Kapitalmärkte 2026

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Thesen und Prognosen für die Kapitalmärkte 2026

Was werden uns die Kapitalmärkte 2026 bescheren? Nach einem ruckeligen und für Risikoanlagen dennoch insgesamt befriedigenden Jahr 2025 gehen viele Anleger mit Optimismus ins neue Jahr. Wo teilen wir ihn, wo nicht? Unsere szenariogetriebenen Prognosen für 2026 in zehn Punkten zusammengefasst.

In der vergangenen Woche haben wir Revue passieren lassen, in welchen Punkten wir mit unseren Prognosen für 2025 richtig und wo wir falsch gelegen haben. Teil II dieses Artikels folgt heute mit unseren Prognosen für 2026. Wer unsere Denke kennt und unsere Prognosen für 2025 verfolgt hat, wird nicht überrascht sein, dass wir keine Punktprognosen abgeben werden. Wir identifizieren heute – rein qualitativ – die Themen, die relevant sein werden für die Kapitalmärkte, entwerfen Thesen und malen Szenarien an die Wand. Wir bekennen zugleich, dass wir keine Ahnung haben, wo der DAX im Dezember 2026 stehen wird (wer es weiß: Wir freuen uns über dezente Hinweise über die Whistleblower-Mailadresse ed.rotsevne@hawrasam.ila!).

Ein Wort zum Sinn von Prognosen. Sie sind überall, ob sichtbar oder unsichtbar. Kein Portfolio wird prognosefrei aufgestellt. Jede unserer Anlageentscheidungen wird von Annahmen unterfüttert. Ungünstig ist es, wenn sich Anleger nicht bewusst machen, welche Annahmen ihren Investments zugrunde liegen. Dann setzen sie sich unbedarft den Launen der Märkte aus. Wer etwa sein Depot mit nur einem ETF auf den MSCI World bestückt, wettet einseitig auf US-Aktien, unterstellt damit, dass die Jagd der US-Tech-Plattformen nach dem heiligen Gen-AI-Gral der einzig richtige Pfad Richtung menschlichen Fortschritts sei. China und – unfreiwillig – auch Europa zeigen, dass der AI-Weg auch in der Unterfütterung bestehender Wirtschaftsstrukturen liegen kann: die Förderung einer diversifizierten technologischen Entwicklung, inkrementelle Fortschritte in den Sektoren Robotics, bei der Digitalisierung von Verwaltungsprozessen, der Entwicklung von E-Autos, Smart Cities und alternativen Energien. Das alles kann im Endeffekt mehr bringen als eine einseitige Wette auf den großen „General-AI“-Durchbruch, von dem wir nicht wissen, ob er möglich ist und – selbst wenn ja – wann er kommen könnte.

Explizite Investmentthesen sind meines Erachtens wichtig – im Sinne des selbstbestimmten und selbstreflektierten Investierens. Doch genug der Reflexion, hier unsere Thesen, Meinungen, Prognosen:

KI-Hype: Gamechanger im Zockermodus

Die Antwort auf die Frage „Bubble oder nicht?“ sei hier schnell abgehakt: Ja, wir sind der Meinung, dass wir uns in einer KI-Bubble befinden. Aber muss es zum Crash kommen? Die Antwort hängt von vielen Faktoren ab: Handelt es sich um einen geschlossenen Kreislauf weniger Giga-Tech-Plattformen? Weitet sich der Kreis der Profiteure aus? Wann kommt die Massenadaption? Wie lang ist die Halbwertzeit der GPUs? Was machen die Abschreibungen mit den Bilanzen? Werden AI-Anwendungen zur austauschbaren Commodity, oder werden proprietäre Anwendungen die Ertragsbringer sein? Wie stark wird die AI-Revolution 2026 von Schulden finanziert?

Was uns zur Vorsicht mahnt: Inzwischen hat jeder mitbekommen, dass AI der Haupttreiber ist: der Kursgewinne im S&P 500, der US-Unternehmensgewinne und der Investitionen in Infrastruktur. Wie ist das 2026 zu toppen? Gibt es noch Spielraum nach oben? Die zunehmende Schuldenfinanzierung stimmt uns ebenfalls nachdenklich. Daraus folgt, dass wir auf der Aktienseite nicht nur die USA deutlich untergewichten im Vergleich zum MSCI World oder FTSE All-World, sondern auch Mega-Caps ergänzen durch Nebenwerte und die günstigeren Aktienbewertungen in Europa, Japan und den Emerging Markets zur Diversifikation nutzen. Das bedeutet, dass wir 2026 underperformen werden, wenn sich der AI-Hype fortsetzt und den US-Aktienmarkt weiter anheizt. Wiederholt sich dagegen das Jahr 2025, werden wir – erneut – besser liegen als Anleger mit US-dominierten Portfolios. Keine All-in- oder All-out-Wetten zu fahren, ist unserer Meinung nach die beste Antwort auf den KI-Hype.

Comeback Bond Vigilantes: Fiskalpolitik im Fokus

Die Unsicherheit über die hohen staatlichen Defizite in den Industrieländern, vor allem in den USA, wird nach wie vor von einer hartnäckigen Inflation von deutlich über zwei Prozent in den USA begleitet. Die Steuersenkung des „Big Beautiful Bill“ wird das US-Defizit noch ausweiten. Weil im Frühjahr 2026 die Ernennung eines neuen Fed-Chefs ansteht, befürchten viele, dass die US-Notenbank die Zinsen aggressiv senken wird. Kombiniert mit den Folgen der Zollpolitik der Trump-Administration wäre das der Mix, aus dem sich eine Rückkehr der Inflation ableiten ließe. In Europa wiederum stehen Re-Industrialisierung, Aufrüstung und intensivierte Ukraine-Hilfe an – alles schuldengetrieben, wohlgemerkt.

Im Ergebnis glauben wir zwar nicht daran, dass Investoren die Staaten im großen Stil abstrafen werden. Die Bond Vigilantes werden aber hin und wieder aus der Deckung kommen. Staatsanleihen aus den Industrieländern bleiben also unsichere Kantonisten. Volatilitätsschübe lassen die „Term-Prämie“ eher unattraktiv erscheinen. Angesichts der gesunkenen Zinsen ist Cash allerdings nicht King, sondern real ein Verlustgeschäft. Mittlere Laufzeiten einerseits und der Ersatz von Staatsanleihen durch Unternehmensanleihen andererseits sind unserer Meinung nach eine gute Alternative zu breit aufgestellten Anleihen-ETFs, die typischerweise den Schwerpunkt auf länger laufende Staatsanleihen setzen.

Dollar weiter im Rückwärtsgang

Der Dollar hat 2025 bis zu 15 Prozent gegenüber dem Euro nachgegeben und damit vielen Anlegern die Aktienperformance verhagelt – der S&P 500 hat in Euro gerechnet gerade einmal ein Plus von drei Prozent verbucht – und Anleiheninvestoren mit ungesichertem Dollarrisiko komplett die Show vermasselt. Sinkende Zinsen, Inflationsgefahren, Defizite, die neue Handelspolitik der USA, der Debasement-Trade: All das spricht für eine wachsende Abschwächung des Dollar gegenüber dem Euro. Doch weil alle Welt offenbar diesen neuen „Base Case“ sieht, genauso wie alle noch Anfang 2025 bullish auf den Dollar waren, könnte es natürlich alles anders kommen. Die Antwort: Dollarrisiken auf der Anleihenseite zwingend absichern, bei Aktien zunächst nicht unbedingt. Sollte indes die Fed die Zinsen weiter senken und die EZB nicht, sinken die Opportunitätskosten der Absicherung des Dollarrisikos. To hedge or not to hedge – die Frage könnte sich im Laufe des kommenden Jahres neu stellen.

Europas Comeback – keine Eintagsfliege

Auch wenn unklar ist, ob der Industrie in Europa wirklich der Turnaround gelingt, werden die schuldengetriebenen Infrastrukturinvestitionen in Deutschland Impulse liefern. Green Tech, Rüstung, Infrastruktur – das Wachstum in Europa könnte die Aktienmärkte antreiben. Zumal die Bewertungen noch immer sehr viel günstiger sind als in den USA. Auch im Rüstungssektor, der nach Korrektur von Defense-Aktien in der zweiten Jahreshälfte an der Börse etwas realistischer bewertet ist. Die vielen Anleger in den vielen neuen Rüstungs-ETFs, die in diesem Jahr einen ordentlichen Nasenstüber bekommen haben, sollten also Geduld haben. Themen-ETFs und Themenfonds sind, sofern die Trends nachhaltiger Natur sind, nach Korrekturen spannend. Buy Europe – keine Einjahresfliege, sondern auch 2026 vielversprechend.

Handel 2026: Regionalisierung und Waffenstillstand

2025 erlebten Anleger den Trump-Schock: Der US-Präsident schockte am „Liberation Day“ im April Anleger weltweit mit der Ausrufung eines Handelskriegs. Der nicht kam. „Trump always chickens out“ mag eine Überzeichnung sein, aber auch in der US-Zollpolitik wird nicht alles so heiß gegessen, wie es in der MAGA-Küche gekocht wird. Das schließt nicht aus, dass die Handelsbarrieren zwischen den USA, China und Europa bestehen oder sogar weiter errichtet werden. Aber sie werden nicht länger globale Schockwellen auslösen, sondern eher punktuell wirken. Besonders betroffen könnten die Bereiche Technologie (Chips), Elektroautos und grüne Industrien sein. Unternehmen mit diversifizierter Produktionsbasis und Zugang zu Halbleiterkapazitäten, Spezialrohstoffen und Logistik könnten die Gewinner sein.

Politisch neutrale Länder mit verlässlicher Rechtsstaatlichkeit (z. B. einige ASEAN-Staaten, Mexiko, Teile Osteuropas), die nicht ins Visier der US-Handelspolitik kommen, könnten besonders profitieren (Stichwort: „Pivot-Hubs“). Besonders Emerging-Markets-Aktien könnten profitieren, zumal tendenziell rückläufige Renditen in den USA die Rückkehr des Carry Trades bewirken könnten. Sinken die Zinsen in den Industrieländern, „tragen“ Anleger ihr Geld zunehmend in Regionen mit höheren Zinsen.

Kreditmärkte bleiben eine Renditestütze

Seit der Rückkehr des Zinses im Jahr 2022 hat sich für Anleger eine alte, verloren geglaubte Welt wiedergefunden: Anleihen. Waren die Rentenmärkte zwischen 2010 und 2021 vom Zombie-Nullzins überwuchert, so bietet sich seit 2023 ein vielfältiges Prämienmenü: Unternehmensanleihen, Nachranganleihen, Hochzinsanleihen, Nischenemissionen, Private Credit, Emerging-Markets-Bonds. Die massiv gestiegenen Renditen haben Anleihen zu einer Alternative für viele Anleger gemacht, die Aktienrisiken scheuen. Interessanterweise haben das viele Investoren noch immer nicht mitbekommen. Wir treffen viele Anlegende vor, die nicht mehr 25 sind, aber dennoch mit einer Aktienquote von 80, 90 Prozent unterwegs sind. Ja, die Zinsen sind gesunken und mit ihnen die Renditen von länger laufenden Papieren, aber es winken noch immer attraktive Prämien. Wer sich jenseits klassischer Staatsanleihen bewegt, die das Laufzeitenrisiko nach wie vor nicht angemessen vergüten, findet viele spannende Zinsbringer vor.

Ukraine, Nahost und Co. – irrelevante Tragödien

Waren unsere bisherigen Thesen eher abwägend, so wagen wir uns bei unserer Einschätzung zu den Konfliktherden der Welt weit aus dem Fenster: 2026 dürften auf den Schlachtfeldern der Ukraine und Gaza militärisch weder der Frieden Einzug halten noch der große Flächenbrand drohen. Das anhaltende „Konfliktrauschen“ dürfte in Abwesenheit dramatischer politischer und militärischer Verschärfungen keinen wesentlichen Einfluss auf die Märkte haben. Was nicht ausschließt, dass die seismischen Entwicklungen seit 2022/23 weiter dominieren: Russland und die Ukraine bleiben, aus verschiedenen Gründen, nicht investierbar, die Aufrüstung in Europa und Asien wird den Lauf der Kapitalströme schleichend verändern, aber die Zeit der großen Überraschungen ist vorbei. Die geopolitische Realität hat sich nachhaltig verändert, und das haben Anleger verinnerlicht.

Bitcoin und Gold: Die Schere klafft weit auseinander

Im Jahr 2025 sind die Würfel mit Blick auf die Frage, ob Bitcoin eine Krisenwährung sei, endgültig gefallen. Kein Anleger, der 2026 eine Versicherung gegen Unfälle im Finanzsystem sucht, wird Kryptos als Alternative begreifen. Seitdem die Krypto-ETPs von BlackRock und Co. sowie Zocker wie Michael Saylor ein regelrechtes Bitcoin-Casino aufgezogen haben, spricht kein Krypto-Fan mehr verächtlich über „Fiat“-Währungen. Bitcoin ist vom Finanz-Mainstream übernommen worden und erkennbar keine Alternative zum Dollar, Euro oder Yen. Gold hat sich indes seiner fantastischen Performance 2025 als institutionalisierte Krisenversicherung behauptet, Bitcoin und Co. sind zunehmend politisierte Spekulationsobjekte, die immer mehr in den Ruch von Insider-Scams – MAGA-Amerika sei Dank – geraten. Bitcoin wird 2026 dank seiner Fanbasis nicht ins Bodenlose stürzen, und Gold wird im kommenden Jahr nicht erneut um 50 Prozent zulegen, aber die Schere zwischen jahrtausendealter Währung und den eng mit dem Nasdaq-Index korrelierten Spekulationsobjekten wird unverändert weit auseinanderklaffen. Es wird spannend zu beobachten sein, wie schnell die neuen Krypto-Anleger, die über ETPs in den Markt eingestiegen sind, das Handtuch werfen werden.

Streng genommen sind wir hiermit am Ende unserer Thesen. Aber es gibt zwei weitere Punkte, die uns beschäftigen, weil sie für Anleger hochrelevant sind, auch wenn sie nicht in das bisherige Schema passen. Und außerdem: Eine Headline mit zehn Thesen klingt viel besser als ein Text mit deren acht!

Demografie, Produktivität und Arbeit

Kaum jemand spricht aktuell über Healthcare und Robotics, aber alternde Menschen, schrumpfende Arbeitsmärkte, Fachkräftemangel und höhere Lohnstückkosten sind langfristige Trends, die auch für Investoren relevant sind. Die zunehmende Adaption von KI ist vor diesem Hintergrund höchst relevant. Verbraucher werden sich auch künftig einen Wettlauf um die coolsten KI-Katzenbilder liefern, aber der wahre Mehrwert von KI könnte sich 2026 bei der Dämpfung des Dramas der schrumpfenden Erwerbsbevölkerung und beim medizinischen Fortschritt andeuten.

Eine mögliche Investmentübersetzung: Healthcare-Aktien, die ohnehin über Gebühr durch die wissenschaftsfeindliche US-MAGA-Administration unter Druck geraten sind, Automatisierung, Robotik, Education Tech und andere Branchen, die von der Automatisierung und AI-Anwendungen profitieren. Zugegeben: Es ist schwierig, den Einfluss sich entwickelnder Querschnittstechnologien auf die Börsenkurse zu prognostizieren, aber mit der Frage nach der Adaption von KI-Anwendungen in der breiten Wirtschaft bringen wir wieder die KI-These oben ins Spiel.

Private Märkte – Risiko oder neue Ertragsquelle?

Private Märkte sind, seitdem das sogenannte Yale-Modell durch den inzwischen verstorbenen David Swensen popularisiert wurde, eine Verheißung für viele Privatanleger. Pensionskassen, Versicherer und Family Offices setzen seit Langem auf Private Equity, Private Credit und Infrastruktur. Das stetig wachsende Universum der privaten Märkte war bisher für die allermeisten Anleger verschlossen. Vorhang auf für ELTIFs – europäische Langfristfonds mit eingeschränkter Liquidität werden als Erschließung einer neuen Welt für Privatanleger beschrieben.

2024 und 2025 sind zahlreiche ELTIFs auf den deutschen Markt gekommen – steckt in jedem von uns jetzt ein  Swensen? Gemach: Die bestenfalls gemischten Erfahrungen vieler Anleger mit offenen Immobilienfonds mahnen zur Vorsicht, wenn die Fondsbranche von den Verheißungen neuer semi-liquider Fonds schwärmt. Wir haben frühzeitig darauf hingewiesen, dass eingeschränkte Liquidität nicht reicht, um eine neue Assetklasse auszurufen. Auch dank des hervorragenden Researchs meines ehemaligen Arbeitgebers Morningstar wissen wir über die Fallstricke von ELTIFs. Private Märkte sind angesichts der Tatsache, dass viele Infrastrukturinvestments abseits öffentlicher Märkte stattfinden, eine interessante Ergänzung. 2026 dürfte – und sollte – wegen der Zahnungsschwierigkeiten der ELTIFs nicht das Jahr der Erschließung privater Märkte durch Privatanleger werden.

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Autor

  • Ali Masarwah ist Fondsanalyst und Geschäftsführer von envestor. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Fonds und ETFs, zuletzt als Analyst beim Research-Haus Morningstar.

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