Der MSCI World gilt als Königsindex für globale Aktien. Er ist eine wichtige Messlatte für Aktienfonds und zählt auch längst für Anleger als direkte Renditequelle. Es gibt zahlreiche ETFs, die diesen Index abbilden. ETFs auf den MSCI World gelten als diversifiziert, günstig und Performance-stark. Wir gehen der Frage nach, was Anleger auf der Suche nach dem besten MSCI World ETF beherzigen sollten.
MSCI World ETFs: Die Strategie
Die Strategie der MSCI World ETFs ist denkbar einfach. Sie investieren in 23 entwickelte Märkte und streuen breit auf über 1.500 Aktien. Das bedeutet, dass der MSCI World auf Ebene der einzelnen Wertpapiere stark diversifiziert. Er deckt damit 85 Prozent der weltweiten Marktkapitalisierung ab, wobei bei den Börsenwerten nur der Anteil der frei handelbaren Aktien zählt (free float). Das größte Unternehmen im Index ist derzeit Apple mit einem Wert von über drei Billionen Dollar. Das kleinste Unternehmen kommt auf einen Börsenwert von 1,27 Milliarden Dollar. Die durchschnittliche Aktie kommt auf einen Wert von gut 37,5 Milliarden Dollar. Die Umschlaghäufigkeit ist mit rund zwei Prozent im Vergleich zu aktiv verwalteten Fonds, die häufig ihr Portfolio komplett einmal im Jahr umschichten, sehr gering. Das ist ein oft vernachlässigter Erfolgsfaktor solcher Indexfonds.
Angesichts der großen Zahl an Aktien sollte man meinen, dass unternehmensspezifische Risiken kaum ins Gewicht fallen. Das gilt nur mit Einschränkungen. Da der Index nach Marktkapitalisierung gewichtet ist, machen die größten Unternehmen einen recht großen Anteil am Vermögen dieser ETFs aus. Die Top-Aktien sind Apple, Microsoft, Amazon, Nvidia, Tesla, Alphabet (A und C), Meta, United Health und Berkshire Hathaway. Sie kommen auf ein kombiniertes Gewicht von 20 Prozent des Index. Apple und Microsoft bringen es allein schon auf knapp zehn Prozent. Aber das bewegt sich im Rahmen des Üblichen.
Wer aufmerksam auf die Top-Aktien geschaut hat, wird nicht überrascht sein über die Länder- und Sektorenzusammensetzung des MSCI World. Die USA machen derzeit knapp 70 Prozent des Index aus, gefolgt von Japan (6,1 Prozent), Großbritannien (4,0 Prozent), Frankreich (3,4 Prozent) und Kanada (3,2 Prozent). Deutschland findet nur unter ferner liefen statt und kommt auf einen Anteil von unter 2,5 Prozent.
Auf Branchenebene dominieren Technologie-Aktien mit einem Gewicht von 22,2 Prozent, gefolgt von Finanztiteln (14,6 Prozent), Gesundheit (12,8 Prozent), Luxuskonsumgüter und Industrieaktien (jeweils 11,1 Prozent) sowie Basiskonsumgüter (7,4 Prozent). Energie und Rohstoffe bringen es auf jeweils gut vier Prozent.
Auf die Ursachen der hohen Gewichtung von US-Aktien und der (größtenteils amerikanischen) Technologiebranche gehen wir weiter unten ein. Wir halten fest, dass der ordentlichen Diversifikation des Index bei Einzelaktien Klumpenrisiken auf Länder- und Sektorenebenen gegenüberstehen. Der MSCI World ist also in Summe nicht so gut diversifiziert, wie es viele von einem derart breit aufgestellten Index erwarten.
MSCI World ETFs: Die Performance
Die Performance der MSCI World ETFs kann sich sehen lassen. Der Index konnte in Euro gerechnet in den vergangenen zehn Jahren jedes Jahr um gut 11 Prozent zulegen. In den vergangenen fünf Jahren lag das Plus bei gut 10,2 Prozent pro Jahr, seit Juni 2020 legte der MSCI World jedes Jahr sogar um 12,1 Prozent zu. Die Volatilität lag in den vergangenen fünf Jahren bei gut 18 Prozent. Die ETFs am Markt konnten in allen Perioden sehr nah an die Index-Performance herankommen, wie die untere Tabelle zeigt.
Gründe für das gute Index-Tracking gibt es einige. Da wären zuvorderst die sehr günstigen Kosten, im Schnitt sind es weniger als 0,3 Prozent an Gebühren pro Jahr. Aktiv verwaltete Aktienfonds, die global anlegen, sind deutlich teurer. Doch es gibt weitere Performance-Quellen, die in Summe einiges an Performance bringen. Die meisten ETFs verleihen Teile ihrer Portfolios an Hedgefonds und andere Anleger, die Aktien leerverkaufen. Damit generieren sie Zusatzerträge, die teilweise an die ETF-Anleger fließen. Diese Zusatzerträge mindern die Kosten. Hinzu kommen steuerliche Optimierungsstrategien. Die ETFs stammen von globalen Indexanbietern wie iShares, State Street, HSBC, Deutsche Bank oder Amundi. Diese Häuser sind weltweit steuerlich gesehen Inländer. Das ermöglicht es ihnen, sich Teile der Quellensteuern, die auf Dividenden fällig werden, von den Behörden der 23 Länder teilweise erstatten zu lassen. Bei der Indexberechnung wird dagegen der höchstmögliche Quellensteuersatz unterstellt.
Das bedeutet, dass die Performance der ETFs nicht der Indexperformance minus Kosten entspricht, sondern viel näher am MSCI World ist, als man das anhand der Kosten vermuten würde. Während die Ertragsquelle Wertpapierleihe durch zusätzliche Risiken erkauft wird – man spricht von sogenannten Kontrahentenrisiken – ist der Performance-Booster, der auf der Erstattung der Quellensteuern basiert, Taschenspielerei (die immerhin kein Risiko mit sich bringt).
Wer ist also der beste MSCI World ETF von allen? Die untere Tabelle zeigt anhand der Einfärbung der jeweiligen Zellen die guten wie die weniger guten MSCI World ETFs mit einer Historie von mehr als drei Jahren. Fangen wir mit der Performance an. Die beste Rendite über 10 Jahre brachte der mit über 51 Milliarden Euro an Vermögen größte ETF auf den MSCI World in Europa ein. Er legte jedes Jahr um 11,12 Prozent zu, gefolgt von den MSCI World ETFs von HSBC, Lyxor, Invesco und Xtrackers, deren Performance p.a. auch bei mehr als 11 Prozent liegt. Den größten Abstand zu den Top-Performern haben ETFs von iShares und UBS. Sie weisen recht hohe Gebühren auf.
Dieses relative Bild zeigt sich auch für die anderen Zeiträume, wobei die jüngeren ETFs von SPDR (State Street), Lyxor/Amundi und Deutsche Bank, die keine Zehnjahreshistorie haben, in den kürzeren 3- und 5 Jahreszeiträumen teilweise besser als der iShares Core MSCI World ETF performt haben.

Performance in Euro und Prozent, ab 3 Jahren p.a., Daten per 6.7.2023, Quelle: Morningstar
Das zweite große Gütekriterium bei ETFs sind die Kosten. Gleichen wir nun die Farbgebungen zwischen den Zellen mit den Performance-Daten und den Kosten ab. Es zeigt sich ein Zusammenhang zwischen den Kosten der ETFs und ihrer Performance. Die besten Performer von iShares und HSBC haben Kosten von 0,2 Prozent bzw. 0,15 Prozent pro Jahr. Spiegelbildlich dazu ist die Rendite des teuersten ETF unserer Auswahl, ebenfalls ein ETF von iShares, der 0,5 Prozent p.a. kosten einer der schwächsten Performer.
Aber der Zusammenhang ist nicht perfekt. Der Xtrackers MSCI World Swap ETF kommt auf eine ordentliche Performance, obwohl er mit 0,45 Prozent recht teuer ist. Hier zeigen sich die Replikationsvorteile, die Swap-ETFs gegenüber ETFs haben, die die eigentlichen Indexbestandteile haben. Performance-Vorteile haben auch ETFs, die in Irland beheimatet sind. Das liegt daran, dass irische ETFs, die in US-Aktien investieren, davon profitieren, dass wegen eines günstig gestalteten Doppelbesteuerungsabkommen weniger hohe Quellensteuern auf US-Aktien erhoben werden – genauer gesagt: 15 statt 30 Prozent. Das macht einen mitunter erheblichen Unterschied.
MSCI World: Bisher wunderbar, aber doch kein Wunder
Die Übersicht über die MSCI World ETFs am Markt zeigt, dass Anleger bei der Produktauswahl entspannt vorgehen konnten. Die Spanne zwischen den besten und den schlechtesten ETF beläuft sich in zehn Jahren nur auf 0,3 Prozentpunkte pro Jahr. Das ist nicht viel. Wer sich also anschickt, in den MSCI World zu investieren, sollte sich in erster Linie an den Kosten orientieren. Hier bieten sich zahlreichen ETFs mit Kosten von 0,2 und darunter an. Neuere Produkte kommen gerade einmal auf Jahresgebühren von 0,12 Prozent. Das bringt Produkten wie dem SPDR MSCI World ETF oder dem Xtrackers MSCI World ETFs Performance-Vorteile, wie die 3-Jahresbilanzen weiter oben in der Tabelle zeigen. Es schadet dabei sicher nicht, auf irische ETFs zu setzen, da absehbar der Anteil an US-Aktien im MSCI World hoch bleiben wird.
Aber ist der MSCI World ein guter Index für ETF-Anleger. Prinzipiell schon, aber die Hausse amerikanischer Aktien hat dem Index eine Unwucht gebracht. Ungeachtet der wunderbaren Performance der Vergangenheit stellt sich ein mulmiges Gefühl beim MSCI World ein. Kaum ein globaler Aktienmarkt konnte in den vergangenen 10 Jahren so zulegen wie US-Aktien. Davon haben Euro-Anleger, die in ETFs auf den MSCI World investiert haben, erheblich profitiert – übrigens auch davon, dass der US-Dollar gegenüber dem Euro im vergangenen Jahrzehnt stark aufwertete. In Dollar gerechnet lag das Plus beim MSCI World in den vergangenen 10 Jahren bei jährlich 9,2 Prozent. US-Aktien sind nach dem Lauf der vergangenen Jahre sehr viel höher bewertet als europäische oder japanische. Wer wollte heute gegen Apple, Microsoft oder Alphabet wetten? Insbesondere US-Konzerne sind führend in vielen Branchen. Aber wer einen Aktienkorb zu 70 Prozent mit US-Aktien bestückt, legt zu viele Eier in einen Korb. Bei aller Begeisterung für die Vergangenheit: Etwas mehr Diversifikation würde Investoren gut zu Gesicht stehen.
Autor
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Ali Masarwah ist Fondsanalyst und Geschäftsführer von envestor. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Fonds und ETFs, zuletzt als Analyst beim Research-Haus Morningstar.
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