Wer hat die besten Fonds am Markt? Im Ranking der erfolgreichsten Vermögensverwalter blicken wir heute auf die besten großen Anbieter aktiv verwalteter Fonds. Bis auf eine Ausnahme herrscht bei deutschen Anbietern zumeist Mittelmaß. Das ist bedauerlich, weil die meisten Anleger in ihrer Bank hauseigene Fonds bekommen. Über den Tellerrand schauen lohnt sich.
Mit der Fondsqualität steht es in deutschen Depots oft nicht zum Besten. Wer auf heimische Fonds „made in Germany“ setzt, bekommt oftmals derbe Hausmannskost – zu teuren Preisen. Weder die Produktion noch der Vertrieb von Fonds in Deutschland sind an den Interessen der Anleger orientiert, sondern hängen an betriebswirtschaftlichen „Konzernbelangen“. Das, was in den Regalen der Banken und vieler Finanzdienstleister ausgestellt wird, reflektiert oft die Vertriebsinteressen von Banken und Vermögensverwaltern und weniger das Bestreben, Anlegern die besten Produkte anzubieten. (Wer mehr zu der Misere des deutschen Fondsvertriebs wissen möchte, findet hier mehr).
envestor Ranking: Wer hat die besten Fonds?
Aus diesem Grund haben wir eine marktbreite Rating-Analyse gestartet, die das Ziel hat, die besten Fondsanbieter in Europa zu identifizieren. Der Blick jenseits des deutschen Tellerrands lohnt sich. Im ersten Teil unserer dreiteiligen Analyse haben wir die Produktqualität der großen Fondsanbieter in Europa untersucht. Dieses Ranking nach Anbieter-Größe haben wir erstellt, um zu zeigen, dass die größten Vermögensverwalter nicht immer die besten sind. Das ist nur logisch, denn Bauchladen-Anbieter, die alle Anlageklassen mit eigenen Produkten abbilden, können nicht überall gleichermaßen gut aufgestellt sein. Genau die finden Anleger aber bei ihrer Hausbank vor.
Im zweiten Teil analysieren wir nun die besten großen Anbieter aktiv verwalteter Fonds. In der kommenden Wochen schließen wir unsere Serie mit den besten kleinen Häusern ab.
Weil unser Ranking auf dem pan-europäischen Morningstar Sterne-Rating basiert, finden sich dort auch Anbieter, die nicht oder nur mit Teilen ihrer Fondspaletten in Deutschland vertreten sind. Wir konzentrieren uns auf die für Anleger in Deutschland relevanten Anbieter. In der Auswertung finden sich dennoch alle Anbieter mit den besten Ratings europaweit, damit Leser einen Eindruck über die Vielfalt – und der Qualität – des europäischen Markts bekommen. Die vollständige Tabelle finden Sie hier als Download, wir beschränken uns in der unteren Ansicht auf die besten 20 großen Fondsanbieter.
Vermögen in Millionen Euro, Morningstar Sterne Ratings per 31.12.2023, Quelle: Morningstar
Flossbach von Storch toppt das Ranking
Wie aus der oberen Tabelle hervorgeht, stammen nur drei der 20 besten großen Anbieter Europas aus Deutschland: Flossbach von Storch rangiert auf Platz zwei, die Sparkassentochter Deka auf Rang 16 und die DWS liegt auf Platz 20. Weil der beste Anbieter, Royal London, nur in Großbritannien aktiv ist, stellen wir umstandslos Flossbach von Storch vor.
Die Wachstumsgeschichte des konzernunabhängigen Kölner Vermögensverwalters Flossbach von Storch ist beeindruckend. Das Haus hat sich durch die Qualität seiner Produkte einen Namen gemacht. Das Unternehmen wurde 1998 in Köln gegründet – mit vier Mitarbeitern und nur wenigen Kunden. Zunächst lag der Fokus auf die Verwaltung von Aktienmandaten und -fonds. Als im Zuge der Dot-Com-Krise klar wurde, dass reine Aktienmandate zu hohe Verlustrisiken aufweisen, wurden nach und nach Anleihen in die Strategie des Vermögensverwalters „eingebaut“. 2007 kam mit dem FvS Multiple Opportunities der erste flexible Mischfonds des Hauses auf den Markt. Weitere folgten, und sie entpuppten sich als Renner bei Anlegern. In den Jahren nach der Finanzkrise war der Fokus auf Qualitäts-Aktien ein guter Griff.
Auch die Steuerung der Aktienquote anhand von Makro-Einschätzungen ging häufiger auf als nicht, sodass die Mischfonds aus dem Hause Flossbach mit einem durchschnittlichen Morningstar Rating von 3,89 Sternen zu den besten am deutschen Markt zählen. Der Flossbach von Storch Multiple Opportunities gilt wegen seiner konstant ordentlichen bis guten Performance als Favorit von Anlegern – und auch vielen Beratern. Mit einem Vermögen von gut 37 Milliarden Euro in seinen beiden (nahezu identischen) Versionen ist der „Multiple Opportunities“ der größte Mischfonds in Deutschland und einer der größten in Europa. Lange Zeit hatte der Fonds mit einem Fünf-Sterne-Rating in allen Tranchen geglänzt.
Allerdings schwächelt das Flaggschiff aktuell. Die sehr teure Privatanleger-Tranche, die es zuletzt – auch wegen der unfair gestrickten Performance Fee – auf Kosten von über 4,1 Prozent gebracht hat, hat nur noch ein Vier-Sterne-Rating. Im Dreijahres-Teil-Rating kommt sie nur noch auf drei Sterne. Das illustriert, dass der Fonds in den vergangenen drei Jahren nur Durchschnitt war im Vergleich zu anderen flexiblen Mischfonds. Ein Grund dürfte sein, dass der Fonds über die Zeit merklich konservativer geworden ist. So dauert es etwa ein halbes Jahr, bis der Fonds nach dem Corona-Blitz-Crash im März 2020 wieder einigermaßen ins Risiko gegangen war. Es wirkt mitunter so, als ob die Last der Verantwortung für dieses Milliardenvermögen das Management von Risiken abhält, die früher mutmaßlich eingegangen worden wären.
Besser als bei den Mischfonds läuft es bei Flossbach derzeit im Geschäft mit Rentenfonds. Während die Flossbach-Mischfonds hohe Mittelabflüsse verzeichnen, bekommen Rentenfonds noch Zuflüsse Die Qualität der Rentenfonds besticht. Sie kommen auf durchschnittlich 4,78 Sterne. Das Flaggschiff auf der Rentenseite ist der FvS Bond Opportunities, ein global anlegender, flexibler Rentenfonds. Die institutionellen Tranchen kommen auf Fünf-Sterne-Ratings, die – wiederum – deutlich teureren Privatanlegertranchen auf Vier-Sterne-Ratings.
Internationale Häuser sind Pflicht: unsere Übersicht
Nach Rang 2 wird es international: Vanguard folgt mit seinen quantitativ verwalteten Fonds, die das US-Indexhaus als aktiv verwaltet deklariert, auf Rang drei. Es folgen die hervorragend aufgestellten internationale Häuser Robeco, BNY Mellon, JPMorgan, M&G, Nordea, BlackRock, Pictet und Alliance Bernstein. Besonders vielseitig aufgestellt ist Robeco. Mit einer für einen Generalisten relativ konzentrierten Fondsauswahl decken die Niederländer drei Bereiche mit überdurchschnittlich guten Fonds ab: Quantitative Fonds, in den Fondsnamen mit „QI“ gekennzeichnet, Manager-basierte Strategien mit breitem Fokus sowie thematische Nachhaltigkeitsfonds. Letztere werden von der Schweizer Tochter RobecoSAM verwaltet. Mit durchschnittlich 3,75 Sternen schneidet Robeco auf der Aktienseite am besten ab.
Empfehlenswerte, aktiv verwaltete Fonds finden sich auch bei JPMorgan Asset Management und M&G. Die US-Amerikaner punkten vor allem bei Aktien- und Mischfonds. Regelrecht spektakulär ist, dass JPMorgan mit etlichen USA-Aktienfonds und weltweit anlegenden Aktienfonds Bestnoten erzielt. Aktive Manager haben normalerweise keine Schnitte in diesen beiden Märkten, in denen ETFs aktive Manager ziemlich alt aussehen lassen. JPMorgan hat hier etliche Strategien mit Top-Ratings. Auch in den Kategorien Dividenden und Asien-Pazifik punktet JPMorgan.
Eine gute Ergänzung für Anleger sind die Rentenfonds von M&G. Besonders überzeugend kommen die Credit-Fonds, also Fonds für Unternehmensanleihen, daher. Auch Schwellenländer-Anleihen zählen zur Spezialität des britischen Hauses. Auf der Aktienseite erzielen die Japan-Fonds Bestnoten, wie auch der European Strategic Value-Fonds. Der wohl bekannteste M&G-Fonds am Markt ist indes ein Mischfonds, der M&G Optimal Income. In seiner Historie hat er nur selten die maximale Aktienquote von 20 Prozent ausgeschöpft – aktuell liegt sie bei unter einem Prozent. Anleger sollten diesen Fonds am besten als opportunistischen Rentenfonds begreifen – und entsprechend nicht mit defensiven Mischfonds, sondern mit flexiblen Rentenfonds vergleichen.
Deka-Fonds werden besser – interessiert es die Sparkassen?
Nach Flossbach von Storch folgt bei den deutschen Anbietern die Sparkassentochter Deka auf Rang 16. Das ist ordentlich, bedenkt man, dass die Deka bzw. die Sparkassenkunden lange Jahre unter der Qualität der Deka-Fonds auf der Aktienseite zu leiden hatten. Auch wenn Aktienfonds noch immer der Schwachpunkt der Deka sind, zeigt das Aktienfonds-Rating von 3,08 Sternen, dass die Fonds immerhin durchschnittlich abschneiden. Deutlich besser schneiden die Deka-Mischfonds ab, die sich gerade für den Breitenvertrieb eignen.
Leider dürften viele Sparkassen-Kunden davon nichts mitbekommen, da der Fondsvertrieb offenkundig keine Priorität beim öffentlich-rechtlichen Bankensektor hat. Quartal für Quartal berichtet die Deka von steigenden Absätzen bei Zertifikaten und recht bescheidenen Vertriebserfolgen bei Fonds. Wir haben bereits kritisch über die Sparkassen-Vertriebspraxis bei Zertifikaten berichtet. Auch die Medienberichterstattung zeigt, dass der Verkauf riskanter Zertifikate an betagte Sparkassen-Kunden leider keine Seltenheit ist.
DWS und Allianz Global Investors: Licht und Schatten
Die großen deutschen Anbieter DWS und Allianz Global Investors folgen nach der Deka auf Rang 20 und Rang 31. Beide Häuser weisen Licht und Schatten in ihren Produktpaletten auf. Die DWS vermag eher bei Mischfonds zu überzeugen. Besonders erfolgreich waren in den vergangenen Jahren die flexiblen Mischfonds DWS Concept Kaldemorgen und DWS Invest Zukunftsstrategie und der DWS ESG Dynamic Opportunities. Weniger gut läuft es beim ehemaligen Vorzeigebereich deutsche Aktien, und auch die Dividendenstrategie, hinter der der größte DWS Publikumsfonds, DWS Top Dividende, steht, schwächelt erkennbar. Solide sind indes die global anlegenden Aktienfonds DWS Vermögensbildungsfonds I und DWS ESG Akkumula.
Bei Allianz Global Investors, wo es insgesamt recht durchschnittlich zugeht, findet sich die größte Dichte guter Fonds bei Aktienfonds, die im Schnitt auf ein Sterne-Rating von 3,15 Sternen kommen. Unter den größten Aktienfonds bringen es der Allianz Thematica und der quantitativ verwaltete Allianz Best Styles Global Equities auf gute Ratings. Der größte Aktienfonds der Allianz-Tochter, der Allianz Global Artificial Intelligence, leidet, wie viele andere Themenfonds, unter der sehr hohen Volatilität und bringt es nur auf ein durchschnittliches Rating im volatilen Tech-Fonds-Segment. Unschön ist, dass Allianz Global Investors Schwächen auf der Rentenfonds-Seite hat – hier sind Anleger bei der zweiten großen Allianz-Tochter in unserem Ranking besser bedient: PIMCO. Der weltgrößte Anleihen-Manager kommt auf deutlich bessere Renten-Fonds-Ratings (schwächelt dafür allerdings erkennbar auf der Aktienseite).
Schlusslicht unter den großen deutschen Anbietern ist Union-Investment, der Investment-Dienstleister des genossenschaftlichen Sektors, der sich durch teure und zumeist durchschnittliche Fonds auszeichnet. Für die vielen Volksbanken-Kunden bleibt zu hoffen, dass sie nicht nur in den zweifelhaften Genuss hauseigener Fonds kommen.
Erläuterungen zur Methodik
Unserer Auswertung liegt das Morningstar Rating für Fonds zugrunde, das oft als Sterne-Rating bezeichnet wird. Es handelt sich um eine quantitative Bewertung der historischen Performance und des historischen Risikos von Fonds. Es wird auf einer Skala von 1 bis 5 Sternen vergeben. Dabei bekommen die zehn Prozent besten Fonds einer Fondskategorie ein Fünf-Sterne-Rating. Die nachfolgenden 22,5 Prozent erhalten vier Sterne, die schlechteren 35 Prozent erhalten drei Sterne, die nachfolgenden 22,5 Prozent bekommen ein Zwei-Sterne-Rating, und die schlechtesten zehn Prozent der Fonds einer Kategorie halten ein Ein-Sterne-Rating. Das Sterne-Rating ist streng genommen ein Ranking der risikobereinigten Rendite einer homogenen Fondsgruppe.
Für unsere Analyse haben wir im ersten Schritt auf Ebene der Fonds ein repräsentatives Rating ermittelt, indem wir die Ratings der einzelnen Fondstranchen kapitalgewichtet zu einem Rating zusammengefügt haben. Um die Qualität der Fonds einer Gesellschaft zu ermitteln, haben wir das einfache Durchschnitts-Rating pro Fonds verwendet. Wir haben ein Gesamt-Rating pro Fondsgesellschaft ermittelt wie auch das durchschnittliche Rating ihrer Aktien-, Renten- und Mischfonds. Stand der Daten ist der 31.12.2023. Wir haben alle Fondsgesellschaften im envestor KVG-Rating mit einem bewerteten Vermögen von über fünf Milliarden Euro berücksichtigt. Das oberste Größenquartil der insgesamt 200 ermittelten Fondsanbieter entspricht dem Rating der großen Häuser, die 150 nachfolgenden Häuser finden sich im Rating der kleinen Häuser wieder, die wir in den nächsten Wochen vorstellen.
In die Auswertung eingeflossen sind 75.079 Anteilsklassen mit Ratings, die 20.052 genuine Einzelfonds bilden. Sie decken einen großen Teil der in Europa domizilierten aktiv verwalteten Fonds ab. Nicht berücksichtigt sind Fonds, die noch keine drei Jahre alt sind, weil diese kein Sterne-Rating erhalten. Ausgeschlossen sind auch Fondsgruppen, die kein Rating erhalten, dazu gehören alternative Fonds, die auch auf der Ebene einzelner Fondskategorien nicht hinreichend homogen sind, aber auch Geldmarktfonds, bei denen die Unterschiede sehr oft kaum wahrnehmbar sind, offene Immobilienfonds, denen nicht mit herkömmlichen Rendite-Risiko-Kennziffern beizukommen sind. Ausgeschlossen sind ETFs und nichtbörsennotierte Indexfonds, auch dann, wenn sie aktiv verwaltet werden.