Die besten kleinen Fondsanbieter_UK

Die besten kleinen Fondshäuser: Ohne Angelsachsen geht es nicht

Im letzten Teil unserer Serie zu den besten Vermögensverwaltern am Markt widmen wir uns den besten kleinen Häusern. Im Gegensatz zu den großen Anbietern, wo der Durchschnitt dominiert, finden sich hier die ausgewiesenen Spezialisten. Wer sie sind und warum deutsche Häuser kaum dabei sind. 

Im ersten Teil unserer Serie haben wir die Bilanz der größten Fondshäuser in Europa vorgestellt. Im zweiten ging es um die besten großen Anbieter. Heute schauen wir auf die Bilanz der besten kleinen Fondshäuser. Es schlägt die Stunde der Spezialisten. Bewirtschaften die großen Häuser in der Regel dutzende Strategien, sind es bei den kleinen Häusern oftmals eine Handvoll. Wie auch in den ersten beiden Auswertungen messen wir die Qualität der kleinen Fondsanbieter mit den  Morningstar Sterne-Ratings. Unsere Auswertung liefert die Antwort auf Frage: Welcher kleine Anbieter in Europa hat das beste durchschnittliche Sterne-Rating quer über alle seine Aktien-, Renten- und Mischfonds? Mehr zum Morningstar Sterne Rating und zur Methodik dieser Auswertung finden Sie weiter unten im Text.

CCLA ist im Namen des Herren unterwegs

Das beste kleine Fondshaus in Europa, die britische CCLA, nahm seinen Anfang im Jahr 1958 mit der Gründung des Church of England Investment Fund. Der Fonds gab kirchlichen Organisationen die Möglichkeit, ihre Investments professionell betreuen zu lassen. 1987 wurde der Fokus von CCLA (Churches, Charities and Local Authorities) auf weitere Kundengruppen erweitert. Heute ist das Haus eine der ersten Adressen für ethische Investments. Mit acht Fonds ist die Produktpalette kleine – aber fein: Die Misch- und Rentenfonds halten allesamt Bestnoten (5-Sterne-Ratings), bei Aktienfonds lauten die Noten durchweg auf ein gutes Vier-Sterne-Rating. Nicht zufällig bestechen die Fonds allesamt durch niedrige Kosten. Bedauerlicherweise sind die CCLA-Fonds nicht in Deutschland zu Vertrieb zugelassen.

Die untere Tabelle zeigt die Rangliste der besten kleinen Fondshäuser, sortiert nach dem durchschnittlichen Morningstar Sterne Rating (Spalte: Rating gesamt). Die vollständige Liste finden Sie hier als Download-Tabelle.

Die besten kleinen Fondsanbieter

Terry Smith punktet seit Jahren mit Quality Growth

Ein nicht mehr ganz so kleines britisches Haus hat indes den Sprung nach Kontinentaleuropa geschafft: Fundsmith LLP. Der 2010 gegründete Vermögensverwalter unter der Leitung von Terry Smith ist (fast) ein Purist: Es wird nur eine Strategie bewirtschaftet, und die erzielt bereits seit gut einem Jahrzehnt Bestnoten. Seit 2017 wird die globale Aktienstrategie auch über den Luxemburger Fundsmith Equity angeboten. In den Publikumsfonds der Gesellschaft stecken inzwischen fast 40 Milliarden Euro, gut neun Milliarden Euro davon werden im Luxemburger Fonds verwaltet.

Smith gilt als einer der Doyen des Quality-Growth-Investings, eine Strategie, in der die Bilanzstärke und das Wachstum eines Unternehmens im Vordergrund stehen. Im Ergebnis landen typischerweise defensive Konsumgüter-Hersteller im Fundsmith-Portfolio. Aktuell sind Pharmawerte ein zweites Standbein.

Während die Hauptstrategie zuverlässig mit einem Fünf-Sterne-Rating punktet, hinkt die ESG-Variante mit Drei-Sterne-Ratings deutlich hinterher. Das ist der Grund, warum Fundsmith aktuell im Schnitt „nur“ auf 4,65 Sterne kommt. 

Die besten kleinen Fondshäuser: Domäne der Angelsachsen

Ruffer Investment Company ist dagegen auf risikokontrollierte Strategien spezialisiert. Die hierzulande bekannte Strategie Ruffer Total Return hat in Niedrigstzins-Zeiten Anlegern ordentliche Renditen gebracht, vor allem, weil die Briten die Risiken gut im Griff hatten. Das klappte zuletzt 2022, als die Strategie mit einem leichten Plus abschloss, allerdings nicht im Jahr 2023, als der Mischfonds von den haussierenden Märkten auf dem falschen Fuß erwischt wurde und einen Verlust von rund fünf Prozent verbuchte. Auch die britischen Mandate schwächelten zuletzt. Dennoch besticht die Langfristbilanz sowohl auf der Aktien- wie auf der Rentenseite.

Der bankenunabhängige US-Anbieter Dodge & Cox mag hierzulande kaum bekannt sein, hat sich jedoch in seinem Heimatmarkt mit seinen Aktien- und Anleihenstrategien einen Namen gemacht. Das 1930 gegründete Traditionshaus bewirtschaftet auch in den USA nur etwas mehr als eine Handvoll Strategien, die mit langfristigen, bewertungsorientierten Ansätzen herausragende Ergebnisse brachten. Die hervorragende Performance spiegelt sich auch in der kontinentaleuropäischen Fondspalette. Vor allem beeindruckt der Dodge & Cox Worldwide Global Bond Fund, der breit diversifiziert ist, aber in Krisenzeiten (2018, 2020) schonungslos ins Risiko geht, wenn die Schmerzen am höchsten sind. Langfristig wurden Anleger in Deutschland belohnt, wobei die Fonds leider nicht bei allen Depotstellen erhältlich sind.

Deutsche Asset-Management-Wüste

Die Liste der erfolgreichen Spezialisten ist lang, und Kenner der Materie kennen und schätzen Namen wie Waverton, Man Group, FSSA Investments, Algebris, Polar Capital oder Capital Group. Fast allen gemein ist, dass sie aus dem angelsächsischen Raum stammen.

Doch wo bleiben die Deutschen? Nun, hinter dem Begriff deutsche Investmentkultur verbirgt sich – man kann es leider nicht anders sagen – eine rechte Einöde. Es gibt nur wenige Spezialisten von Rang, die es auf eine kritische Masse bringen.  Erst auf Rang 35 findet sich ein deutscher Anbieter – in Gestalt der Bad Homburger Feri, die allerdings bezeichnenderweise bereits seit Jahren zum Finanzdienstleister MLP gehört. Gute Ergebnisse erzielt Feri mit Mischfonds, zum Teil handelt es sich um Dachfonds, weniger jedoch mit Aktien- und noch weniger mit Rentenfonds, die auf Ratings von unterdurchschnittlichen 2,7 bzw. 2,5 Sterne-Ratings kommen.

Auf Rang 49 folgt DJE Kapital. Das Durchschnitts-Rating von 3,38 Sterne liegt weit hinter den Ratings der Top-Adressen der kleinen Anbieter. Das verstellt allerdings den Blick darauf, dass aus dem Hause Jens Ehrhardt hervorragende Anleihen-Fonds kommen und die Mischfonds zu den ältesten Flaggschiffen am deutschen Markt gehören – die allerdings Licht- wie Schattenseiten haben. Auch wohlwollende Kritiker monieren, dass DJE Kapital, ein Haus, das Jahrzehnte vor Flossbach von Storch gegründet wurde, weit hinter seinen Möglichkeiten zurückgeblieben ist. 

Acatis unter Dr. Hendrik Leber, folgt auf Rang 86. Die besten Ergebnisse erzielen Renten- und Mischfonds des Frankfurter Hauses, das zuletzt mit einem ruppigen Rauswurf eines Fondsmanager-Teams von sich reden machte. Die Service-KVG Universal-Investment vereint ein Sammelbecken kleinerer Asset-Manager, die im Einzelnen durch gute Ergebnisse und innovative Ansätze punkten mögen, denen aber insgesamt die nötige Masse fehlt, um eine nachhaltigere Investmentkultur in Deutschland zu etablieren. Es dominieren in Deutschland die großen konzerngebundenen Fabriken, die Massenware für Kunden der Deutschen Bank, der Sparkassen und Genossenschaftsbanken produzieren. Bei den kleinen Anbietern gibt es angesichts der Dominanz der Bankengeschöpfe nur wenige Leuchttürme wie Flossbach, DJE, Lupus alpha und – mit Einschränkungen – Acatis.

Für Anleger gilt das Motto: Der deutsche Asset-Management-Einheitsbrei sollte durch Fonds innovativer ausländischer Häuser ergänzt werden. Unsere dreiteilige Serie zu den besten Fondsanbietern in Europa soll Anlegern andeuten, wo sich der Blick über den deutschen Tellerrand lohnt.

Erläuterungen zur Methodik

Unserer Auswertung liegt das Morningstar Rating für Fonds zugrunde, das oft als Sterne-Rating bezeichnet wird. Es handelt sich um eine quantitative Bewertung der historischen Performance und des historischen Risikos von Fonds. Es wird auf einer Skala von 1 bis 5 Sternen vergeben. Dabei bekommen die zehn Prozent besten Fonds einer Fondskategorie ein Fünf-Sterne-Rating. Die nachfolgenden 22,5 Prozent erhalten vier Sterne, die schlechteren 35 Prozent erhalten drei Sterne, die nachfolgenden 22,5 Prozent bekommen ein Zwei-Sterne-Rating, und die schlechtesten zehn Prozent der Fonds einer Kategorie halten ein Ein-Sterne-Rating. Das Sterne-Rating ist streng genommen ein Ranking der risikobereinigten Rendite einer homogenen Fondsgruppe.

Für unsere Analyse haben wir im ersten Schritt auf Ebene der Fonds ein repräsentatives Rating ermittelt, indem wir die Ratings der einzelnen Fondstranchen kapitalgewichtet zu einem Rating zusammengefügt haben. Um die Qualität der Fonds einer Gesellschaft zu ermitteln, haben wir das einfache Durchschnitts-Rating pro Fonds verwendet. Wir haben ein Gesamt-Rating pro Fondsgesellschaft ermittelt wie auch das durchschnittliche Rating ihrer Aktien-, Renten- und Mischfonds. Stand der Daten ist der 31.12.2023. Wir haben alle Fondsgesellschaften im envestor KVG-Rating mit einem bewerteten Vermögen von über fünf Milliarden Euro berücksichtigt. Das oberste Größenquartil der insgesamt 200 ermittelten Fondsanbieter entspricht dem Rating der großen Häuser, die 150 nachfolgenden Häuser finden sich im Rating der kleinen Häuser wieder, die wir in den nächsten Wochen vorstellen.

In die Auswertung eingeflossen sind 75.079 Anteilsklassen mit Ratings, die 20.052 genuine Einzelfonds bilden. Sie decken einen großen Teil der in Europa domizilierten aktiv verwalteten Fonds ab. Nicht berücksichtigt sind Fonds, die noch keine drei Jahre alt sind, weil diese kein Sterne-Rating erhalten. Ausgeschlossen sind auch Fondsgruppen, die kein Rating erhalten, dazu gehören alternative Fonds, die auch auf der Ebene einzelner Fondskategorien nicht hinreichend homogen sind, aber auch Geldmarktfonds, bei denen die Unterschiede sehr oft kaum wahrnehmbar sind, offene Immobilienfonds, denen nicht mit herkömmlichen Rendite-Risiko-Kennziffern beizukommen sind. Ausgeschlossen sind ETFs und nichtbörsennotierte Indexfonds, auch dann, wenn sie aktiv verwaltet werden.

Über den Autor

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Ali Masarwah

Ali Masarwah ist Fondsanalyst und Geschäftsführer von envestor. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Fonds und ETFs, zuletzt als Analyst beim Research-Haus Morningstar.
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