Globale Aktienfonds gesucht: Im vierten und letzten Teil unserer Serie zu Welt Portfolios haben wir fünf aktiv verwaltete Fonds ermittelt, die ein klassisches Weltportfolio auf breitere Füße stellen können.
Unsere Serie zu globalen Aktienfonds endet mit einer Auswahl an weltweit investierenden Aktienfonds, die das Ziel haben, ein klassisches Weltportfolio, das sich eng am Weltindex orientiert, zu diversifizieren.
Zur Erinnerung: Im ersten Teil unserer Serie zu Weltportfolios haben wir erläutert, warum der MSCI World inzwischen keine gute Wahl für Anleger ist. Weder als Benchmark für aktive Fonds noch als Underlying für ETFs. Im zweiten Teil haben wir alternative Benchmark Konzepte und deren Merkmale ausführlich erläutert. Im dritten Teil haben wir die Rendite-Risiko-Eigenschaften der MSCI World Herausforderer geprüft. Dabei haben wir festgestellt, dass alternative Benchmarks zwar in gewisser Weise anders aufgestellt sind als der MSCI World, allerdings waren die Unterschiede der alternativen Benchmarks zum Mutter-Index entweder nicht signifikant, oder aber die alternativen Benchmarks hatten ihre ganz eigenen Tücken.
Das bringt uns zum Fazit: Wer heute in globale Aktienfonds investieren will, muss sich vom Gedanken eines One-Stop-Shop, also der Ein-Produkt-Lösung à la MSCI World, verabschieden. Es kommt also auf die Mischung an.
Wir haben uns bei aktiv verwalteten Aktienfonds umgesehen, die weltweit investieren und die aufgrund einer abweichenden Investment Praxis einiges anders machen als der MSCI World.
So haben wir auf der Branchenebene darauf geachtet, keine große Unwucht zuzulassen, vor allem aber die Technologie-Quote zu begrenzen. Die Gewichtung von USA-Aktien war zumeist (mit einer prominenten Ausnahme) ebenfalls deutlich niedriger als im MSCI World. Die meisten der fünf alternativen Fondsideen setzen auch in größerem Umfang auf Nebenwerte, als dies bei globalen Standardwerte-Aktienfonds üblich ist.
Fünf aktive Ergänzungen zu klassischen Welt Portfolios
Schlussendlich haben wir darauf geachtet, dass es sich nicht um Fonds handelt, die katastrophal anders als der MSCI World sind. Das heißt, dass wir darauf geachtet haben, dass die Fonds in Abwärtsmärkten nicht stärker nach unten gehen als der jeweilige Kategorie-Index. (Spiegelbildlich haben wir Abstriche bei der Aufwärtssensitivität gemacht – man kann nun einmal kein Omelette zubereiten, ohne die Eier zu schlagen!).
Im Ergebnis haben wir fünf globale Aktienfonds ermittelt, die eine relativ niedrige Korrelation zum MSCI World aufweisen. Da es sich um Aktienfonds handelt und wir darauf geachtet haben, keine verkappten Absolute Return Fonds hervorzuheben, geht es nicht um eine negative oder auch nicht um eine Null-Korrelation, sondern darum, alternative Aktien-Risiken hervorzuheben. Aber auch Aktien-Alternativen bleiben Aktien, weshalb die Diversifikationswirkung nicht total ist.
Die untere Grafik bildet die fünf Fonds ab sowie die Fünf-Jahres-Korrelation zum MSCI World. Es handelt sich um globale Aktienfonds, die in den vergangenen fünf Jahren ein anderes Performance-Muster gezeigt haben als der MSCI World. Wer sein MSCI World Depot 2016 mit diesen Fonds ergänzt hat, konnte es auf breitere Füße stellen. Da es sich um fünf distinktive Strategien handelt, ist davon auszugehen, dass diese Andersartigkeit kein Zufall war: Hier handelt es sich nicht um Mainstream-Ansätze.
Weiter unten stellen wir abschließend die Fonds in Kürze vor, um zu verdeutlichen, worin sie sich vom MSCI World unterscheiden.
Tabelle: Korrelationen (5 Jahre) von fünf Diversifikations-Kandidaten zum MSCI World
Fundsmith Equity (LU0690374615)
Bei diesem Fonds handelt es sich um einen Klassiker, der in den vergangenen Jahren für Furore in Großbritannien gesorgt hat. Am ehesten ist die Boutique Fundsmith mit Flossbach von Storch in Deutschland vergleichbar. Allerdings handelt es sich bei Fondsmanager Terry Smith, der Gründer von Fundsmith LLP, um einen reinrassigen Aktienmanager. Die Strategie für kontinentaleuropäische Anleger wurde 2011 lanciert. Das ist wichtig, denn britische Fonds werden nach dem Abschied Großbritanniens von der Europäischen Union sind hierzulande kaum noch abgewickelbar. (Bestände von britischen Fonds bleiben in deutschen Depots dagegen zumeist erhalten, können aber oft nicht aufgestockt werden.)
Smith ist bereit, gegen den Strom zu schwimmen und lässt sich auch von Schwächephasen seiner Favoriten beeindrucken. Er investiert langfristig und setzt dabei vor allem auf qualitativ hochwertige Unternehmen, die sich durch stetige Gewinne auszeichnen. Der Fonds ist stark konzentriert, was auch zu Konzentrationsrisiken auf Sektor-Ebene führen kann. Smith setzt typischerweise stark auf defensive Konsumgüter. Der Fonds sieht oft ziemlich anders aus als der MSCI World. Weitere Details finden Sie in den Tabellen zur aktuellen Gewichtung von Ländern, Branchen und der Aktien nach Unternehmenswert an der Börse.
Stewart Investors Worldwide Sustainability Fund (GB00B84RRS92/IE00BFY85982)
Das Nachhaltigkeits Team des Hauses Stewart ist personell gut aufgestellt. Leiter Nick Edgerton und Co-Manager David Gait werden von zwölf Analysten unterstützt. Auch dieser Ansatz hebt auf qualitativ hochwertige Unternehmen ab. Der Stewart Fonds setzt aber andere Schwerpunkte als Terry Smith im Fundsmith. Hier geht es um den sozialen Nutzen von Produkten und Dienstleistungen, also um eine nachhaltige Art des Wirtschaftens. Praktisch wirkt diese Strategie auch wie ein Qualitätsfilter, da die Unternehmen im Portfolio rentabler sind und einen niedrigeren Verschuldungsgrad haben als im Schnitt im MSCI World.
Während in der Vergangenheit defensive Branchen wie Konsum- und Gesundheitsaktien im Fokus standen, sind in den vergangenen Monaten verstärkt Technologieunternehmen hinzukommen. Allerdings handelt es sich nicht um die US-FAANG-Highflyer, die keine weiße ESG-Weste haben, sondern um Namen wir Fortinet, Jack Henry & Associates, Arista und Infineon. Investoren in Deutschland werden infolge des Brexits Probleme haben, die Original-Variante des Fonds, die in Großbritannien aufgelegt ist, zu beschaffen. Die irische Variante des Fonds (Isin: IE00BFY85982) hat zwar eine kürzere Historie, ist aber identisch mit dem Original.
MFS Global Concentrated Equity (LU0219418919)
Fondsmanager Roger Morley und Ryan McAllister setzen auf fundamentales Research, das am Ende zu einem Portfolio mit maximal 30 Aktien führt. Hier dreht sich alles um Wachstumsunternehmen. Allerdings stehen Unternehmen im Vordergrund, die strukturelles Wachstum aufweisen. Das führt zu einer stärkere Berücksichtigung von Konsum- und Gesundheitsaktien. Zyklische Sektoren wie Finanzen oder Rohstoffe finden sich dagegen seltener.
Das Fondsmanagement setzt in der Praxis auf Unternehmen, die Wettbewerbsvorteile haben, etwa mit Blick auf Preissetzungsmacht, Managementqualität, aber auch nachhaltige Wachstumsraten beim Gewinn.
Die Aktienauswahl kann zu Gewichtungen hinsichtlich Länder und Sektoren führen, die sich weit vom MSCI World entfernen. Japan ist überhaupt nicht vertreten, die USA sind untergewichtet, während Europa (einschließlich Großbritannien) deutlich übergewichtet sind. Auf Sektorebene sind Konsumgüter und Pharma sehr stark übergewichtet, wie aus der unteren Grafik hervorgeht.
Quantex Global Value (LI0274481113)
Im Gegensatz zu den oben besprochenen Wachstumsfonds setzt die Schweizer Vermögensverwaltung Quantex auf Substanzwerte. Peter Frech managt den Fonds seit Auflage 2008. Er setzt auf günstig bewertete Unternehmen, was den Fonds typischerweise in diesen Zeiten stark zu Rohstoffwerten und Energieaktien lenkt. Technologie oder Pharma Aktien findet man hier nur in bescheidenem Umfang.
Die Risiken werden zusätzlich abgefedert, indem das Fondsmanagement auch eine Sicherheitsmarge veranschlagt. Auch dieses Portfolio ist mit 30 bis 40 Aktien konzentriert. Dabei werden die Aktien im Fonds gleichgewichtet. Gut die Hälfte der Aktien sind Nebenwerte. Auch wenn das Management auf die fundamentalen Unternehmensdaten abhebt, sind die hohen Gewichtungen von Schwellenländern und Großbritannien kein Zufall. Aktien aus diesen Regionen sind nun einmal deutlich günstiger bewertet als US-Aktien, die eintsprechend untergewichtet sind.
DWS Invest CROCI Sectors (LU1769940021)
Beim DWS Invest CROCI Sectors Fonds handelt es sich im Gegensatz zu allen oben genannten Fonds um ein rein quantitatives Modell. Das heißt, ob eine Aktie ins Portfolio aufgenommen wird oder nicht, entscheidet nicht der Fondsmanager, sondern ausschließlich ein Computer-gestütztes Bewertungsmodell. Die CROCI-Methode ermittelt im ersten Schritt die drei am niedrigsten bewerteten Sektoren, gemessen am Kurs-/ Gewinn-Verhältnis (KGV). Neun Sektoren stehen dabei zur Auswahl: Kommunikationsdienstleistungen, Nichtbasiskonsumgüter, Basiskonsumgüter, Gesundheitswesen, Informationstechnologie, Industrie, Grundstoffe, Versorgung und Energie.
Im zweiten Schritt werden dann die zehn günstigsten Aktien innerhalb der drei Sektoren ausgewählt. Entscheidend dabei ist, das sogenannte CROCI-KGV. CROCI steht dabei für “Cash Return On Capital Invested”. Das heißt, es ist entscheidend, wieviel Kapital ein Unternehmen einsetzen muss und wieviel „Cash“ dabei herausspringt. Dies führt im Ergebnis zu einem eher Value-lastigen Portfolio, das sich stark vom MSCI World abhebt. Aktuell ist der Fonds in den drei Sektoren Basiskonsumgüter, Gesundheitswesen und Versorger besonders hoch gewichtet.
Dieser Artikel ist der vierte Teil einer Serie zum MSCI und seinen Schwachpunkten. Eine Übersicht über unsere Strecke:
Teil I: MSCI World Index: Segen der Vergangenheit, Fluch der Zukunft?
Teil II: Das neue Weltportfolio: radikale und gemäßigte Alternativen zum MSCI World
Teil III: Die heiße Jagd auf den MSCI World Index
Teil IV: Globale Aktienfonds: Fünf Kandidaten für eine bessere Portfolio Diversifikation