Drei Deutschlandfonds unter die Lupe genommen

Im letzten Teil unserer Analyse zu deutschen Aktien stellen wir drei Deutschlandfonds vor, die sämtliche Segmente des deutschen Aktienmarkts abdecken. Im ersten Teil unserer Serie haben wir die Merkmale des deutschen Aktienmarkts, der ziemlich kopflastig ist, erklärt. Im zweiten Teil haben wir erläutert, dass der DAX 30 ein sehr riskanter Index ist. Daher werden wir uns im Folgenden bei unserer Empfehlungsliste auf aktiv verwaltete Deutschlandfonds beschränken.

Natürlich sind aus Anlegersicht Gebühren von unter 0,2 Prozent pro Jahr für Aktienfonds ein verlockendes Angebot. Bei Deutschlandfonds ist kein ETF, der den DAX 30 abbildet, teurer als 0,16 Prozent. Unter den sehr großen DAX ETFs kommt der Xtrackers DAX ETF auf nur 0,09 Prozent an jährlichen Gebühren; mit 0,08 Prozent ist der Lyxor Core DAX der günstigste DAX Tracker am Markt. Doch so wichtig niedrige Kosten für den Anlageerfolg sind, so wenig sind DAX ETFs geeignet, das gesamte deutsche Aktiensegment abzudecken. Sie repräsentieren nur einen kleinen Ausschnitt des deutschen Aktienmarkts.

Deutschlandfonds 2021: Der DAX gewinnt, der MDAX blutet

Wer mit einem ETF auf deutsche Aktien liebäugelt, könnte sich den MDAX ins Depot legen, der in den vergangenen Jahren den DAX um Längen übertroffen hat. Doch die erste Crux an der Sache: Der MDAX wird demnächst zehn seiner Erfolgsbringer beraubt, unter anderem Airbus, Zalando, Siemens Healthineers, Symrise, HelloFresh, Porsche oder Brenntag. Sie werden aller Voraussicht nach im September in den dann auf 40 Aktien erweiterten DAX aufrücken.

Also auf den erweiterten DAX setzen und einen DAX 40 ETF kaufen? Hier kommt die zweite Crux ins Spiel. Der DAX ist nach den Regeln der Marktkapitalisierung gestrickt. Die Top-Aktien im erweiterten DAX werden nicht wesentlich von den Top-Aktien des DAX 30 abweichen. Sind Airbus, Symrise, Zalando und Co im (kapitalisierungsgewichteten) Nebenwerte-Index ganz große Nummern, so werden sie demnächst in der ersten Liga neben Linde, SAP, Siemens und Allianz verblassen.

Eine Kugel, die sitzen muss: Aktive Fonds für deutsche Aktien

Angesichts der relativ geringen Natur des deutschen Aktienmarkts im internationalen Kontext – sie machen nur rund 2,5 Prozent der weltweiten Marktkapitalisierung aus, dürften nur die wenigsten Anleger in der Lage sein, sich zwei oder sogar drei ETFs für deutsche Aktien ins Depot zu legen. Als „One Stop Shop“ eignen sich also aktiv verwaltete Fonds für deutsche Aktien besser als ein ETF auf den DAX oder MDAX bzw. SDAX. Wer sich also in seinem Aktienportfolio mangels Masse keine zwei oder drei Deutschland-ETFs „leisten“ kann, und das dürften die meisten Anleger sein, ist mit einem aktiv verwalteten Standardwertefonds, der Nebenwerte beimischt, am besten bedient.

Wir stellen hier drei vielversprechende Fonds vor, die aus verschiedenen Gründen das Zeug haben, die Kernposition für Deutschland-Aktien im Portfolio innezuhalten. Der Fidelity Germany nimmt dabei wegen seiner Ausrichtung auf Qualitätstitel die Rolle des defensiveren Investments ein, der DWS Deutschland ist eine Kernposition, die jedoch Aufgrund des Einsatzes von Derivaten ein überdurchschnittliches Risiko aufweist. Der Velten Aktien Strategie Deutschland wiederum ist aufgrund seiner Konzentration und der mit Abstand höchsten Nebenwerte-Quote der sportlichste Fonds unserer Empfehlungsliste.

Die Envestor-Fondsportraits finden sich hinter dem Hyperlink hinter den Fondsnamen im oberen Absatz. Für die erste Übersicht über wesentliche Kennzahlen finden unsere Leser in der Tabelle unten eine Auswahl an Datenpunkten zu den drei Fonds im Vergleich zum DAX und dem Durchschnittsfonds für deutsche Aktien.

Tabelle: Die drei Auswahl-Fonds in der Übersicht

Deutschlandfonds
Anteil Unternehmensgröße in Prozent des Fondsvermögens und per 30.7.2021, Daten zum Vermögen (in Mio EUR) per 27.8.2021, Quelle: Morningstar
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Über den Autor

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Ali Masarwah

Ali Masarwah ist Fondsanalyst und Geschäftsführer von envestor. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Fonds und ETFs, zuletzt als Analyst beim Research-Haus Morningstar.
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