Was haben der Road Runner, Goldbugs, verflossene Citigroup-CEOs und Momentum-Aktien miteinander zu tun? Im September 2025 ziemlich viel!
Die aktuelle Marktlage spült mir viele Déjà-vu-Erlebnisse ins Bewusstsein. „Man muss tanzen, solange die Musik spielt“ (Chuck Prince, CEO der Citigroup, 2007), am Ende einer Hausse bleibt nur der Momentum-Effekt (zuletzt so stark wahrgenommen im März 2000). Der Road Runner in der US-Cartoon-Reihe Looney Tunes rennt über die Klippe, realisiert erst mit dem Blick nach unten, dass er in der Luft schwebt – und schmiert dann ab in die Tiefe.
Unabhängig von meinen möglichen Phantasmagorien richten sich viele bange Blicke in diesen Tagen auf die USA. Die Trump-Administration treibt den Kulturkampf immer weiter voran, was Ängste vor einem Bürgerkrieg schürt. Die USA wandern auch wirtschaftlich nahe einer Klippe: Der Arbeitsmarkt ist fragil, Zölle bedrohen das Wachstum und die US-Notenbank wird absehbar von MAGA-America gekapert (dass Lisa Cook Mitglied des Fed Boards bleiben wird, ist nicht klar – ihre Entlassung könnte nur aufgeschoben sein). Auch der Shutdown der amerikanischen staatlichen Institutionen ist ein Merkmal der Krise. Weil sich der Senat nicht über das Haushaltsbudget einigen konnte, wurden die Beamten nach Hause geschickt. Wie lange die Zwangspause dauern wird, steht in den Sternen. Fest steht jedoch: Die Lage ist vertrackt, und je länger der US-Staat nicht funktioniert, desto nachhaltiger werden die Einbußen der Wirtschaft ausfallen. All das wird begleitet von immer ambitionierteren Bewertungen von US-Aktien und hohen Haushaltsdefiziten.
Im September konnten die Risikomärkte erneut zulegen. Die KI-Fantasie trägt sie. Doch was passiert, wenn sich die immensen KI-Investitionen nicht wie erhofft amortisieren, wenn die KI-Revolution zunächst ausbleibt und keine Produktivitätsgewinne das Wachstum antreiben? Dann dürfte eine erhebliche Wertberichtigung in den Büchern der Magnificent 7 anstehen. Krisen können auch durch sogenannte Balance Sheet Rezessionen ausgelöst werden. Diese sind nicht unbedingt systemgefährdend, lösen aber nichtsdestoweniger bei Aktien hohe Verluste aus. Die Folgen einer Spaltung der US-Gesellschaft sind hierbei noch nicht eingepreist.
Derweil marschiert der Goldpreis stramm nach oben. Er mahnt Anleger als einziges Marktsegment zur Vorsicht.
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Autor
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Ali Masarwah ist Fondsanalyst und Geschäftsführer von envestor. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Fonds und ETFs, zuletzt als Analyst beim Research-Haus Morningstar.
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