Stellen Sie sich vor, Sie gehen zum Rewe und kaufen eine Banane für 6 Millionen Euro. Klingt absurd? Ist es auch. Aber nur, wenn das im Rewe passierte. In Auktionshäusern sieht es anders aus. Jüngst hat der Krypto-Milliardär Justin Sun genau das getan: Er ersteigerte das Kunstwerk „Comedian“ – eine simple Banane, mit Klebeband an der Wand befestigt – für schlappe 6,2 Millionen Dollar. Und als wäre das nicht schon verrückt genug, aß er sie anschließend vor laufenden Kameras auf.
Willkommen in der Welt des Veblen-Effekts! Er ist benannt nach dem Ökonomen Thorstein Veblen. Der Effekt beschreibt, wie die Nachfrage nach Prestige-Gütern steigt, je teurer sie werden. Der Veblen-Effekt führt auch in die Welt der Krypto-Assets. Je teurer die Coins werden, desto mehr wollen die Leute davon haben, egal, wie substanzlos diese auch sein mögen. NFTs? Dasselbe Spiel. Plötzlich zahlen Leute Millionen für digitale Affen-Bilder. Ist das Kunst? Ist das Wahnsinn? Vielleicht beides.
Der Unterschied zum klassischen Anlegerfehler FOMO (Fear of Missing Out) ist subtil, aber wichtig. FOMO ist, wenn Anlegende in einen Vermögenswert investieren, weil sie Angst haben, Gewinne zu verpassen. Der Veblen-Effekt bringt Menschen dazu, ein Gut aus Statusgründen zu kaufen. Der Übergang zwischen Veblen-Effekt und FOMO kann fließend sein. Bei Bitcoin fand der Umschlag statt, als Fondsmanager anfingen, Bitcoin-ETFs und ETCs für die Massen aufzulegen. Investoren können versuchen, zwischen Veblen und FOMO zu navigieren. Sie müssen abwägen, wann ein Thema abwegig, heiß, oder zu heiß ist. Die Veblen-Investmentwelt ist divers. Wem NFTs oder Kryptos zu heiß sind, kann es mit einem klassischen Luxusgüter-Aktienfonds versuchen. Schließlich gibt es genug Konsumentinnen und Konsumenten, die im Veblen-Fieber Taschen von Gucci, Sonnenbrillen von Prada oder Schals von Burberry kaufen. Veblen ist nicht immer eine 6-Millionen-Dollar-Banane.
Autor
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Ali Masarwah ist Fondsanalyst und Geschäftsführer von envestor. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Fonds und ETFs, zuletzt als Analyst beim Research-Haus Morningstar.
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