Anleger wollen Gewissheiten – und können im Nebel der Märkte doch nur auf Szenarien bauen. Die Unsicherheit ist ein stetiger Begleiter, und wer vorgibt, es genau zu wissen, streut Investoren Sand in die Augen. Aber, Hand aufs Herz, ein bisschen Jim Cramer geht immer! Anleger lieben klare Ansagen: Steht ein Crash bevor – oder feiern wir am Jahresende ein Aktienmarktplus von 50 Prozent? Auch wenn es zahlreiche selbsternannte Propheten anders suggerieren: So funktioniert Börse nicht. Der Nebel bleibt – immer und überall. Gäbe es eindeutige Warn- oder Kaufsignale, gäbe es keinen Handel mehr, keine Gewinner, keine Verlierer. Das hat sich bis heute nicht geändert. Es gibt viele Daten: Zinsen, Gewinne, Inflation, Wachstum – alles bestens dokumentiert. Doch das Zusammenspiel dieser Faktoren ist jedes Mal einzigartig, ebenso wie die Motivation der Anleger, auf den Kauf- oder Verkaufsknopf zu drücken. Welche Mixtur treibt die Kurse – und wie nimmt die Marktstimmung daraus ihren nächsten Dreh? Die meisten Anleger entwerfen richtigerweise Szenarien – entsprechend dem jeweiligen Marktumfeld. Doch das geht oft unter. Auguren mit knalligen Botschaften dominieren die Schlagzeilen. Das muss nicht schlimm sein; auch Anleger wollen unterhalten werden. Man sollte den CNBC-Börsenkommentator Jim „Mad Money“ Cramer halt nicht beim Wort nehmen. Zwei aktuelle Beispiele zeigen den nebeligen Pfad im Herbst 2025: Jim Reid, Analyst bei der Deutschen Bank, präsentierte kürzlich eine anschauliche Grafik, die den Zusammenhang zwischen Bewertungen und künftigen Aktienrenditen zeigt. Der S&P 500 ist heute so teuer wie zuletzt am Vorabend des Dotcom-Crashs. Aktienrenditen waren nach Bewertungshöchstständen über Zeiträume von zehn Jahren mager. Zeit also, die USA unterzugewichten? Möglich – aber es könnte auch anders kommen. Das Datenhaus FactSet hat dokumentiert, dass das Wort „Zölle“ in den Quartalsberichten der S&P-500-Konzerne zuletzt um ein Fünftel seltener fiel. Auch „Inflation“ ist in den US-Earnings Calls so selten Thema wie seit fünf Jahren nicht mehr. Passend dazu hat die US-Notenbank diese Woche den Leitzins gesenkt. Und dann schwebt natürlich über allem die KI-Revolution, die von US-Tech-Plattformen angeführt wird. Also doch Nasdaq 100 kaufen? Was die richtige Entscheidung war, wissen wir immer erst im Nachhinein. Es bleibt sinnvoll, investiert zu bleiben – auch in den USA. Die Versuchung, mit Vollgas in die Märkte zu gehen oder sich komplett zurückzuziehen, ist zwar groß. Behutsamkeit bringt aber langfristig mehr Rendite. Wir stochern im Nebel der Märkte. Immer und überall. Was nicht ausschließt, dass wir uns von Jim Reids Analysen informieren und von Jim Cramers Clownereien unterhalten lassen. |
Die envestor-Expertise für Sie: Jetzt Info-Termin buchen!
Sie sind neugierig geworden, wie wir bei envestor Anlegerportfolios konstruieren und wetterfest machen? Sie möchten sich über unsere Portfolio-Beratung, unsere ETF-Portfolios oder über den envestor-Cashback für aktiv verwaltete Fonds informieren? Hier können Sie ein unverbindliches Gespräch vereinbaren. Mehr über den envestor Cashback, der investieren günstiger macht, als es Ihre Bank erlaubt, erfahren Sie hier.
Autor
-
Ali Masarwah ist Fondsanalyst und Geschäftsführer von envestor. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Fonds und ETFs, zuletzt als Analyst beim Research-Haus Morningstar.
Alle Beiträge ansehen