ETFs oder aktive Fonds? Die envestor-Fondsanalyse löst diesen scheinbaren Widerspruch auf. Zunächst erläutern wir allerdings im ersten Teil dieses Beitrags, wie es zur Fixierung der Anleger auf ETFs kam und warum aktiv verwaltete Fonds nicht überflüssig sind.
Die envestor-Fondsanalyse: Als ETFs laufen lernten
Bevor ich die envestor-Fondsanalyse vorstelle und damit die Frage: „Wie finde ich den richtigen Fonds“ beantworte, möchte ich diesen Beitrag mit ein wenig Hintergrund einleiten. Zunächst ein persönliches Bekenntnis. Als ich bei Morningstar 2011 als Analyst die Personal-Finance-Redaktion beim US-Research-Haus für den deutschsprachigen Raum übernahm, stand die Frage: „ETFs oder aktiv verwaltete Fonds?“, bereits auf der Agenda von Anlegern. Mir war klar, dass die Debatte die falsche Antwort auf die richtige Frage war: Warum performen aktiv verwaltete Fonds so schlecht? Mich trieb damals die Frage um: Wie können Anlegerinnen und Anleger einen besseren Deal machen?
Für Morningstar herrschte in einer Sache bemerkenswerte Klarheit: It’s the fund costs, stupid! Auf Deutsch: Fonds waren und sind immer noch zu teuer. Man muss wissen, dass Kosten bei Fonds der wichtigste Prognosefaktor sind, wenn es um die Prognose der (relativen) Renditen der Zukunft geht. Noch pointierter formuliert: günstige Fonds sind besser als teure. ETFs hatten bereits vor 15 einen Riesenvorteil gegenüber aktiv verwalteten Fonds, weshalb ich nach Kräften eine Lanze für ETFs gebrochen habe. Aber hier ist die Crux: ETFs waren für Anleger eine gute Sache, nicht weil sie Indexfonds sind oder weil sie sekündlich aktualisierte Kurse zeigen oder weil sie an der Börse gelistet sind – vielmehr sind sie sehr viel günstiger als aktive Fonds. Teilweise weisen sie nur ein Zehntel der Kosten von vergleichbaren aktiv verwalteten Fonds auf.
Noch im Jahr 2010 war die Dominanz aktiv verwalteter Fonds in Anlegerportfolios in Deutschland nahezu total – und das zehn Jahre nach dem Start des ETF-Segments an der Frankfurter Börse! Zwei Umstände waren mir klar: Einmal befanden sich ETFs weltweit auf dem Vormarsch, vor allem in den USA. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis dieser Trend auch nach Deutschland schwappen würde. BlackRock (iShares), Vanguard, Lyxor/Amundi, aber auch Xtrackers würden sich die Chance nicht entgehen lassen, den größten europäischen Anlagemarkt für Indexfonds zu erschließen.
Der zweite Umstand: Vor 15 Jahren agierten die Anbieter aktiv verwalteter Fonds extrem sorglos: Der Fondsvertrieb wird in Deutschland von den Sparkassen, Genossenschaftsbanken, Privatbanken (Deutsche Bank, Commerzbank) und wenigen Strukturvertrieben dominiert. Überall dort liefen aktiv verwaltete Fonds wegen der hohen Provisionen außer Konkurrenz, egal, ob die Produkte eine gute (unwahrscheinlich) oder schlechte (überaus wahrscheinlich) außer Konkurrenz. Im klassischen Fondsvertrieb herrschte die unheilige Allianz zwischen Banken und Finanzdienstleistern einerseits und Fondsanbiertern andererseits. Erstere kassierten (und kassieren) die Ausgabeaufschläge beim Verkauf und vereinnahmten (und vereinnahmen) laufend Bestandsprovisionen. Die Fondsanbieter wiederum verdienen auch üppig, weil sie über die Jahre die Gebühren ihrer Fonds stark verteuert hatten und sich auch dank sogenannter Performance Fees üppig bedienen können. Anleger sind fallen in dieser unheiligen Allianz hinten über und schauen bei Fonds in die Röhre.
Umstand 1 + Umstand 2 = hohes Disruptionspotential?
Auch wenn das Fonds-Geschäft damals brummte, war ich noch 2010 der felsenfesten Überzeugung, dass die Fondsbranche alles tun würde, um aktiv verwaltete Fonds attraktiver zu machen, um gegenüber ETFs konkurrenzfähig zu bleiben. Mir war klar, dass der deutsche Fondsmarkt reif für eine Disruption war, zu groß waren die Schwächen der wichtigsten Anlageprodukte der Anlegerinnen und Anleger in Deutschland. Ich lag damit richtig, aber zugleich auch völlig falsch. Warum?
Einerseits ist die Disruption des Fondsmarkts Realität. Wenn Anleger im Jahr 2025 „Fonds“ sagen, meinen sie „ETFs“. Und wer jüngere Anleger fragt, ob sie Vermögen aufbauen, ist die für sie verständlichste Formulierung: „Machst du einen MSCI World ETF?“.
Aber die Disruption ging in eine völlig andere Richtung, als ich es erwartet hatte: Anlegende haben sich die Welt des günstigen Investierens erschlossen, aber nicht, weil die Fondsbranche ihre Produkte attraktiver gestaltet hätte, sondern ETFs einen beispiellosen Siegeszug erleben. In Kombination mit Neo-Brokern und Robo-Advisors sind ETFs an der bräsigen Fondsbranche vorbeigezogen. Vanguard, iShares, Amundi, Xtrackers und Co. und Co. bedienen nicht nur die Neo-Broker mit günstigen ETFs, in die Anlegende auch zum Nulltarif mit Sparplänen investieren können, sondern sie legen auch automatisierte Vermögensverwaltungen auf und machen damit etablierten Mischfonds Konkurrenz. Wer heute in ETFs investieren will und sich nicht als Portfolio-Konstrukteur betätigen will, findet fertige Robo-Lösungen vor. Das löst das Diversifikations-Dilemma, das die Fokussierung auf MSCI World ETFs überflüssig macht.
envestor bietet Fonds-Anlegern einen fairen Deal
Bereits seit Jahren steuert ein Großteil der Neu-Investitionen in Fonds ETFs an. Der europaweite Trend gilt inzwischen auch für Deutschland. Wer heute in aktiv verwaltete Fonds zu fairen Konditionen investieren will, findet faktisch nur sehr wenige Vertriebsstellen vor: Noch immer sind wir bei envestor einer der ganz wenigen Finanzdienstleister, die selbstentscheidenden Anlegerinnen und Anlegern die Bestandsprovisionen erstattet (und natürlich keine Ausgabeaufschläge verlangt). Das verbessert die Anleger-Perfomane mitunter dramatisch. Ohne die Bedeutung meiner Firma kleinreden zu wollen: Das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein – Fonds sind nach wie vor für Anleger in Deutschland wegen der hohen Kosten oft unattraktiv. Dass das oft nicht an der Qualität der Fonds liegt, zeigen wiederholte Vergleiche zwischen den verschiedenen Tranchen eines Fonds: Die Fonds-Versionen für institutionelle Anleger performen gut, die Versionen des identischen Fonds, die Privatanlegern angeboten werden, performen mittelmäßig bis schlecht.
Sind aktiv verwaltete Fonds überflüssig?
Allerdings brachte die Fokussierung auf ETFs auch Nachteile: Taktisches Investieren wird durch die „Gamification“ des Investierens gefördert – mit häufig verheerenden Folgen, wie das traurige Beispiel des iShares Global Clean Energy ETF zeigt, mit dem Investoren in großem Ausmaß Rendite gekillt haben.
Zudem hat die Giga-Performance von ETFs auf Indizes wie den Nasdaq 100 und S&P 500 den Blick darauf versperrt, dass viele ETFs keine effizienten Investments sind. Sie decken Märkte oft nur selektiv ab, weisen Klumpenrisiken auf und können mitunter sogar durch einseitige und unbewiesene Strategien Vermögen vernichten. Auch das Anlegerverhalten kann zu schlechten Renditen führen, was besonders oft bei Themen-ETFs gilt. ETFs können also im Vergleich mit aktiv verwalteten Fonds mies abschneiden.
Besonders verheerend fiel in den vergangenen Jahren die Performance von klassischen Anleihen-ETFs aus, die mit sehr hohen Laufzeitrisiken in die Inflations-Phase hineinliefen und 2022 von Renditeanstieg regelrecht zertrümmert wurden.
Diese Nachteile zeigen, dass Anlegende tunlichst nicht nur auf ETFs setzen sollten. Es gilt vielmehr, die Vorteile von ETFs zu kombinieren mit den Vorteilen aktiv verwalteter Fonds. Wie das funktioniert, stellen wir im zweiten Teil dieses Artikels in der kommenden Woche vor, wenn wir die Frage beantworten: Wie funktioniert die envestor-Fondsanalyse, die wir bei Beratungskundinnen und -kunden einsetzen?
Sie sind neugierig geworden, wie wir bei envestor Anlegerportfolios konstruieren und wetterfest machen? Sie möchten sich unverbindlich über unsere Dienstleistungen informieren? Hier können Sie ein unverbindliches Gespräch vereinbaren. Mehr über den envestor Cashback, der investieren günstiger macht, als es Ihre Bank erlauben würde, erfahren Sie hier.
Autor
-
Ali Masarwah ist Fondsanalyst und Geschäftsführer von envestor. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Fonds und ETFs, zuletzt als Analyst beim Research-Haus Morningstar.
Alle Beiträge ansehen