Eine aktuelle Untersuchung zeigt, dass ETFs Fondsmanagers Alptraum bleiben. Die Erkenntnis, dass aktive Fonds oft schlecht abschneiden, ist ernüchternd, nicht neu, gibt aber auch ein unvollständiges Bild. Die wichtigsten Ergebnisse der Morningstar-Studie und warum diese eine weitere Einordnung verlangen.
Die Bilanz aktiv verwalteter Fonds bleibt im Vergleich zur Performance von Indexfonds unbefriedigend. Das Researchhaus Morningstar hat für den europäischen Fondsmarkt die Langfristbilanz von Fonds in 38 Aktien- und 20 Rentenfonds-Kategorien untersucht und dabei 26.600 Fonds mit einem verwalteten Vermögen von 6,9 Billionen Euro unter die Lupe genommen. Beim Morningstar Aktiv-Passiv-Barometer handelt sich um ein Update einer langfristig angelegten Untersuchungsreihe, die sechsmonatlich aktualisiert wird. Um Anlegern realistische Anlagealternativen aufzuzeigen, vergleicht Morningstar aktiv verwaltete Fonds nicht mit Indizes, die keine Kosten aufweisen, sondern mit Indexfonds der identischen Kategorie.
Aktiv verwaltete Aktienfonds mit vielen Schwächen
Die erste Erkenntnis ist nicht neu: Die Bilanz aktiv verwalteter Aktienfonds liegt kurzfristig bei durchschnittlichen Werten um die 30 Prozent, fällt in den Drei- und Fünfjahresbilanzen auf rund 20 Prozent ab und sinkt hiernach auf rund zehn Prozent bei einem 20-jährigen Anlagehorizont. Die Besonderheit an der Untersuchung: Morningstar erhebt auch, wie viele Fonds in den jeweiligen Kategorien liquidiert werden. Diese Fonds gelten als gescheitert, weil sie die Zeitperioden nicht überleben. Die „toten Fonds“ werden dergestalt in die Bilanz eingezogen, dass sie die Erfolgsquote der überlebenden Fonds mindern. Morningstar stellt also in seiner Erfolgsbilanz den überlebenden Outperformern die überlebenden Underperformer und die toten Fonds gegenüber.
Anleihenfonds schlagen sich relativ wacker
Kurfristig deutlich besser fällt die Bilanz der aktiv verwalteten Rentenfonds aus, wie die untere Grafik zeigt. In der Einjahresbilanz liegt deren Erfolgsquote bei knapp 50 Prozent. Doch diese sinkt nach fünf Jahren auf gut 40 Prozent und stürzt dann nach 20 Jahren auf ebenfalls zehn Prozent ab.
Differenzierung in den Nischen angesagt
Blickt man eine Ebene tiefer auf die Ebene der Fondskategorien, dann zeigt sich ein differenziertes Bild. Es gibt Kategorien, in denen aktive Manager keine Schnitte haben. Etwa in der Kategorie Europa Standardwerte Blend. Hier sind nur 9,1 Prozent der Fonds nach zehn Jahren erfolgreich. Bei USA-Standardwerte-Aktienfonds, die typischerweise mit dem S&P 500 oder Russell 1000 gebenchmarkt werden, ist die Erfolgsquote mit 6,3 Prozent nach zehn Jahren noch schlechter. Auch globale Standardwerte-Aktienfonds, die sich mit dem MSCI World messen lassen müssen, kommen auf mickrige Erfolgsquoten von 6,2 Prozent nach zehn Jahren.
Auch an den großen Rentenmarktsegmenten sind aktive Manager im Nachteil. Diversifizierte Euro-Rentenfonds haben eine Erfolgsquote von etwas über elf Prozent nach zehn Jahren. Bei USA Staatsanleihen liegt die Erfolgsquote aktiv verwalteter Fonds bei, nun ja: null Prozent.
Erfolgreicher sind aktive Manager in Märkten, die nicht das Optimum an Transparenz, Effizienz, Liquidität und bieten. Bei Euro-Hochzinsanleihen liegt die Erfolgsquote aktiver Manager nach 10 Jahren bei ordentlichen 36,2 Prozent. In der Kategorie Schwellenländer Renten Global sind es immerhin 26 Prozent. Kurzfristig kommen die aktiven Manager in diesen beiden Bond Kategorien auf Erfolgsquoten von über 60 Prozent.
Auf der Aktienseite sind Fondsmanager ebenfalls in den Nischen-Märkten relativ erfolgreich. In der Kategorie Aktien Indien sind kurzfristig 60 Prozent der Manager und nach zehn Jahren immerhin 53 Prozent der Fondsmanager erfolgreich. Auch bei China-Aktien und globalen Dividendenfonds schlagen sich aktive Manager wacker. Bei europäischen Small Caps liegt die Erfolgsquote bei ordentlichen 46,9 Prozent. Es gibt also Licht und Schatten.
Envestor Studie: Cashbacks machen den Unterschied
In diesen Kontext passt eine Studie, die envestor vor wenigen Monaten auf Basis von Morningstar-Daten unternommen hat und dabei ebenfalls gescheiterte Fonds in die Rechnung einbezogen hat. Das Ergebnis entspricht weitgehend den Ergebnissen des Morningstar Aktiv-Passiv-Barometers. Allerdings sind wir einen Schritt weitergegangen: Wir haben die Erfolgsquoten von aktiv verwalteten Fonds weiter aufgebohrt und nach teuren und günstigen Fonds unterschieden.
Um gleich mit gleich zu vergleichen, haben wir im zweiten Schritt die Vertriebsgebühren anhand unserer Provisionstabelle herausgerechnet und diese der Performance der Fonds gutgeschrieben – bereinigt um die envestor-Marge von 19 Basispunkten. Das Ergebnis war frappierend. Zum einen fiel die Erfolgsquote (im Sinne des Morningstar Aktiv-Passiv-Barometers) bei teuren Fonds deutlich schlechter aus als bei günstigen Fonds. Das lag nicht nur an den Kosten: teure Fonds sterben in den meisten Kategorien deutlich häufiger als günstige Fonds.
Zum anderen hat sich die um den envestor Cashback bereinigte Bilanz aktiv verwalteter Fonds deutlich verbessert. In manchen Fällen machte der Cashback sogar aus teuren Underperformern (günstigere) Outperformer.
ETFs vs. Fondsmanager: Suche nach dem Level Playing Field
Die schlechte Bilanz aktiv verwalteter Fonds gegenüber ETFs ist ernüchternd und nicht von der Hand zu weisen. Sie liegt aber auch an den Exzessen bei den Fondskosten. In den ersten zehn Jahren des 21. Jahrhunderts haben Fondshäuser die Vertriebsvergütungen insbesondere der Banken massiv erhöht, um bei den sich bei den Vertriebsstellen „Shelf Space“ zu sichern. Damit haben sie sich selbst ins Knie geschossen, weil sie ihre Produkte systematisch wettbewerbsuntauglich gemacht haben gegenüber ETFs.
Stellt man ein Level Playing Field her und vergleicht man die Performance von Indexfonds mit der um die Vertriebsgebühren bereinigten Performance aktiv verwalteter Fonds, fällt deren Bilanz viel besser aus. Beratungsmodelle wie die von envestor, die auf Service-Gebühren basieren, erlauben ein Nebeneinander von ETFs, die in vielen Märkten unschlagbar sind (Aktien USA, Aktien Europa, Anleihen Europa), und aktiv verwalteten Fonds für Satellitenmärkte (Aktien Emerging Markets, Hochzinsanleihen, Nebenwerten). Voraussetzung für dieses Nebeneinander ist natürlich, dass die Vertriebsgebühren an Anleger zurückgezahlt werden. Das werden sie mit dem envestor Cashback, der jedes Quartal automatisch Anlegerinnen und Anlegern von envestor gutgeschrieben wird.