Es gibt rund 40.000 Fonds in Europa. Es lohnt sich, in diesem Heuhaufen zu suchen. Wir präsentieren zehn Fonds, die wir besonders mögen und auch 2025 in den Portfolios unserer Beratungskunden unterbringen werden. Mit einer kurzen Begründung, wie es sich für einen Research-Blog gehört.
Unsere Fondsplattform ist dafür bekannt, dass Anleger ihre Fonds günstig verwahren können – Stichwort: envestor Cashback. Im Selbstentscheider-Geschäft landen viele Fonds bei uns, über die wir uns manchmal freuen, über manche Fonds können wir nur staunen, und bei anderen schlagen wir die Hände über dem Kopf zusammen. Aber weil wir Selbstentscheider nicht beraten, hinterfragen wir hier ausdrücklich nicht die Motive, die manche Investoren zu den Fonds treiben, die dann bedauerlicherweise in ihren Portfolios landen. Indes geben wir sehr gerne Auskunft über die Fonds, die wir unseren Beratungskunden empfehlen. Und weil wir für uns in Anspruch nehmen, transparent zu sein, wollen wir unseren Lesern zum Jahresstart einige Fonds vorstellen, die 2024 besonders stark gekauft wurden und die wir unverändert für empfehlenswert halten. Unsere Top Ten in aufsteigender Reihenfolge nach Höhe des verwalteten Vermögens.
10. BGF Systematic Global Small Cap: Dieser quantitativ investierende Fonds weist etliche Merkmale auf, die wir mögen. Da ist einmal die breite Diversifizierung. Das gilt nicht nur für die Anzahl der Aktien – über 800 (sic!) an der Zahl. Es gilt vielmehr auch für die Auswahl der Parameter, die in den Management-Prozess hineinspielen: 40 bis 60 fundamentale, technische und Makrofaktoren fließen in die Investmententscheidungen ein. Die Strategie wurde für den Fonds 2017 eingeführt und hat sich nach einem ruppigen Start gut behauptet. In Aufwärtsphasen gewinnt der Fonds in etwa gleich viel wie vergleichbare Produkte, begrenzt die Verluste in Abwärtsphasen allerdings besser. Die Bewertungen der Aktien sind deutlich niedriger als die Aktien in den Portfolios vergleichbarer Fonds. Auf der Skala der Marktkapitalisierung tendiert der Fonds stärker zu kleineren Aktien. 2024 konnte der Fonds mit einem Plus von 7,3 Prozent die Peer Group deutlich outperformen. Zu den Stärken des Fonds zählen freilich nicht die Gebühren: 1,85 Prozent jährlich sind happig. Allerdings erhalten unsere Kunden die Bestandsprovisionen als Cashbacks zurück, was die Kosten um maximal 0,8 Prozentpunkte senkt.
9. Fidelity Japan Value: Den Fonds gibt es erst seit 2022. Es handelt sich aber nur vordergründig um einen Newcomer: Bis 2022 firmierte der Fonds unter dem Namen Fidelity Japan Advantage Fund, der bereits 2003 aufgelegt wurde und langfristig zu den erfolgreichsten Fonds der Kategorie „Japan Standardwerte“ zählte. Er wurde Mitte 2022 laut offizieller Mitteilung von Fidelity umbenannt, um die Strategie des Fonds treffender zu beschreiben. Die Strategie des Fonds sieht Investments in Unternehmen vor, die in operative oder Governance-Schwierigkeiten geraten sind, aber ein erhebliches Erholungspotenzial aufweisen – sei es aufgrund von Restrukturierungen oder aber wegen einer Veränderung in der Branche. Dabei lässt sich das Fondsmanagement von der These leiten, dass bei zyklischen Branchen Anlegerstimmungen zu extremen und damit übertriebenen Kursausschlägen führen. Es geht darum, die Höhen und Tiefen der zyklischen Bewegungen zu erkennen und auszunutzen. Zwischen 2021 und 2023 ging diese Strategie auf, 2024 lag der Fidelity Japan allerdings mit einem Plus von 11,2 Prozent deutlich hinter seiner Peergroup. Der Start in 2025 war allerdings relativ gut.
8. Quantex Global Value.* Die Investmentstrategie des Quantex Global Value lässt sich nicht leicht greifen. Das liegt nicht daran, dass der Schweizer Vermögensverwalter Quantex AG Marketing-Nebelkerzen zündet und auch nicht daran, dass Value als Konzept schwer zu greifen ist. Es liegt vielmehr daran, dass der Fonds zwischen verschiedenen Value-Stilen oszilliert. In Zeiten der Angst investiert Fondsmanager Peter Frech in stark unterbewertete Aktien. Dann lässt sich Frech das zyklische Risiko durch hohe Bewertungsabschläge entschädigen. Wenn die Märkte dagegen zur Euphorie neigen, setzt er einen Schwerpunkt auf Qualitätsaktien mit starken Bilanzen, die in solchen Phasen wenig gefragt sind. Diese „moaty“ Unternehmen (Warren Buffett) sind dann oft unterbewertet. Es finden sich also zwei Schattierungen von Value, die man typischerweise nicht in einem Fonds vorfindet. Quality und Value als Strategien schließen sich bei Fonds oftmals aus, sind aber nach der Definition von Quantex zwei Seiten einer Medaille. Dieser Fonds zählt zu den ganz wenigen, die es schaffen, mit globalen Aktienindizes wie dem MSCI World kaum korreliert zu sein. Das führte allerdings im Jahr 2024 zu einer unterdurchschnittlichen Performance in der Kategorie Aktie Welt flexibel.
7. Xtrackers S&P 500 Swap ETF: Viele selbsternannte ETF-Experten raten Anlegern von Swap-basierten ETFs ab, mit dem Hinweis, es handele sich bei diesen Produkten nicht um „echte ETFs“. Das ist, mit allem Respekt, ziemlicher Blödsinn. Mir ist nicht bekannt, dass nur voll replizierende ETFs das Gütesiegel „echter ETF“ tragen, möglicherweise gibt es dieses Gütesiegel nur in der Phantasie von echten Finanzartisten – Swap-ETFs haben Kontrahentenrisiken, wie auch physisch replizierende ETFs, die Wertpapierleihe betreiben, und das tun fast alle. Entscheidend ist freilich der Vorteil von Swap-ETFs: Sie replizieren genauer und kosteneffizienter. Diese erschöpfende Vorrede ist nötig, weil zum S&P 500 praktisch schon alles gesagt wurde: Der Leitindex der größten Volkswirtschaft der Welt mit dem größten und tiefsten Aktienmarkt, den Magnificent 7 und vielen anderen Unternehmen, auf die kein Anleger verzichten sollte. Wer sich nun wundert, dass sich auch ETFs auf unserer Favoritenliste befinden, muss wissen, dass es Märkte gibt, an denen ETFs eine gute Wahl sind. Europa und die USA zählen zu diesen Märkten. Mit Blick auf die Gewichtung im Portfolio gilt das Motto: Die Menge macht das Gift.
6. DWS Floating Rate Notes: Wer sein Geld kurzfristig parken möchte, Opportunitäten abwarten möchte, oder aber eine strategische Cash-Reserve gut verzinst wissen will, ist mit diesem geldmarktnahen Fonds gut bedient. Besonders attraktiv ist der Fonds für Investoren, die mit minimal erhöhtem Risiko einen Schnaps Rendite mehr möchten als der Euro-Geldmarkt hergibt – 0,6 bis 0,8 Prozentpunkte Outperformance sind allemal zu holen. Das macht den Fonds zu einer veritablen Konkurrenz für Tagesgeldkonten und erst recht für Sparkonten, die auch in Zeiten relativ üppiger Zinsen erschreckend wenig abwerfen. 2023 und 2024 warf der Fonds jeweils 4,45 Prozent ab. Das ist allemal mehr, als die Banken ihren Kunden zahlten.
5. Ethna Defensiv: Der Ethna Defensiv wurde 2021 von einem defensiven Mischfonds umgestellt auf einen konservativen Rentenfonds. Konservative Rentenfonds waren in den vergangenen Jahren merkwürdige Wesen. Weil sie für sich in Anspruch nehmen, konservativ zu sein, wurde die Anleihenquote auch in Zeiten der Aktienhausse nach der Finanzkrise moderat gehalten. Allerdings wurden im Zuge der sinkenden Renditen bis 2021 in vielen Fonds die Laufzeiten verlängert, um zumindest ein Quäntchen Performance herauszuschlagen. Das Ergebnis ist Legende: 2022 schossen die Renditen nach oben, und die vermeintlich konservativen Rentenfonds flogen Anlegern regelrecht um die Ohren – vor allem ETF-Anleger hatten das Nachsehen, aber auch viele aktiv verwaltete Fonds, die sich vorwerfen lassen müssen, Ende 2021 nicht die Zeichen der Zeit erkannt zu haben. Anders der Ethna Defensiv: Er senkte beizeiten die Laufzeiten und konnte so die Verluste 2022 auf ein Minimum begrenzen. Dieser Fonds wird auf der Performance-Seite 2025 keine Bäume ausreißen, ist aber ein solider Baustein, der vorsichtige Anleger bei volatilen Rentenmärkten ruhig schlafen lassen dürfte. Performance-seitig konnte der Fonds mit einem Plus von gut 5,5 Prozent in 2024 gut mithalten.
4. Robeco QI Emerging Conservative Equities: Das niederländische Team um Team-Leiter Pim van Vliet liefert bereits seit Jahren mit diesem Risikominimierer eine grundsolide Performance – und macht dabei nicht nur auf der Verlustseite eine Bella Figura. In erster Linie setzt der Fonds auf Aktien mit einer niedrigen Volatilität. „No Risk, no Fun“ klingt nach einem guten Motto, ist aber bei Fonds eher kein Erfolgsrezept. Denn, noch so ein Bonmot, wer weniger verliert, muss weniger aufholen. Es handelt sich hier allerdings nicht um einen reinen Low-Volatility-Ansatz, sondern es kommen auch Value-, Quality-, Sentiment- und Momentum-Signale zum Einsatz. Dieses Potpourri an quantitativen Faktoren hat in der Vergangenheit die Verluste in Emerging Markets minimiert. Zugleich landete der Fonds seit 2021 in jedem Kalenderjahr im ersten oder zweiten Quartil der Emerging Markets Aktienfonds. Diese Serie wird irgendwann brechen, aber der langfristige Erfolg ist beeindruckend, weil er zeigt, dass die Kombination der Faktoren keine Eintagsfliege in einzelnen Jahren war.
3. iShares STOXX Europe 600: Auch wenn dieser ETF alle europäischen Aktienmarktsegmente abdeckt, so handelt es sich doch um einen Standardwertefonds, der Mid und Small Caps in kleinen Dosen enthält. Wer es granularer haben möchte, kann einen ETF auf den STOXX Europe Small 200, einen auf den Mid 200 und einen auf den Index Large 200 kaufen – und die drei Kapitalmarktsegmente nach Gusto mischen. Allerdings handelt es sich beim STOXX 600 um ein absolut robustes Anlageuniversum: Der ETF landete in den vergangenen zehn Jahren ausnahmslos im ersten oder zweiten Performance-Quartil europäischer Standardwertefonds. Das ist eine absolute Ausnahme. Es dominieren in dem ETF die drei Branchen Finanzen, Industrie und Gesundheit. Und weil der europäische Markt bereits seit Jahren zu den, nun ja, Billigheimern gehört, ist die Bewertung des Index mit einem Durchschnitts-KGV von 13 fast halb so teuer wie der S&P 500. Mit einer durchschnittlichen Performance von 7,3 Prozent pro Jahr war die Bilanz des iShares STOXX 600 übrigens gar nicht so schlecht.
2. DCP Hybrid Income: Das Schweizer Haus DCP Client Partner AG dürfte nur wenigen Anlegern in Deutschland ein Begriff sein. Allerdings bewirtschaftet das Haus aus Zürich unter CIO Sascha Peier einen der erfolgreichsten Fonds für Nachranganleihen in Europa. Erfolgreich bedeutet hier: ein konservatives Risikoprofil. Während der europäische Markt für Nachranganleihen eine Bankendomäne ist, setzt dieser Fonds vorwiegend auf Versicherungspapiere, die dank der Solvabilitätsvorschriften solide kapitalisiert sind. Zudem bewegt sich der Fonds im Bereich höher bewerteter Anleihen und geht nicht in Richtung Aktienrisiko. Die Portfoliorendite beim DCP Hybrid Income liegt ungeachtet der sinkenden Renditen noch immer bei auskömmlichen 5,6 Prozent in der Euro-Tranche – bei Ratings von durchschnittlich BBB+. Das Fondsmanagement wirbt mit der Zusage, dass Hybrid Bonds 80 Prozent der Rendite von High Yield zu einem Bruchteil der Kreditrisiken erzielen. Dieses Leistungsversprechen spiegelt auch der Fonds wider, allerdings wurden in der Vergangenheit auch Laufzeitrisiken manifest – so etwa im Jahr 2022, als der Fonds nicht nur wegen auseinanderlaufender Spreads gut 13 Prozent verlor. Aktuell droht angesichts einer Duration von nur 2,2 Jahren von dieser Seite kein Unbill.
1. FAM Renten Spezial:* Der Top-Fonds hinsichtlich des verwalteten Vermögens ist aktuell der FAM Renten Spezial. Es handelt sich um einen der besten Hochzins-Fonds in Europa. Fondsmanager Ottmar Wolf verfolgt einen Ansatz, den sich nur wenige trauen – er investiert im Flaggschiff der von ihm gegründeten FAM AG bis zu ein Fünftel des Fondsvermögens in Papiere mit einem „CCC“-Rating. Das hauseigene Scoring-Modell hat sich in den vergangenen zehn Jahren als außerordentlich robust erwiesen. „Hochzinsanleihen sind die besseren Aktien„, so Fondsmanager Ottmar Wolf. Das bezieht sich allerdings auf ein typisches Aktienjahr mit einer Performance von 8 bis 10 Prozent. Hier kann der FAM Renten Spezial locker mithalten – 2024 schaffte er ein Plus von knapp zehn Prozent und outperformte Euro-High-Yield-Fonds (erst recht ETFs) locker. Allerdings waren in den vergangenen Jahren bei globalen Aktien eher 15 Prozent plus die Regel als die Ausnahme. Hier kann der FAM Renten Spezial natürlich nicht mithalten. Die Aussage bleibt allerdings valide, weil Hochzinsanleihen deutlich niedrigere Risiken haben als Aktien. Der FAM Renten Spezial verlor in den vergangenen Jahren maximal knapp 14 Prozent – bedingt durch die Volatilität des relativ illiquiden Marktsegments und nicht durch Unternehmenspleiten. Das bedeutet, dass die Verluste schnell egalisiert wurden. Ohne Risiko geht es freilich auch bei den erfahrensten Managern nicht. Erst vor wenigen Wochen litt der Fonds unter der Hurtigruten-Pleite und Verlusten im Automotive-Sektor. Wer den Chart des Fonds betrachtet, wird den kleinen Knick im Kurschart im vierten Quartal 2024 freilich kaum mitbekommen.
* Fonds sind derzeit für Neuinvestments geschlossen, punktuelle Investments nur bei Abflüssen möglich.
Autor
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Ali Masarwah ist Fondsanalyst und Geschäftsführer von envestor. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Fonds und ETFs, zuletzt als Analyst beim Research-Haus Morningstar.
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