Schroder ISF All China: Wenn schon, dann ganz China

Der chinesische Markt ist wenig effizient und stark zersplittert. Anleger sollten sich nicht im Klein-Klein verlieren, sondern auf einen möglichst marktbreiten Zugang setzen. Das leistet der Schroder ISF All China. Die Analyse zu einem empfehlenswerten Allrounder.

Schroder ISF All China: Die Strategie

Bevor wir uns dem Fonds zuwenden, wollen wir kurz auf die Besonderheiten des chinesischen Aktienmarkts eingehen. China ist noch immer eine sozialistische Diktatur, die nicht den Übergang vom Staatsdirigismus zum freien Markt gewagt hat (und unter der heutigen Führung auch nicht anstrebt). Der Aktienmarkt reflektiert diese Historie. China-Aktien waren traditionell nur über die Märkte in Hongkong oder New York investierbar. Erst in den letzten zehn Jahren hat sich ein auch für westliche Investoren zugänglicher Festlandsmarkt entwickelt. Entsprechend reflektieren China-Aktienfonds diese Historie. Es gibt sogenannte “Onshore” Fonds, auch Fonds für A-Shares, “Offshore” Fonds (alles außer Festlandsaktien) und sogenannte All China Fonds. Anleger sollten sich für letztere Variante entscheiden – und dabei auf flexible Fonds setzen, die – je nach Marktlage – die optimale Allokation zwischen den verschiedenen China-Aktiensegmenten wählen. Das leistet der Schroder ISF All China.

Der Fonds ist auf den ersten Blick etwas grün hinter den Ohren: Er wurde erst 2018 aufgelegt. Allerdings geht die Strategie des Fonds auf das Jahr 2006 zurück, als der Schroder ISF China Opportunities aufgelegt wurde. Dieser ist historisch ein “Offshore” Fonds, der allerdings zunehmend auch in Festlandsaktien investiert – allerdings in beschränktem Maße, um das Investment-Mandat nicht zu konterkarieren. Daher wurde vor knapp fünf Jahren der Schroder All China aufgelegt, der das Mandat hat, in alle Segmente des chinesischen Markts zu investieren. Maximal 70 Prozent seiner Assets fließen in Festlandsaktien – aktuell dominieren diese und Hongkong-Aktien mit einem Gewicht von jeweils knapp 45 Prozent.

Im Fonds landen Unternehmen mit hohen Renditen auf das investierte Kapital (ROIC), die über den gewichteten durchschnittlichen Kapitalkosten (WACC) liegen sollten. Alternativ kann auch in Unternehmen investiert werden, die ein positives Momentum beim ROIC gegenüber den WACC aufweisen. Um den fairen Wert einer Aktie zu taxieren, werden Discounted-Cashflow-Analysen gefahren. In den vergangenen Jahren wurde auch Nachhaltigkeits-Analysen in diesen Prozess integriert. Damit sollen die Risiken für die Geschäftsmodelle identifiziert und quantifiziert werden. Zusätzlich werden Branchen wie Tabak und Kohle-Förderer ausgeschlossen. Es gibt Investment-Grenzen für Unternehmen mit schwachen ESG-Ratings, wobei das Management hier flexibel agieren kann.

Stichwort Management: Für den Fonds verantwortlich ist Louisa Lo, die Leiterin des Greater-China-Teams, die seit 26 Jahren bei Schroders arbeitet. Stellvertreterin ist Maggie Zheng, die seit 9 Jahren im Schroders-Team ist und auch Fonds für China-Festlands-Aktien verantwortet. Dem Aktienauswahlprozess vorgeschaltet ist ein Liquiditätsfilter, der schlecht handelbare Aktien aussortiert. Das investierbare Universum besteht aus rund 300 Unternehmen, von denen 30 bis 60 im Fonds landen. Bedenkt man, dass der chinesische Aktienmarkt aus rund 10.000 Unternehmen besteht, dann ist dies eine konzentrierte Auswahl. Aktuell sind Konsumgüter übergewichtet. Dem liegt die These zugrunde, dass sich der Konsum in China nach dem Ende des Covid-Lockdowns erholen wird. Noch stärker gegenüber dem MSCI China All Shares Index übergewichtet sind Industrieaktien, die aufgrund der Entflechtung mancher chinesischer Industrien von den Industriestaaten von Substitutionseffekten profitieren könnten. Untergewichtet sind dagegen staatliche Banken und Immobilienunternehmen, wobei Lo und ihre Kolleginnen in letztere selektiv wegen der sich anbahnenden Bodenbildung der Branche investiert. Der Investmentprozess wird im unteren Schaubild zusammengefasst.

Quelle: Schroders

Schroder ISF All China: Die Performance

Wegen der noch nicht vollendeten Fünfjahres-Historie ist die Aussagekraft der Vergangenheits-Performance eingeschränkt aussagekräftig. Aber die Tendenz ist eindeutig positiv. In allen Kalenderjahren seit 2019 landete der Fonds entweder im ersten oder zweiten Performance-Quartil der Konkurrenzfonds. Er überzeugte dabei sowohl in Aufwärtsmärkten (2019 und 2020) als auch in Abwärtsmärkten (2022, bisher in 2023). Der ähnlich gemanagte Schorder ISF China Opportunities, der ebenfalls von Lo verantwortet wird, landete auch zwischen 2014 und 2018 im ersten oder zweiten Performance-Quartil. Wegen seines Qualitäts-Ansatzes hat der Fonds laut Schroders dann Vorteile, wenn in volatilen Märkten Anleger auf fundamentale Kennzahlen achten und Nachteile in Momentum-Märkten, wenn undifferenziert alles gekauft wird, was nicht niet- und nagelfest ist.

Diese Aussage wird nicht zwingend durch die Realität gedeckt, da der Fonds im überschießenden Jahr 2020 den durchnittlichen Chinafonds um 15 und den Index um 23 (!) Prozentpunkte outperformte und 2022 nur geringfügig hinter der China-Kategorie landete. Quality und Momentum korrelieren typischerweise miteinander, da die meisten Anleger gut geführte Unternehmen suchen, finden – und dann hochkaufen. Der Schroder ISF All China konnte seit Auflage in Aufwärtsmärkten mehr Performance-Einheiten „einfangen“ als der Index, begrenzte in Abwärtsmärkten die Verlust ebenfalls besser. Bisher gab diese scheinbare Widersprüchlichkeit Anlegern in dem Fonds also keinen Anlass zur Beschwerde.

Performane per 15.6.2023, in Prozent, Quelle: Morningstar

Fazit: Ineffizienter Markt, erfahrenes Team, robuster Prozess

An China Aktien scheiden sich heutzutage die Geister. Manche Anleger halten sich von China fern angesichts des sich verschärfenden Konflikts mit den USA, der zunehmend autokratischen Natur der KPC, der aggressiven Außenpolitik und der mitunter marktfeindlichen Wirtschaftspolitik. Das ist verständlich, allerdings sind der Entflechtung von Anlegerportfolios vom Faktor China heute schwer möglich – man müsste sich dann von einem großen Anteil der DAX-Unternehmen trennen. Aber nicht nur deutsche Unternehmen sind vom China-Geschäft abhängig. Das gilt für die meisten global agierenden Konzerne – iPhones wären ohne die Fertigungskapazitäten Apples in China schlicht undenkbar.

Diese Abwägung sollte nicht als Plädoyer für Investments in China verstanden werden. Es gibt gute Gründe gegen entsprechende Investments. Die China-Risiken stecken aber in so gut wie jedem Aktienmarkt. Sollte sich die chinesische Wirtschaft – auch Dank der jüngst wieder gelockerten Geldpolitik – absehbar erholen, dürfte der China-Käuferstreik von immer mehr Anlegern beendet werden. Der Schroder ISF All China bietet einen marktbreiten Zugang zu allen Segmenten des chinesischen Aktienmarkts und ist gut positioniert, um von einer Erholung dieses riesigen wie begrenzt effizienten Marktes zu profitieren – für die, die China Aktien für investierbar halten.

Die laufenden Kosten von 1,85 Prozent beim Schroder ISF All China liegen im Rahmen des Üblichen bei China-Aktienfonds. Beim Kauf fällt bei envestor kein Ausgabeaufschlag an, und wer keine Beratung benötigt, profitiert vom envestor Cashback. Die besten Konditionen bietet bei diesem Fonds die Fondepotbank, über die wir 0,5 Prozent des Fondsvermögens Anlegern zurückerstatten – jedes Jahr.

Über den Autor

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Ali Masarwah

Ali Masarwah ist Fondsanalyst und Geschäftsführer von envestor. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Fonds und ETFs, zuletzt als Analyst beim Research-Haus Morningstar.
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