Muzenich, Larzard oder J. O. Hambro. Dass auch die Nummer 20 noch ein Rating von deutlich über drei Sternen hat, zeigt, dass kleinere Anbieter beim Erfolg ihres (konzentrierten) Fondsangebots deutlich bessere Ratings aufweisen als vergleichbare große Häuser. Allerdings können kleine Häuser auch spektakulär erfolglos sein. Die nicht in der Tabelle aufgeführten Anbieter am Ende der 150 Namen umfassenden Tabelle kommen auf Durchschnitts-Ratings von ein bis zwei Sterne. Der US-Highgrowth-Spezialist Sands Capital zählte noch Ende 2020 zu den Stars der Manage. Als dann 2021/22 der Totalabsturz von kleinen Growth-Aktien erfolgte, verloren einige Fonds von Sands in wenigen Monaten ihre Fünf-Sterne-Ratings; sie stürzten auf Ein- oder Zwei-Sterne-Ratings ab. 

Deutsche Häuser von DJE angeführt

Zur Vollständigkeit eine Übersicht über die deutschen Häuser, von denen kein einziges den Sprung unter die besten kleinen Fondsanbieter schaffte: DJE Kapital kommt auf Rang 28 und ist damit das beste deutsche kleine Haus. Das ist angesichts der Grundgesamtheit von 155 Anbietern ordentlich. DJE wird gefolgt von Feri (Platz 32), Acatis (38), Oddo BHF (71), Universal-Investment (103), IPConcept (128), Hansainvest (129) und Hauck & Aufhäuser (147).

Zur Methodik: Die Auswertung basiert auf dem ungewichteten Morningstar Sterne-Rating per 28.2.2023. Das Rating auf Fondsebene ist das Ergebnis der kapitalgewichteten Ratings der Fondstranchen, die den jeweiligen Fonds ausmachen. Beim Rating wurden nur die bewerteten Assets einer Fondsgesellschaft berücksichtigt. Große Fondsgesellschaften umfassen das erste Größen-Quartil der Fondsgesellschaften in Europa mit einem bewerteten Vermögen von mindestens fünf Milliarden Euro, die vorliegende Auswertung zeigt die Fondsgesellschaften aus den Größenquartilen zwei bis vier. Nicht inkludiert sind virtuelle Fondstranchen. Es flossen nur aktiv verwaltete Fonds in die Auswertung ein; ETFs und nicht-börsennotierte Fonds werden in einer späteren Untersuchung aufgegriffen.

Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah

Ali Masarwah ist Fondsanalyst und Geschäftsführer von envestor. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Fonds und ETFs, zuletzt als Analyst beim Research-Haus Morningstar.
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