Es ist Zeit, am Weltspartag bzw. in der Weltsparwoche innezuhalten und über das Investieren neu nachzudenken. Wie spart man heute am besten? Im Frage-Antwort-Format erläutern wir, warum in Nullzins-Zeiten das Sparschwein ausgedient hat, Fonds für konservative Anleger eine gute Lösung sind und warum gute aktiv verwaltete Mischfonds am besten geeignet sind, aus konservativen Sparern Investoren der Moderne zu machen.
Vom Weltspartrag zum Welttrauertag
Was war das Leben des Sparers nicht früher schön: Man ging zur Sparkasse oder zur Bank seines Vertrauens, legte ein Sparbuch an und fertig war das Investment. Zwar fraß sich auch zu Bundesbankzeiten die Inflation mitunter schmerzlich in den Sparzins rein, doch die Nominalzinsen waren erklecklich, und man konnte sich jedes Jahr am Weltspartag als ordentlicher Sparer auf die Schulter klopfen.
Heute ist der Sparalltag des deutschen Michels grau: immer mehr Banken geben schon ab dem ersten gesparten Euro die Negativzinsen der EZB an ihn weiter. Das passt in die üble Melange, die der Kapitalmarkt für Sparer bereithält: Der Zins ist nicht länger vorhanden, die Renditen sicherer Anleihen befinden sich im negativen Bereich, und die Inflation ist im Jahr 2021 mit Macht zurückgekehrt.
Wir wollen heute nicht der Frage nachgehen, welche Bank noch erkleckliche Zinsen anbietet – das tut faktisch keine. In den Medien und auf Online-Portalen kursieren regelmäßig Tipps zu aktuellen Angeboten, doch die sind oft zeitlich begrenzt und kommen nicht über 0,3 Prozent hinaus. Wie die Süddeutsche Zeitung zum heutigen Weltspartag ermittelt hat, sind bei der griechischen Attica Bank (S&P Rating: „BB“) bei sechs Monaten Laufzeit 0,7 Prozent drin, bei einer dreijähriger Kapitalbindung sind bei der litauischen Payray sogar 1,28 Prozent (Rating immerhin bei „A+“) zu holen.
Kurzum: Der Weltspartag sollte zum Welttrauertag umdeklariert werden. Natürlich gibt es gute Gründe dafür, etwas Geld auf die hohe Kante zu legen. Die Faustregel lautet, mindestens drei Monatsgehälter als Notgroschen vorzuhalten. Der Notgroschen kommt auch ohne Zins aus. (Kunden von Envestor haben natürlich auch die Möglichkeit, bei der Fil Fondsbank (FFB) ein Festgeld-Konto einzurichten.)
Ohne den Kapitalmarkt geht es nicht
Geht es um Sparvorgänge von mindestens zwei Jahren, sollten Festgeld oder Tagesgeld keine Option sein. Kurzfristige Zinsanlage sind bei einer Inflation von aktuell über vier Prozent so negativ, dass auch der behäbigste Sparbuch-Fan umdenken sollte. Es geht kein Weg am Kapitalmarkt vorbei.
Bei Anlagezeiträumen von mehr als zwei Jahren sollten Investmentfonds ins Spiel kommen. Warum, wollen wir in unserem heutigen Beitrag in Gestalt eines Frage-Antwort-Formats zeigen. Anschließend machen wir auf gute Festgeld-Alternativen für Investoren aufmerksam.
Warum sollte der typische deutsche Sparer auf Fonds setzen?
Fonds weisen einige hervorragende Eigenschaften auf, die sich Anleger zunutze machen können und auch sollten: Sie sind zunächst Insolvenzsicher. Das Vermögen des Fondsanlegers ist rechtlich getrennt von den Vermögenswerten des Fondsanbieters, sodass der Hickhack um die Frage, ob die Einlagen gesichert sind, bei Fonds entfällt. Darüber hinaus gilt bei Fonds das Gebot der Diversifikation. Das in Fonds verwaltete Geld muss über verschiedene Emittenten (Unternehmen/Staaten) gestreut sein. Man spricht bei Fonds über die sogenannte 5/10/40-Regel.
Fonds setzen doch auf Aktien. Die sind nicht mit Sparbüchern vergleichbar!
Fonds können auf Aktien setzen, müssen es aber nicht. Es gibt Aktienfonds, aber auch solche Fonds, die in Anleihen oder am Geldmarkt investieren.
Also muss ich mir keine Gedanken über Aktien und ihre Risiken zu machen?
Doch, denn ohne Aktien wird das mit dem Langfristsparen nichts. Dazu gleich mehr. Doch zunächst müssen wir festhalten, was das Tückische an der heutigen Lage am Kapitalmarkt ist: Nicht nur Tagesgeld wirf nichts ab: Auch kurz-, mittel- und sogar langfristige Anleihen liefern bei soliden Staaten oder Unternehmen eine negative Realrendite. Als Maßstab können Anleger die Umlaufrendite nehmen. Das ist die Rendite der im Umlauf befindlichen Bundesanleihen. Sie ist bereits seit 2019 konstant negativ und liegt aktuell bei minus 0,27 Prozent. Auch wer heute eine zehnjährige Bundesanleihe kauft, wird einen sicheren Verlust zum Ende der Laufzeit machen. Das gilt auch für Fonds, die in entsprechende Vermögenswerte anlegen.
Also ist nicht nur das Sparbuch, sondern auch der Rentenfonds tot?
Kurzläufer-Rentenfonds und erst Recht Geldmarktfonds sind heute für Anleger, die längerfristig investieren müssen, definitiv keine gute Wahl. Kein Privatanleger sollte sehenden Auges in Fonds investieren, wenn er damit einen sicheren Verlust erwirtschaftet. Aber es gibt durchaus Rentenfonds, die nach wie vor relevant für Anleger sind. Jenseits sicherer Bundesanleihen (bzw. Papieren aus Österreich, Finnland, den Niederlanden usw.), die Anleger heute zu sicheren Verlierern machen, gibt es Anleihen, die in riskantere Unternehmen oder staatliche Emittenten investieren. Da gibt es noch positive Renditen zu holen. Risikobereite Anleger können sogar auf Fonds für Schwellenländer-Anleihen und weniger gut bewertete Unternehmen setzen, deren Kapitalmarkt-Ratings unterhalb der „BBB“-Schwelle liegen. Diese gelten gemeinhin als hochspekulativ und heißen auf English deshalb sogar „Junk Bonds“.
Am Weltspartag lande ich also bei griechischen Anleihen?
Das würden wir keinem empfehlen. Aber darum geht es auch nicht: Bei Fonds macht die Kombination der Papiere nicht nur die Würze aus, sondern auch die Sicherheit: Erfahrene Fondsmanager mixen die Rentenpapiere so, dass positive Erträge möglich sind und zugleich die Risiken nicht aus dem Ruder laufen. Diversifizierte Euro-Rentenfonds haben zum Beispiel in den letzten drei Jahren deutlich positive Renditen abgeworfen, und das bei einem überschaubaren Risiko. Auch wenn das nicht fortgeschrieben werden kann, ist die Aussicht bei guten Fonds nach wie vor akzeptabel.
Was ist mit den Kosten?
Das ist ein wunder Punkt bei Fonds. Auch wenn die Gebühren von Rentenfonds in den letzten Jahren gesunken sind, reflektieren sie noch nicht die Rendite-Chancen der Anleger. Die sind in den letzten fünf Jahren deutlich gesunken. Anleger sollten deshalb noch mehr als bisher bei Rentenfonds auf die Kosten achten. Anleger, die über Envestor investieren, können einiges an Gebühren wieder herausholen. Für Anleger, die keine Beratung benötigen, können wir mit unserem Cashback einen Teil der Vertriebsgebühren herausholen. Bei riskanten Anleihefonds wie High Yield und Schwellenländer-Renten können wir bis zu 0,5 Prozentpunkte oder mehr an Vertriebsgebühren erstatten, bei herkömmlichen Euro-Rentenfonds immerhin auch 0,2 bis 0,3 Punkte pro Jahr.
Mit Renten-ETFs fahre ich da aber deutlich besser.
Gebührenseitig schon, und es gibt durchaus gute diversifizierte Renten-Indizes, wie etwa den Bloomberg Barclays Euro Aggregate, die sich durch ETFs abbilden lassen. Allerdings liegen die Gebühren hier bei gar nicht so niedrigen 0,2 Prozent pro Jahr. Zudem ist dieser Index nur auf Emittenten mit Investment-Grade Ratings beschränkt, und hier wachsen die Rendite-Bäume definitiv nicht in den Himmel. Generell ist das Angebot an attraktiven Renten-ETFs für Risiko-averse begrenzt. Sehr viele ETFs sind auf gewisse Laufzeiten beschränkt, was für Profi-Anleger interessant sein mag, aber keine gute Lösung für die meisten Privatanleger ist, die mit einem oder zwei ETF den Rentenmarkt abbilden möchten.
Was spricht genau für aktiv verwaltete Rentenfonds?
Auf einen kurzen Nenner gebracht: Die Fähigkeit des Fondsmanagers, die Klaviatur der verschiedenen Bonitäten, Laufzeiten und auch Währungen zu spielen. Das große Plus von aktiv verwalteten Rentenfonds ist, dass sie auf verschiedenen Hochzeiten tanzen können. Typische Euro-Rentenfonds investieren zwar grundsätzlich in sichere Anleihen, mischen aber riskantere Anleihen bei, sodass sich der Gebührennachteil durchaus kompensieren lässt. Und, wie gesagt, der Envestor Spareffekt kann aus teuren einigermaßen attraktiv gepreiste Fonds machen.
Und was ist jetzt mit Aktien?
Ohne die geht es heute nicht. Auch wenn man durch einen guten Anleihen-Mix der Zinsfalle entrinnen kann, können langfristig nur Aktien auskömmliche Renditen liefern.
Die Dividende ist also der neue Zins?
Um Himmels Willen, nein! Dividenden sind zwar Ausschüttungen, die beim Anleger meistens regelmäßig aufs Konto gespült werden, so wie auch die Zinsen von Anleihen, aber Dividenden schütten meistens nur die Unternehmen aus, die Gewinne erwirtschaften. Und wir alle wissen, dass die Geschäfte auch bei sehr erfolgreichen Unternehmen auch bisweilen einmal schlecht laufen, und dann ist die Dividende in Gefahr. Die Dividende hängt also am Tropf des Unternehmenserfolgs, und der ist wechselhaft. Wer die Dividende will, muss das Schwankungsrisiko von Aktien aushalten. Daher sind für Anleger, die es bisher mit dem Sparbuch gehalten haben, Mischfonds die beste Lösung.
Mischfonds also. Was mischen die?
In erster Linie Aktien und Anleihen. Manche kaufen auch in Maßen Gold oder andere Edelmetalle oder halten auch Cash. Gute aktiv verwaltete Mischfonds zeichnen sich einerseits durch langfristige Stabilität aus, nehmen aber auch kurzfristige Chancen wahr und können die Risiken beizeiten reduzieren. Bei Mischfonds gilt im Grunde dasselbe wie bei Rentenfonds: Es gibt zwar einige wenige gemischte ETFs, die einen ziemlich guten Job machen beim Mix der verschiedenen Anlageklassen. Die besten Misch-ETFs finden sich aber bei den ausgewogenen Kategorien wieder, die teilweise mehr als die Hälfte des ETF-Vermögens in Aktien anlegen. Das ist für konservative Anleger, die bisher auf das Sparbuch gesetzt haben, zu sportlich. Bei Misch-ETFs mit einer geringen Aktienquote springt oftmals wegen der sehr konservativen Ausrichtung auf der Rentenseite nicht genug Rendite heraus. Der Vorteil bei guten konservativen Mischfonds ist, dass sie nicht nur einen stabilen Aktien-Renten-Mix liefern, sondern durch moderne Portfoliomanagement-Techniken die Risiken noch weiter als herkömmliche Mischfonds reduzieren, ohne die Renditechancen spiegelbildlich zu opfern.
Woran erkenne ich gute konservative Mischfonds?
Das ist eine sehr gute Frage, auf die es leider keine einfache Antwort gibt. Die herkömmlichen Fonds-Ratings, aber auch Kennzahlen wie die Sharpe Ratio, honorieren derzeit die Fonds, die auf der Rendite-Seite besonders gut in der Vergangenheit gepunktet haben. Das sind Fonds, die auf der Rentenseite von langen Laufzeiten profitiert haben und bzw. oder von hohen Aktienquoten. Wer in der Vergangenheit bei Aktien und Anleihen hohe Risiken eingegangen ist, wurde belohnt, die vorsichtigen Fondsmanager aber nicht. Denn es gab in den vergangenen Jahren nur sehr kurze Phasen mit fallenden Aktien- und Anleihenkursen. Einige Fondsmanager sehen derzeit sehr alt aus, weil sie die Risiken reduziert haben. Solche Fonds zeigen eher schlechte Ratings. Zumindest auf der Rentenseite dürften die riskanten Fonds aber künftig weniger belohnt werden als in der Vergangenheit, weshalb so mancher der scheinbar schlechten Fonds künftig besser dastehen dürfte. Mit unserem Research machen wir auf envestor.de oftmals auf solche Fonds aufmerksam, aber natürlich können wir nicht den gesamten Markt abdecken.
Was mache ich also jetzt?
Erstmal die folgenden Fondsportraits lesen. Wir stellen heute drei Fonds vor, die genau das liefern sollen: Gute Renditen, auch wenn sich die Kapitalmarktbedinugen ändern. Bei Fragen oder Anregungen für weitere Fondsportraits: Einfach eine Email an info@envestor.de, per Tweet an @envestor6 oder uns eine Nachricht auf LinkedIn schicken.
Nachfolgend finden Sie drei empfehlenswerte defensive Mischfonds, die wir konservativen Sparern auf dem Weg zur Moderne zutrauen. Hinter dem jeweiligen Fondsnamen ist ein Hyperlink hinterlegt, der zu den ausführlichen Fondsportraits führt.
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