Flexible Mischfonds Trump

Flexible Mischfonds im Trump-Test: So schlagen sie sich 2025

Der US-Präsident stiftet Chaos an den Märkten. Höchste Zeit, sich Mischfonds näher anzusehen. Weil die Manager flexibler Mischfonds die Freiheit haben, ihre Portfolios nach Gusto risikoreich oder risikoarm zu gestalten, haben wir uns einige Fonds für deutsche Anleger angesehen.

Die meisten Mischfonds haben ein klares Leistungsversprechen: Je nach Risikoneigung von Anlegern sorgen sie für die richtige Mischung aus Risikopapieren, meistens Aktien, und Vermögenswerten, die die Aktienrisiken dämpfen, meistens Anleihen. Flexible Mischfonds sind indes eine ganz besondere Kategorie – sie haben das Mandat, je nach Marktphase das Optimum herauszuholen – theoretisch sind sie vollkommen frei, die Aktienquote von 0 auf 100 Prozent rauf- und runterzufahren.

 

Die Turbulenzen der letzten Monate sind Grund genug, uns die Bilanz flexibler Mischfonds etwas näher anzusehen. Dabei kontrastieren wir die Bilanz flexibler Mischfonds im laufenden Jahr mit ihrer längerfristigen Bilanz.

 

Um möglichst nah an der Erfahrung von Investoren zu bleiben, sprechen wir in unserer Umschau auch konkrete Fonds an – allerdings handelt es sich hier nicht um eine repräsentative Auswahl an Fonds, sondern um illustrative Beispiele. Bevor wir auf die Bilanz der flexiblen Mischfonds zu sprechen kommen, wollen wir kurz auf die Marktbedingungen zu sprechen kommen. Die hatten es 2024 und 2025 in sich.

 

Die Märkte 2024 und 2025: ein herausforderndes Umfeld

 

wir uns kurz an das, was die Märkte von Anfang 2024 bis heute uns für Erfahrungen gebracht haben. Per Saldo war 2024 ein hervorragendes Jahr für Aktien. Allerdings nur für die Anleger, die seit Jahresanfang dabei waren und die Füße still hielten. Die Kurse legten per Saldo zu, wurden aber im dritten Quartal von der Japan-Korrektur und den weltweiten Folgen kräftig durchgeschüttelt. Es ging volatil weiter bis zu den US-Wahlen. Ab November zeigten die Kurse von Risikopapieren steil nach oben, vor allem US-Aktien und der Dollar legten ebenfalls kräftig zu. Das hat sich spätestens seit der Amtsübernahme Donald Trumps ins Gegenteil verkehrt. US-Aktien zeigen nach unten, Europa-Aktien halten sich indes wacker.

 

Bei Anleihen ging es ebenfalls bisweilen turbulent zu. Zunächst materialisierten sich nicht die Hoffnungen auf signifikante und frühzeitige Zinssenkungen. Die US-Notenbank fing erst im September 2024 an, die Zinsen zu senken, zunächst um 50, im Dezember dann um 25 Basispunkte auf die Spanne 4,25 bis 4,50 Prozent. Aktuell zeigt sich die Fed zögerlich, angesichts der hartnäckigen Inflation noch kräftiger auf die Zinsbremse zu trenten. Die EZB war dieses Mal früher dran: Ab Juni 2024 wurden die Zinsen fünfmal in Trippelschritten von 25 Basispunkten auf heute 2,5 Prozent gesenkt.

 

Wer damit gerechnet hatte, dass es mit den längerfristigen Renditen ebenfalls steil nach unten gehen würde, sah sich getäuscht. Im Gegenteil: Lagen die Zehnjahresrenditen in den USA Anfang 2024 bei rund 3,7 Prozent, stiegen sie im Laufe des Jahres angesichts gestiegener Inflationserwartungen und optimistischer Wirtschaftsprognosen auf bis zu 4,6 Prozent Anfang 2025. Seitdem sind sie wegen Rezessionsängsten stark gefallen. In der Eurozone sah es lange Zeit ruhiger aus. Die Renditen folgten der Richtung der US-Zinsen, waren aber weniger volatil. Das änderte sich, als sich CDU/CSU und SPD nach der Bundestagswahl im Februar auf ein gigantisches Ausgabenprogramm einigten. An einem Tag kletterten die Renditen zehnjähriger Bunds so stark wie seit Mitte der 1990er Jahre nicht mehr. Per Saldo liegen die Euro-Rentenmärkte in diesem Jahr knapp zwei Prozent im Minus. Das ist eine signifikante und so unerwartete Korrektur.

 

Was haben flexible Euro-Mischfonds aus diesen Märkten gemacht?

 

Flexible Mischfonds: Die Guten

 

Die erste Erkenntnis betrifft flexible Mischfonds als Gruppe: Die Fonds, die in Deutschland zum Vertrieb zugelassen sind, haben sich in diesem Jahr wacker geschlagen. Während ein 50:50-Aktien-Renten-Index (Barclays Euro Aggregate TR und FTSE World) bis zum 12. März um 4,2 Prozent verlor, konnte der durchschnittliche flexible Mischfonds globaler Ausrichtung die Verluste auf 1,3 Prozent begrenzen. Das ist bemerkenswert, weil die mittel- und langfristige Bilanz der Produkte schwach ist. Das liegt auch an den Kosten: 1,6 Prozent kostet der durchschnittliche flexible Mischfonds. Inklusive Handelskosten sind es im Schnitt knapp zwei Prozent. Das ist eine schwere Hypothek, die die Fonds jedes Jahr aufs Neue aufholen müssen gegenüber dem Index, der keine Kosten aufweist.

 

Die Ursache ist schnell benannt: In diesem Jahr konnten Euroland-Aktien ihre US-Pendants um gut 15 Prozentpunkte outperformen. Da in klassischen Welt-Aktienindizes die USA über 70 Prozent machen, hat das die Aktienkomponente des 50:50-Aktien-Renten-Index belastet. Zum Vergleich: US-Aktien machen nur 50 Prozent der Aktienquote in den aktiv verwalteten Mischfonds aus. Spiegelbildlich dazu haben die flexiblen Mischfonds von der rund 28-prozentigen Europa-Quote profitiert. Der Index hat indes nur ein Gewicht von 12,5 Prozent in Europa.

 

Besonders gut performt haben 2024 einige bekannte Fonds. Der Flossbach von Storch Multiple Opportunities legte 2025 bisher um 0,9 Prozent zu. Dagegen lag er 2024 mit einem Plus von 9,8 Prozent um vier Prozentpunkte hinter dem Index. Indes konnte er sich in den vergangenen drei Jahren mit knapp 4,5 Prozent gut 0,4 Punkte pro Jahr die Benchmark in Stellung bringen.

 

Ein Kopf-an-Kopf-Rennen lieferten sich die ehemaligen Kooperationspartner GANÉ und Acatis. Der Acatis Value Event verlor 1,4 Prozent bis zum 12. März dieses Jahres, ein Tick besser als der GANÉ Value Event, der um 1,8 Prozent nachgab. 2024 lag wiederum der GANÉ-Fonds um knapp 1,0 Prozentpunkte besser als der Acatis-Fonds. Beide hinkten damit der Benchmark recht deutlich hinterher.

 

Zu den Stars der Manege zählten die Mischfonds der Hamburger Vermögensverwaltung Mack & Weise. Der M&W Privat stieg in diesem Jahr um 8,8 Prozent und konnte mit einem Plus von gut 20 Prozent 2024 den Index ebenfalls deklassieren. Grund ist, dass der Fonds in großem Stil auf Gold- und Goldaktien setzt.

 

Einen guten Start in dieses Jahr hatte auch der antea Einkommen mit plus 4,9 Prozent. Der konservative Fonds hatte allerdings kein gutes Jahr 2024 mit plus 3,6 Prozent. Die Fünfjahres-Bilanz sieht indes wegen der Outperformance 2022 sehr viel besser aus. Auch der Antea-Fonds setzt gut 20 Prozent seines Fondsvermögens auf Rohstoff-Aktien, Tech-Aktien hält er indes kaum.

 

Sehr zufriedenstellend lief es auch für den Huber Portfolio A, der in diesem Jahr um 5,8 Prozent zulegte.

 

So lala: Nicht alles, was 2025 glänzte, war langfristig golden

 

Fonds wie der DJE – Concept PA oder der BL-Global Flexible konnten in diesem Jahr überzeugen mit plus 3,0 Prozent bzw. 2,4 Prozent. Auch der JPMorgan Global Multi Strategy lag leicht im Plus. Zwei DWS-Fonds aus der Multi-Asset-Gruppe des bekannten Fondsmanagers Klaus Kaldemorgen konnten bisher ebenfalls überzeugen. Der DWS Concept Kaldemorgen und der DWS Multi Opportunities erwirtschafteten 2025 bisher jeweils eine schwarze Null, was eine beachtliche Leistung darstellt.

 

Allerdings waren die oben genannten Fonds längerfristig weniger erfolgreich: alle lagen mehr oder weniger deutlich hinter der Benchmark. Am besten schlug sich noch der DWS Multiple Opportunities. Dass der DWS Concept Kaldemorgen deutlich schlechter in den guten Jahren bis Ende 2024 performte, ist dem Umstand geschuldet, dass der Fonds deutlich defensiver aufgestellt ist als durchschnittliche flexible Mischfonds. In den envestor Beratungsmandaten erfüllt dieser Fonds daher die Funktion eines Renten-Surrogats. Es stellt sich die Frage, ob die Rating-Agentur Morningstar mit der Einordnung dieses Fonds als flexiblen Mischfonds richtig gelegen hat. Keine Hilfe bekommt man bei der DWS, die diesen Mischfonds als „Total Return“-Fonds deklariert, was alles und nichts heißt.

 

Nix Rock n‘ Roll: Flexible Mischfonds ohne Fortune

 

Ein Evergreen unter den schwachen Fonds ist unverändert der Dirk Müller Premium Aktien. Als einer der wenigen Fonds am Markt „schaffte“ der Fonds des ehemaligen Börsenhändlers das Kunststück, in den vergangenen fünf Jahren im Schnitt jedes Jahr 2,8 Prozent zu verlieren. Dass der Fonds in diesem Jahr nur 2,5 Prozent verlor und damit vor der Benchmark liegt, dürfte kein Trost für Anleger sein. Wenig Fortune hatte auch der ÖkoWorld Rock n Roll. Der Fonds lag mit minus 3,8 Prozent nur leicht vor der Benchmark, verfehlte aber längerfristig die Messlatte um Meilen. Sogar auf Dreijahressicht liegt der Fonds im Minus, während Vergleichsfonds und Index immerhin um 2,9 Prozent bzw. 4 Prozent zulegten.

 

Fonds, die das Prinzip der Risiko-Parität verfolgen, konnten ebenfalls keinen Blumenstrauß gewinnen. Die wiederholten Zusammenbrüche der Korrelationen zwischen Aktien und Anleihen in den vergangenen Jahren setzten vielen dieser Fonds zu. Beispielhaft hierfür sind der AQR Global Risk Parity UCITS und der Invesco Balanced-Risk Allocation, die zwar im laufenden Jahr bisher eine schwarze Null erwirtschaftet haben, aber in den vergangenen fünf Jahren praktisch nicht oder kaum von der Stelle kamen.

 

Als vergleichsweise riskant erweist sich der Acatis Datini Value Flex. Er verliert bisher in diesem Jahr knapp zehn Prozent. Der Fonds hat die Tech-Branche stark übergewichtet und kann bis zu zehn Prozent in Bitcoin investieren. Verglichen mit den Verlusten 2022 von knapp 25 Prozent war der Ertrag 2023 bescheiden; 2024 wurde die Benchmark nur leicht übertroffen.

 

Flexible Mischfonds: Viel Licht 2025 – Ausblick ungewiss

 

haben flexible Mischfonds in diesem Jahr eine hervorragende Bilanz gezeigt. Im Schnitt haben die aktiv verwalteten Fonds ihre Benchmark um knapp 3 Prozentpunkte allein in den ersten 2,5 Monaten des Jahres übertroffen. Das liegt in erster Linie an der deutlich niedrigeren Gewichtung von US-Aktien und der Technologie-Branche. Signifikant ist auch die Übergewichtung von Rohstoffaktien, auch Industrietitel sind höher gewichtet als im Index. Letztere Positionierungen sind auch durch die deutliche Übergewichtung europäischer Aktien erklärbar.

 

Nach vorne blickend stellt sich die Frage, ob diese Outperformance nachhaltig ist bzw. sein kann. Die Outperformance europäischer Aktien gegenüber US-Indizes lag bisher bei gut 15 Prozentpunkten. Sollte dieser Trend anhalten, werden flexible Mischfonds weiter reüssieren, sofern die Manager auch bei der Titel-, Währungs- und Branchenauswahl einigermaßen treffsicher sind.

 

Längerfristig sehen die Erfolgsaussichten eher mäßig aus. Das liegt vor allem an den hohen Kosten der Fonds, aber auch an den Folgen taktischer Trades, die über die Zeit Rendite kosten. Flexible Mischfonds haben über die Jahre immer wieder im Vergleich zu einer starren 50:50-Aktien-Renten-Benchmark enttäuscht. Längerfristig liegt die Underperformance bei durchschnittlich 250 bis 350 Basispunkte pro Jahr – ohne Berücksichtigung liquidierter Fonds. Eine Survivorship-bias-freie Auswertung dürfte deutlich schlechter ausfallen. Anleger sollten die Outperformance ihrer Mischfonds 2025 also in vollen Zügen genießen.

Autor

  • Ali Masarwah ist Fondsanalyst und Geschäftsführer von envestor. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Fonds und ETFs, zuletzt als Analyst beim Research-Haus Morningstar.

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Ali Masarwah

Ali Masarwah ist Fondsanalyst und Geschäftsführer von envestor. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Fonds und ETFs, zuletzt als Analyst beim Research-Haus Morningstar.
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