Anleihen 2025

Perspektiven für Anleihen 2025: Alles eine Frage des Szenarios

Anleihen gelten als klassische Puffer im Portfolio gegen Aktienrisiken. Doch diese Weisheit ist 2022 mit der Rückkehr der Inflation ins Wanken geraten. Auch heute zeigen sich Anleihen volatil. Anleihen 2025: Szenarien und Wege für Anlegende.

 

Anleihen 2025: Rezession? Inflation? Disruption?


Anleihen stellen Investierende 2025 vor die Herausforderung: Welche Rolle können Bonds in turbulenten Zeiten spielen? Um diese Antwort zu geben, müssen wir die Frage präzisieren: Welchen Anleihen sind für welche Entwicklung an den Kapitalmärkten die besten? Wir zeigen zwei Szenarien, die ganz unterschiedliche Wirkungen auf Anleihenstrategien haben können.

Viele Anlegende sind heute aus verständlichen Gründen verunsichert: Lange Jahre galten Staatsanleihen als sicherer Hafen. Als 2022 Investoren mit Bunds, Gilts und Treasuries Verluste von 20 Prozent und mehr erlitten, geriet diese Weisheit ins Wanken. Die Inflation traf die Rentenmärkte hart, weil die Zinsen damals auf einem extrem niedrigen Niveau und plötzlich viel höhere Renditen gefragt waren. Die Kursverluste waren entsprechend der Zinsanstiege heftig. Doch auch heute stellen sich bei Staatsanleihen Fragezeichen: Französische Anleihen kamen zeitweilig wegen politischer Turbulenzen 2024 unter die Räder. Schlimmer noch die Lage bei US-Staatsanleihen 2025: Die erratische Politik der Trump-Administration hat den Kursen von US-Treasuries im April eine Berg- und Talfahrt beschert. Die Renditen zehnjähriger Treasuries stiegen von unter vier Prozent auf gut 4,5 Prozent innerhalb weniger Tage – das erinnert an den Kursrutsch 2022. Sogar die Kurse deutscher Staatsanleihen wackelten Anfang März gehörig, als die angekündigten Infrastrukturausgaben der neuen Regierung auf eine Erhöhung der Staatsverschuldung deuteten. Wie sicher sind also Staatsanleihen heute?

Spiegelbildlich stellt sich die Frage, wie sich Anlegende bei Unternehmensanleihen und anderen riskanteren Bonds positionieren sollten. 2022 konnten scheinbar paradoxerweise die riskantesten Unternehmensanleihen eine recht ordentliche Performance liefern – Hochzinsanleihen verloren mitunter weniger als zehn Prozent und schnitten so deutlich besser als Staatsanleihen ab. 2023 und 2024 legten Unternehmensanleihen weiter zu, und es galt das Motto: Je höher das Risiko, desto besser war der Ertrag. Sollten Anlegende also stärker auf Unternehmensanleihen setzen?

Die eindeutige Antwort auf diese Fragen: Es kommt ganz auf das Szenario an. Kommt eine Rezession, wächst die Wirtschaft doch weiter, oder kommt die Inflation zurück? Wir diskutieren zwei Szenarien und schlagen einen Mittelweg vor.

Rezession: Wenn Sicherheit wieder gefragt ist

Beginnen wir mit dem Szenario, das viele Experten in den letzten Monaten immer wieder an die Wand gemalt haben: Eine Rezession. Wenn die Wirtschaft ins Stocken gerät, Unternehmen weniger investieren, Arbeitsplätze verloren gehen und das Wachstum schwächelt, greifen Notenbanken traditionell zu einem bewährten Mittel: Sie senken die Zinsen. Das Ziel ist klar – Kredite sollen billiger werden, Unternehmen und Verbraucher sollen wieder mehr ausgeben und investieren. Für den Anleihenmarkt bedeutet das: Bestehende Anleihen, die noch mit höheren Zinsen ausgestattet sind, werden attraktiver als Neuemissionen, deren Coupons den niedrigeren Zinssatz reflektieren. Dann steigen die Kurse von älteren Anleihen steigen, weil sie vergleichsweise attraktive Renditen bieten. Auch Unternehmensanleihen mit guter Bonität – sogenannte Investment-Grade-Anleihen – können dann profitieren. Sie bieten meist höhere Zinsen als Staatsanleihen, gelten aber als vergleichsweise sicher – zumindest solange die Wirtschaft nicht stark einbricht.

Diese Logik gilt für Staatsanleihen und Investment-Grade-Bonds, die von Unternehmen begeben werden, nicht jedoch für riskantere Unternehmensanleihen. Schwächelt die Wirtschaft, ist dies für Unternehmen negativ. Daher neigen Anlegende dazu, diese Anleihen zu verkaufen. Auch länger laufende Unternehmensanleihen können dann unter der erhöhten Risikoaversion leiden, auch wenn ihre Verzinsung attraktiver wird gegenüber Neuemissionen, deren Coupons sich auch am Leitzins orientieren.

Historische Beispiele zeigen, wie stark dieser Effekt sein kann. Während der Finanzkrise 2008 etwa stürzten die Aktienmärkte ab, während US-Staatsanleihen kräftig zulegten. Auch im Corona-Jahr 2020 war das Muster ähnlich: Die Notenbanken senkten die Zinsen im Rekordtempo, und die Kurse von Staatsanleihen schossen nach oben. Besonders langlaufende Anleihen profitieren in solchen Phasen, denn sie reagieren besonders empfindlich auf Veränderungen beim Zinsniveau. Wer als Anleger also eine Rezession erwartet, kann mit zehn- oder sogar dreißigjährigen Staatsanleihen gute Chancen auf Kursgewinne haben. Das dürfte auch das Aktienportfolio stabilisieren.

Inflation: Wenn Zinsen zu stark steigen

Das zweite große Risiko am Horizont ist die Inflation. In den vergangenen Jahren ist sie für viele Anleger von einer theoretischen Größe zu einer sehr realen Bedrohung geworden. Die Preise für Energie, Lebensmittel und Dienstleistungen steigen vielerorts schneller, als es die Notenbanken lieb ist. Die große Sorge: Sollte die Inflation nicht wie erhofft zurückgehen, sondern hoch bleiben oder sogar weiter steigen, müssten die Zentralbanken die Zinsen weiter anheben – mit möglicherweise dramatischen Folgen für den Anleihenmarkt.

Ein Blick in die Geschichte zeigt, wie schmerzhaft das werden kann. In den 1970er Jahren etwa sorgten Ölpreisschocks dafür, dass die Preise in den USA und Europa in die Höhe schossen, während die Wirtschaft kaum wuchs. Die Notenbanken mussten die Zinsen massiv anheben, um die Inflation einzudämmen. Für Besitzer langlaufender Anleihen war das eine bittere Erfahrung: Ihre Papiere verloren deutlich an Wert, weil neue Anleihen mit höheren Zinsen auf den Markt kamen und die alten im Vergleich unattraktiv wurden. Wer damals auf Sicherheit gesetzt hatte, musste Verluste hinnehmen – ein Warnsignal für die Gegenwart.

Auch heute sehen manche Anlegende Anzeichen dafür, dass die Inflation hartnäckiger bleiben könnte als erhofft. Die Energiepreise sind zuletzt zwar gefallen, aber Lieferketten sind nach wie vor anfällig, und in vielen Ländern sind die Löhne kräftig gestiegen. Sollte die Inflation erneut Fahrt aufnehmen, geraten vor allem langlaufende Anleihen unter Druck. Ihr größtes Problem: Sie sind auf Jahre hinaus an einen festen Zins gebunden. Steigen die Marktzinsen, verlieren sie an Wert. Für Anleger empfiehlt sich dann ein anderer Ansatz: Kurzlaufende Anleihen sind insofern weniger anfällig für Zinsänderungen, als sie schneller die Leitzinsen reflektieren. Inflationsgeschützte Anleihen, wie die US-amerikanischen TIPS, können helfen, den realen Wert von Anleihen zu erhalten.

Auch Unternehmensanleihen müssen bei steigender Inflation nicht zwingend verlieren. Zumal Bonds aus Sektoren, die von steigenden Preisen profitieren – etwa Energieversorger oder Rohstoffunternehmen – besonders widerstandsfähig sein können. Steigende Inflation kann auch die Folge einer konjunkturellen Erholung sein. Anlegende müssen also auch nach den Ursachen der Preissteigerung Ausschau halten.

Anleihen 2025: Optionen für Anlegende

Angesichts dieser Unsicherheiten von politischer und konjunktureller Seite gibt es keine einfache Antwort, wie man sich als Anleger im Anleihenmarkt positionieren sollte. Die beiden oberen Szenarien sind gegensätzlich. Wer die Zeichen der Zeit richtig deutet und flexibel gedanklich flexibel bleibt, fährt mit Anleihen auch weiter gut. Denn der Basiszins ist einerseits deutlich höher und liefert in vielen Märkten – knapp – positive Realrenditen.

Wer eine Rezession für wahrscheinlicher hält, sollte einen Schwerpunkt auf langlaufende Staatsanleihen legen. Sie profitieren am meisten, wenn die Notenbanken die Zinsen senken. Angesichts des immer noch ordentlichen Zinssockels sind die Erträge von Staatsanleihen noch akzeptabel. Unternehmensanleihen mit guter Bonität können das Portfolio ergänzen, solange das Risiko von Zahlungsausfällen gering bleibt.

Wer hingegen mit einem Anstieg der Inflation rechnet, sollte bei auf kurze Laufzeiten setzen und inflationsindexierte Anleihen beimischen. In beiden Szenarien gilt: Hochverzinsliche Anleihen sind nur etwas für Anleger mit starken Nerven und einem langen Atem. Sie bieten langfristig zwar hohe Zinsen, sind aber in Krisenzeiten besonders anfällig für Ausfälle bzw. für das steigende Risiko.

Es bietet sich allerdings an, Staatsanleihen kritischer zu betrachten, als es die beiden klassischen Szenarien nahelegen. Das Trumpsche Chaos und die hohen Staatsausgaben in den Industrieländern machen Staaten zu weniger soliden Schuldnern, als es historisch der Fall war. Ohne Anlegenden nahezulegen, das Kind mit dem Bade auszuschütten, ist eine systematische Berücksichtigung von Unternehmensanleihen empfehlenswert. Historisch bieten sie höhere Renditen als Staatsanleihen. Zumal nach vorne blickend das geringere Laufzeitrisiko die höheren Ausfallrisiken vertretbar erscheinen lässt.

Hinzu kommt, dass in den vergangenen Jahren Fonds Anlegenden eine immer breitere Palette an Wahlmöglichkeiten bieten: Es geht längst nicht mehr nur um Staats- und klassischen Unternehmensanleihen, sondern es finden sich attraktive Nischen, die andere und auch geringere Risiken bieten als Hochzinsanleihen, die dennoch wegen ihres absoluten Renditeniveaus ebenfalls ein Bestandteil des Anleihen-Repertoires bleiben.

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Autor

  • Ali Masarwah ist Fondsanalyst und Geschäftsführer von envestor. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Fonds und ETFs, zuletzt als Analyst beim Research-Haus Morningstar.

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Ali Masarwah

Ali Masarwah ist Fondsanalyst und Geschäftsführer von envestor. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Fonds und ETFs, zuletzt als Analyst beim Research-Haus Morningstar.
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