Aktuell liegt bei Anleihen die Würze in der Nische. Beim Plenum Insurance Capital Fund sind es gleich zwei Nischen: Nachranganleihen und CAT Bonds. Die Renditen sind beachtlich und die Risiken sind bemerkenswert. Nicht bemerkenswert hoch, sondern bemerkenswert anders. Unser Take.
Der Vermögensverwalter Plenum Investments AG ist eine der sehr wenigen europäischen Adressen, die sich seit ihrer Gründung 2001 ausschließlich dem Thema Versicherungsrisiken verschrieben haben. Der Plenum Insurance Capital Fund richtet sich an Investoren, die alternative Renditeprämien suchen. Details zur Strategie: Sie setzt auf CAT Bonds, also Katastrophenanleihen, und Versicherungsnachränge. Die Frage, die sich stellt: Wie viel bringt der Fonds und kann das Konzept auch in Stressphasen standhalten? Die Antwort auf die erste Frage: ziemlich viel, die auf die zweite: Der Fonds würde von schwerwiegenden Naturkatastrophen, die er faktisch versichert, getroffen, aber durch die saisonale Asset-Allocation-Strategie wären die Folgen im Vergleich zum CAT-Bond-Markt mitigiert. Zu den Details:
Strategie: Doppeltes Lottchen, saisonal gesteuert
Herzstück des Ansatzes ist die Koppelung von hochrentierenden CAT Bonds (mit ordentlich Naturkatastrophen- und Extremwetter-Exposure) und klassischen Nachranganleihen europäischer Versicherer. Der Fonds arbeitet zyklisch: In der US-Hurrikansaison wird das Gewicht von CAT Bonds erhöht, außerhalb dessen laufen Versicherungsnachränge im Portfolio hoch. Die zugrunde liegende Annahme ist, dass sich so saisonale Prämienopportunitäten am besten abschöpfen lassen und zugleich das Risiko besser gesteuert werden kann als bei reinen CAT-Bond-Fonds. Solide Diversifikation – aktuell 169 Einzelpositionen – und eine fast vollständige Investitionsquote sind Kennzeichen des Prozesses. Besonders beachtlich ist die Transparenz von Plenum Investments im Reporting, auch was die sehr zeitnahe und verständliche Berichterstattung über die voraussichtlichen Folgen sich entfaltender Naturkatastrophen auf das Portfolio betrifft.
Portfolio: Komplementär, aber nicht immun
Gut drei Viertel des Portfolios steckt während der Hurrikansaison in CAT Bonds; im Jahresmittel sind es 50 bis 80 Prozent. Das Hauptrisiko sind US-Hurrikans mit über 50 Prozent des Expected Loss, gefolgt von kalifornischen Erdbeben und europäischen Stürmen. Die Bonds sind kurzlaufend (Durchschnitt 2 Jahre), aber die Konzentration auf die USA bleibt angesichts der jüngsten Tornadosaison ein Klumpenrisiko, das die „smarte Untergewichtung“ einzelner High-Risk-Bonds nicht negiert. Die aufgelaufenen Ausfälle dokumentieren: Modellannahmen sind Annäherungen, keine Garantien.
Versicherungsanleihen sind die zweite Komponente. Es sind zumeist Nachranganleihen mit einer durchschnittlichen Positionsgröße von 1,3 Prozent. Sie ergänzen das Portfolio um stabilere Cashflows. Die Gesamtrendite des Portfolios in Euro liegt aktuell bei gut 7,5 Prozent.
Performance: Opulente Prämien, harte Prüfung
Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt das klassische Muster eines ILS-Portfolios mit Beimischung von Versicherungsanleihen: Die Schwankungsanfälligkeit ist erheblich, der Risikoausgleich durch Diversifikation darf nicht als Volatilitätsbremse missverstanden werden.
2022 gab es einen regelrechten Crash mit Verlusten von über 15 Prozent – Hurrikanschäden trafen auf den Anleihen-Crash, der wiederum Versicherungsnachränge in die Tiefe zog. Auch wenn es keinen kausalen Zusammenhang zwischen Wetterereignissen und Zinsänderungen gibt, so kann die unvorhersehbare Realität der erwarteten Korrelationseigenschaften einen Strich durch die Rechnung machen.
Die erhoffte Mehrrendite realisiert der Fonds aber eindrücklich seit 2023 gegenüber vergleichbaren Nachranganleihefonds und dem Index, was für ein gutes Underwriting und gelungenes Prämienmanagement spricht – solange die Katastrophe ausbleibt, verdient der Fonds kräftig. Das Problem: Die Volatilität liegt mit 7,12 Prozent deutlich über der Kategorie, die Capture Ratios (Upside 118 Prozent, Downside 103 Prozent) zeigen, dass der Fonds im Aufschwung überdurchschnittlich profitiert, im Abschwung aber ebenfalls deutlich „mitgeht“. Auch bei diesem Fonds bestätigt sich die Weisheit, wonach der Ertrag eines Investments, die Prämie, und dessen Risiko Hand in Hand gehen. Insgesamt überkompensiert jedoch die Performance das Risiko: Die Sharpe Ratio von 0,61 ist besser als im Schnitt der Kategorie (0,58) und dem Index (0,53).

Rendite in Euro und in Prozent, per 31.7.2025, Quelle: Morningstar.
Institutioneller Fonds minimiert Kosten
Mit einer Gesamtkostenquote von 0,83 Prozent ist der Fonds im Marktvergleich günstig. Durchschnittliche Nachranganleihefonds kosten 1,20 Prozent pro Jahr. Weil es sich um eine institutionelle Tranche handelt, gibt es keinen Ausgabeaufschlag. Das ist auch der Grund, warum es für diesen Fonds keinen envestor-Cashback gibt: Bestandsprovisionen fallen bei Fonds für Institutionen nicht an. Das bedeutet allerdings, dass dieser Fonds nur eingeschränkt für Privatanleger erhältlich ist (Beratungskunden von envestor erhalten ohne Einstiegshürde und Mindestanlagesummen Zugang zu diesem Fonds).
Fazit: Für Renditesucher und CAT-Bond-Einsteiger
Der Plenum Insurance Capital Fund ist für viele Anleger eine vorzügliche Ergänzung im Anleihenportfolio. Einmal liefert der Fonds hohe Renditen zu vertretbaren Risiken. Die Ertragsseite ist also solide und zudem in Teilen kaum korreliert mit klassischen Anleihen. Weil CAT Bonds über das Jahr mit bis zu 80 Prozent im Fonds gewichtet sind, tritt das klassische Anleihenrisiko in den Hintergrund. Das zweite Plus: Der Fonds liefert einen Zugang zum CAT-Bond-Markt, ohne den letzten Meter mit Blick auf das CAT-Bond-Risiko zu gehen.
Soweit die Theorie: Im Jahr 2022 traten gleich an beiden Märkten „Events“ auf. Der Inflationsschock mitsamt steigenden Renditen fiel in dasselbe Jahr wie Hurrikan Ian und etliche weitere Stürme, die die Saison 2022 zu einer der schadenintensivsten in der modernen Geschichte machten. Anleger müssen also abwägen, ob ein Zusammenfall von „Unfällen“ am Rentenmarkt mit Extremwetter-Ereignissen für die Zukunft unwahrscheinlich ist. Wer diese Frage verneint, also von einer kausalitätsfreien Korrelationsgefahr ausgeht, kann die Kombi-Strategie trennen in reine CAT-Bond-Fonds und Fonds für Versicherungsnachränge. Diese werden auch, aber längst nicht nur, von Plenum Capital angeboten
Autor
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Ali Masarwah ist Fondsanalyst und Geschäftsführer von envestor. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Fonds und ETFs, zuletzt als Analyst beim Research-Haus Morningstar.
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