Ein französischer Trader hat eine waghalsige Wette auf den Wahlsieg Donald Trumps platziert. Warum diese aufgegangen ist und ob Anleger die Systematik dahinter für ihre Anlagestrategie adaptieren können.
Nach der US-Wahl kam der Kater – nicht nur bei den Demokraten, der europäischen Autoindustrie und der Kommunistischen Partei Chinas. Mit dem mühelosen Wahlsieg Donald Trumps dürften auch viele Meinungsforscher hadern, die wieder einmal das Enfant Terrible unterschätzt hatten. Wieder einmal wurde nicht hinreichend berücksichtigt, dass sich Trump-Wähler über ihre Wahlabsichten bedeckt halten. Das bringt uns zu Theo. Der Franzose, ein Trader, der es vorzieht, nur seinen Vornamen zu nennen, war schlauer. Theo hat das Problem des „scheuen Trump-Wählers“ mit dem Rückgriff auf Umfragen gelöst, die so fragten: „Wen würde Ihr Nachbar wählen?”. Die Antworten haben den findigen Spekulanten darin bestärkt, eine große Wette auf einen Trump-Sieg einzugehen.
Theo setzte an der Krypto-Wettbörse Polymarket Millionen auf die Wahl Trumps zum Präsidenten. Auch die Wettplattform Kalshi signalisierte eine hohe Wahrscheinlichkeit für einen Sieg des Ex-Präsidenten. Eine völlig perplexe Financial Times spekulierte, dass der Wettmarkt manipuliert sein müsse, weil es extreme Abweichungen zu den sakrosankten Umfragen gab.
„MIt der einfachen Frage 'wen würde Ihr Nachbar wählen?' hebelte der Trader Theo Heerscharen von Meinungsforschern aus"
Daraufhin forderte die Wettseite Kalshi diejenigen, die meinten, dass der Wettmarkt manipuliert sei, zum Handeln auf. Jeder habe die Möglichkeit, die Manipulatoren teuer bezahlen zu lassen, indem man deren vermeintlich dreist manipulierte Wette einfach annehme. Die Wettmärkte schätzten die Wahrscheinlichkeit eines Trump Sieges zeitweise auf bis zu 70 Prozent ein. Für einen eingesetzten Dollar auf Harris hätte man mehr als zwei Dollar gewinnen können. Man würde also die Wette gewinnen und den Markt Lügen strafen, so Kalshi. Es sei`denn, man habe am Ende doch Unrecht.
Am Ende stellt sich heraus, dass der Wettmarkt und allen voran Theo schlauer war als die Meinungsforscher, die Presse und das Heer der politischen Gegner Trumps, die bisweilen den Eindruck hinterließen, dass die Überbringer unangenehmer Botschaften irgendwie Trumpesk seien. Was können wir von Theo lernen?
Es kann sehr lukrativ sein, die Narrative des Mainstreams zu hinterfragen und konträre Wetten einzugehen. Diese Strategie funktioniert am besten in den Märkten, die illiquide und nicht von den Heerscharen der Broker-Analysten abgedeckt werden. Schlauer zu sein als die 57 Analysten, die bei Meta oder Nvidia jeden Stein zehnmal umdrehen, ist extrem schwierig.
Im envestor Blog haben wir die US-Wahl und ihren Einfluss auf die Märkte engmaschig begleitet. Hier eine Übersicht über unsere Berichterstattung:
1. Die US-Wahl wirft ihre Schatten voraus. Es wird Gewinner und Verlierer auf der Aktienseite geben, aber ein Markt hat das Zeug, die Zeiger an der Börse nachhaltig zu bewegen.
2. Wie „Theo“ mit seiner Pro-Trump-Wette viel Geld verdiente – und was Anleger daraus lernen können
3. Gewinner und Verlierer des Trump Trades: Die Gewinner
4. Gewinner und Verlierer des Trump Trades: Die Verlierer
Autor
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Steffen Gruschka ist CFO und Co-Geschäftsführer von Envestor. Er ist seit über 25 Jahren Fondsmanager für Emerging-Markets-Aktien, zunächst bei der DWS, heute bei Pyfore Capital, wo er als Berater für den Emerging Markets Digital Leaders verantwortlich zeichnet.
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