Die Top Performer Fonds auf envestor.de der letzten 30 Tage kommen vor allem von der Growth-Seite des Markts. Auch wenn Value Aktien und Edelmetalle aktuell stark nachgefragt werden, sollten Anleger immer wieder einen Realitäts-Check machen. Stimmt die Entwicklung am Markt mit der eigenen Investment These noch überein?
Die allfällige Korrektur bei den Technologiewerten: war da nicht was? Eigentlich war das Drehbuch im Februar klar. Hoch bewertete Tech Aktien, auch die fabulösen FANGs (Facebook, Amazon, Alphabet, Netflix), sowie die sogenannten Meme Stocks waren reif für eine Korrektur. Vor allem schwachbrüstige Unternehmen wie GameStop oder der Kinobetreiber AMC wurden Ende 2020 und Anfang 2021 auf Trading-Plattformen wie Robinhood oder Trade Republic in absurde Höhen gekauft.
Zunächst rappelte es auch kräftig. Zweistellige Verluste waren bei vielen High Growth Aktien zu beklagen. Doch dann kam bereits Mitte Mai eine Renaissance bei vielen der unter Druck geratenen Aktien. Auch Meme Stocks wie GameStop oder der Kinobetreiber AMC sind inzwischen zurückgekommen. (Ersterer hat übrigens die hohen Kurse genutzt, um sich mit neuen Aktien dringend benötigtes Kapital zu verschaffen, um sein veraltetes Geschäftsmodell zu sanieren.).
Die große Value Rotation läuft, aber …
Das Drehbuch, wonach im Zuge der Konjunkturerholung eine Rotation von Growth zu Value stattgefunden hat, muss zwar nicht umgeschrieben werden. Das Comeback der Sektoren Finanzen, Rohstoffe, Energie, zyklischer Konsum war real und läuft weiter. Ein gutes Händchen hatten diejenigen, die Anfang des Jahres in Substanzwerte umgeschichtet haben.
Aber in Zeiten unverändert lockerer Geldpolitik steht hinter dem Comeback von Value kein Nullsummenspiel. Anders gesagt: Es ist heute Geld genug im Kreislauf, um alle Vermögenswerte nach oben zu spülen. Die Notenbanken EZB und FED haben nun mal alle Aktien-Kinder lieb.
Zwar hatte die US-Notenbank Mitte vergangener Woche ein erstes Warnsignal abgegeben. Die FED deutete an, dass sie mit der Konjunkturerholung zufrieden ist. Ab jetzt wird es also um die Straffung der Geldpolitik gehen. Die FED Projektionen sprechen nunmehr für erste Zinsschritt im Jahr 2023 statt 2024.
… die geldpolitische Straffung ist noch lange nicht da
Die meisten Anleger sehen das aber unverändert gelassen. Denn 2023 ist noch lange hin. Und der verheerende Effekt der bloßen Ankündigungen einer geldpolitischen Straffung im Sommer 2013 und Ende 2018 auf die Märkte wird den Verantwortlichen bei den Notenbanken klargemacht haben, dass sie behutsam vorgehen müssen, wollen sie nicht einen dramatischen Exitus der Vermögenspreis-Hausse verursachen. Mit anderen Worten: Auch 2023 ist nicht in Stein gemeißelt.
Kein Wunder also, dass sich Anleger in Growth-, FAANG- und so genannten Meme-Aktien gelassen geben. (Bei Kryptowährungen sieht es etwas anders aus; dazu kommende Woche mehr).
Für Anleger auf envestor.de sollten die Ereignisse der vergangenen Wochen zur Vorsicht mahnen, diversifiziert zu bleiben. Es ist gut und richtig, nicht zu einseitig auf Technologie zu setzen und defensivere Investments nicht zu vernachlässigen. Aber in Zeiten üppiger Liquidität werden nun mal (fast) alle Boote nach oben gespült. Es besteht also kein Zwang, radikale Entweder-oder-Schritte zu unternehmen. Dabeibleiben ist (erst einmal) alles.
Illustriert wird das durch die Fonds, welche die Portfolios der Anlegerinnen und Anleger auf Envestor in den vergangenen 30 Tagen am deutlichsten nach oben getragen haben.
Tabelle: Top Impact Fonds auf envestor.de im vergangenen Monat
Die obere Tabelle spiegelt die Erholung von Technologie Aktien im vergangenen Monat wider. In den vergangenen 30 Tagen haben der L&G Cyber Security ETF und der BIT Global Internet Leaders mit einem Plus von 8,9 Prozent bzw. 16,6 Prozent besonders starke Performance-Beiträge geliefert. Die prominente Platzierung von zwei MSCI World ETFs im Impact Ranking zeigt, dass auch globale Aktienportfolios (hier: mit recht hohem Technologie Anteil) vielen Envestorinnen und Envestoren guttaten.
Spiegelbildlich hatten vor allem Edelmetallfonds in den vergangenen 30 Tagen einen deutlich negativen Impact auf die Portfolios unserer Anlegerinnen und Anleger. Je nach Ausrichtung mussten Fonds wie der BGF World Gold, der Jupiter Gold & Silver oder der HANSAgold zwischen fünf und zehn Prozent seit Ende Mai abgeben.
Tabelle: Flop Impact Fonds auf envestor.de im vergangenen Monat
Zur Erinnerung: Unsere Top und Flop Impact Rankings spiegeln die kapitalgewichtete Rendite der Anlegerinnen und Anleger wider und nicht nur die einfach (auch: zeitgewichtete) Rendite wider. Ein Fonds, der stark in den Portfolios von Envestorinnen und Envestoren vertreten ist, muss also nicht die absolut höchste Rendite erzielt haben, um ganz oben in den Rankings zu erscheinen. Spiegelbildlich haben die Fonds mit den negativsten Performance-Beiträgen nicht zwingend die absolut schlechteste Rendite der Fonds erlitten, die auf envstor.de verwahrt werden.