FED-Chef Jerome Powell hat nach der jüngsten Zinssenkung für den größten Tagesverlust beim S&P in über 20 Jahren gesorgt. Was passiert ist und warum Investoren mitunter panisch reagiert haben.
Würgt FED-Chef Jerome Powell die Party an der Börse ab? Nach der jüngsten Zinssenkung haben seine Statements an den Finanzmärkten für Nervosität gesorgt. Zwar wurde der Leitzins um 0,25 Prozentpunkte gesenkt, doch der FED-Chef gab in den begleitenden Kommentaren den Falken. Powell machte klar, dass künftige Zinssenkungen langsamer erfolgen könnten als von den Märkten erhofft. Doch wie außergewöhnlich ist diese Situation, und was bedeutet sie für Anleger?
Neue Dot-Plots: Die Märkte reagieren sensibel
Obwohl die Fed ihren Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf eine Spanne von 4,25 % bis 4,50 % senkte, was zunächst als positiv wahrgenommen wurde, signalisierten die neuen Prognosen eine deutlich restriktivere Geldpolitik für das Jahr 2025. Die Fed rechnet nun nur noch mit zwei Zinssenkungen im nächsten Jahr, was eine Reduzierung von zuvor erwarteten Zinssenkungen um insgesamt 1,00 Prozent darstellt. Diese Anpassung führte zu Enttäuschung unter den Anlegern, da viele mit einer aggressiveren Geldpolitik gerechnet hatten.
Die Reaktion der Märkte war sofort spürbar. Der S&P 500 fiel um mehr als 3 %, während der Nasdaq-100 sogar um bis zu 3,6 % nachgab. Besonders stark betroffen waren Wachstumswerte, die in den letzten Monaten von einem positiven Konjunktur- und Marktumfeld profitiert hatten – bei gleichzeitig großen Hoffnungen auf weitere Zinssenkungen. Auch global gingen die Aktienkurse in den Sinkflug.
Auch die Anleihenmärkte reagierten sensibel. Die Renditen von zehnjährigen US-Staatsanleihen sprangen auf 4,5 %, den höchsten Stand seit sieben Monaten. Auch die Renditen von Unternehmensanleihen und High Yields stiegen, allerdings nicht so stark wie die von Treasuries. Auch weltweit stiegen die Anleihenrenditen.
Historische Parallelen geben unklare Signale
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass solche Momente keineswegs neu sind. Nach dem Platzen der Dotcom-Blase Anfang der 2000er Jahre hatten die Märkte ebenfalls auf eine schnellere Lockerung der Geldpolitik gehofft. Als die Federal Reserve jedoch langsamer handelte als erwartet, kam es zu Unsicherheiten und deutlichen Rücksetzern bei Aktien.
Ein weiteres prominentes Beispiel war die Finanzkrise 2008. Während die Fed zwar letztlich aggressiv handelte, kam die erste Phase der Zinssenkungen aus Sicht vieler Marktakteure zu spät und war zu zögerlich. In beiden Fällen wurde deutlich: Wenn die Erwartungen der Anleger enttäuscht werden, folgen oft turbulente Zeiten.
Die Signale sind jedoch unklar, weil sich die FED eben nicht eindeutig festlegt.
Aktuell betonte Powell, dass die Fed weiterhin datenabhängig agieren werde. Zwar sei eine langsame Lockerung der Geldpolitik durchaus möglich, doch die Inflationsrate – die immer noch über dem Zielwert von 2 Prozent liegt – mache ein vorsichtiges Vorgehen erforderlich. Zu schnelle Zinssenkungen könnten die Inflation erneut anfachen und das Vertrauen in die Fed erschüttern. Gleichzeitig ist der Arbeitsmarkt weiterhin robust, was den Druck mindert, rasch zu handeln.
Die Fed signalisiert damit, dass sie die wirtschaftlichen Risiken sorgfältig abwägt – eine Botschaft, die Anleger derzeit verunsichert. Wenn Powell hervorhebt, „datenabhängig“ zu handeln, bedeutet das, dass Anlegern die Gewissheit fehlt. Märkte neigen dazu, mit klaren Botschaften klarzukommen, auch wenn diese von negativer Natur sind; Unsicherheiten hassen sie dagegen wie der Teufel das Weihwasser.
Wie sollten Anleger reagieren?
Für Anleger ist es entscheidend, in diesem Umfeld einen kühlen Kopf zu bewahren. Zinssensitive Sektoren könnten zwar kurzfristig unter Druck geraten, doch gleichzeitig eröffnen sich in anderen Bereichen wie Anleihen oder defensiven Aktien Chancen. Wenn die Renditen steigen, bringt das Investoren künftig höhere Kupons und höhere Risikoprämien.
Eine Diversifikation des Portfolios ist nun wichtiger denn je, um sowohl Risiken zu minimieren als auch Chancen in unterschiedlichen Märkten zu nutzen. Eine fundierte Anlagestrategie, die sowohl makroökonomische Trends, die speziellen Sektor- und Einzeltitelrisiken als auch die individuellen Ziele des Anlegers berücksichtigt, kann den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen. Selbstentscheider werden sich die passende Strategie zurechtlegen. Ansonsten kann eine professionelle Beratung helfen, die Auswirkungen der Geldpolitik besser zu verstehen und das Portfolio sicher durch die Marktturbulenzen zu navigieren.
Nutzen Sie das envestor-Know-how
Die Unterschiede zwischen den Erwartungen der Märkte und den Signalen der Federal Reserve zeigen, wie entscheidend eine genaue Analyse makroökonomischer Trends für Ihre Anlageentscheidungen ist. Für Anleger ergeben sich daraus sowohl Chancen als auch Risiken – sei es durch die Reaktion auf die aktuelle US-Geldpolitik oder durch eine vorausschauende Positionierung für die Zukunft.
Die Envestor-Beratung bietet Ihnen genau diese Expertise: Wir analysieren die Geldpolitik, bewerten ihre Auswirkungen auf verschiedene Anlageklassen und entwickeln individuelle Strategien, die sowohl die Chancen im US-Markt als auch globale Entwicklungen berücksichtigen. So bleiben Sie nicht nur auf dem Laufenden, sondern sind bestens positioniert, um von der Dynamik der Märkte zu profitieren. Melden Sie sich hier für unseren Newsletter an oder vereinbaren Sie hier einen Beratungstermin, um Ihre Investmentstrategie optimal auszurichten.
Autor
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Steffen Gruschka ist CFO und Co-Geschäftsführer von Envestor. Er ist seit über 25 Jahren Fondsmanager für Emerging-Markets-Aktien, zunächst bei der DWS, heute bei Pyfore Capital, wo er als Berater für den Emerging Markets Digital Leaders verantwortlich zeichnet.
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