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FvS Multiple Opportunities: Dickschiff am Scheideweg

In der Liga der flexiblen Mischfonds ist der Flossbach von Storch Multiple Opportunities das dickste Brett am Markt – in jeder Hinsicht. Robustheit und Qualität stehen hohen Kosten und einer zuletzt unbefriedigenden Rendite gegenüber. Warum wir heute von Deutschlands beliebtestem Mischfonds nicht mehr restlos überzeugt sind.

Investmentfokus, Strategie und Management

In Zeiten von „Indexschmusern“ ragt der FvS Multiple Opportunities positiv hervor. Es handelt sich um einen flexiblen, aktiv gemangten Mischfonds im Wortsinn. In der Corona-Krise drückte Fondsmanager Bert Flossbach die Aktienquote auf unter 30 Prozent. Aktuell liegt die Aktienquote bei rund 70 Prozent – in der Spitze lag sie 2021 bei über 80 Prozent. Diese Flexibilität entspricht dem typischen, langjährigen Bild, das der Fonds bietet. Eine Ausnahme ist die ziemlich statische, rund zehnprozentige Goldquote, die der Fondsmanager über die Jahre recht konstant hält

Der FvS Multiple Opportunities ist also meilenweit von klassischen 50:50-Aktien-Renten-Portfolios und den daraus abgeleiteten „Pantoffelportfolios“ (Stiftung Warentest) und „Wunderportfolios“ (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung) entfernt. Diese Linie ist nicht nur der Idee nach gut, sondern war auch in der Vergangenheit lange Zeit erfolgreich.

Die intellektuelle Grundlage der Strategie besteht aus einem Satz nachvollziehbarer Thesen, etwa dass eine erfolgreiche Strategie auf qualitativ hochwertigen und soliden Investments (vor allem Unternehmen) beruhen soll, die nicht zu teuer eingekauft werden und dabei nicht zu stark miteinander korrelieren. Weil die DNA der Strategie gerade in der Flexibilität liegt, ist das Fondsvermögen vor allem in liquiden Marktsegmenten investiert.

Die Übersetzung in der Praxis könnte idealtypisch folgenden Portfolio-Querschnitt zeigen: Qualitätsaktien wie Nestlé, aber auch zyklische Werte wie Mercedes-Benz (spuckebillig mit hoher Dividende), Gold (Diversifikation und Quasi-Versicherung), Bundesanleihen oder Treasuries, wenn sie ordentliche Renditen bieten (Sicherheit), Unternehmensanleihen und Wandelanleihen für asymmetrische Rendite-Risiko-Profile. Antizyklik wird bei Flossbach von Storch offiziell großgeschrieben. Doch die Ergebnisse der letzten Jahre lassen sich in der Praxis nicht nur mit dieser Strategie erklären. Es spricht dafür, dass angesichts des Vermögens von über 30 Milliarden Euro in den beiden Tranchen des FvS Multiple Opportunities der Fonds in den vergangenen Jahren im Zweifel defensiv aufgestellt wurde. Mit nicht immer guten Ergebnissen.

Dazu zwei Beispiele: Die deutliche Absenkung der Aktienquote auf dem Höhepunkt der Corona-Krise schützte Anleger einige Wochen vor herben Verlusten, aber auch drei Monate nach Beginn der Kurserholung Ende März 2020 blieb der Fonds im Vergleich zu seiner historischen Aktienquote defensiv. Im laufenden Jahr lag der Fonds per Ende September leicht im Minus. Eine stark unterdurchschnittliche Gewichtung des Tech-Sektors und eine zehnprozentige Cashquote haben 2025 geschadet. (Hinzu kam, dass die Aktienauswahl in diesem Jahr bisher wenig glücklich war).

Einerseits wäre diese grundlegend defensive Ausrichtung angesichts der Last der Performance-Verantwortung verständlich, aber Anleger, die in den vergangenen Jahren dazugestoßen sind, dürften renditegetrieben sein und für eine prinzipiell defensive Aufstellung wenig Verständnis haben, zumal es auch defensive Mischfonds im Hause Flossbach von Storch gibt.

Das Portfolio: Asset Klassen und Sektoren

Die 70-prozentige Aktienquote (aktuell brutto knapp 80 Prozent; Teile der US-Aktienquote sind abgesichert) zeigt ein deutliches Übergewicht von zyklischen und defensiven Konsumgütern sowie Pharma-Aktien. Wie über den längsten Teil der Fondshistorie sind Aktien aus den Sektoren Immobilien, Energie und Versorger nur minimal vertreten. Knapp zwei Drittel der Aktienholdings stammen von Unternehmen mit strukturellen Wettbewerbsvorteilen (Moats), was für den Qualitätsanspruch des Managements spricht. Aufgrund der Fondsgröße überrascht es nicht, dass der FvS Multiple Opportunities kaum Nebenwerte im Portfolio hält.

Das zehnprozentige Goldgewicht entspricht der langfristigen Linie des Fondsmanagements, das das Edelmetall als Versicherung gegen globale Krisen versteht. Bemerkenswert ist die extrem niedrige Anleihenquote von unter fünf Prozent und die spiegelbildlich hohe Cashquote von zehn Prozent. Flossbach begründet dies mit der mangelnden Attraktivität von Zinspapieren. Dass VW-Nachranganleihen den Kern des Anleihen-Exposures bilden, ist hierbei interessant und erklärungsbedürftig: Es gibt zahlreiche, attraktive Investmentchancen im europäischen Markt für Nachranganleihen, vor allem im Versicherungssektor, der deutlich solventer ist als etwa deutsche Autobauer.

Quelle: Morningstar

Performance-Analyse

Für einen Fonds, der langfristig zu den besten zehn Prozent der Mischfonds am europäischen Markt zählt, stimmt die Performance seit 2020 nicht mehr. In keinem Kalenderjahr konnte der FvS Multiple Opportunities seitdem im ersten Quartil der flexiblen Euro-Mischfonds landen, deren Bilanz insgesamt wenig beeindruckend ist. Auch in den Jahren 2023 und 2024 blieb der Fonds hinter dem gemischten Morningstar-Vergleichsindex zurück. In diesem Jahr zählt der Fonds zu den schlechtesten 25 Prozent der Mischfonds am Markt. Enttäuschend ist nicht nur, dass er in den haussierenden Märkten der letzten Monate zurücklag, sondern auch in der Baisse 2022 zur schwächeren Hälfte des Marktes gehörte. Das letzte uneingeschränkt erfolgreiche Jahr für den Fonds war 2019. Das ist lange her.

Nicht nur die defensive Ausrichtung hat in den letzten zwölf Monaten Performance gekostet: Die Aktienrendite wurde durch schwache Einzeltitelauswahl gemindert. Adidas, Mercedes und Novo Nordisk belasteten die Performance ebenso wie das Fehlen einer Position in Nvidia und einigen der „Magnificent 7“. Dadurch verpuffte der Effekt der hohen Aktienquote. Die hohen Kosten taten das Übrige, die ohnehin überschaubare Performance 2025 aufzuzehren. Das konnte auch die ordentliche Goldquote nicht ausgleichen.

Kosten: Achillessehne des Fonds

Mischfonds sind in Deutschland leider teuer. Im Schnitt liegen die laufenden Kosten flexibler Mischfonds laut Morningstar bei knapp 1,8 Prozent pro Jahr. Das spricht allerdings eher gegen die Kategorie insgesamt als für den FvS Multiple Opportunities, der „nur“ laufende Kosten von 1,62 Prozent jährlich aufweist.  Die Performance-Fee-Struktur ist indes nicht akzeptabel: Flossbach von Storch zwackt sich zehn Prozent der Performance oberhalb des Nullpunkts ab. Das war auch in Nullzinszeiten schwierig zu vertreten und ist in Zeiten üppiger Anleihenrenditen noch weniger zu rechtfertigen. Zur Illustration: Im Geschäftsjahr 2023/24 belief sich die vereinnahmte Performance Fee der SICAV-Variante des Fonds auf über 225 Millionen Euro, und das, obwohl die R-Anteilsklasse des Fonds den gemischten Aktien-Renten-Vergleichsindex um gut 150 Basispunkte verfehlte. Wohl dem Manager, dessen aktienorientierter Mischfonds mit einer 0-Prozent Hurdle Rate bei der Performance Fee gesegnet ist!  

Immerhin: Dank des envestor Cashbacks können sich Kunden von envestor, die in den FvS Multiple Opportunities investieren, einen Teil der Gebühren zurückholen: 0,7 Prozent des investierten Fondsvermögens sind es an Cashback, wenn das Depot bei der Comdirect geführt wird, 0,5 Prozent bei der FFB und 0,43 Prozent bei FNZ/ebase.

FvS Multiple Opportunities: Fazit und Einordnung

Langfristig zählt der FvS Multiple Opportunities zwar zu den besten flexiblen Mischfonds am Markt, aber er hat einiges an Patina angesetzt. Es zeichnet sich ab, dass der Fonds auch 2025 nicht glänzen und Anlegern eine eher magere Rendite liefern wird. Auch mittelfristig kann er sich nicht auszeichnen. In Teilen ist dies der vorsichtigen Haltung des Fondsmanagements geschuldet, zudem waren einige Investment-Entscheidungen unglücklich.

Sollte der Fonds wegen des hohen Vermögens bewusst defensiver gefahren werden als in der Phase seiner größten Erfolge zwischen 2009 und 2019, wäre das unschön: Das Hause Flossbach von Storch hält auch defensive Fonds im Produktportfolio vor. Aktien-orientierte Anleger sollten eher ein Produkt vorfinden, das eine aktienähnliche Rendite bei reduziertem Aktienrisiko erwirtschaftet.

Diese prinzipiellen Einwände gehen Hand in Hand mit der zuletzt wenig glücklichen Aktienallokation und der hohen Cashquote. Angesichts der teilweise noch immer attraktiven Renditen in einigen Rentensegmenten verursacht die Cashquote unnötige Opportunitätskosten. Da dem FvS auch Nachranganleihen und Hochzinsinstrumente nicht fremd sind, ist diese Zurückhaltung schwer nachvollziehbar.

Beratungskunden raten wir ohnehin eher nicht zu Mischfonds, weil wir eine Trennung der Aktien- und Anleihensegmente bevorzugen; Selbstentscheider sollten unsere Ideen als Anregung für weitergehendes Research nehmen und die Augen offen halten – möglicherweise gibt es ja rentierlichere und vorteilhafter gepreiste Mischfonds am Markt als der FvS Multiple Opportunities.

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Autor

  • Ali Masarwah ist Fondsanalyst und Geschäftsführer von envestor. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Fonds und ETFs, zuletzt als Analyst beim Research-Haus Morningstar.

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