Themenfonds sind für Anleger ein zweischneidiges Schwert. Sie haben zugleich das Zeug zum Rendite-Turbo wie auch zum Performance-Grab. Natalia Wolfstetter, Fondsanalystin beim US-Researchhaus Morningstar, erläutert in einem Gastkommentar, worauf es für Anleger ankommt.
Einerseits können Themenfonds, sofern sie auf gut fundierte langfristige Trends setzen, eine überdurchschnittliche Performance erzielen, andererseits ist die Zyklik bei ihnen ausgeprägt, wodurch sich so manche Anleger die Finger verbrannt haben. Grund für uns bei Morningstar, einen genaueren Blick auf die Themenfondswelt zu werfen. In der „Global Thematic Funds Landscape 2024“, die vor kurzem erschienen ist, analysieren wir, wie sich der Markt für Themenfonds entwickelt hat und wie Anleger damit gefahren sind.
Die Begeisterung für Themenfonds erreicht in der Erholung nach der Corona-Pandemie ihren Höhepunkt, hat aber in den letzten knapp drei Jahren deutlich nachgelassen, denn auf den Einbruch bei der Performance folgte auch ein Einbruch bei den Geldflüssen in diese Fonds. Dennoch hat sich die Anzahl an Fonds in diesem Bereich in den letzten fünf Jahren verdoppelt, und mit ihr die verwalteten Vermögen. Themenfonds addressieren Trends, die über einen gewöhnlichen Konjunkturzyklus hinausgehen. Sie fußen beispielsweise auf demographischen oder technologischen Entwicklungen. Das Spektrum reicht von Produkten, die einen breiten Ansatz fahren bis hin zu Strategien, wo einzelne Themen wie KI und Big Data oder die Energiewende im Fokus stehen. Wir beobachten allgemein eine zunehmende Spezialisierung – um nicht zu sagen Nischenbildung und Komplexität – in der Welt der Themenfonds. Das erschwert ihren Einsatz in Anlegerportfolios.
Daten per 30.6.2024, Quelle: Morningstar
Daher überrascht es nicht, dass Anleger mit thematischen Investments langfristig eher durchwachsene Ergebnisse erzielt haben. In unserer Analyse haben wir die Entwicklung von Themenfonds mit dem breiten globalen Aktienmarkt verglichen sowie die Überlebensrate dieser Fonds ermittelt. Dabei zeigt sich, dass auf kürzere Sicht (in den 12 Monaten bis Ende Juni 2024) nur knapp 20% der Themenfonds in Europa den globalen Aktienmarkt, gemessen am Morningstar Global Target Market Exposure Index übertroffen haben. Blickt man 15 Jahre zurück, sinkt die Erfolgsquote auf nur mehr 5%. Die obere Grafik zeigt die Bilanz von Themenfonds über verschiedene Perioden. Die Bilanz der Fonds wird vor allem längerfristig durch die häufigen Liquidierungen beeinträchtigt.
Die schwache Performance liegt nicht nur an der Marktentwicklung, sondern auch an den relativ hohen Gebühren von Themenfonds, wie aus der unteren Grafik hervorgeht.
Hinzu kommt: Obwohl Themenfonds auf vermeintlich langfristige strukturelle Trends setzen, haben sie sich nicht als besonders langlebig erwiesen. Mehr als zwei Drittel der Themenfonds, die vor 15 Jahren in Europa auf dem Markt waren, existieren mittlerweile schon nicht mehr. Das zeigt, wie schwer es ist, in diesem Bereich eine gute Entscheidung zu treffen. Wer sich an Themenfonds heranwagen will, sollte möglichst breite thematische Ansätze wählen und auf etablierte Anbieter achten, die Expertise und Erfahrung bei der Entwicklung von Themenstrategien mitbringen – und bei denen man nicht die Befürchtung haben muss, dass sie einfach nur den neuesten Trends hinterherjagen.
Autor
-
Natalia Wolfstetter, studierte Volkswirtin, ist seit 2004 im europäischen Research-Team bei Morningstar als Fondsanalystin tätig.
Alle Beiträge ansehen