Aktiv verwaltete Fonds bilden für viele Anleger das Fundament ihres Vermögensaufbaus. Sie versprechen breite Streuung, professionelles Management und langfristig attraktive Erträge. In der Realität zeigt sich jedoch: Nicht jeder Fonds entwickelt sich dauerhaft so, wie es das Verkaufsprospekt erwarten lässt. Sechs Warnsignale bei Fonds – worauf Anleger achten sollten. Viele Anleger kennen das: Man identifiziert einen stark performenden Fonds, der Manager ist kompetent, die Strategie schlüssig. Doch nach dem Investment verlieren viele Fonds schleichend an Qualität oder liefern eine nicht nachvollziehbare Performance. Gerade weil Fonds oft über viele Jahre gehalten werden, lohnt sich ein regelmäßiger Realitätscheck. Welche Warnsignale sollten Anleger ernst nehmen, ohne bei jeder Schwächephase in Aktionismus zu verfallen?
Dauerhafte Underperformance: Wenn Pech unwahrscheinlich wird
Kurzfristige Underperformance ist kein Makel. Im Gegenteil: Wenn ein aktiv verwalteter Fonds wirklich aktiv ist, dann muss er gelegentlich hinter seiner Benchmark liegen – weil er von ihr abweicht. Selbst sehr gute Fonds liegen zeitweise hinter ihrer Benchmark, denn auch die besten Fondsmanager haben keine Glaskugel. Kritisch wird es jedoch, wenn ein Fonds über mehrere Marktphasen hinweg systematisch schlechter abschneidet als sein Vergleichsindex und vergleichbare Fonds.
Die Kapitalmarktforschung liefert hier eine klare Einordnung. Die bekannte Studie Luck versus Skill von Fama und French zeigt, dass zufällige Abweichungen kurzfristig häufig sind, sich langfristig jedoch nivellieren sollten. Bleibt ein Fonds über viele Jahre zurück, spricht statistisch vieles gegen bloßes Pech und für strukturelle Schwächen im Investmentprozess. Ein robuster Prozess muss vergangene Erfolge wiederholbar machen.
Entscheidend ist dabei der Kontext. Ein Value-Fonds darf in ausgeprägten Wachstumsphasen hinterherlaufen. Er sollte seine Stärken jedoch zeigen, sobald sich das Marktumfeld dreht. Bleibt auch diese Erholung aus, ist erhöhte Aufmerksamkeit geboten.
Stilbrüche und Strategieänderungen: Wenn die Linie verschwimmt
Anleger entscheiden sich bewusst für bestimmte Fondsstrategien, etwa Qualitätsaktien, Dividendenfokus oder Wachstumswerte. Problematisch wird es, wenn sich diese Ausrichtung schleichend verändert, ohne klar kommuniziert zu werden.
Empirische Analysen zur Faktorstabilität, unter anderem von AQR, zeigen, dass Fonds mit konsistenter Stiltreue langfristig stabilere Risiko-Rendite-Eigenschaften aufweisen. Häufige Richtungswechsel deuten dagegen oft auf reaktives Management hin, das Marktbewegungen hinterherläuft, statt einer klaren Überzeugung zu folgen.
Für Anleger lohnt sich der Blick auf Kennzahlen wie Active Share oder die Entwicklung der Faktor-Exponierung über mehrere Jahre. Deutliche Veränderungen ohne Erklärung sind ein ernstzunehmendes Warnsignal.
Managerwechsel: Mehr als nur ein Namenswechsel
Bei aktiv gemanagten Fonds spielt das Management eine zentrale Rolle. Erfahrung, Entscheidungsdisziplin und Teamstabilität lassen sich nicht beliebig austauschen. Entsprechend zeigen Auswertungen von Morningstar, dass Fonds mit langer Manager-Tenure im Durchschnitt stabilere Ergebnisse erzielen als Produkte mit häufig wechselnden Verantwortlichen.
Häufige Managerwechsel sind daher ein klares Warnsignal, insbesondere wenn sie ungeplant erfolgen. Noch kritischer ist es, wenn ein Fonds stark mit einer einzelnen Person verbunden ist, die das Haus verlässt. Anleger sollten dann prüfen, ob der Investmentprozess klar dokumentiert und im Team verankert ist oder ob der bisherige Erfolg primär auf individueller Expertise beruht. In manchen Häusern ist der Manager nicht der Star, sondern der Team-Ansatz entscheidend. Anleger und Berater müssen daher auch beachten, ob sich die Einbettung eines Managers, also das Team, in dem er arbeitet, verändert hat.
Auch wenn manche Profi-Anleger, etwa viele Dachfondsmanager, einen Fonds bei einem Managerwechsel umgehend verkaufen, ist ein Managerwechsel nicht automatisch schlecht oder auch ein Warnsignal. Entscheidend ist, ob der Übergang strukturiert erfolgt und die ursprüngliche Philosophie glaubwürdig fortgeführt wird.
Fondsgröße und Liquidität: Wenn Wachstum zum Nachteil wird
Ein steigendes Fondsvolumen wird von Fondsanbietern häufig als Qualitätsmerkmal verkauft. Bei ETFs kann das tatsächlich ein Vorteil sein, in aller Regel ist das aber genau nicht der Fall bei aktiv verwalteten Fonds. Im Gegenteil: Die Größe jedoch zur Belastung werden, insbesondere in weniger liquiden Marktsegmenten wie Nebenwerten, Schwellenländern und viele Nischenstrategien bei Anleihen. Die Forschung zu Skaleneffekten, unter anderem zusammengefasst vom NBER, zeigt, dass Fonds ab einer bestimmten Größe Schwierigkeiten haben, ihre besten Ideen effizient umzusetzen. Die Folge sind zunehmend indexähnliche Portfolios oder eine Verwässerung der ursprünglich fokussierten Strategie. Ein Fonds mit zu hohen wirft die Frage auf, ob der Fondsgesellschaft die Steigerung der Erträge wichtiger ist als die Erzielung hoher Renditen für Anleger.
Anleger sollten daher prüfen, ob das aktuelle Fondsvolumen noch zur Anlagestrategie passt. Ein High Yield Fonds oder ein Nebenwerte-Fonds mit Milliardenvolumen ist zumindest erklärungsbedürftig.
Transparenz und Kommunikation: Wenn Marketing überwiegt
Ein weiteres Warnsignal ist mangelhafte Kommunikation. Seriöse Fonds berichten nicht nur über Erfolge, sondern auch über Fehlentscheidungen. Sie erklären nachvollziehbar, warum bestimmte Positionen nicht funktioniert haben und welche Konsequenzen daraus gezogen wurden.
Analysen internationaler Organisationen wie der OECD zeigen, dass Transparenz ein zentraler Faktor für Anlegervertrauen und langfristige Anlagequalität ist. Problematisch wird es, wenn Berichte überwiegend aus allgemeinen Marktkommentaren bestehen und wenig über die tatsächliche Portfoliostruktur aussagen.
Wer Risiken kleinredet oder Verantwortung konsequent auf externe Faktoren schiebt, liefert kein überzeugendes Qualitätsmerkmal.
Kostenstruktur: Hohe Gebühren brauchen Substanz
Kosten sind einer der wenigen Faktoren, die Anleger sicher kontrollieren können. Wie unsere Studie zeigt, dass hohe laufende Kosten langfristig einen erheblichen Teil der Bruttorendite absorbieren.
Warnsignale entstehen, wenn Fonds hohe Gebühren verlangen, ohne einen klaren Mehrwert zu liefern, sei es durch bessere Risikosteuerung, überzeugende Ergebnisse oder echten aktiven Ansatz. Besonders kritisch sind komplexe Gebührenmodelle, die schwer nachvollziehbar sind oder kurzfristige Risikoneigung belohnen.
Ein nüchterner Vergleich mit kostengünstigen Indexfonds ist hier ein sinnvoller Referenzpunkt.
Fazit: Warnsignale sind kein Alarm, aber ein klarer Prüfauftrag
Warnsignale bei Aktienfonds treten selten abrupt auf, und sie kommen auch nicht immer geballt. Meist entwickeln sich schleichend Schwächen über Jahre, wie auch die Verwässerung von Strategien, die ursprünglich konsistent hohe Renditen erzielt haben. Genau deshalb werden sie oft ignoriert. Anleger, die regelmäßig prüfen, ob Strategie, Management, Kosten und Kommunikation noch zusammenpassen, verbessern die Qualität ihres Portfolios erheblich.
Ein Fonds muss nicht perfekt sein. Er sollte jedoch konsistent, transparent und nachvollziehbar gemanagt werden. Wer diese Kriterien ernst nimmt, trifft langfristig bessere Entscheidungen – und erspart sich unangenehme Überraschungen. Auch wer lange Jahre mit einem Fonds sehr gut gefahren ist, muss mitunter schmerzhafte Entscheidungen treffen, zumal die Trennung von einem Fonds dann oft mit einer Steuerbelastung verbunden ist. Dennoch ist ein Ende mit Steuerschrecken besser als ein Performance-Schrecken ohne Ende.
Die envestor-Expertise für Sie: Jetzt Info-Termin buchen
Sie sind neugierig geworden, wie wir bei envestor Anlegerportfolios konstruieren und wetterfest machen? Sie möchten sich über unsere Dienstleistungen informieren? Hier können Sie ein unverbindliches Gespräch vereinbaren. Mehr über den envestor Cashback, der investieren günstiger macht, als es Ihre Bank erlaubt, erfahren Sie hier.
Autor
-
Steffen Gruschka ist CFO und Co-Geschäftsführer von Envestor. Er ist seit über 25 Jahren Fondsmanager für Emerging-Markets-Aktien, zunächst bei der DWS, heute bei Pyfore Capital, wo er als Berater für den Emerging Markets Digital Leaders verantwortlich zeichnet.
Alle Beiträge ansehen