Der Fonds FAM Convex Opportunities ist nicht leicht einzuordnen. Eine rein quantitative Übersicht zeigt einen jungen Fonds mit einem Vermögen von unter 50 Millionen Euro, der von Morningstar als flexibler Mischfonds geführt wird und unspektakulär performt. Doch diese Eindrücke täuschen. Warum der Fonds des Frankfurter Rentenspezialisten FAM AG gerade heute für viele Anleger relevant ist.
Der FAM Convex Opportunities kann in Aufwärtsmärkten wie heute ein ziemlich blasser Typ sein. Während, sagen wir, KI-Aktien durch die Decke gehen, tuckert er unspektakulär vor sich hin. 2025 hat der Fonds bisher um 3,6 Prozent zugelegt. In den vergangenen 12 Monaten lag das Plus der R-Tranche bei 5,4 Prozent, in den vergangenen zwei Jahren legte er pro Jahr um 7,1 Prozent zu. Damit zählt er zum schwächeren Drittel der flexiblen Euro-Mischfonds. Doch aussagekräftiger ist die Risikoseite des Fonds: In den vergangenen zwei Jahren lag die Volatilität bei 4,7 Prozent pro Jahr, der maximale Verlust bei 3,2 Prozent. Das ist deutlich besser als ein 50:50-Aktien-Renten-Index und auch besser als der durchschnittliche Mischfonds am Markt. Wie der Fonds funktioniert und warum er in einer Korrektur sogar Heldenstatus erlangen könnte, erläutern wir in unserem Deep Dive.
FAM Convex Opportunities: Das Investmentziel
Anleger sollten ab jetzt den Vergleich mit Mischfonds vergessen, denn der FAM Convex Opportunities ist kein klassischer Aktien-Renten-Fonds, auch wenn er mutmaßlich das identische Ziel hat wie die allermeisten Mischfonds: die Partizipation an der langfristigen Aktien-Performance bei gleichzeitigem Schutz des Vermögens in volatilen Zeiten. Der Weg zum Ziel ist jedoch ein radikal anderer: Der Fonds wendet eine systematische, optionsbasierte Strategie an, in der individuelle Anlageentscheidungen des Fondsmanagements allenfalls von untergeordneter Bedeutung sind. Die Mission des FAM Convex Opportunities: Die Absicherung von Aktienportfolios in Aktien-Crash-Zeiten.
Wie performt der Fonds „planmäßig“? Steigen die Aktienmärkte, hat der Fonds das Ziel, eine Performance zwischen sechs und sieben Prozent nach Kosten zu erwirtschaften. Fallen die Aktienmärkte um weniger als 15 Prozent, wird er zumeist mittlere einstellige Verluste verzeichnen; schmieren die Aktienmärkte weiter ab, fangen die Absicherungen des Fonds an zu greifen. Dann lautet das Motto: je stärker die Aktienverluste, desto besser die Performance des Fonds. Bei mittleren zweistelligen Aktienverlusten kann der Fonds deutlich zulegen, wie das untere Schaubild illustriert. Diese Mechanik hilft immens in Panikphasen an den Märkten – nicht nur bei der Portfolio-Performance, sondern auch, was die Schonung der Nerven der Anleger (und Berater!) anbelangt.
Im aktuellen Marktumfeld suchen immer mehr Investoren, die von hohen Bewertungen bei gleichzeitig abflauender US-Konjunktur Crash-Gefahren abgeschreckt werden, nach Absicherungen. Dieser Ansatz senkt die Opportunitätskosten.
Optionen als Versicherung und als Absicherung
Die Strategie funktioniert so: Zunächst werden Versicherungen (Puts) für fallende Märkte verkauft, deren Strike-Preis um fünf bis zehn Prozent unter dem aktuellen Marktniveau liegt. Damit werden Prämien von Anlegern vereinnahmt, die ihre Portfolios auf diesem Niveau absichern wollen. Fallen die Märkte um bis zu zehn Prozent, tritt der Fonds also als Versicherung auf, und Anleger im FAM Convex Opportunities zahlen die Zeche. Im Gegenzug werden mit gut 40 Prozent der Erträge aus den geschriebenen Optionen Put-Optionen auf den S&P 500 gekauft, die weit aus dem Geld sind. Fallen die Aktienmärkte stark, greifen diese Crash-Puts.
Der Clou liegt darin, dass der Fonds nicht nur absichert und damit laufend Geld verlieren würde, sondern er erzielt zugleich Erträge, die typischerweise über dem Niveau von Euro-Unternehmensanleihen mit hohen Ratings liegen. Per Saldo erzielen die geschriebenen Puts Prämieneinnahmen von rund vier bis fünf Prozent pro Jahr.

Bond-Spezialist FAM lugt nur punktuell hervor
Doch es gibt eine zusätzliche Ertragsquelle: Weil nicht das gesamte Kapital des Fonds mit den Optionsgeschäften gebunden ist, werden die Assets im Sicherheitenkorb in qualitativ hochwertige Anleihen investiert. Hier kommen zum ersten – und einzigen! – Mal die Anleihenspezialisten der FAM AG ins Spiel: Sie suchen sichere Anleihen, die 0,25 Prozentpunkte mehr Rendite als der Euro-Geldmarkt erzielen.
Damit weicht der 2023 aufgelegte Fonds vom aktiven, diskretionären Management der Rentenfonds der inhabergeführten Frankfurt Asset Management (FAM) ab. Der FAM Convex Opportunities arbeitet streng systematisch und prognosefrei und ist damit ein Exot im Stall des Anleihenspezialisten. Fondsmanager Ottmar Wolf und sein Team sind für ihre Anleihen-Expertise bekannt – der vor zehn Jahren aufgelegte FAM Renten Spezial zählt zu den besten Hochzinsfonds am europäischen Fondsmarkt. Beim FAM Convex Opportunities kommt die FAM-Renten-Kompetenz allerdings deutlich wohltemperierter zum Tragen. Die Anleihen im Sicherheitenkorb weisen Investment-Grade-Ratings auf – enthalten sind hier auch Staatsanleihen.
FAM Convex Opportunities: Die Kosten
Die Gesamtkostenquote von 1,21 Prozent für die R-Tranche ist nicht niedrig. Allerdings ist das als Gegenleistung für eine Crash-Absicherung bei einem realistischen Nach-Kosten-Performance-Ziel von sechs bis sieben Prozent angemessen. Und es gibt gute Nachrichten für envestor-Kunden. Wer über uns in den FAM Convex Opportunities investiert, bekommt auf sein Investment 0,33 Prozent (FIL Fondsbank) bis 0,35 Prozent (Comdirect) als Cashback erstattet. Der Ausgabeaufschlag von maximal fünf Prozent entfällt bei uns natürlich auch. Was auch für den Fonds spricht: Er ist deutlich günstiger als Konkurrenzfonds mit ähnlicher Mission (siehe mehr weiter unten).
Fazit und Einordnung
Der FAM Convex Opportunities besticht durch seine systematische Vorgehensweise. Die tückischen Verlustgefahren („fat tails“) werden bei einer signifikanten Beimischung im Portfolio deutlich relativiert. Das erspart vorsichtigen Anlegern eine teure Absicherung von Portfolios gegen extreme Marktrisiken bzw. ermöglicht ihnen höhere Aktienquoten, als sie es normalerweise wagen würden.
Dass wir einen Fonds Anlegern nahelegen, obwohl er nicht einmal 2,5 Jahre alt ist, liegt an seiner transparenten Strategie, die ihn vergleichbar macht mit ähnlichen Produkten am Markt: dem Empureon Volatility One und Optoflex der Bad Homburger Feri. Seit seinem Bestehen hat der FAM Convex Opportunities beide Konkurrenten deutlich outperformt. Das liegt einmal an den günstigeren Kosten – der FAM Convex verlangt keine Performance-Gebühr – aber auch an der konservativeren Absicherungsstrategie. Auch wenn die April-Korrektur keinen echten Stresstest für die Strategie darstellte, waren die Verluste beim FAM Convex Opportunities niedriger als bei den beiden Konkurrenzfonds.
Es gibt zwei Tücken bei dem Fonds, die allerdings weniger mit der Strategie zu tun haben. Die erste ist schnell erläutert: Viele Anleger hören die Formulierung „Crash-Absicherung“, speichern aber den Begriff „Verlustvermeidung“ ab. Auch uns erreichten im April irritierte Rückmeldungen von einigen Anlegern, die die mittleren einstelligen Verluste des FAM Convex Opportunities beklagten. Eine Vollkaskoversicherung ist mit diesem Fonds allerdings nicht möglich. Diese wäre nur möglich, wenn die durchaus ordentlichen Erträge, die jetzt erzielt werden, zugunsten von zusätzlichen Absicherungen geopfert würden. Mit anderen Worten: Der Fonds muss in leicht bis mäßig negativen Märkten einstellige Verluste verkraften, um eine Chance zu haben, langfristig sechs bis sieben Prozent zu erzielen.
Die zweite Tücke ist etwas komplizierter. Welche Rolle soll der Fonds in der Vermögensaufteilung von Anlegern spielen? Weil der Fonds keine Hebelstrategie anwendet, muss er eine signifikante Beimischung im Portfolio sein. Er muss also andere Assets „verdrängen“. Aber welche? Das Fondsmarketing der FAM hebt hervor, dass der Fonds „aktienähnliche Renditen mit einer besseren emotionalen Erfahrung“ zusammenbringe. Dieser Hinweis ist hier nicht hilfreich, da damit ein Aktienersatz impliziert wird. Doch das kann der Fonds rein logisch nicht sein, weil er ja explizit als Ergänzung der Aktienkomponente lanciert wurde. (In die Szenario-Rechnungen der FAM wird der Fonds richtigerweise als Ergänzung der Aktienkomponente integriert.)
Anleger haben zwei Möglichkeiten: Sie können den FAM Convex Opportunities als Aktien-Surrogat in die Aktienquote stecken. Dafür müssten sie als Aktienpositionen verkaufen. Allerdings sind dann unterdurchschnittliche Aktienrenditen in freundlichen Märkten vorprogrammiert. Die zweite Möglichkeit: Weil die Renditen des FAM Convex Opportunities über die meiste Zeit einen anleihenähnlichen Charakter haben, könnten Anleger nach der Pi-mal-Daumen-Regel diesen Fonds als sportlichen Anleihenfonds behandeln, der allerdings nur teilweise an den Renditen am Bond-Markt hängt und in Extremsituationen Investoren mit einem Crash-Put bedenkt. Ob man den Fonds dann hochtrabend als unkorrelierten Absolut-Return-Fonds bezeichnet, ist absolut sekundär.
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Autor
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Ali Masarwah ist Fondsanalyst und Geschäftsführer von envestor. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Fonds und ETFs, zuletzt als Analyst beim Research-Haus Morningstar.
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